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Rezension:Sprudelndes Leben - strömende Zeit. Frauengeschichten vom Älterwerden (Gebundene Ausgabe)

"Alles hat seine Zeit..." (Prediger Salomo 3,1)

 Mehr Bücher als die Jahre zuvor werden über das Älterwerden geschrieben. Darin sehe ich keine Angst der Schreiber, sondern eher das Gegenteil. Man setzt sich mit Gegebenheiten auseinander, flüchtet nicht gedanklich vor Unabänderlichem, nimmt an, was Schönheitschirurgen nicht wegschneiden können, obschon immer mehr Männer und Frauen dies hoffen.

Wie geht man damit um, älter zu werden? Das beschäftigt die 1957 geborene Autorin Dr. Petra Urban, die in ihren Frauengeschichten vom Älterwerden, sich sehr entspannt auf das dem Thema einlässt. Wie sie vermutet, scheint es die verdrängte Angst vor der eigenen Sterblichkeit zu sein, die uns das Alter lieber im fremden als im eigenen Gesicht entdecken lässt. Wohlgemerkt nicht graue Haare und Falten sind es, die beunruhigen, sondern die Angst vor der eigenen Sterblichkeit.

Loslassen ist das große Thema, das eine ganze Generation beschäftigt. Dieses Loslassen gilt es täglich zu üben, um schließlich irgendwann gelassen sein Leben loslassen zu können. Lebensattheit als Ergebnis eines erfüllten Lebens, sollte man nicht negativ bewerten, sondern als einen eher natürlichen, gesunden Zustand. Mehr dazu:Vom rechten Maß. 21 Schritte zur Lebenskunst.

Es ist wichtig den Moment zu genießen, achtsam zu sein und sich seiner Lebendigkeit bewusst zu werden, die in jedem Alter einen anderen Ausdruck hat. Das zeigt die Autorin in ihren Geschichten.

 Beim Lesen der Texte wird klar, dass Menschen, die im Glauben verankert sind, ein geringeres Problem mit den fortschreitenden Jahren haben, sich nicht so sehr nach einem Jungbrunnen sehnen, sondern ihre Jahre annehmen wie sie sind. Älterwerden schenkt die Chance bewusster zu werden, mehr zu erkennen und tiefer zu leben. Kein Grund also, zu trauern, selbst für den nicht, der annimmt, keine unsterbliche Seele zu haben.

Ein nachdenkliches Buch. Ich empfehle es gerne.

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Rezension:Die Wüste atmet Freiheit: Reisende Frauen im Orient 1717 bis 1930 (Broschiert)

"Für die Frauen der westlichen Welt war der Harem ein Spiegel, der ihnen zeigte, was sie hinsichtlich ihrer eigenen, Unabhängigkeit erreicht hatten und welch langer Weg noch vor ihnen lag. Bis ins 19. Jahrhundert hinein bezeichneten Schriftstellerinnen Harem und Schleier als Attribute eines sorgenfreien und freiheitlichen Daseins." (S.129). Dazu fällt mir nur ein Zitat von Goethe ein: "Es irrt der Mensch, solang er strebt."

Vor langer Zeit habe ich eine Briefsammlung eine Bewunderin des Harems gelesen. Bei dieser Dame handelt es sich um Lady Mary Worthley Montagu. An sie erinnerte ich mich spontan als ich mich entschied, mich mit dem vorliegenden Buch von Barbara Hodgson näher zu befassen, das reisende Frauen im Orient 1717 bis 1930 vorstellt.

Die Sentenz "Die Wüste atmet Freiheit" äußerte zwar Isabel Burton im Jahre 1893 aber Lady Mary Worthley Montagu schwärmte bereits 1717 von der Freiheit der Orientalinnen. Ihre Schwärmerei auch war es, die Generationen von Frauen auf Orientreisen die beschworene Freiheit suchen ließen. Dazu erfährt man im Buch mehr.

In vorangegangener Zeit ließ sich der Wunsch von Frauen nach Unabhängigkeit kaum realisieren. Im Orient aber wurden reisenden Frauen beinahe wie Männer behandelt, was Bewegungsfreiheit und Anerkennung anbelangte und trotz dieser Tatsache wurde ihnen der für ihr Geschlecht übliche Schutz gewährt. Das wird den Damen gefallen haben.

