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Rezension:Die Strategie der Stehauf-Menschen: Krisen meistern mit Resilienz (Taschenbuch)

Die Mediatorin Monika Gruhl hat ein sehr erhellendes Buch geschrieben, das sich mit dem Geheimnis von so genannten Stehauf-Menschen befasst. Sie verdeutlicht, dass diese Menschen die Fähigkeit besitzen, Krisen mit Resilienz zu meistern. Diese Fähigkeit ist nicht angeboren, man kann sie erlernen. Die Autorin zeigt dem Leser sehr anschaulich, wie das funktioniert.
"Resilienz ist die Fähigkeit von Menschen, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für persönliche Entwicklung zu nutzen." (Zitat S. 13)
Dieser Entwicklungsprozess bedingt, dass man Probleme, Leid und Schmerz nicht verdrängt, sondern stattdessen aufmerksam wahr- und annimmt. Nur auf diese Weise ist deren Verarbeitung möglich, nur so lassen sie sich positiv in die persönliche Erlebnis- und Erfahrungswelt integrieren.


Eine resiliente Grundeinstellung hilft in allen Aspekten des alltäglichen Lebens, deshalb auch ist es sinnvoll die eigene Resilienz zu stärken, denn nur sie macht es möglich, nach Turbulenzen die Kontrolle wiederzugewinnen. Die Autorin hebt hervor, dass in schweren Krisen Verzweiflung und Desorientierung zeitweilig angemessen und nicht zuletzt auch heilsam sind, es gerade dann zu einem Zuwachs an Resilienz kommen kann und zwar dadurch, dass man sich anschickt, Steine aus dem Weg zu räumen und gerade aus diesem Tun Vitalität, Stärke und Lebensmut zieht.


Die Autorin hält fest, dass allen resilienten Personen drei Grundhaltungen gemeinsam sind: Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung. Gruhl fragt den Leser nach der grundsätzlichen Haltung gegenüber anderen Mitmenschen und stellt viele andere wichtige Fragen, die man sich ehrlich beantworten sollte. Man muss sich klar machen, dass eine positive Grundstimmung mentale Energien freisetzt und den Nährboden dafür darstellt, zu kreativen Lösungen zu gelangen. Ausgeprägt negatives Denken hindert daran, die Bewältigung von Problemen in Angriff zu nehmen und geeignete Fähigkeiten zu erlernen. Der Autorin gelingt es sehr gut zu vermitteln, woran man fehlenden Optimismus erkennen kann, bevor sie sich dem Thema "Akzeptanz" zuwendet. Dabei lässt sie nicht unerwähnt, dass es manchen Menschen schwer fällt, Mehrdeutigkeit und Vielschichtigkeit zu akzeptieren, aber gerade das Bedürfnis nach Eindeutigkeit oder "klaren Verhältnissen" kann sich Veränderungsprozessen und fruchtbaren Beziehungen in den Weg stellen.


Geduld, Akzeptanz des Unabänderlichen aber auch Selbstakzeptanz kann man erlernen. Resiliente Menschen machen sich bewusst, dass es nicht in ihrer Macht steht, dass Verhalten Dritter oder alle Umstände zu ändern, wohl aber die eigene Einstellung dazu (vgl.:S. 40).


Gruhl erklärt, woran man fehlende Akzeptanz erkennen kann. In diesem Zusammenhang thematisiert sie Ungeduld, Aktionismus, mangelnde Fehlerkultur, Nörgeln, Hadern und Grübeln aber auch Verdrängung. Sie unterstreicht: "Fehler unterlaufen, wo immer Menschen arbeiten, sich bewegen, mit anderen umgehen. Wenn ein Klima erzeugt wird, in dem Fehler peinlich sind oder bestraft werden, führt das dazu, dass Menschen vermeiden, das geringste Risiko einzugehen, beim kleinsten Hinderns aufgeben und destruktive Bewältigungsstrategien entwickeln."( Zitat: S.41)


Die Autorin fragt, im Hinblick auf Lösungsorientierung, ob man zunächst die Schwierigkeiten oder die Herausforderung sieht. Problemorientierte Personen verwenden viel Zeit und Energie darauf Schwierigkeiten zu anaysieren, resiliente Menschen machen sich mehr Gedanken um die Lösung. Gruhl zeigt wie man Optionen entwickelt und befasst sich mit dem kreativen Denken, das die Bereitschaft voraussetzt, sich von Gewohnheiten zu lösen, verschiedene Betrachtungsweisen einzunehmen und sich stets aufs Neue unbekannte Erfahrungsfelder zu erschließen.


