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Rezension: Zeit für Veränderung-Anselm Grün-Taschenseminar-Vier-Türme-Verlag

#Anselm_Grün wartet in diesem Frühling mit einem bemerkenswerten Wegbegleiter auf. Es handelt sich dabei um ein Taschenseminar, in dem er praktische Impulse gibt, die helfen sollen, einfacher Entscheidungen zu treffen. Dabei stellt er viele kluge Fragen, die der Leser schriftlich beantworten kann. In dem hübsch illustrierten Buch ist übrigens ausreichend Platz zum Beantworten der vielen Impulse. 

Untergliedert ist das Seminar in die Rubriken: Berufung; Veränderung und Verwandlung; Lebensspur; Wer bin ich?; Selbsterkenntnis; Sagen, Reden, Sprechen; Der Blick nach vorn; Aufbruch. 

Fragen wie "Was lässt dich heute die Zeit vergessen? Findest du eine Parallele zu deinem Spiel als Kind? Schreib es auf?", sind ein guter Impuls, um nachzudenken.

Um Ratschläge wie etwa, dass man sich zuallererst annehmen sollte, so wie man ist, nicht nur zu beherzigen, sondern auch umzusetzen, bedarf es natürlich der Übung. Gerade in einer Phase des Selbstzweifels oder wenn äußere Umstände zu einer beruflichen oder persönlichen Neuorientierung zwingen, sind solche Übungen sehr von Vorteil. 

Einem guten Freund, seine Lebensgeschichte anzuvertrauen, hilft, sich darüber im Klaren zu werden, wie es dazu kam, dass man dort gelandet ist, wo man jetzt steht. Interessant auch ist die Frage "Welche Entscheidungen hast du bewusst getroffen?" Auch die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen halte ich für sehr wichtig. Sich kennenzulernen ist ein langer, nicht einfacher Prozess. 

Die Frage nach den Zielen, die man noch hat und auch nach der Zukunft, die man sich wünscht, sollte man wohlüberlegt beantworten und sich bewusst machen, dass unser Leben nur dann im Fluss bleiben kann, wenn wir es erlauben. Stockt es, sollten wir nach dem Warum fragen. 

Wie Anselm Grün betont, dominieren die jeweils stärksten Motivatoren unser Verhalten über eine mehr oder weniger lange Lebenszeit. Was mag man und was man nicht sollte, gilt es ausloten, zudem macht es Sinn, seine Schattenseiten aufspüren. Das ist wichtig für die Selbsterkenntnis. 

Der Autor betont, dass ein Gespräch nur dann entsteht, wenn wir miteinander sprechen. Genau das wird leider all zu oft vergessen. Sehr gut auch ist die Empfehlung "Versuche mal, genau hineinzuspüren, wie du dich fühlst, wenn Du heute mit verschiedenen Menschen sprichst." Dann liest man Begriffe wie verstanden, ernst genommen, wertgeschätzt, ausgefragt und kann zustimmen oder es lassen. All dies hilft, uns selbst besser kennenzulernen und unsere unerfüllten Wünsche und Hoffnungen zu begreifen.

Ich staune über die Fragen Anselm Grüns. "Wie dringend notwendig ist Veränderung?" solch eine Frage muss man sich bei Leidensdruck stellen. Nur so findet man eine Antwort und beginnt zu handeln. Dann schließlich gibt es den erhofften  Aufbruch und Neuanfang. Wichtig ist, dass man Dinge betrauert, die man hinter sich lässt. Nur so kann man entspannt sich Neuem zuwenden. 

 Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Im Fachhandel erhältlich

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Zeit für Veränderung. Taschenseminar zum Nachdenken und Weiterwachsen (Taschenseminar Anselm Grün)

Rezension: Kinderspiel- Glücksspiel-Kriegsspiel- #André_Postert- dtv

Der promovierte Historiker #André_Postert arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut in Dresden. In seinem vorliegenden Buch thematisiert er große Geschichte in kleinen Dingen wie er im Untertitel des Werks bereits bekundet. Fokussiert wird die Zeit von 1900-1945. 

Worum es geht? 

Um #Kinderspiel, #Glücksspiel und #Kriegsspiel, um ein Alltagsphänomen von Kindern und Erwachsenen also. Weil es ein Alltagsphänomen ist, können ganze Industriezweige und Branchen vom sprichwörtlichen Spieltrieb des Menschen noch immer leben. 