Im Buch wird man ausführlich über Europäerinnen im Orient, über Reiselogistik, Reisen für die Wissenschaft, die Frauen des Harem und anderes mehr aufgeklärt. Viele bemerkenswerte Abenteurerinnen werden hier vorgestellt und bringen den Leser ins Staunen. Zitieren möchte ich stellvertretend für alle Isabella Bird. Sie schrieb 1891: "Der Reiz der Basare (von Bagdad) liegt in der Vielfalt der Rassen und Gewänder und im herrlichen Körperbau der Mehrzahl der Männer. Der Europäer verliert sich im 'Nirgendwo'", S.141. Zwei interessante und auch vielleicht entlarvende Sätze, über die sich lange diskutieren ließe.

Ein Buch, dass in eine andere Welt davonträgt und recht kurzweilig mit weiblichem Abenteurertum bekanntmacht.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Die 12 Naturgesetze zum Erfolg (Broschiert)

"Grundsätzlich muss man sich darüber klar sein, dass man tatsächlich alles vom Leben haben kann, aber man muss bereit sein, auch, den gerechten Preis dafür zu zahlen." (Erkenntnis 29, S.197). Kommentar: Abgerechnet wird immer.

Eric Adler hat einen hilfreichen Ratgeber geschrieben. Sein Thema sind die 12 Naturgesetze zu Erfolg. Diese listet er in den Innenseiten des aufklappbaren vorderen Buchdeckel auf und skizziert sie kurz. Die Vorgehensweise gefällt mir gut, weil man sich auf Schnelle einen Überblick verschaffen kann, bevor man sich entscheidet, sich mit diesem Buch näher zu befassen.

Bei den Gesetzen handelt es sich um: Das Gesetz der Verantwortung- Das Gesetz des Lernens- Das Gesetz des Angriffs- Das Gesetz des Vertrauens- Das Gesetz der Wirklichkeit- Das Gesetz der Anpassung- Das Gesetz der Führung- Das Gesetz des Ausgleichs- Das Gesetz des Wachstums- Das Gesetz der Verteidigung- Das Gesetz des Nutzens

In 12 Kapiteln kommen die einzelnen Gesetze näher zur Sprache. Zuvor aber gibt es eine Anleitung zum Buch. Empfohlen wird entweder die Kapitel konsequent durchzuarbeiten und die fünf, wie ich finde sinnvollen Übungen pro Kapitel, konsequent zu realisieren oder sich alternativ ein bestimmtes Kapitel vorzunehmen, das einem situativ am wichtigsten erscheint. Pro Kapitel gibt es einen Selbsttest. Hier kann man herausfinden, wie es um einen steht. Die einzelnen Ergebnisse kann man in ein Diagramm eintragen. Auf diese Weise kann man Fortschritte visualisieren, ohne dass das Niveau sinkt.

Die einzelnen Kapitel beinhalten Trainingselemente. Des Weiteren gibt es Tipps und Lösungen für unterschiedliche Lebensbereiche. Zudem werden 12 Icons und ihre Bedeutung aufgelistet. Diese findet man jeweils zu Ende eines Kapitels. Dort auch wurde Raum für Notizen geschaffen.

Mein Gesamteindruck vom Buch ist positiv. Sehr viel wirklich kluge Erkenntnisse warten auf den Leser. Die Tipps sind alle bestens. Mit einem Wort, ein kluger Ratgeber. Die Aufgabe des Leser besteht darin, sich alles bewusst zu machen und zu üben. Die Übungen, die angeboten werden, überzeugen.

Gefallen hat mir besonders die Erkenntnis 31:"Eine Beurteilung des Einzelnen ist nicht nur überflüssig, sondern kostet auch unnötige Energie. Denn niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt am jetzigen Ort beurteilen, ob das was geschieht, sich positiv oder negativ auf den gesamten Weg auswirkt." (Zitat: S 202)

Ich schätze Erkenntnisse dieser Art, die man sich zu Eigen machen sollte. Im Buch gibt es eine ganze Reihe davon. Menschen, die sich für das Gesetz des Wachstum interessieren, sollten sich bewusst machen:"Zu viele Menschen brechen täglich ihren eingeschlagenen Weg ab- oft ganz knapp vor dem Ziel-, nur weil Sie gerade kein Erfolgserlebnis zu verzeichnen haben. Solche Menschen suchen dann immer wieder neue Wege und verstehen dabei nicht, dass sie sich selbst um die Früchte ihrer Arbeit bringen." (Erkenntnis 35, S. 221) Wie wahr.