Einseitige Problemorientierung, Konventionen und Rituale, unausgewogenes Denken und der Anspruch auf eine schnelle optimale Lösung sind Anzeichen für eine fehlende Lösungsorientierung. Wer dererlei an sich feststellt, muss an sich arbeiten.


Gruhl veranschaulicht, wie man sich selbst motiviert, d.h. wie man es schafft sich immer wieder aufzubauen. Sie fokussiert Selbstdiziplin, die eine Hauptkomponente emotionaler Intelligenz darstellt, weil die Regulierung der eigenen Gefühle und Impulse die Fähigkeit trainiert auch unter großem Druck ruhig und gelassen zu bleiben, dabei ist Stressbewältigung eine Hauptkomponente des resilienten Lebensstils. Mentale Einseitigkeit, Stimmungsabhängigkeit und dauerhafte Entmutigung sind Gradmesser von fehlender Selbstregulierung, derer man sich bewusst werden muss, um sie verändern zu können.


Das Motto lautet: Verantwortung zu übernehmen, die Opferrolle zu verlassen und sich davor hüten Schuldgefühle und Schuldzuweisungen nicht zu überdenken. Passive Vermeidungshaltungen sind auch ungünstig. Erfolgreiche Menschen packen an und sagen auch mal nein, wenn sie merken, dass sie sich zu Gunsten Dritter selbst auszubeuten beginnen.


Gruhl reflektiert wie resiliente Menschen Beziehungen gestalten, Netzwerke aufbauen, wie es um ihre Empathie und ihre soziale Flexibilität steht und verdeutlich, woran man einen Mangel an Beziehungskompetenz erkennen kann. Negative Vorannahmen, übertriebene Erwartungen an Dritte, auch übertriebene Individualisierung dienen nicht der Resilienz, sondern schaden ihr genau so wie pausenlose Kritiksucht.


Resilienz ist ein fortdauernder Prozess, der es möglich macht seine Zukunft positiv zu gestalten und sein Jetzt besser anzunehmen, nicht zuletzt, weil die Vergangenheit nicht überbetont wird. Rückwärtsgewandtheit ist immer ein Hemmschuh, wenn man Krisen bewältigen möchte.


Gruhl zeigt wie man dank Resilienz sein Leben meistert, welche Wege zum Optimismus führen, dass eine positive Sprache, ein ebensolches Selbst- und Weltbild notwendig sind, um den Unwägsamkeiten des Lebens erfolgreich zu begegnen. Gut gefallen haben mir Gruhls Wege zur Akzeptanz und zur Lösungsorientierung, aber auch ihre Tipps, wie man sich selbst besser steuern kann. Ich stimme mit der Autorin darin überein, dass man, um Kraft zu tanken, das tun soll, was man gerne tut. Es stimmt, wenn sie sagt "Meiden Sie Energieräuber- das können Menschen und Situationen sein, bei denen Sie merken, dass Sie Ihnen unangemessen viel Kraft rauben". Man sollte sich nicht die Chancen unnötig beschneiden, zu regenerieren. Wozu auch?


Einen langen Atmen zu behalten ist möglich, wenn man seine innere Resilienz stärkt und vermehrt und sich das Leitbild eines Stehauf-Menschen zu Eigen macht, das auf den letzten Seiten des Buches sehr gut in wenigen Sätzen skizziert wird.



Rezension: Forentroll- Sylvia B.

