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Rezension:Es ist nicht alles Holz, was glänzt: Die erstaunliche Herkunft unserer Redewendungen (Broschiert)

Dieses spannend zu lesende Buch enthält 200 Redewendungen, die man zwar immer mal wieder benutzt, aber zumeist nicht weiß, woher sie kommen. Genau das aber ändert sich, wenn man sich in die stets eine Seite umfassenden Texte vertieft, die durch ihre orange-weiße Gestaltung schon allein farbpsychologisch für Aufmerksamkeit sorgen. 

Wenn sie wissen möchten, was nun hinter Redewendungen wie etwa "etwas aus dem Ärmel schütteln", "sich einen Ast lachen", "ein Brett vor dem Kopf haben", "unter uns Pastorentöchtern" etc tatsächlich steckt, dann sollten Sie das Buch lesen.

Das die Redewendung "sich gerädert fühlen" aus längst vergangener Zeit stammt und an eine furchtbare Todesart erinnert, die zuletzt in Preußen 1841 angewandt worden ist, verdeutlicht, dass ein kollektive Wahrnehmungen und Ängste sich immer auf unsere Sprache auswirken. Eine Redewendung wie diese ist geradezu ein sprachliches Mahnmal. Das gilt auch für "unter den Nägeln brennen". Im Mittelalter steckten Folterknechte brennende Kienspäne unter die Fingernägel ihrer Opfer, um sie zu einem Geständnis zu zwingen, (vgl.S.117).

 Ein Buch das ich gerne empfehle, weil es sinnvoll ist, dass man weiß, was man von sich gibt. 

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Rezension: Der Brockhaus in einem Band (Gebundene Ausgabe)

In Zeiten des Internet wird der ein oder die andere fragen, weshalb man sich den BROCKHAUS in einem Band anschaffen sollte. Leseangebote und eine Fülle von Fakten finden sich auch auf Wikipedia. Was dort aber fehlt ist eine ausdrucksstarke Bildsprache, auch finden sich nur bedingt Infografiken und schon gar nicht beziehen dort namhafte Wissenschaftler und Journalisten zu Themen unserer Zeit Stellung und laden zur Diskussion ein.

Sucht man nach einer Begriffserklärung- 40 000 Stichwörter werden mehr als nur zufriedenstellend erläutert-, kann man sich nachdem man sich diesbezüglich schlau gemacht hat, einfach nicht mehr losreißen von diesem insgesamt 1023 Seiten umfassenden Werk. 

Ich blättere zum Buchstaben E (S. 234), weil ich wissen möchte, was genau man unter E-Paper zu verstehen hat. Nachdem ich dies nun weiß, bleiben meine Augen rechts auf Seite 235 bei dem Satz hängen "Dort ist meine Heimat, wo ich meine Bibliothek habe". Der Sentenzen-Schreiber spricht mir aus der Seele. Es handelt sich übrigens dabei um Erasmus von Rotterdam. Man erfährt die wesentlichen biografischen Daten zu diesem 1536 in Basel verstorbenen Humanisten, den Stefan Zweig den ersten "bewussten Europäer "nannte.  

Immer wieder wird man mehrseitig über Schwerpunktthemen aufgeklärt, darunter auch das Thema "Macht und Moral". Dazu schreibt der Philosoph Prof. Dr. Julian Nida- Rümlelin Wissenswertes. Er liefert zunächst eine Definition von Macht und erläutert an zwei Bespielen, dass sich unvollkommene Macht offensichtlich u.a. darin zeigt, dass man seinen Willen gegen Widerstände anderer Personen durchsetzen kann, während vollkommene Macht, wie etwa von spirituellen Führer nicht mehr mit Widerständen konfrontiert wird. Demnach, so der Autor, gehört die Überwindung von Widerständen nicht zum definitorischen Merkmal von Macht.

