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Rezension: Agromafia- Oliver Meiler- dtv


Oliver Meiler, der Autor dieses Buches, ist Politologe und arbeitet derzeit als Italienkorrespondent der Süddeutschen Zeitung und des Tages-Anzeigers. Der Untertitel seines Werkes macht bereits deutlich, worum es Meiler geht: "Wie ´Ndrangheta & Co. die italienische Lebensmittelproduktion beherrschen- und was auf unsere Teller kommt." 

'Ndrangheta ist eine von drei großen kriminellen Vereinigungen in Italien. Lokalisiert ist sie in Kalabrien, während die "Cosa Nostra" auf Sizilien und die "Camorra" in Kalabrien ihr Unwesen treiben. 

Auf den Innenseiten der Deckblätter ist eine Landkarte von Italien zu sehen mit all den Orten von Sizilien bis Mailand, wo die Akteure aktiv sind. 

Das Buch ist entsprechend in 6 Kapitel untergliedert und behandelt darin all die Ungeheuerlichkeiten dieser kriminellen Vereinigungen und zwar: 
Erstes Kapitel- Sizilien 
Zweites Kapitel- Kalabrien 
Drittes Kapitel- Kampanien 
Viertes Kapitel- Rom 
Fünftes Kapitel –Emilia 
Sechstes Kapitel- Über die Alpen 

Vorangestellt ist den Kapiteln der Prolog, in dem kurz aufgezeigt wird, wie Italien mit seinem Essen die Welt eroberte und wie sich die Mafia auf ihre Ursprünge besann. Tomaten, Olivenöl, Parmesan, Mozzarella etc. gehören bekanntermaßen zur italienischen Lebensart und sind zu Handelsobjekten der kriminellen, italienischen Clans geworden. 

Man liest von einem Ort südlich von Syrakus, genannt Pachino. Dort wächst eine der besten aber auch teuersten Tomatensorten der Welt: Das rote Gold von Pachino. In Italien werden jedes Jahr 5 Millionen Tonnen Tomaten produziert. Im Norden Italiens geschieht dies zwischenzeitlich primär maschinell, wohingegen im weiterhin von Hand geerntet wird. 

Man erfährt von den Machenschaften der Cosa Nostra beim Tomatenanbau, der Ernte und dem Handel, wie sie die Ausweglosigkeit afrikanischen Einwanderer ausbeutet, wie diese Sklaven der Moderne behandelt werden. Doch dies ist nur ein Thema des beklemmend machenden Inhalts dieses Buches.

Olivenöl, dafür steht Kalabrien, ist ein weiteres Thema. Gutes Olivenöl, nach mechanischem Verfahren, ohne Wärmewirkung gewonnen, ist ein Muss in der mediterranen Küche. Unter sieben Euro im Handel, ist es fraglich, ob es sich um ein "Extra Vergine"-Öl handelt, da die Kosten zur Herstellung bereits teurer sind. Die Mafia in Kalabrien verkauft Minderwertiges teuer an ein unwissenden Klientel, so etwa in den USA. 

Darüber hinaus ist der Kokainhandel in Europa in der Hand der ´Ndrangheta. Der Stoff wird aus Südamerika importiert und bringt den Kriminellen pro Kilo 180 000 Euro. Waschmaschine für schmutziges Geld sind die Kryptowährungen, weil diese leicht online zu erwerben sind. 

Unmöglich die vielen Fakten des Buches hier kurz zu skizzieren, vielleicht nur das, auch in Kampanien (Camorragebiet) geht es übel zu. Neben dem Mozzarella ist auch Panettone (der typische Weihnachtskuchen) eine Goldgrube für die Camorra. Zudem unterwanderte diese kriminelle Vereinigung die gesamte Produktionskette von Fisch aus der Region. Schutzgeld muss gezahlt werden. Auf den Märkten bestimmen die die Clans den Preis. Man liest davon, dass die Clans der einzelnen Mafiaorganisationen hin und wieder zusammenarbeiten, sich also nicht bekriegen. Das geschieht dann, wenn die Vorteile entsprechend sind. Transportwege werden von ihnen kontrolliert. Alles verteuert sich. Die Bauern, die Händler und die Abnehmer zahlen. Die EU- Gelder fließen an die Clans der Mafia, die sich die Hände reiben. 

Doch lesen Sie bitte selbst. 

Maximal empfehlenswert 
Helga König

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