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Rezension: 12 Gesetze der Dummheit- Henning Beck-Econ



Henning Beck, der Autor dieses Buches, ist studierter Biochemiker und wurde in Neurowissenschaften promoviert. Ihm geht es darum, Denkfehler aufzuzeigen, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern, so seine Worte im Untertitel der hier vorliegenden Publikation. 

Wie er im Vorwort bereits schreibt, resultieren viele Formen der Dummheit nicht aus mangelnder Intelligenz, sondern daraus, dass wir unsere Denkfähigkeit nicht sinnvoll oder besseren Wissens einsetzen. So spielten kognitive Verzerrungen eine Rolle, beispielsweise bei unserer Risikowahrnehmung. 

Im Rahmen von 12 Kapiteln lernt man die 12 Gesetze der Dummheit kennen und wird zunächst damit vertraut gemacht, dass wir offenbar in einer Zeit postwissenschaftlichen Denkens leben. Das heißt konkret, dass spirituelle Bewegungen, trotz unserer auf technisch-wissenschaftlichem Fortschritt gründenden Gesellschaft aktueller denn je sind. Ursächlich hierfür sei der drohende Kontrollverlust. Ein Phänomen unseres Denkens bestehe darin, Zusammenhänge zu sehen, wo es keine gäbe. Speziell in problematischen Zeiten suche der Mensch ebenda Muster, wo keine sind. Das führe dazu, dass beispielsweise ein schlechter Verlauf am Aktienmarkt zur Folge habe, dass sich Horoskope besser verkauften. Astrologie oder ein magisches Ritual verschaffe dann eine vermeintliche Sicherheit.

Zu glauben, dass Bildung ein gutes Gegenmittel gegen unwissenschaftliches Denken sei, sei ein Irrtum. Dies zeigt der Autor an mehreren Beispielen überzeugend auf. So könne nachgewiesen werden, dass ein höherer Bildungsgrad zu Dogmatismus führe. Weshalb das so ist, erklärt der Autor sehr gut und fragt wie man postwissenschaftlichem Denken begegnen könne. Er verdeutlicht, dass ein ideologiefreier Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen der ergebnisfreie und meinungsoffene Gedankenaustausch sei. 

Es führt zu weit, auf alle 12 Gesetze der Dummheit im Rahmen der Rezension näher einzugehen. Erwähnen möchte ich, dass es lt. Beck wichtig ist, häufiger zu erklären, als zu begründen. Begründung ziele auf Nützlichkeit ab und dies führe zwangsläufig zur Konfrontation. Dem kann man nicht widersprechen. 

Der Autor erläutert des Weiteren, weshalb wir uns die Zukunft stets falsch vorstellen. Hier zeigt er u.a. auf, weshalb wir unterschätzen, wie sehr wir uns verändern, auch weshalb wir denken, die Welt sei statisch. 

Des Weiteren bringt er zur Sprache, dass durch das Individualisieren von Meinungen im Internet, die Gefahr besteht, dass sich Menschen in ihren Meinungen radikalisieren und in der Folge antidemokratischer handeln. Dies zeigen bereits Studien aus dem Jahre 2017. Ursächlich sind die sogenannten Bestätigungsfehler, die sich online leichter entfalten können als offline. Die Polarisierung nimmt bekanntlich zu. 

Der Autor schreibt u.a. auch über das Phänomen der Reaktanz, wonach die Menschen lieber frei als klug entscheiden. 

Beck nennt dann die drei Grundregeln des menschlichen Denkens: das Streben nach Freiheit, das Streben nach Ergebnissen, das Streben nach sozialer Anerkennung und macht deutlich, was zu tun ist, dass sich kluge Ideen durchsetzen. Weiter verdeutlicht er, weshalb uns die Zukunft im Grunde egal sei.

Zwei Gründe spielen hier eine Rolle: Wir würden lieber an die Gegenwart denken als an die Zukunft und hielten im Zweifel an dem fest, was wir schon hätten. Jetzt ist bekanntermaßen das esoterische Credo, dem derzeit mit Fleiß gehuldigt wird. Doch das scheint dumm zu sein, denn, so der Autor "Wer an die Zukunft denkt und kurzfristige Impulse unterdrückt, ist erfolgreicher, altert langsamer und lebt gesünder."

Was noch? Sehr viel, so beispielsweise erfährt man, weshalb wir die falschen Probleme zuerst lösen und ungern Risiken eingehen und weshalb dies unklug ist. 

Als Grund, weshalb politische Minderheiten nicht der Sprung in die Mehrheit gelänge, nennt er, dass die Minderheiten Feinbilder schaffen und so an ihrem Untergang arbeiteten. Auch das ist dumm. 

Die Dummheit der bürokratischen Verkomplizierung bleibt auch nicht ausgespart und es wird der Frage nachgegangen, wie sich das Bürokratiemonster bändigen lässt. 

Vielleicht noch etwas: Ja, vielleicht sollte man sich in die vier Zutaten des Schwarzsehens vertiefen und begreifen lernen, dass es klug ist, anstelle schwarzzusehen,  Lösungen zu finden und tatkräftig Kurs zu halten, wenn unsere Welt, wie jetzt gerade, angeblich unterzugehen droht. Schwarzseherei und Larmoyanz wird sie nicht retten.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Frauen des Jahres-Lernen von den Besten für die eigene Karriere-Callwey


In diesem spannend zu lesenden Jahrbuch der "her Career- die Karriere- und Networking- Plattform für Frauen-" werden die herausragendsten 24 Frauen des Jahres porträtiert, die in unterschiedlichen Berufen aufgrund innovativer Ideen, Entschlossenheit und Leidenschaft Karriere gemacht haben.

Das Grußwort zum Buch hat die Gründerin der Messe, Rocks GmbH Natascha Hoffner verfasst, die dazu einlädt,  sich die Vielfalt weiblicher Karrieren zu vergegenwärtigen, sich inspirieren zu lassen und den eigenen Weg zu entdecken. 

Nach drei Vorwörtern zum Buch dann kann man die mit den 24 Karrierefrauen befassen, die in ganz unterschiedlichen Organisationen- vom Start-up bis zum Großkonzern- ihre Karrieren gestaltet und ihre persönlichen Erfahrungen gesammelt haben. 