 "Macht ist die Fähigkeit, andere Personen im Sinne der eigenen Intension zu beeinflussen",(S.560); darunter versteht man die Macht über die Überzeugungen, über das Handeln und die leitenden Gründe der Personen zu erringen. Der Autor erläutert sehr dezidiert, weshalb Unterwerfungsmacht in der Regel partiell, punktuell und labil ist und Macht, die auf Unterwerfung setzt, im Grunde ihre Schwäche demonstriert. Dieser Befund, so Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin korrespondiere mit einem sozialpsychologischen: Der autoritäre Charakter sei ein schwacher Charakter, denn wer autoritär agiert, hat keine Autorität. Wer Autorität besitzt, muss nicht autoritär sein, (vgl.: S.561).

 Das Buch ist spannend zu lesen von der ersten bis zur letzten Seite. Ich empfehle es inhaltlich gerne, aber auch des haptischen Gefühls wegen. 

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Rezension:Fallstricke des Lebens: Vierzig Einstellungen, die Ihr Leben zur Hölle machen. Und 40 Auswege.

Die Autoren dieses sehr guten Ratgebers sind: Dr. Arnold Lazerus (er zählt zu den zehn einflussreichsten Psychotherapeuten in den USA), Dr. Clifford N. Lazarus (er ist klinischer Psychologe und Psychotherapeut sowie Dr. Allen Fay (er arbeitet hauptberuflich als Psychiater). 

Thema des Buches sind 40 Einstellungen, die unser Leben zur Hölle machen und 40 Auswege aus dieser Teufelwohnstätte. Das Buch beginnt mit einem Fragebogen zu unseren Überzeugungen. Hier sind die 40 Überzeugungen aufgelistet, die nach Meinung der Autoren zu viel Ärger führen. In der Folge wird jeweils anhand einer kurzen Story die fokussierte Idee plastisch dargestellt. Dann erfolgt die Analyse. Konstruktiv werden anschließend Sätze zum Entgiften vorgelegt und auf produktive Überzeugungen hingewiesen.

Zu den 40 giftigen Ideen zählen u.a nachstehende: "Versuche stets perfekt zu sein"; "Ein Ultimatum ist ein gutes Mittel, um Auseinandersetzungen zu beenden"; "Behalte deine Gefühle für dich"; "Einmal Opfer immer Opfer"; "Worte sind bindend; ein Versprechen darf man nicht brechen". 

Liest man die einzelnen Analysen, wird klar, worin die Fallstricke all der 40 Einstellungen liegen. Dem Leser wird schnell bewusst, weshalb man diese Einstellungen durch produktive Überzeugungen ersetzen sollte.

Man kann durchaus sehr zuverlässig sein, wenn man sein Wort nur dann hält, sofern uns nicht schwerwiegende, unvorhergesehene Umstände daran hindern. Es ist besser nicht nach Perfektion zu streben, sondern danach, seine Möglichkeiten auszuschöpfen und es ist notwendig zu zeigen, was uns bewegt, weil nur so Vertrauen und Nähe hergestellt werden können. Man muss auch keineswegs immer Opfer bleiben, sondern man kann sich von den Wunden der Vergangenheit frei machen. Wirklich töricht ist es ein Ultimatum zu stellen, denn Konflikte lassen sich durch Verhandlung und Kompromiss am besten lösen. Es ist unmöglich, an dieser Stelle auf alle hier genannten Fehleinstellungen einzugehen, deshalb habe ich willkürlich fünf Ärger und Verdruss nach sich ziehende Regeln genannt und bewusst nicht chronologisch produktiveren Einstellungen gegenübergestellt.

Ein guter Ratgeber, der verdeutlicht, dass man seine Einstellungen immer wieder überdenken sollte und es durchaus angebracht ist, sie mitunter durch produktivere Überzeugungen zu ersetzen. 

 Empfehlenswert. 

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Rezension: Rolf Dobelli- Die Kunst des klugen Handelns

Der Bestsellerautor Dr. Rolf Dobelli wartet in diesem Buchherbst mit dem Ratgeber "Die Kunst des klugen Handelns" auf. Der Untertitel weist unmissverständlich darauf hin, worum es geht, nämlich um konkret 52 Irrwege, die man besser anderen überlässt.