Gleich vorab: Dieses Buch sollte jeder, der sich anschickt Mitglied eines Forums zu werden, lesen, denn leider ist das ein solches, das immer wieder wahr zu werden scheint. Dies durfte ich am eigenen Leib erfahren. Auch auf den Internetseiten von Emma nachlesbar.

Die Ich-Erzählerin Lyrich berichtet im Rahmen von vielen Briefen an ihre Freundin Lieschen von ihren Erfahrungen im Internet. Arglos wird sie Mitglied eines Forums. Dort halten sich primär Autoren auf, die sich gegenseitig beistehen wollen. Lyrich ist zunächst begeistert von der neuen Welt, die hier an sie herangetragen wird. Das ändert sich als sie mit der destruktiven Energie so genannter Trolle, die jede Forengemeinschaft leider lahm legen kann, vertraut gemacht wird.

Die tapfere Lyrich möchte etwas gegen die Machenschaften der niederträchtigen Trolle unternehmen und lässt sich zur "Trollminatorin" ausbilden. In den Berichten Lyrichs an Lieschen erfährt man ausführlich, wodurch sich solche Trolle auszeichnen. In knappen Worten zusammengefasst: Trolle provozieren und führen Beleidigungsschlammschlachten, um auf diese Weise Aufmerksamkeit zu erzielen. Wie man sich gegen Trolle am besten zu Wehr setzt, bleibt dem Leser dieser kurzweiligen Lektüre nicht länger verborgen.

Lyrichs Aufgabe besteht darin "in foren ausschau zu halten nach trollen sie zu sichten und unschädlich zu machen". Die Ich-Erzählerin verdeutlicht "wenn sie" (sprich die Trolle) "sich verbrüdern können sie schon erheblichen schaden verursachen sogar foren zutrollen und damit ganze forenbetriebe zum erliegen bringen."

Frust, Neid, Missgunst scheinen die Ursachen des niederträchtigen Verhaltens zu sein, das Autoren auch dann aushalten müssen, wenn ihre Bücher schließlich veröffentlicht werden und die übelwollende Konkurrenz als fiese Möchtegernrezensenten mit Multiaccounts die Arbeit eines Autoren zunichte machen suchen.

Schafft es die "Trollminatorin" eine Forumskollegin von den niederträchtigen Trollen zu befreien?

Sylvia B.s hervorragendes Buch ist eine Steilvorlage für das, was sich täglich auch in den Kommentarzeilen der Amazon-Plattform ereignet. Den über 500 000 Rezensenten wird ein Licht aufgehen, wenn ihre Kommentarseiten von Trollen heimgesucht werden und sie werden begreifen lernen, dass man Trolle nicht füttern darf. Man muss sich darüber klar werden, dass destruktive Menschen im Internet die Chance haben, aufgrund der Anonymität ihre kranke Psyche voll ausleben zu können. Man darf bei psychisch Gestörten nicht auf Vernunft hoffen. Der Versuch mit ihnen einen Dialog zu führen, zieht nur weitere Personen mit massiven Persönlichkeitsstörungen an. Gesunde Kommunikation wird vollständig lahm gelegt.

Die Persönlichkeitsstrukturen von Trollen werden in "Die Masken der Niedertracht- Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann“ sehr gut dargelegt. Dieses Buch empfehle ich zur Vertiefung dessen, was man Sylvia B.s Märchen entnimmt, ebenfalls zu lesen.

Sylvia B. hat ihren "Forentroll" in einer zeitgemäßen Sprache verfasst. Sie schreibt alle Wörter klein und setzt ganz bewusst keine Kommas. Stilistisch hat ihr Text etwas Atemloses. Hier spricht eine Macherin, eine erfolgreiche "Trollminatorin", der es mehr um Inhalte als um die Form geht.

Unbedingt lesen!