Wie Andrea Wasmuth, die Vorsitzende der Geschäftsführung Handelsblatt Media Group, so treffend formuliert, spiegeln die Geschichten die Vielfalt der Arbeitswelt wider und dokumentieren, dass es nicht nur einen Weg zum Erfolg gibt. 

Es empfiehlt sich, die Porträts als Leitfaden zur eigenen Karriere begreifen, sich die vielen Ratschläge und praktischen Tipps zu Herzen nehmen und alsdann den "Samen für Veränderung" zu säen. 

Neben den textlichen Porträts der Damen lernt man diese auch stets durch ein Konterfei kennen, kann sich mittels hervorgehobener Zitate rasch mit deren jeweiliger Denke vertraut machen, erhält dazu drei Karriere-Tipps der einzelnen Frauen, des Weiteren eine Leseliste, Infos, welche Webseiten man besuchen solle, welche Studien gibt, worauf es ankommt bei einer Bewerbung und viele andere Tipps und Ratschläge, die für die Karriere wichtig und hilfreich sind. 

Authentizität  ist das A und O, niemals die eigene Persönlichkeit aufzugeben, bleibt bei allem wichtig, wenn man durchstartet und die Bodenhaftung niemals zu verlieren, das sollte man auch nie vergessen, denn sie schützt vor Absturz.

Voneinander zu lernen, das ist die Botschaft, die  hier  sehr gut vermittelt wird.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Ein Leben in Bilder- Das Stefan Zweig Album- Oliver Matuschek-BENEVETO



Der Autor dieses bemerkenswerten Buches, das ich als Juwel bezeichnen möchte, ist der Schriftsteller und Kurator Oliver Matuschek. 

"Ein Leben in Bilder" befasst sich sowohl in den Texten als auch durch über 300 teils unveröffentlichte Fotos mit Stefan Zweig, einem der international erfolgreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Matuschek zeigt, dass Zweig nicht nur durch seine Werke brillierte, sondern als Pazifist und Europäer wie auch als großzügiger Förderer von Nachwuchstalenten überzeugte. Dass Stefan Zweig darüber hinaus ein Handschriftensammler war, soll nicht unerwähnt bleiben. 

Der vorliegende Band mit biografischen Texten enthält zudem private Fotos, Studioaufnahmen, Manuskripte und Erstausgaben aus aller Welt, die mit besagten Texten korrespondieren. Das private Bildmaterial wird in chronologischer Folge präsentiert. Die Texte ordnen das Bildmaterial gekonnt ein. Dabei erheben diese Texte nicht den Anspruch auf vollständige, biografische Darstellung. Die zudem gezeigten Manuskripte, Briefe, Dokumente und Objekte stammen zum größten Teil aus Zweigs Arbeitsumfeld. 

Wie man erfährt, unterstützte der begeisterte Amateurfotograf in seiner Exilzeit Fotografinnen und Fotografen aus Europa und ließ sich beinahe ausschließlich von ihnen aufnehmen. 

Zunächst hat man Gelegenheit "Eine kurze Geschichte der Familie Zweig" zu lesen und sich mit entsprechendem Bildmaterial vertraut zu machen. Geboren am 28.11.1881 in Wien, besuchte der Zweitgeborene der wohlhabenden Fabrikantenfamilie jüdischen Glaubens das Gymnasium, verfasste schon während der Schulzeit Gedichte, Bühnenstücke und Erzählungen und schrieb sich nach dem Abitur an der Universität in Wien in Philosophie und Literaturgeschichte ein. 

Man erfährt, dass Zweig sich im Studium bereits mit dem Aufbau eines Netzwerks von Zeitungsredakteuren, Verlegern und Schriftstellern beschäftigt habe und schon früh mit führenden Schriftstellern in Kontakt stand, unter Ihnen Rainer Maria Rilke, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannstal. Seine Karriere war also kein Zufall, sondern geplant und auf Fleiß und Können basierend.

Man liest von Zweigs erstem Buch und hat Gelegenheit das Cover dieses Lyrikbandes mit dem Titel "Silberne Seiten" zu bestaunen, erfährt auch, dass es vielfach positiv besprochen wurde und Zweig die Rezensionen sammelte. Dann hat man Gelegenheit, sich mit zahlreichen handschriftlichen Texten von Zweig zu befassen und erfährt, dass seine Dissertation mit dem Titel "Die Philosophie des Hippolyte Taine" eines der wenigen abgeschlossenen Werke war, die er nicht veröffentlichte. 

Man erfährt auch, wann er erfolgreich Kontakt zum Insel-Verlag aufnahm und dass er mit dem Gedichtband "Die frühen Kränze" seine nahezu dreißigjährige Zusammenarbeit begründete. Dann liest man von seinen zahlreichen Reisen und hier u.a., dass er in Paris Auguste Rodin kennenlernte und hat Gelegenheit einen Ausschnitt aus Zweigs handschriftlicher Beschreibung seines Besuchs bei Rodin zu studieren. 

1911 war Zweig u.a. auf Kuba und Jamaika. Finanziert hat er die vielen Reisen, wie man erfährt, durch seine Erbschaft und seiner Beteiligung an der Weberei seiner Eltern. Reisen hat ihn zu dem werden lassen, als den man ihn aus seinen Büchern kennt. Weitsichtig  und weltoffen.

Man erfährt natürlich auch wie er seine erste Frau kennenlernte. Es handelt sich um Friderike von Winternitz und dass sich alsbald - Ende 1912-   der Beginn einer Beziehung abzeichnete. Wie sich Zweigs Leben und Wirken während des ersten Weltkriegs darstellte,  wird ebenso interessant beschrieben wie das Wirken in den 1920er Jahren. 

Der erste Weltkrieg habe Zweig zum Pazifisten werden lassen. Man liest von Werken in dieser Zeit, seiner Freundschaft mit dem Maler Franz Masereel, liest von Zweigs fortdauernden Erfolgen und natürlich auch von seinem größten Büchererfolg dem erstmals 1927 erschienen bei Insel Band "Sternstunden der Menschheit". Allein bis 1935 bereits hatte der Verlag 320.000 Exemplare abgesetzt.

Eine Reihe fröhlicher Fotos erinnern daran, dass Hitler noch nicht an der Macht war. Cover von Büchern und Fotos von Stefan Zweig und Friderike wechseln mit informativen Texten ab. Einblicke in seine Bibliothek werden dem Betrachter  auch nicht verwehrt. Zweigs Bibliothek umfasste 1929 bereits 10 000 Bände und soll ständig angewachsen sein Darüber hinaus besaß er 1000 Handschriften aus Literatur Geschichte und Musik. 