Der erfolgsverwöhnte Schweizer, ein übrigens überaus charmanter Mann, wie ich auf Buchmessen in persönlichen Gesprächen mit ihm immer wieder feststellen durfte, konstatiert in seinem Vorwort, dads klarer zu denken und klüger zu handeln bedeutet, alle Denk- und Handlungsfehler zu beseitigen. Auf diese Weise stellt sich nach seiner Meinung ein besseres Denken und Handeln von alleine ein.

Der Name für dieses Vorgehen, das die Griechen, Römer und mittelalterlichen Denker bereits kannten ist "Via Negativa".

Die Texte für das Buch stammen aus Kolumnen, die der Autor für die "Zeit", für die "Frankfurter Allgemeine" und für die "Schweizer Sonntags Zeitung" verfasst hat.

Dobelli weiß, dass der Weg zum Besseren über die Via Negativa führt. Seine bisherig beachtliche Karriere zeigt, dass man gut beraten ist, seinen Tipps zu folgen. Dieser Mann ist ein exzellenter Stratege.

Die einzelnen Irrwege beschreibt er kurzweilig. In der Kopfzeile jeder Kolumne erfährt man gleich, worum es geht. Für Schnellleser und zum Einprägen zieht der Autor immer wieder ein knappes Fazit. Es schadet nicht, sich kleine Merkkärtchen anzulegen, wie etwa:  "Das bedeutende Wissen liegt im Praktischen. Legen Sie Ihre Ehrfurcht vor dem Wort ab. So - hören Sie jetzt auf zu Lesen, und tun etwas wirklich Gescheites," (Zitat S. 143).

Wie wichtig eine Begründungsrechtfertigung für das eigene Tun oder Unterlassen ist, war mir aus einem anderen Ratgeber bereits geläufig. Nicht bekannt, aber erahnt habe ich, dass es Entscheidungsermüdung gibt. Wer etwas verkaufen möchte, sollte sich die entsprechende Kolumne zu Herzen nehmen und Verkaufsgespräche zu bestimmten Uhrzeiten oder an bestimmten Tagen eher lassen.

Ich stimme mit Dobelli überein, dass unklare Gedanken zu Geplapper führen und sprachliche Äußerungen der Spiegel der Gedanken sind. Jeder kennt Tischgespräche dieser Art, die eine gute Begründung für einen Waldspaziergang liefern.

Es führt zu weit, auf alle Kolumnen im Buch an dieser Stelle einzugehen. Wer schon etwas länger lebt und genau beobachtet hat, wird dem Autor in allen Punkten zustimmen.

Dr. Dobelli und alle, die ihm in seinen empfohlenen Handlungsmustern folgen, dürfen sich freuen, weil ihre Wege zukünftig auf keinen Fall in  Sackgassen führen werden.

Zu erwähnen ist noch ein umfangreiches Literaturverzeichnis zu den aufgezeigten Denk- und Handlungsfehlern zum Ende des Buchs, zudem die angefügten Kurzbiografien über die Illustratoren El Boch und Simone Stehle, sowie über den Autor Dr. Rolf Dobelli.

Die hübschen Illustrationen harmonieren bestens mit den Kolumnen und stimmen den Leser in erster Linie aufgrund der Farben und Motive fröhlich.

Empfehlenswert.

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Rezension: Sabine Bode- German Angst

Was lähmt die Deutschen?

 Die Journalistin Sabine Bode setzt sich in ihrem Buch mit der so genannten " German Angst " auseinander. Im Ausland versteht man unter diesem Begriff eine spezifische deutsche Gemütslage, der man offenbar unbewusst durch ein besonderes Sozialstaatskonstrukt seit Jahrzehnten entgegen zu wirken sucht. Diffuse Ängste verhindern bis heute notwendige Reformen in der Politik und müssen deshalb dringend näher untersucht werden. Bode zeigt, dass die Deutschen mit Schwierigkeiten anders umgehen als ihre Nachbarn und vermutet, dass die Ursachen in unverarbeitenen kollektiven Ängsten aus der Vergangenheit zu finden sind.