Rezensiom:Nackt duschen - streng verboten:

Dr. Roman Leuthner stellt in diesem Büchlein die verrücktesten Gesetze der Welt vor. Er erläutert vorab, wie die Gesetze in der Neuen Welt entstehen und welchen tieferen Sinn sie haben. Anschließend liest man zunächst aberwitzige Gesetze aus den USA. So ist es Männern in Miami verboten, sich mit einer sichtbaren Erektion in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Welche Konsequenzen ziehen Männer daraus, insbesondere im Sommer? In New Mexiko ist es Frauen verboten, sich mit unrasiertem Gesicht und unrasierten Beinen in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Dieses Gesetz sollte man auch bei uns einführen. Alle Ästheten werden begeistert "Hurra! " rufen.
In Vermont dürfen Frauen ohne schriftliche Erlaubnis ihrer Ehegatten kein künstliches Gebiss tragen. Fragt man sich doch wieso? Mir fallen nur zwei Gründe ein. In Alaska wiederum ist Elchen per Gesetz untersagt, auf den Bürgersteigen der Stadt der geschlechtlichen Liebe nachzugehen. Ich wusste bislang nicht, dass Elche lesen können. Hochinteressant sind die Gesetze in Florida. Dort ist beim Sex nur die Missionarsstellung erlaubt. Die Brüste einer Frau zu küssen oder Oralverkehr mit ihr auszuüben ist streng verboten. Ferner ist es ein Verbrechen nackt zu duschen. Worin liegt der Sinn sich bekleidet zu duschen? Möchte man auf diese Weise seine Kleider reinigen? Dass solche Verbote Perversitäten Vorschub leisten, zeigen zwei weitere Gesetze aus Florida. Dort ist es nämlich untersagt mit einem Stachelschwein sexuell zu verkehren und öffentliche Mülleimer sexuell zu belästigen. Offenbar sind solche Fälle dort vorgekommen.


In North Carolina ist die Masturbation gesetzlich verboten und in Virginia darf laut Staatsgesetz Sex nur im Dunkeln stattfinden. Es ist eine Pflicht, dass das Licht unbedingt gelöscht wird. Außer der Missionarsstellung sind alle Stellungen verboten. Ob sich jemand wagt diese beiden letzt genannten Gesetze zu übertreten? Wie hoch ist das Strafmaß? Den tieferen Sinn eines Gesetzes aus Pennsylvania habe ich bislang noch nicht durchschaut, wonach es streng verboten ist, sich hinzusetzen, während man seinen Rasen mit einem Schlauch wässert. In Kalifornien ist es Frauen verboten mit einer Haushaltsschürze zu fahren. Was mag der Grund sein? In Maine gibt es ein Gesetz, das verbietet aus einem Flugzeug auszusteigen, während es fliegt. Wer erlässt solche Gesetze?


In New Jersey ist Männern während der Fischfangsaison das Stricken verboten. Ist es nicht ökonomisch sinnvoll beim Angeln einen Pulli zu stricken? Man wird auch über Gesetzestexte aus Australien, Kanada , Asien und Südamerika informiert. So kann ein Ehemann in Uruguay, wenn er seine Frau mit einem Liebhaber inflagranti ertappt, den Liebhaber und seine untreue Frau umbringen oder alternativ den Liebhaber kastrieren. Eine interessante Variante des Machismo.


Man liest auch eine Reihe abstruser Gesetze aus der alten Welt. Ich erspare mir an dieser Stelle auf deutsche Gesetze näher einzugehen, sondern wundere mich stattdessen über die Esten. Bei denen ist es nicht erlaubt, während der körperlichen Liebe Schach zu spielen. Fragt man sich, was dagegen spricht? Dass in französischen Zügen das Küssen verboten ist, hätte ich bislang nicht angenommen. Dieses Gesetz kann von keinem Franzosen erlassen worden sein. In Italien können Männer, die öffentlich einen Rock tragen, verhaftet werden und in England dürfen zwei Männer in einem Haus nur Sex miteinander haben, wenn sich keine weiteren Personen dort aufhalten. Niemals hätte ich geglaubt, dass die freien Ungarn laut Gesetz das Licht beim Sex löschen müssen. Vermutlich hält sich keiner dran.

Eine sehr amüsante Lektüre, wenn man sich für die Abgründe und Aberwitzigkeiten menschlicher Regelungswut interessiert.