Sich mit dem Thema Erfolg zu befassen, halte ich für sehr wichtig, denn ein glückliches Leben kann letztlich nur ein erfolgreiches sein, wobei der Begriff Erfolg nicht vordergründig im hierarchischen Aufstieg zu sehen ist, sondern im Meistern seines ganzen Lebens mit all den Hürden, die es für jeden bis ans Grab bereithält.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Scherben bringen Glück: Pionierinnen der Archäologie (Gebundene Ausgabe)

"Scherben bringen Glück" von Amanda Adams stellt die Pionierinnen der Archäologie vor, als da sind: Amalia Edwards (1831-1892), Jane Dieulafoy (1851-1916), Zilia Nuttall (1857-1933), Gertrud Bell (1869-1926), Harriet Boyd Hawes (1871-1945), Agatha Christie (1871-1945), Dorothy Garrod (1892-1868). Worin könnte das Glück uralter Scherben bestehen? Im Finden? Im Zusammenfügen? Im Namen, den man sich mit einem alten Scherbenfund macht? Oder in der wichtigen Erkenntnis, dass nichts auf Erden wirklichen Bestand hat?

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Vorstellung, was Archäologie anbelangt. Man wollte nur mehr als reines Antiquitätensammeln. Nachdem sich die Archäologie immer mehr als seriöse Wissenschaft entwickelte, öffnete sie sich zunehmend auch den Frauen.

Die im Buch vorgestellten Pionierinnen waren ihrem Wesen nach sehr verschieden, unter ihnen befanden sich unbekümmerte Draufgängerinnen, aber auch kultivierte, sittsame Damen. Amalia Edwards befuhr 1873 mit einem Hausboot den Nil. Sie war übrigens die erste Pionierin und zeichnete Pyramiden. Sie machte sogar eine archäologische Entdeckung auf eigene Faust.

Ich möchte an dieser Stelle die Biografien nicht verkürzt wiedergeben, denn ich will die Spannung auf den Inhalt nicht mindern. Frauen, die ewigen Sucherinnen und Sammlerinnen buddeln gerne in der Erde, um mehr über die Sammelleidenschaften von Menschen in längst abgelebten Zeiten zu erfahren, machen mir diese Biographien klar. Dass Sophia Schliemann sich mit dem "großen Gehänge" aus dem Schatz des Priamos, den ihr Mann Heinrich entdeckte, schmückte, wird gewiss auch ein Motiv vieler weiblicher Archäologinnen der erste Stunde gewesen sein, nicht um sich solche Dinge anzueignen, aber um sie Dritten vorzuführen und sich zu freuen, dass Verschollenes dank ihrer Neugierde wieder aufgetaucht war. Alle Damen, die man im Buch kennen lernt, waren ziemlich neugierig.

Neben den spannenden Texten faszinieren mich die alten Fotografien, am meisten jenes, das drei Cambridge-Studentinnen beim Graben zeigt, (siehe S.199). Erdverbundenheit, Neugierde und Sammelfreude zeichnen m.E. das Wesen von Frauen, aber auch das Berufsbild des Archäologen aus. Insofern ist Archäologin möglicherweise der Idealberuf für Frauen. Es war auch mein Traumberuf als Kind, doch leider erfüllen sich Träume nicht immer.

Nicht unerwähnt lassen möchte ist, dass die Pionierinnen der Archäologie im entscheidenden Moment der Wissenschaftsgeschichte wirkten. Sie haben sich alle einer Denkweise widersetzt, die ihnen Fesseln auflegte und verhalfen Wagemut und Freiheit zum Durchbruch.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Die Geschichte der Medizin: Vom Aderlass bis zur Genforschung (Gebundene Ausgabe)

Dieses reich bebilderte Buch von Mary Dobsen ist bei National Geografic History erschienen und befasst sich ausgiebig mit der Geschichte der Medizin. Untergliedert ist es in vier Abschnitte: Konzepte und –theorien Ärzte und Patienten Behandlungen und Therapien Moderne Medikamente und Impfstoffe Zunächst liest man über Krankheitskonzepte vom alten Ägypten bis zum Fernen Osten und auch von der so genannte Viersäftelehre, die man mit den griechischen Ärzten Hippokrates und Galen in Verbindung bringt. Wenn die Körpersäfte aus dem Gleichgewicht geraten, führt dies zu Unwohlsein und Krankheit, so die Vorstellung dieser Ärzte. Dabei erkannten die Hippokratiker, dass die Natur in der Lage war, das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Man war überzeugt, dass die beste Art die Gesundheit wiederzuerlangen eine gemäßigte Lebensweise war.