Spielzeug kann alles genannt werden, womit der Mensch spielt, daneben aber gibt es die Spielwaren, die eigens zum Spielen erfunden, produziert und gehandelt werden. Karl Groos übrigens war einer der Ersten, die sich um eine universale Spieltheorie bemühten. Sein Werk "Die Spiele der Menschen" erschien 1899. Besagte Theorie galt für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Aus dessen Sicht war Spiel etwas, das der Erprobung und Bewältigung des Lebens diente. Diese Idee, dass das Spiel des Menschen stets sinnvoll und zur Entwicklung seiner selbst nützlich sei, trägt bis heute das Fach Pädagogik. Diese Vorstellung widerspräche allerdings teilweise unserem Alltagsverständnis, denn gerade Erwachsene sehen darin oft eine Art Alltagsflucht, "frei, lustvoll und spannend" zugleich.

In England unterscheidet  man die Begriffe "Play" (Spiel als Tätigkeit) und "Game" (ein spezifisches Spiel mit Regeln). Spiel also ist etwas, das sich durch Freiheit und Abwesenheit von Zwängen auszeichnet, mithin etwas Kreatives, aber es kann eben auch eine Fülle fester Regeln haben, die man befolgen muss. 

Spiele und Spielsachen haben sich im Laufe der Geschichte verändert. André Postert zeigt in diesem Buch Spiele und Spielsachen und die Menschen, die sich damit befassten, speziell in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es sind beispielsweise Pistolen, Schwerter, Panzer, Zinnsoldaten, ja sogar Nazi-Püppchen, auch Brettspiele, die Gewalt und Krieg verherrlichten und politische Ideologie vermittelten. 

Im Rahmen von  sieben Kapiteln wird man mit höchst sonderbaren Spielen vertraut gemacht und hier zunächst mit Spielen und Spielwaren in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Man liest z. B. über die Mundharmonika, die ihren spektakulären Durchbruch als Massenprodukt im Ersten Weltkrieg hatte. Das Spielen wirkte Trübsinn und Melancholie entgegen und bot zudem Unterhaltung im Beisammensein, schreibt Postert. 

Nicht nur im Krieg erscheint das Spiel als eine Art Paralleltext, in den man vor dem Grauen der Realität flüchten kann, doch hier besonders. Selbst Schach war ein Spiel, das an Militärschulen eingesetzt wurde, weil man dort glaubte, man könne das Terrain auf dem Brett erkunden und fände so Lösungen für komplexe taktische Probleme. Kinder spielten "Schiffe versenken", spielten mit Zinnsoldaten und bekamen Fahnen, Trommeln, Trompeten, Gewehre zu Weihnachten geschenkt. Das Spiel mit Konflikt und Gewalt, so vermutete man später in der Pädagogik sei in der menschlichen Natur verankert. Destruktive Energien kommen als Spiel zur Entfaltung. Doch das Spiel mit dem Krieg verharmloste Gewalt und schürte damals bereits den Hass unter den Völkern.

Das Spiel als Spiegel der Zeit macht mit Modespielen, auch mit vergessenen Spielen vertraut. Man lernt Technikspiele aus damaliger Zeit kennen, natürlich auch die Modelleisenbahn. Puppen und Stofftiere wurden in Thüringen hergestellt, auch sie waren politisch nicht neutral. Plüschtiere sollten im Frieden bei kleinen Jungs den Spielzeugsoldaten ersetzen. All diese Plüschprodukte bedienten das Bedürfnis, das Harmonie und familiäre Besinnlichkeit dem politischen Chaos entgegensetzte. 

Dann gibt es noch das Spielzeug der Illusionen und jenes gegen Fortuna, das man nie gewinnen kann. Über illegale Spielklubs  aus jener Zeit erfährt man Näheres und über die fixe Idee von Spielern, man könne den Zufall berechnen. Der bedeutendste Intellektuelle des 20. Jahrhunderts Walter Benjamin war übrigens ein Spieler. 

Glückspiele in der NS-Zeit werden thematisiert, auch das Spiel mit dem Hakenkreuz und die Nazi-Puppenwelt werden fokussiert. Es wird in der Folge dann immer krasser. Bei den Nazis gab es sogar ein Reichsinstitut für Puppenspiel. Zudem gab es rassistische Spieltheorien und so viel Erschreckendes, dass man nicht glauben mag, dass es sich hierbei um Spiel handelte. 

Spiele und Spielzeug im Holocaust sind ein weiteres großes Thema und dann ist es wieder soweit, dass man von unendlicher Traurigkeit heimgesucht wird. 

Gottlob unterliegen Spiel und Spielzeug dem fortwährenden Wandel, denn sie spiegeln die Geschichte und die Veränderungen in der Gesellschaft. 

Bleibt zu hoffen, dass die Menschen der Zukunft über unser Spielzeug und unsere Spielwelten nicht allzu entsetzt sein werden,  über jene vorangegangener Generationen kann man es durchaus sein. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

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Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel: Große Geschichte in kleinen Dingen 1900-1945