Die Autorin informiert sich bei Psychotherapeuten, Psychologen, Hirnforschern, Politikern und Schriftstellern über das Phänomen des Kriegstraumas, das nicht nur die Kriegskinder des 2. Weltkrieges bis heute belastet, sondern sich auch als vagabundierende Ängste bei deren Nachkommen auf fatale Weise manifestiert hat. Immer wieder lässt die Journalistin persönliche Erfahrungen einfließen, wodurch die Autorin noch näher an den Leser heran rückt und dessen erwünschte Öffnung für die Thematik erleichtert.

Argwohn, Depressionen und Wahrnehmungsverzerrung sind die Folge traumatischer Angst. Die Psychotherapeutin Luise Reddemann, die von Bode zu Rate gezogen worden ist, verdeutlicht, dass unbehandelte Traumata Misstrauen und Verlust des Sicherheitsgefühls zur Folge haben. Ausgelöst wurden die Traumata bei den Kriegskindern u.a. durch den Anblick der Toten und Verletzten in den brennenden Städten oder sie entstanden während der Flucht und Vertreibung aus dem Osten.

Die amerikanische Traumforscherin Rachel Yehuda hat herausgefunden, dass sich diese psychischen Belastungen auf die nächste Generation übertragen haben. Wenn ein Elternteil an einer posttraumatischen Störung leidet, dann taucht die Belastung zu 50% bei den Kindern wieder auf. Wenn beide Elternteile traumatisiert sind, überträgt sich die Störung zu 80%. Bei Säuglingen traumatisierter Mütter kann man einen geringeren Spiegel des Anti-Stress-Hormons Cortisol feststellen. Traumatisierte Menschen - auch der 2. Generation- haben häufiger Beziehungsstörungen und psychosomatische Beschwerden, so Bode. Nicht selten neigen sie zu lähmenden Vermeidungsstrategien.

Die Autorin befasst sich in diesem Zusammenhang mit den problematischen Überlebensstrategien nicht behandelter traumatisierter Personen und erläutert den Fachbegriff der "Dissoziation". Um ein Trauma abzumildern, so erfährt man, werden Gefühle und Denken stark voneinander getrennt. Die Angst wird geleugnet und lässt in der Folge die Persönlichkeit des Menschen erstarren. Inwiefern die kriegsbedingte Vaterlosigkeit auf die nächste Generation übertragen und in der Gesellschaft zu zusätzlichen Verunsicherungen geführt hat, wird im Buch ebenfalls thematisiert.

Konkret wird der Frage nachgegangen. welche Auswirkungen schwache Väter, abwesende Väter und gefallene Väter auf die Psyche der Kinder haben und ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Vaterlosigkeit und der Kinderlosigkeit gibt, die derzeit einen gewissen Journalistenkreis dazu veranlasst hat, vermeintlich gebährunwillige Frauen an den Pranger zu stellen. Wie hat sich die seit 1934 etwa 700 000 mal verkaufte Erziehungsvibel von Johanna Haarer auf die nach deren Vorstellungen erzogene Generation ausgewirkt? U.a. legt sie den Müttern nahe ihren Neugeborenen "das Anlitz zu verweigern". Bindungs-, Beziehungs- und Liebesfähigkeit wurden von Anfang an bewusst verhindert. Wie kaputt sind die so misshandelten Menschen durch ihr Leben gegangen?

War ein Dialog mit der Folgegeneration überhaupt möglich? Bode plädiert dafür sich mit Familiengeschichte zu befassen und sich traumatische Voraussetzungen bewusst zu machen. Sie plädiert weiterhin dafür, dass man die eigenen Erfahrungen mit anderen austauscht. Sie ist davon überzeugt, dass ein Erfahrungsaustausch gesellschaftlich zu einem konstruktiven Identitätsschub führen kann, den unser Land dringend notwenig hat. Als Kind einer traumatisierten Familie habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen und kann den Ausführungen Sabine Bodes in jeder Beziehung nur beipflichten.

Sehr empfehlenswert.

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