Man liest von seinem Buch über Joseph Fouché. Dies war seine erste umfassende Biographie einer historischen Person. Erschienen 1929. Ein beeindruckendes Buch, das ich vor langer Zeit gelesen und über dessen Inhalt ich immer wieder mal nachdenke, wenn Berufspolitiker im Hier und Heute charakterisiert werden. 

Dann liest man zu seinem Bestseller "Marie Antoinette" Wissenswertes. Nicht unerwähnt bleibt ein Originalbrief der Französischen Königin aus Zweigs Autografensammlung und die Verfilmung des Romans in Hollywood. Wer Zweigs Bücher nur zum Teil kennt, wird erstaunt sein über die Fülle, die dieser Schriftsteller produziert hat. Alle spannend zu lesen und erkenntnisfördernd.

Trotz seiner Berühmtheit, veränderte sich 1933 sein Leben. Darüber erfährt man mehr im Kapitel  "Der Weg ins Exil". Auch von seiner neuen Liebe zu Lotte Altmann liest man und der Trennung von Friderike. Bereits 1934  ging er nach England, um schließlich 1942 in Brasilien seinem Leben ein Ende zu setzen.

Trotz seines großen Erfolges entschied der damals 60 jährige gemeinsam mit seiner Frau aus dem Leben zu scheiden. Seinem Abschiedsbrief vom 22.2.1942 kann man die Gründe entnehmen und erahnt,  wie erschöpft er war.

Ein  beeindruckendes  Buch mit unglaublich vielen Fakten, die man im Rahmen einer Rezension nicht alle streifen kann, geschweige denn ist es möglich, das gesamte Bildmaterial auch nur ansatzweise zu würdigen. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Ab heute bin ich nett zu mir-Wie Wohnen dabei hilft-Martina Goernemann-Callwey


Dieses wunderbare Buch von Martina Goernemann ist kein herkömmliches Lifestyle-Buch mit unzähligen Hochglanzfotos, sondern ein Werk mit zahllosen Textminiaturen einer lebensklugen Autorin, die es versteht, im kurzweiligen Plauderton Rat zu geben, ohne dass man sich oberlehrerhaft belehrt fühlt. 

Worum es geht?

Ums Wohnen, ums das entspannte Aufhalten in der Küche, im Wohnzimmer, im Schlafzimmer, im Badezimmer aber auch im Arbeitszimmer. Diese Art des Sich- Aufhaltens setzt voraus, dass man Wert legt auf individuelle Noten, sich vom Zeitgeist zwar beeinflussen, jedoch nicht dominieren lässt.

Goernemanns Räume sind beseelt durch die Art wie sie in ihnen lebt, davon schreibt sie ausführlich und amüsant, aber auch wie sie diese Räume gestaltet. Gefallen haben mir ihre Überlegungen, die sie in ihrer Küche entwickelt hat. Dort schreibt sie am liebsten und zwar am Küchentisch. Dort auch fiel ihr einer ihrer klügsten Sätze ein, wie sie schreibt, der da lautet: "Wenn die Seele quietscht, muss man die Zähne schonen." An diese Empfehlung halte sie sich eisern. Es ist witzig, wie sie über diese SOS-Sofortmaßnahme für Trübsal schreibt und  wie sie erzählt wie sie "kleine, fluffige Brotmatratzen"  bastelt, auf die sie Frischkäse oder Hummus "spachtelt", um mit hochgelegten Füßen diese zu genießen, damit die Mundwinkel wieder dort angelangen können, wo sie gute Laune erkennen lassen. 

Schöne Flaschen sind ein Thema, in die sie hausgemachte Limonade füllt, überhaupt vieles selbst macht, ohne dabei den Anschein einer spießigen Strickliesel zu erwecken. Martina Goernemann ist geradezu himmlisch entspannt. Man weiß, dass sie Recht hat, wenn sie schreibt: "Seele beim Wohnen ist mit Arbeit verbunden." Und man weiß auch, dass Seele nicht käuflich ist. 

Die Autorin geht durch die Räume mit vielen interessanten Ideen, erfreut sich an "Mülljuwelen", sprich alten Blechdosen, die sie verschönert. Sie philosophiert darüber wie man am besten Grenzen zieht, sich von Dingen, aber auch von Menschen trennt, wenn sich die Wege gabeln und lässt erneut ein Trostrezept einfließen, diesmal ist es die "Sofasuppe". Solche Seelenwärmer sind mitunter wichtig und weit besser als Schokolade.

Kleine Geschenke können viel Freude machen, wenn sie von Herzen kommen. Über solche Geschenke denkt die Autorin ebenso nach wie über die ultimative Einrichtungsformel, die sie vorstellt, um schlussendlich ihren Bauch entscheiden zu lassen, weil dieser ein kluger Kopf sei. 

Unmöglich, die vielen Gedanken und versteckten Ratschläge auch nur zu streifen! Klassische Langweile und ihr Gegenteil sind Themen, die im Wohnzimmer abgehandelt werden. Im Schlafzimmer sind es Monogramme auf der Bettwäsche und irgendwann dann Farben, die die Mutter der Sprache des Unbewussten seien. Dieser Gedanke macht dann auf die Folgeseiten neugierig, wo man Einiges über Farbpsychologie erfährt. Meine Lieblingsfarbe ist der "Happymacher". Jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen, er lockt den Botenstoff des Glücks hervor, das Dopamin. Näheres dazu auf Seite 112. 

Sehr gut finde ich die Anmerkungen zu Drahtbügel und die Anleitung zum Glück. Der nachstehende Satz bringt es auf den Punkt "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." 

Wie schläft man am besten ein und was bitte ist die "Wolfsstunde"? Die Autorin lässt es die Leser wissen. Sie weiß viel, gibt es großzügig weiter im charmanten Plauderton und spart dabei auch das Badezimmer nicht aus. Hier schreibt sie über alles Mögliche, auch über Cremetöpfe und zudem darüber, dass 30 das neue 60 sei. Wobei? Beim Betätigen der Waschmaschine. Die Gründe nennt sie natürlich. 