Man erfährt Wissenswertes über die griechisch-römische Medizin in der islamischen Welt und Europa und über Seuchen und Epidemien. Natürlich kommt der Schwarze Tod zwischen 1348-1353 zur Sprache, der vermutlich die Hälfte der europäischen Bevölkerung dahinraffte. Vor Jahren habe ich ein umfangreiches Buch über Seuchen gelesen und kürzlich eines, das sich mit der Pest in Salzburg befasst. Ich finde, dass im hier vorliegenden Werk eine gute Zusammenfassung all dieser Unbill nachzulesen ist.

 Es ist nicht zwingend notwendig, das Buch chronologisch zu lesen, sondern man kann sich immer wieder einzelne Beiträge vornehmen. Interessant finde ich den Beiträge von Zahnreißern zu Dentisten und Zahnärzten und wie allmählich Zahnlücken geschlossen wurden oder auch den Beitrag, wie neue Medikamente aus alten Heilmitteln entwickelt wurden. Da ich überzeugt davon bin, dass ein gewisses Maß an Acetylsalicylsäure für die Gesunderhaltung des Körpers wichtig ist, las ich den Beitrag zum Thema "Von der Weidenrinde zum Aspirin" mit besonders großem Interesse. Die Weidenrinde (die natürliche Vorlage für das Aspirin) wurde bereits vor mehr als 5000 Jahren als Medizin verwendet. Man nutzte sie u.a. bei Fieber. 1899 kam Aspirin auf den Markt. Heute gilt es als das meist verwendete Medikament. Niedrig dosiert kann es gegen Blutgerinnsel, bei Herzerkrankungen und zur Minderung des Schlaganfall- und Herzinfarkrisikos eingesetzt werden. Grund genug, sich mit dem Thema Aspirin näher zu befassen, von dem ich vermute, dass es generell auch entzündungshemmende Eigenschaften hat und in der Zukunft noch viel von sich reden machen wird.

Interessant auch die Geschichte des Penicillins und der Impfungen. Erläutert wird, wie bestimmte Impfstoffe wirken. Impfungen aller Art halte ich für unerlässlich und bin eine Befürworterin allgemeiner Schutzimpfungen zum Wohle aller, auch was die Grippe anbelangt.

 Zum Schluss des Buches kann man sich anhand einer Zeitliste einen Überblick verschaffen, wann bestimmte medizinisch relevante Ereignisse stattfand, so etwa im Jahr 1747 als James Lind entdeckte, dass Orangen und Zitronen Skorbut vorbeugen oder 1894 als man endlich den Pest-Erreger entdeckte oder ein ganz wichtiges Ereignis Anfang der 1960er Jahre, denn damals wurde das erste Verhütungsmittel zur oralen Einnahme angeboten.

Die Medizin entwickelt sich heute in einem immer rasanteren Tempo. Welche Folgen dies hat, kann man noch nicht absehen. Vielleicht werden die Menschen immer älter ohne zu altern, vielleicht auch unsterblich, alles ist möglich.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Läden 2013 (Gebundene Ausgabe)

In Zeiten des Internets müssen sich Storedesigner viel überlegen, um Läden zu Rückzugsorten zu gestalten, zu heimeligen Oasen, die an Wohnungen erinnern, zu Räumen also, die man gerne besucht, um sich vom Internet zu erholen:-))

So erklärt Andreas Baumgärtner, der Vorstand bei Marc O` Polo:" Die Schnelllebigkeit und die Informationsflut unseres Alltags führen zur Sehnsucht nach Persönlichem, Wärme und Langsamkeit."