Rezension: Wie man sein Leben ändert indem man absolut nichts tut.

Dieses kleine, sehr schön gestaltete Büchlein der Ratgeberautorin Karen Salmansohn habe ich mit viel Genuss gelesen. Ihr Zauberwort heißt Jetzt.

An einer Stelle im Buch erklärt sie das Pareto-Prinzip, welches besagt, dass 80% aller Ergebnisse mit nur 20% des Aufwandes erreicht werden können. Das hängt damit zusammen, dass stets dann, wenn man seine geistige Aktivität herunterfährt, man eine 20/20 Vision entwickelt und überdeutlich jene 20% der Aktivitäten wahrnimmt. Hierdurch entsteht die Möglichkeit, die 80% an Zeit und Energie auf eine solche Weise einzusetzen, dass die Ziele bei den genannten 20% schneller und mit weitaus geringerem Aufwand zu erreichen sind.

An einer weiteren Stelle im Buch bezieht sie sich auf Peter Oupensky, der festgehalten hat: "Unser Unterbewusstsein arbeitet 30 000 mal so schnell wie unser Bewusstsein." Was ist, wenn man es einem gelingt, das Unterbewusstsein anzuzapfen?

Dieser Gedanken und ein weiterer treiben die Autorin um, der es um Entschleunigung und um Effektivität geht.

Gelingt es uns uns, mental von unnötigen Sorgen und Ängsten zu befreien, dann haben wir einen Vorsprung auf dem Gebiet der Realitätswahrnehmung.

Salmansohns Credo sind Übungen im Nichtstun, Übungen bewusst kleine Pausen einzulegen, in denen man an nichts denkt und nur den Moment genießt.

Beispiel: "Wenn ich heute auf dem Weg zu einem Termin mit einem unsympathischen, langweiligen oder auch schwierigen Menschen bin, suche ich überall nach der sonnigen Farbe Gelb. Sobald ich merke, dass meine Gedanken sich nur noch mit der absolut nervigen oder vertrottelten Art dieser Person beschäftigen und ich am liebsten losschreien möchte, tu ich nichts, außer nach Gelb Ausschau zu halten. Ja, ich sehe einfach Gelb statt Rot- mindestens 5 Minuten lang."

Übungen solcher Art finden sich in diesem Büchlein zu Hauf. Das Erfreuliche an den Übungen ist, dass sie tatsächlich funktionieren.

Empfehlenswert.


Rezension: Moderne Familienformen. Navigationshilfe für Alleinerziehende und Patchwork-Familien (Broschiert)

Das vorliegende Buch ist ein Ratgeber für Alleinerziehende und Patchwork-Familien. Obschon ich selbst keine Kinder habe, jedoch über zwanzig Jahre verheiratet bin, habe ich den Text mit großem Interesse gelesen, nicht zuletzt, weil in meiner angeheirateten Familie das Chaos herrscht und meine Neffen sowie meine Nichte zu Leidtragenden des selbstsüchtigen Verhaltens ihrer Väter und Mütter geworden sind. Keiner der vielen Frauen meiner Schwäger, geschweige denn die beiden Männer schafften es den Herausforderungen gerecht zu werden, weil jeder einzelne nur mit den eigenen Befindlichkeiten befasst war und in Dauerauseinandersetzung mit dem / bzw. der jeweiligen Ex (10 an der Zahl bislang) stand. Auf der Strecke blieben die Kinder.

Wenn die elterlichen Konflikte nach einer Trennung der Eheleute anhalten, schaden sie dem Wohle von Kindern, so die Autorin. Das kann ich aufgrund meiner Beobachtungen bestätigen. Dass Beziehungen nicht ewig halten steht außer Frage, deshalb ist es notwendig sich mit veränderten Situationen auseinanderzusetzen und sich darüber im Klaren zu werden, wie man für alle Beteiligten sinnvoll eine vernünftig neue Situation gestaltet. Link zeigt, wie Menschen ihre Gefühle wieder in den Griff kriegen können, denn depressive Verstimmungen sind im ersten Jahr nach der Trennung besonders häufig.

Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl gescheitert zu sein sind offenbar weit verbreitet. Solche Gefühle führen für einige betroffenen dazu, das psychische Gleichgewicht zu verlieren oder körperliche Beschwerden zu entwickeln. Link zeigt Schutzfaktoren im Durcheinander der Gefühle auf und gibt Ratschläge, wie sich der Alltag neu organisieren lässt. Es ist notwendig, Kindern so früh wie möglich die Wahrheit über elterliche Konflikte mitzuteilen und den Kindern die Trennung zu erklären. Aufgabe von Eltern ist es aktiv die Schuld für die Folgen des Scheiterns ihrer Beziehung einzugestehen. Nur dann können sie von der Not ihres Kindes wirklich betroffen sein. Kleine Kinder fühlen sich schuldig, wenn Eltern sich trennen. Sie zeigen Verlustreaktionen, wie Angst, Verwirrung, Weinen, Schuldgefühle, Traurigkeit, gesteigerte Aggressivität, Trotz, Fantasien, vermehrtes Verlangen nach körperlichem Kontakt, Regression. Das sollten Eltern zu Kenntnis nehmen und sehr sensibel auf das verstörte Kind eingehen. Die Autorin zeigt wie man mit jüngeren und älteren Schulkindern und mit Jugendlichen nach einer Trennung umgeht und konstatiert, dass Kinder immer Fragen haben, auch wenn sie keine stellen. Erziehung wird nach einer Trennung wichtiger denn je. Kindern müssen stets Grenzen und Strukturen aufgezeigt werden.


Es ist kontraproduktiv einem Scheidungskind alles durchgehen zu lassen, wenn es sich gut entwickeln soll. Wenn ein Elternteil sich liebevoll um das Kind kümmert, überwindet das Kind nach sechs Jahren die Trennung. Link wartet mit Grundregeln und Tabus im Erziehungsalltag auf und mahnt dabei die Disziplinierungsmaßnahmen des früheren Partners nicht zu sabotieren und zu kritisieren, wenn sie nicht grob gegen alle erzieherischen Regeln verstoßen. Stattdessen sollte man seinem Kind helfen flexibel mit verschiedenen Erziehungsstilen umzugehen. Die Autorin schreibt des Weiteren ausführlich über das Sorge- und das Umgangsrecht und verdeutlicht, dass klare Absprachen nötig sind, damit Elternteile sich nicht bis aufs Messer bekriegen.
Was ist gut fürs Kind? Intensiver ist die Zeit, wenn der andere Elternteil nicht dabei ist. Vermieden werden sollte seinem Ärger Luft zu machen, wenn das Kind vom Ex-Partner abgeholt wird. Das Wichtigste ist, dass man ehrlich bleibt. Kinder spüren unehrliches Verhalten. Die Autorin schreibt über den Sinn der Hilfe von außen und über eine neue Liebe. Wie kann man diese den Kindern vermitteln? Wenn das Kind das Verliebtsein bemerkt, ist es notwendig, eine ehrliche Antwort zu geben. Sollte das erste Zusammentreffen mit dem neuen Partner misslingen, muss man nicht gleich verzweifeln. Die Autorin zeigt auch hier Lösungswege auf.


In der Folge werden die Probleme in einer so genannten Patchwork - Familie aufgezeigt und darauf hingewiesen, dass kindliche Opposition aufzuweichen Geduld erfordert. Weshalb das Modell "FreundVater" alle am meisten befriedigt wird detailliert erläutert, aber es wird nicht unerwähnt gelassen, dass die Erziehung der Kinder in einer Patchwork-Familie immer ein Konfliktherd bleiben wird. Nicht selten macht es Sinn, sich professionelle Hilfe zu besorgen. Im Anhang dieses Buches finden sich Adressen und weiterführende Literatur, die den Betroffenen helfen mit ihrer Situation vernünftig umzugehen.

Sehr empfehlenswert!