Der Verbandkasten ist ein Thema und ein neuer Look im Badezimmer, auch eine Spiegeldiät wird angesprochen und Wissenswertes zum Arbeitszimmer. Auch hier gibt es wieder hübsche Ideen, wie etwa eine Spardose und Gedanken wie diese "An schlechten Tagen brauchen wir kluge Sätze, die wir uns hinter die Herzklappen klemmen können." Solche Sätze finden sich in diesem Buch zu Hauf. 

Aber überzeugen Sie sich selbst. Lesen macht Freude. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Wenn jeder dich mag, nimmt keiner dich ernst- Martin Wehrle- mosaik



Autor dieses bemerkenswerten Ratgebers ist Martin Wehrle, Deutschlands bekanntester Karriere- und Persönlichkeitscoach. 

Es geht ihm in diesem Buch darum, aufzuzeigen, was man unternehmen kann, um sich Respekt zu verschaffen, kurzum wie man Grenzen zieht. 

Sein Werk besteht aus 3 Teilen: 

Teil 1: Der Koffer-Diebstahl: Was Sie heimlich Respekt kostet 

Teil 2: Die Gesprächs-Falle: Wie Sie Manipulationen abwehren 

Teil 3: Routinen für Respekt: Wie Sie bekommen, was Ihnen zusteht. 

Diese 3 Teile sind in weit mehr als 60 Kapitel untergliedert, die sich jeweils mit speziellen Themen befassen, die alle nur ein Ziel haben, den eigenen "Status-Zustand" positiv zu verändern.  Vier Status-Zustände gibt es nach Martin Wehrle. Diese sind auf den Innenseiten der Buchdeckel näher beschrieben. 

Der erste Teil des Werks enthält u.a. einen aufschlussreichen Anti-Manipulations-Test, mittels dem man erfährt, ob man Grenzen setzen kann. Weiter erfährt man beispielsweise in diesem ersten Teil, auf welche Weise uns Mitmenschen dazu bringen, unseren Willen aufzugeben, welches Lob uns tatsächlich austricksen soll, weshalb andere uns mit passiver Aggression weichkochen und weshalb Erziehung eine einzige Schule der Manipulation darstellt, doch beispielsweise auch, welche heimlichen Status-Spiele täglich unser Leben prägen. Hier werden dann die 4 Status-Zustände, die ich eingangs erwähnte, näher erörtert und in der Folge klar gemacht, was man benötigt, um meisterlich überzeugen zu wollen. 

Man erfährt, was man unter einem "Reframing-Trick" zu verstehen hat und weshalb man ihn in manchen Situationen einsetzen sollte, erfährt des Weiteren- das wird sehr gut beschrieben-, was die vier Grundbedürfnisse sind, die zum Einfallstor für Manipulationen werden können und man lernt die Sprache des Respekts kennen, die uns Mut und Entschlossenheit abverlangt. 

In Teil 2 lernt man Manipulationen abzuwehren. Dies geschieht auf unterschiedliche Weise, so etwa mittels Begründungs-Effekt oder beispielsweise im Rahmen der schwarzen Rhetorik, indem man das Unfaire bremst. Martin Wehrle zeigt an anhand von bestimmten Spezialsätzen, die ihm zu eigen sind, wie man seinem unfairen Gegenüber Grenzen setzt. Sich diese Sätze zu Nutze zu machen, ist tatsächlich hilfreich. Einfach mal ausprobieren. 

Der Autor geht auf unglaublich viele Methoden der Manipulatoren ein, zeigt sehr exakt und nachvollziehbar wie man sich davor schützen kann und befasst sich zudem mit Schlagfertigkeit, die nicht jedem gegeben ist, doch vieles ist auch da erlernbar. Hier auch lernt man zu begreifen, was ein Angreifer mit seinen Provokationen beabsichtigt. Unbedarften ist das oft nicht klar, nicht weil sie dumm, sondern weil sie noch arglos sind.

In Teil 3 dann erlernt man Respektlose zu stoppen. Sehr gut wird erklärt, was man tun kann, wenn jemand unser Nein nicht respektiert. Was beispielsweise tun, wenn jemand uns mit "Gaslighting" zu manipulieren sucht? Und ist es möglich, unangreifbar zu werden? 

Dieses und vieles andere ist Gegenstand des hervorragenden Buches, in dem man immer wieder lesen sollte, um nicht länger überfordert, kleingemacht und angegriffen zu werden und auf diese Weise seine Kreativität zu verlieren.

Maximal  empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Die Sommerhäuser der Dichter- Thomas Lardon (Hrsg)- Corso


Der Sommerstreibtisch von Thomas Lardon, dem Herausgeber dieses bemerkenswerten Buches, befindet sich in Ahrenshoop, dem historischen Künstlerort an der Ostsee. Das lässt bereits erahnen,  welch Geistes Kind dieser Herausgeber ist und was ihn antrieb, vorliegendes Werk auf den Weg zu bringen.

Sehr einfühlsam präsentiert Lardon 35 Sommerresidenzen namhafter Künstler und ordnet die informativen Texte drei Abschnitten zu, als da sind: 

Nichts wie raus aufs Land! 
Das Paradies kann nur am Wasser liegen
Auch in der Stadt riecht es nach Sommer 

Dieses spannend zu lesende Buch, in dem Textbeiträge von 16 Kulturschaffenden über die Sommerhäuser von bekannten Künstlern nachzulesen sind, beginnt mit der Präsentation des Sommerhauses von Berthold Brecht und Helene Weigel. Der Schriftsteller soll eine Vorliebe für großzügiges bürgerliches Wohnen gehabt haben, liest man und entsprechend stellten sich seine beiden Ferienhäuser am Ufer des Schermützelsees dar, die auf einem 3800 Quadratmeter großen Seegrundstücks, inmitten einer parkähnlichen Gartenanlage in "vornehmer Distanz" zueinander standen. Man erfährt wie sich das Leben dort gestaltet hat, auch u.a. dass dort 1953 die "Buckower Elegien" entstanden sind. Anhand von eindrucksvollen Fotos erhält man dann einen visuellen Eindruck von besagtem schönen Ort, der viel über das Seelenleben des Dichters zum Ausdruck bringt. 