Dies wird an 52 Beispielen im vorliegenden Buch deutlich. Es handelt sich dabei um weltweite Neueröffnungen, die mit zahlreichen Fotos illustriert, die neuesten Entwicklungen in Architektur, Laden- und Lichtgestaltung wie auch Warenrepräsentation zum Thema haben.

Weil die Grenzen zwischen Privatem und öffentlichen immer mehr verschwinden, werden private Rückzugsorte im öffentlichen Raum immer wichtiger. Das zeigt sich auch im Spiel mit Innen- und Außenansichten und dort im Trend zu geöffneten Fassaden. Viel Glas ist im Spiel und damit Transparenz, die durch die offenen Fassaden dokumentiert wird.

Man lernt Fach- und Spezialgeschäfte, Abteilungen, auch großflächige Fachgeschäfte und Modehäuser kennen und erfährt stets, wer für die Architektur, den Ladenbau, das Licht und die Fotos zuständig war. Im Text, der die Bilder begleitet, kann man sich mit der jeweiligen Philosophie auseinandersetzen und beginnt zu erkennen, dass der Ort des Wohlfühlens durch Offenheit und Transparenz gekennzeichnet ist. Wer mit damit nichts anfangen kann, ist eindeutig gestrig.

Mir gefallen diese Läden ihrer klaren Linien und offenen Gestaltung, ihres Lichts und ihrer Transparenz wegen.

Empfehlenswert für alle, die wissen möchten, wo die Reise hingeht, speziell natürlich Ladenbesitzer, die sich Inspiration für die Umgestaltung ihres Ladens holen möchten, aber auch für Lifestyle-Intressierte oder analytische Menschen, die sich mit soziologisch nicht unbedeutenden Veränderungen vielfältiger Art befassen.

 Empfehlenswert. 

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Rezension:Wunderwelt Warenhaus: Eine internationale Geschichte (Gebundene Ausgabe)

Nachdem ich gestern die beeindruckende Autobiographie des Gründers und Aufsichtsratsmitglieds der dm-Drogeriemärkte Götz W. Werner rezensiert habe, möchte ich heute einen Prachtband über die internationale Geschichte der "Wunderwelt Warenhaus" durch eine Rezension vorstellen. Verfasst wurde dieses reich bebilderte Buch von der Soziologin Jan Whitaker und aus dem Englischen von Birgit Fricke, Dörte Fuchs und Jutta Orth übersetzt.

Bevor ich die informativen Texte zu lesen begann, habe ich mich erst einmal ausgiebig in die Bilderwelt vertieft und mich gefreut ein uraltes Foto des Pariser Edelkaufhauses Bon Marché zu entdecken. Grandios ist die Architektur der alten und neuen Kathedralen der Konsumkultur, über die es viel zu erfahren gibt.

Das Werk ist in 7 Kapitel untergliedert: 
Von der Weltausstellung zum Warenhaus 
Ein endloser Einkaufsbummel
Kathedralen der Konsumkultur 
Buhlen um die Gunst der Kunden 
Im Bann der Schaufenster 
Die hohe Kunst der Präsentation 
Der Kunde ist König 

Wissen sollte man, dass sich Warenhäuser und Weltausstellungen gewissermaßen Hand in Hand entwickelt haben. Die Weltausstellungen zwischen 1855 und 1914 dienten Warenhäusern als Inspirationsquelle und lieferten Modelle für ihre Bauweisen und Präsentationsmethoden. Gefördert wurde das Wachstum der Warenhäuser auch durch Fortschritte im Transportwesen. In den Weltwirtschaftskrisen 1890er und 1930er Jahre wurden die vom Publikum geschätzten Kaufhäuser seitens kleiner Händler als besonders bedrohlich empfunden, weil die Warenhäuser ein größeres Werbebudget hatten, niedrigere Preise kalkulieren konnten und deshalb in vielen Segmenten den Markt beherrschten.

Das Bon Marché in Paris galt bis weit in das 20. Jahrhundert hinein als das größte Warenhaus der Welt, wurde aber schließlich von der Pariser Galeries Lafayette überflügelt. Gleichwohl waren es im 20. Jahrhundert amerikanische Warenhäuser, die Paris den Rang als Metropole der Warenhäuser abliefen.

