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Rezension:Namenlose Empfindung (Gebundene Ausgabe

Dies ist der Katalog zu Ausstellung "Namenlose Empfindung- Jean Paul und Goethe im Widerspruch", die vom 28. August bis 13. Oktober 2013 im Goethehaus in Frankfurt gezeigt wird. Die Ausstellung habe ich bereits gesehen. Die Kuratoren Dr. Konrad Heumann und Bettina Zimmermann haben beim Ausstellungsrundgang darauf hingewiesen, dass man bereits während eines Ausstellungsbesuch sich im Katalog kundig machen möge, um das, was es in den Schaukästen zu sehen gibt, - Handschriftliches der beiden Dichter- besser zu verstehen

Es geht in dieser Ausstellung und auch im Katalog um das schwierige Verhältnis zwischen Jean Paul und Goethe. Die beiden Dichter nämlich haben sich immer wieder aufeinander bezogen, aber ihr Verhalten war eines wenig gelassener Konkurrenten. Jean Paul, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 250. Mal jährt, hat keine Gelegenheit ausgelassen, sich in seinen Werken, Briefen und Gesprächen mit Goethe auseinanderzusetzen. Dabei soll er stets zwischen bedingungsloser Gefolgschaft und trotziger Selbstbehauptung geschwankt haben. Dies zeigt sich in seinen Schriften durch Worte der Bewunderung, aber auch mittels vernichtender Kritik. Goethe ignorierte Jean Paul, verhielt sich gönnerhaft herablassend und demonstrierte ab und an emphatische Zustimmung, aber bloß wegen gewisser kunstpolitischer Voraussetzungen. 

Im Katalog werden die handschriftlichen Texte von Goethe und Jean Paul gezeigt, die in den Schaukästen der Ausstellung zu sehen sind. Die Texte im Buch sind jeweils in Maschinenschrift übertragen und auf diese Weise besser lesbar. Zu allen Schriften gibt es ausführliche Erläuterungen, die in ihrer Gesamtheit dann die Beziehung der beiden für den Betrachter begreifbar machen.

Auf den letzten Seiten findet man Informationen über den Nachlass von Jean Paul, der für Verwirrung gesorgt hat und hat Gelegenheit einen Blick in den Rokokosaal der Weimarer Bibliothek zu werfen, wo man normalerweise Schwanthalers Gipsbüste von Jean Paul, die derzeit im Goethehaus in Frankfurt positioniert ist, bewundern kann. 

Als ich in Weimar in der Anna- Amalia-Bibliothek war, nahm ich die Büste nicht wahr, weil ich mal wieder nur Augen für Goethe hatte, der wie man aufgrund der Ausstellung "Namenlose Empfindung" nun spätestens weiß, auch seine Schattenseiten hatte. 

Selbst ein Gott aus Weimar ist letztlich aus Fleisch und Blut. Deshalb auch konnte er am 26.August 1813 "Gefunden" dichten, um die Verse seiner Frau Christiane als Ausdruck tiefster Verbundenheit in Erinnerung an ihr gemeinsames Gestern zu schenken. Verzeihen wir ihm also seine Unentspanntheiten gegenüber Jean Paul und einigen anderen seiner Kollegen, ich denke spontan an Lenz.

Ich staune über Goethes diszipliniertes Schriftbild. Es ist so verschieden von Jean Pauls Schrift. Dass die beiden Herrn ein Problem miteinander hatten, lassen die Schriften schon erahnen, lange bevor man den Inhalt der Texte gelesen hat.

Empfehlenswert.

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