Die Beiträge über die Häuser der Dichter im Buch folgen keinem für mich jedenfalls erkennbaren System. Auf das Haus Jean Cocteaus folgt beispielsweise ein eher kurzer Beitrag über das Versteck Heinrich Bölls, das in der Eifel gelegen, vorübergehendes Domizil für den Schriftsteller Alexander Issajewitsch Solschenizyn wurde und heute Teil eines internationalen Netzwerkes ist, das politisch verfolgte Autoren unterstützt. 

Über das "Monk House" von Virginia Woolf habe ich kürzlich erst eine Rezension verfasst und finde, dass Bettina Querfurths Kurzfassung hier wirklich gelungen ist. 

Schön, dass man den Sommersitz der Familie Brentano nicht vergessen hat. Dort in Winkel im Rheingau hielt sich bekanntermaßen Johann Wolfgang Goethe gerne auf. Ein traumhaft schöner Ort übrigens.

Dann lernt man auch in wenigen Worten und einem hübschen Foto das schlichte Haus im Ober-Engadin kennen, in dem Friedrich Nietzsche sieben Sommer zubrachte und in dem heute "geistig und kulturell rege" Menschen zu Gast sein können. 

Ein etwas längerer Textbeitrag zu Albert Einsteins Sommerhaus in der Gemeinde Caputh unweit von Potsdam sagt viel über ihn aus, denn dort liebten ihn  alle um seiner selbst willen, denn kaum einer habe seine Berühmtheit gekannt. 

Auch die Sommerhäuser von Thomas Mann und Siegfried Lenz lernt man kennen und das sommerliche Exil in von Leon Feuchtwanger in Sanary-sur-Mer. Dazu schreibt Feuchtwanger: "Die Landschaft ringsum mein Haus ist schön und voll tiefen Friedens. Berge, Meer und Inseln; eine herrlich geschwungene Küste; Ölbäume, Feigenbäume, Pinien, ein paar verstreute Häuser." Ein Sehnsuchtsort inmitten des Krieges und der Verfolgung  Andersdenkender, wie es scheint. 

Ich möchte hier nicht alle Ferienoasen benennen, die im Buch enthalten sind, doch auf jeden Fall noch den Bericht über das Sommerhaus von Max Liebermann erwähnen, das jede Aufdringlichkeit vermeidet. Liebermann, welch beeindruckender Mensch und Künstler!

Was lässt all die gezeigten Sommerhäuser so charmant erscheinen? Vielleicht der Geist, der von ihnen ausgeht, der die Bewohner überdauert hat? Möglich. Vielleicht aber noch tausend andere Dinge, die es vor Ort erst wirklich zu entdecken gilt.

Kreativität benötigt Auszeiten. In Sommerhäusern versprechen sie gewiss märchenhaft zu werden.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Die schönsten Restaurants & Bars- Alexandra Gorsche- Cornelia Hellstern- Callwey



Herausgeber dieses reich bebilderten Buches ist der Deutsche Hotel-und Gaststättenverband. Die Autorin der Publikation ist Cornelia Hellstern und Alexandra Gorsche, Verfasserin der Einleitung, ist Geschäftsführerin von Falstaff Profi. 

Worum es geht? Um den großen Interior- und Gastronomie- Award “Die schönsten Restaurants und Bars" im deutschsprachigen Raum. Gezeigt werden 50 ausgezeichnete Projekte- von der Private-Dinner-Location zum temporären Nachbarschaftstreff, vom Mitarbeitercafé zur Kaviar-Boutique. 

Wie die Autorin uns wissen lässt, steht der nachhaltige Umgang mit Ressourcen für viele Betriebe im Vordergrund. Darüber hinaus spielen Kochroboter in Zeiten des Personalmangels eine nicht unerhebliche Rolle. Frau Gorsche erinnert daran, dass die essentielle Bedeutung der Gastronomie für Wirtschaft, Kultur und soziales Miteinander noch nie so deutlich wurde. Es sei die Wohlfühlatmosphäre, die durch die bestimmte Innenarchitektur, Licht, Möbel und Oberflächen die Atmosphäre des Ortes ausmachen. Dabei verrate das Interieur den Charakter eines Gastronomiebetriebes, noch bevor die Speisen und Getränke gekommen seien. Gutes Design sei gelungen, wenn es die Werte einer Marke widergäbe. 

Vorgestellt wird die Jury 2023. Alsdann geht es zur Sache. 

Zunächst erfährt man, wer den 1. Preis Restaurant erhalten hat und kann sich das damit ausgezeichnete Restaurant auf Bilder anschauen, die Laudatio dazu lesen, erfährt im Rahmen eines weiteren Textbeitrages mehr über das Design und anhand standardisierter Projektdetails etwas zur Namen der Innenarchitekten, der Gastronomen, Fertigstellung, Gesamtfläche, Gastraum, Arbeitsfläche, Personen im Service, Anzahl der Sitzplätze, Strandort und wer die Fotos gemacht hat. Des Weiteren gibt es ein Zitat der Architektin, die ihre Philosophie bei dem Konzept zum Ausdruck bringt und eine Skizze des jeweiligen Etablissements . 

Es folgen dann der 1. Preis "Bar" und "Cafe & Bistro". In der Präsentation wird wie beim 1. Preis "Restaurant" verfahren. Dann folgen Anerkennungen und Fotografiepreis,  alsdann die ausgezeichneten Projekte. 

Beim ersten Durchblättern hielt ich spontan inne bei "21gramm Berlin". Es handelt sich um eine ehemalige Friedhofskapelle in Berlin, mit verwunschenem Innenhof, die, wie man liest von der besonderen Atmosphäre seiner historischen Mauern lebt und doch klar im Hier und Heute angekommen sei. Der Raum strahle zugleich Ruhe und Lebensfreude aus. Genau das sei faszinierend. Fand ich auch.

Bei den vielen Projekten, die gezeigt werden, wird auf eine Laudatio verzichtet, Textbeitrag, Fotos und Projektdetails werden allerdings jeweils präsentiert, sodass man einen guten Überblick erhält. 

Modernes Design steht im Vordergrund. Hin und wieder findet man Locations, wo die Gegenwart Geschichte atmet, doch der Zeitgeist scheint diese generell nicht mehr atmen zu wollen. Der Zeitgeist gibt den Ton an. Nur so kommt immer etwas Neues ins Gespräch.  Das muss man nicht negativ sehen.

Was noch: Die Lösungen des Jahres. Hier geht es um Auszeichnungen für Möbeldesgin etc. Wer der Sponsor ist erfährt man auch und erhält eine lange Liste von Adressen, wenn man im Bereich der Gastronomie aktiv werden möchte. 