Man lernt neben den alten Warenhäusern in den USA auch solche in England kennen, wobei beispielsweise Harrods 1849 noch ein kleines Lebensmittelgeschäft war. Auch deutsche Warenhäuser kommen zu Sprache. So entstand das erste Karstadt-Haus 1881 in Wismar,des Weiteren lernt man das Stammhaus von Leonhard Tietz in Köln visuell kennen, um schließlich mehr über Gründerinnen und Gründer zu erfahren, zumeist Menschen, die sich lieber außerhalb des Rampenlichts aufhielten. Nicht wenige waren erstaunlicherweise Außenseiter, ohne Macht, Kapital und Beziehungen. Gerade jüdischen Gründern schlug seitens von Beamten und Konkurrenten harte Feindseligkeit entgegen.

Nach dem Tod des Gründers wurden viele Warenhäuser als Körperschaften geführt und interessanterweise spielten zahlreiche Warenhausgründer und ihre Nachfolger in der Kunstwelt eine bedeutende Rolle, sei es als Sammler oder Museumsgründer, (vgl.:S. 55). Zahlreiche Gründer wurden mit Auszeichnungen überhäuft und der Sohn des Gründers Timothy Eaton sogar zum Ritter geschlagen.

Man erfährt, wie das Einkaufen modernisiert wurde. Das Warenhaus wurde zu einem Ort, an dem man sich an einer angenehmen Umgebung und der Gesellschaft vieler Menschen erfreuen konnte, während man schöne Dinge betrachtete, (vgl.S.64). Thematisiert wird, wie man Massen anlockte; man liest auch von Weihnachtsaktionen von Verkaufsspektakeln, wie etwa einer "Weißen Woche" in der Kaufhauskette von Ludwig Tietz, über das man näher unterrichtet wird. Nicht selten überbrückten Warenhäuser umsatzschwache Monate mit Verkaufsausstellungen.

Die Warenwelten werden zur Sprache gebracht. So hatte das Bon Marché etwa als Stoff- und Kurzwarenhandel begonnen und das Sortiment um Damenmäntel und – umhänge erweitert. Bemerkenswerterweise entzündete sich eine Art Kontroverse am Verkauf von Büchern in Warenhäusern, weil man meinte, dass dies den Werte der Bücher schmälere.

Über die Erweiterung des Sortiments in Warenhäusern wird man aufgeklärt und sieht Parallelen zu dem, was derzeit virtuell geschieht. Dabei wird man ein wenig wehmütig, wenn man sich all die schönen alten Konsumpaläste anschaut, die in unserer neuen Welt dem Untergang geweiht sind. Grund genug, sich dieses Buch in die hauseigene Bibliothek zu holen. Nichts geht über schöne Erinnerungen.

Über die große Ära der Warenhausbauten liest man Wissenswertes und kann sich aufgrund vieler Fotos einen Eindruck verschaffen, wie die Architektur dieser Paläste einst ausschaute. Beeindruckend in diesem Zusammenhang ist die imposante Art- nouveau-Glaskuppel der Galeries Lafayette in Paris. Art nouveau und Jugendstil, aber auch die Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Stahlskelettbauweise werden thematisiert, auch die Architektur modernerer Zeiten bleibt in der Betrachtung nicht ausgespart, so etwa die Galeria Kaufhof in Frankfurt am Main. Ein schönes Gebäude.

Nicht uninteressant sind die Werbestrategien, so auch in Zeitschriften und Zeitungen, später im Radio oder Fernsehen, über die man hier mehr erfährt und schließlich die Schaufensterdekorationen, die als Indikator des Zivilisationsgrades galten. Schaufensterauslagen waren die grundlegende Form der Werbung. Man bediente sich der Repräsentationstechniken des Theaters. Oft agierten arbeitslose Bühnenbildner als Schaufensterdekorateure.

Was alles man bot und bietet, um den Kunden fühlen zu lassen, dass er ein König ist, ist wahrlich spannend zu lesen. Zum Schluss wird gefragt, was geschehen wird, wenn die Warenhäiser nicht mehr existieren und was an ihre Stelle rücken könnte? Wir wissen es bereits, denn wir befinden uns ja schon in der Alternativwelt, sei es als Kunden oder Schaufensterdekorateure. Aber nicht zu voreilig. Es gibt da noch andere Möglichkeiten. Darüber in meiner nächsten Rezension mehr.

 Empfehlenswert.

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