Empfehlenswert für alle, die sich ein Bild machen wollen, was derzeit als schön gilt und damit  für Umsatz sorgt.

Helga König

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Rezension: Der Supermarkt-Kompass- Informiert kaufen, was wir essen- Thilo Bode- S. Fischer



Thilo Bode, der Autor dieses Buches, ein studierter Soziologe und Volkswirt, wurde 1989 Geschäftsführer von Greenpeace und 2002 Gründer der Verbraucherorganisation "foodwatch", die er bis 2021 leitete. Sein Buchprojekt hat er gemeinsam mit dem freien Journalisten Stefan Scheytt realisiert. 

In dieser Publikation geht es um die Fragen: "Wie kann es sein, dass die versammelte Lebensmittelwirtschaft, deren Zehntausende von Mitarbeitern sich tagtäglich Gedanken über Lebensmittel machen, ihre Kundschaft derart im Stich lassen? Wie ist es möglich, dass wir ausgerechnet bei Produkten, die unseren Tag strukturieren, die uns kulturell charakterisieren, ohne die wir kein Fest begehen und die wir zum (Über)-Leben brauchen wie sonst keine anderen, so unsicher geworden sind?"

Im Fokus stehen Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. Ob wir den Lebensmitteln trauen können, die in diesen vier großen Supermärkten angeboten werden, erfährt man ausführlich in diesem Buch. Gezeigt wird, dass es diesen mehr um Preis- als Qualitätswettbewerb geht. Die genannten vier Lebensmittelmärkte verfügen über einen Marktanteil von 85 Prozent und können entsprechend Druck auf die Lebensmittelhersteller ausüben. 

Weiteren Säulen der Marktmacht sind, so Bode, die Eigen- oder Handelsmarken von Lidl&Co. Im Lebensmitteleinzelhandel machten die Eigenmarken rund 40% aus. Bei Discountern wie Aldi vermutet der Autor gar neun von zehn Produkten. So wird es eng für Anbieter. Um in den "allmächtigen Vier" überhaupt Geschäfte machen zu können, müssen sie hart kalkulieren, was natürlich auf die Qualität geht. 

Die Discounter kontrollierten zwischenzeitlich den Einzelhandel und hätten großen Einfluss auf Qualitäts- und Einkaufsbedingungen. Was dies konkret bedeutet, wird in diesem Buch aufgezeigt. Zur Sprache gebracht wird eine Vielzahl von Lebensmitteln. Den Anfang nehmen dabei Brot und Brötchen. Thematisiert wird u.a. der Unterschied zwischen Backwaren aus der Fabrik und Großbäckereien im Verhältnis zu Manufakturen. Was ist traditionelle Backkunst, was Handwerksarbeit? 

Wie sehr wird man in Discountern getäuscht? Offenbar mehr als man ahnt!

Im Rahmen von Infoboxen erhält man Wissenswertes zu den wichtigsten Lebensmitteln und allen zentralen Fakten unserer Ernährung. So auch für Brot und Brötchen. Zur Sprache gebracht werden Angebot/Qualitäten, Transparenz, Ökologische Fußabdruck, Gesundheit, Bio-Alternative, Wahlfreiheit. Was das und anderes mehr bedeutet, wird sehr gut erklärt. Über Gentechnik erfährt man ebenso Wissenswertes wir über BIO und kann sich mit diesem Wissen dann den einzelnen vorgestellten Produkten widmen. 

Dabei handelt es sich um: Tomaten, Gemüse, Erdbeeren, Äpfel, Fruchtsäfte+Limonaden, Konfitüren+Marmeladen, Honig, verarbeitete Lebensmittel, Fleisch+Wurst, Milch, Eier, Olivenöl, Vegan+Vegetarisch, Snacks, salzig+süß, Nahrungsergänzungsmittel+Superfoods. 

Klar wird: Transparenzfallen auf der ganzen Linie und weil wir Verbraucher und Verbraucherinnen die Qualität von Lebensmitteln nicht erkennen können, greifen wir zu billigen Produkten, weil dies der einzige Parameter sei, der das Bedürfnis nach Orientierung bediene. 

Aus allem gehe hervor, dass die europäische und deutsche Lebensmittelpolitik eine Reihe von Veränderungen benötige, so etwa müssten die Zahl der Zusatzstoffe, gegenwärtig rund 380 und die Anzahl der Aromen drastisch verringert werden und alle im Verdacht der Gesundheitsschädigung verboten werden. Als Vorbild nennt er Bio-Lebensmittel, die nur 20 bis 30 Zusatzstoffe verwenden.

Bode nennt noch viele weitere Notwendigkeiten, nicht zuletzt müsse das Kartell der vier Lebensmittel-Einzelhandelskonzerne zerschlagen werden, um den Preisdruck auf die Lieferanten abzumildern und faire Marktchancen für mittelständische QualitätsanbieterInnen herzustellen. 

Zudem stellt der Autor  ein  Programm zu einer tatsächlichen Reform der EU-Landwirtschaft vor. Dieses Programm überzeugt ebenso wie das gesamte Buch. 

Doch lesen Sie selbst. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Atlas des Feierns- Inspirierende Einblicke rund um die Welt-Kunth



Dies ist ein Prachtband voller wunderschöner Bilder, die glückliche Menschen beim Feiern zeigen. Dazu gibt es eine Fülle informativer Texte, die in vier große Abschnitte untergliedert sind. Bei den Abschnitten handelt es sich um: 

Der Geburtstag 
Von der Wiege bis zur Bahre 
Warum wir feiern 
Feste im Jahresverlauf 

Den Abschnitten sind interessante Bildbeiträge und spannende Texte zugeordnet, die nicht chronologisch gelesen werden müssen. Erwähnen möchte ich zuallererst die "Geschichte des Feierns" die in einem der Abschnitte sehr gut abgehandelt wird. Hier erfährt man, dass als Folge der Sesshaftigkeit, nicht mehr nur Speisen und Getränke in geselliger Runde, sondern auch erste Geschenke geteilt wurden, um auf diese Weise nicht zuletzt Beziehungen aufzubauen. Die "Gabe" galt stets als vertrauensbildende Maßnahme. Die Römer und Griechen bereits sollen eine ausgeprägte Geschenkkultur geprägt haben. Hier handelte es sich allerdings um Opfergaben, die den Göttern an deren Geburtstagen dargebracht wurden. Im Mittelalter ging es dann mehr um die Würdigung des Adels. Erst im 19. Jahrhundert kam es schließlich zu einem Umdenken. Damals wurden z. B. Geburtstagsgedichte verfasst. 

Thematisiert wird u.a. weshalb wir schenken und weshalb wir es immer wieder tun. Doch man feiert natürlich nicht der Geschenke wegen, sondern aus mannigfaltigen Gründen, die in diesem Buch ausgiebig dargestellt werden. Schenken also ist eine Beigabe des Feierns, wenn man so will.

So wird gerade die Hochzeit allerorten bunt und nicht selten sehr teuer gefeiert. Wie die Hochzeit in den einzelnen Weltreligionen zelebriert wird, ist nur eines von vielen Themen. Interessant auch die Auflistung der besonderen Hochzeitstage... Nach 75 Jahren feiern Eheleute übrigens die Kronjuwelen-Hochzeit. Das dürfte aber derzeit eher noch die Ausnahme sein. 

Spannend zu lesen sind die Kapitel "Psychologie des Feiern" und  "Musik und Tanz". Beides gehört ja letztlich zusammen, nicht nur, weil ein Zustand ohne Ängste und Zweifel hervorgerufen wird, in den Stunden, in denen man entspannt und fröhlich ist. 

Tolle Fotos und informative Texte folgen im Abschnitt "Feste im Jahresverlauf", der mit einem Zitat des Philosophen Friedrich Nietzsche beginnt. Dieses lautet: "Verloren ist uns der Tag, wo nicht einmal getanzt wurde!" Weshalb vergisst man dies oftmals im Laufe seiner Jahre?

Unmöglich, all das hier zu erwähnen, was in diesem Buch thematisiert wird! Nennen möchte ich aber ein Fest, das seit 2009 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört. Es wird "Nweroz" genannt und wird von über 300 Millionen Menschen im Iran gefeiert. Tradition dieses Neujahrsfestes ist beispielweise, über das Feuer zu springen. 

Beeindruckend auch ist ein Fest in New Mexico bei dem Hunderte von Heißluftballons über das Rio Grande Valley gleiten. All das und vieles mehr wird durch wunderschöne Fotos neben den spannend zu lesenden Textbeiträgen den Lesern näher gebracht. 

Zauberhaft sind die Bilder von der Sommersonnenwende, speziell in Schweden, aber nicht nur dort… Stonehenge in Südengland bleibt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt, nicht zuletzt weil die Steine auf den Sonnenstand der Sonnenwenden ausgerichtet sind. 

Irgendwann entdeckt man eine Doppelseite und dort einen bunt gedeckten, deshalb sehr fröhlich stimmenden Tisch, dem ein Zitat von Demokrit beigefügt wurde: "Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr."  Stimmt. Feste dienen der Entspannung. 

Man lernt "Nadaam", ein Fest in der Mongolei kennen, auch ein Fest in Zürich und schließlich das Fest in Italien, bei dem Tomaten geworfen werden. Der bisherige Rekord soll im Jahr 2015 stattgefunden haben. Damals wurden 145 Tonnen der roten Frucht geworfen. Vielleicht muss man Italiener sein, um das Spektakel zu verstehen.

Auch im Herbst gibt es viele berühmte Feste. Unter diesen das Oktoberfest, das zwischenzeitlich in der ganzen Welt gefeiert wird, wie man der Auflistung der Oktoberfeste der Welt entnehmen kann.

Stonehenge und die Wintersonnenwende ist auch ein Thema und schließlich Weihachten, das Fest der Liebe. 

Feiern ist und das verdeutlicht diese Publikation stets ein Grund zu Freude und hat viel mit der Liebe unter uns Menschen zu tun. Dort, wo gefeiert wird, wird auch gelacht und getanzt. Dies alles spricht für das Feiern, wie dieses schöne Buch den Lesern und Betrachtern in bunten Farben nahebringt. Das Ende einer schlechten Zeit zu feiern, ist ein schöner Beginn für einen Neuanfang. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen allerorten recht bald einen solchen Neubeginn  feiern dürfen.

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Prophezeiungen- Emanuell Charis- Jerry Media Verlag


Zum Jahreswechsel möchte man natürlich gerne wissen, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Wer besonders neugierig ist, möchte darüber hinaus vielleicht gerne wissen, was in den nächsten Jahrzehnten geschieht. Diese Art von Wissbegier treibt die Menschheit seit Tausenden von Jahren um und hat hellsichtige Menschen über ihre Lebenszeit hinaus berühmt gemacht. Man denke an Nostradamus, dessen Name noch heute in aller Munde ist, obgleich er bereits 1566 verstarb.

Das vorliegende Buch beginnt mit einer kurzen Vorstellung des Autors Emanuell Charis, der als einer der besten und zuverlässigsten Hellseher unserer Zeit gilt. Daran an schließt sich, die sehr reflektierte, mehrseitige Einleitung der Verlegerin Dr. Sandra Maxeiner, in der sie sich nicht zuletzt mit dem Phänomen von Prophezeiungen auseinandersetzt. Hier lässt sie nicht unerwähnt, dass die Zukunft, die Hellseher aufzeigen können, letztlich als Möglichkeiten begriffen werden sollten, jedoch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit exakt eintreten werden. Sich auf Eventualitäten vorzubereiten, ist immer nützlich.

Das Vorwort im Anschluss hat Emanuell Charis verfasst. Hier schreibt er u.a., dass es sinnvoll sei das Wort "Prophezeiung" durch Wörter wie "Prognose" oder "Vorhersage" zu ersetzen, die zwar das Gleiche meinen, aber nicht negativ vorbelastet seien. 

Des Weiteren lässt er die Leser wissen, dass die Texte des vorliegenden Werkes auf Vorträgen basieren, die er in den letzten Jahrzehnten gehalten hat. Einige seiner Prophezeiungen seien bereits eingetreten und andere würden gerade geschehen. Die Vorhersagen im Buch, so der Autor, belaufen sich auf den Zeitraum von 2021-2040 und 2041-2080. Sie zeichneten ein umfassendes Bild unserer nahen Zukunft.

Zunächst stellt Charis verschiedene Methoden der Vorhersage vor. Dabei arbeitet er selbst vorrangig mit der "Rauchmethode". Im Rauch zeigten sich ihm verschiedene Bilder, deren Bewegung und Symbole er interpretiere. Eine weitere, von Charis entwickelte Methode verbindet seine Hellsichtigkeit mit Philosophie. Der Autor nutzt sie zur Zukunftserforschung, um anschließend Trends und Tendenzen in den Bereichen Politik und Finanzen zu erkennen.

Charis erklärt, wie es selbst bei sehr guten Wahrsagern zu Fehlinterpretationen kommen kann. Das überzeugt.

Der Autor berichtet von seiner Rede im Sommer 2020 auf der Insel Naxos, die den Titel "Die dunklen Zeiten" trägt. Zu den Zuhörern zählten Wissenschaftler und Philosophen. Schon seit 2007 sei Abwärtstrend erkennbar, doch erst 2021 hätten die "dunklen Zeiten" begonnen. Von da an nämlich würden wir Gefahr laufen, von neuen Technologien überrollt zu werden und uns gewissermaßen selbst abzuschaffen. Von 2021 an bis 2040 werde der Weg nach unten mit immer größerer Dynamik fortgesetzt und erst dann gelangten wir vermutlich zur der Erkenntnis, die eine Ära des Guten einläutete. 

In den "dunklen Zeiten" werde die Menschheit von diversen Katastrophen heimgesucht, nicht zuletzt Naturkatastrophen, bei denen möglicherweise die Pyramiden in Ägypten einstürzen werden würden.

Auch von weltweiten politischen Veränderungen in diesen Zeiten ist die Rede, zudem, zu welchen Ergebnissen sie schlussendlich führen werden. Erschreckend ist die Anzahl der Konflikte, worüber man im Buch mehr erfährt. Nicht unerwähnt bleibt ein großer Krieg im östlichen Mittelmeer. 

Von Bedeutungsverschiebungen ist die Rede und von Ländern, die sich mit Hilfe von Deutschland u.a. zu Großmächten entwickeln. Trotz dieser Entwicklung werden ab 2050 anstelle von Ländern Konzerne und Unternehmen in der Welt herrschen. Neue Gesellschaftsformen würden entstehen, darunter auch moderne Sklaverei. 

Des Weiteren ist von künstlicher Intelligenz und einer Roboterrevolution die Rede und man ist erstaunt, wozu die neue Technologie in der Lage ist. Viele akademisch ausgebildete Berufsgruppen würden nicht mehr gebraucht und andere durch Roboter ersetzt werden, doch es würden sich auch neue Berufsgruppen erschließen. Von all dem erfährt man im Buch mehr. Ach ja, sogar Philosophen würden durch künstliche Intelligenz ersetzt. Ob das wirklich möglich ist?

Von Hybrid-Menschen liest man und  weiter von Chips, die in deren Gehirn implantiert werden. Die Folgen allerdings sind nicht zwingend immer negativ, wie man dem weiteren Text entnehmen kann, aber die Eingriffe bergen insgesamt große Gefahren.

In der Folge wird man dann über 10 wichtige Prophezeiungen unterrichtet, die ab 2022 zu einer neuen Weltordnung beitragen. Die nachstehenden Prophezeiungen werden ausführlich von Charis erläutert.
1. Wasserstoff wird die Energieform der Zukunft 
2. Produzenten von blauem Wasserstoff werden weltweit große Konflikte austragen 
3. Politische Konflikte werden sich zu großen Kriegen auswachsen und die Menschheit in Finsternis stürzen. 
4. Der Kampf um die Kontrolle der Arktis wird die Erde beben lassen und das Ende aller Machtverhältnisse bedeuten.
5. Eine vernichtende Pandemie wird während der dunklen Zeiten viele Menschen dahinraffen. 
6. Afrika, dessen Staaten zu den ärmsten der Welt gehören, wird sich immens wandeln. 
7. Die energietechnische, wirtschaftliche und politische Neuordnung wird auch zu einer totalen gesellschaftlichen Veränderung führen. 
8. Unzählige Arbeitsplätze werden durch künstliche Intelligenz, durch Automatisierung und Roboter verloren gehen. 
9. Nanotechnologie wird zu einer der größten Zukunftstechnologien, die uns durch die dunklen Zeiten in eine bessere Welt führen wird. 
10. Alle Prophezeiungen werden sich innerhalb der nächsten 30 Jahre erfüllen. 

Nach der ausführlichen Lektüre beginnt man zuerst mal nachzurechnen, ob man die besseren Zeiten noch miterleben wird und in welchem Land man wohl am sichersten aufgehoben ist. 

Das Buch endet keineswegs nach diesen Prophezeiungen, sondern man liest alsdann Vorhersagen über die Veränderung in der Ernährung und darf glauben, dass ab 2060 auf Fleisch und tierische Produkte gänzlich verzichtet wird. Vom Waldsterben ist die Rede aber auch von der Rettung unseres Waldes. Das freut nicht nur Waldspaziergänger!

Weiter schreibt Charis von der steigenden Lust auf dem Land zu leben, einer Entwicklung, die man schon jetzt beobachten kann und sich darauf freut, dass die medizinische Versorgung nach den Prophezeiungen von Charis bald besser wird, dank der Digitalisierung. 

Die Mega-Citys- diese sollen sich noch mehr aufblähen, würden nicht zuletzt als Innovationen für Erfindungen dienen. Dies hänge mit den Synergien zusammen, die dort entstehen und bahnbrechende Entwicklungen hervorbringen. Auch das klingt plausibel.

Des Weiteren schreibt der Autor über einen, in den kommenden Jahren bevorstehenden Bioterrorismus, der bereits 10 Monate danach sein Ende findet und beantwortet die Frage, logisch nachvollziehbar, ob es in naher Zukunft einen 3. Weltkrieg gibt.

Eine weitere Frage, die der Autor beantwortet, ist die, ob wir den Tod besiegen werden. Weshalb der Fahrplan in eine Zukunft des ewigen Lebens vorprogrammiert ist, erläutert der Autor ausführlich, aber auch, wo die Probleme liegen, wenn Menschen immer älter werden oder überhaupt nicht mehr sterben. 

Über die Heilung der Alterungsprozesses durch das Enzym “Telomerase“ erfährt man ebenfalls Wissenswertes, auch über die Verlängerung unseres Lebens in naher Zukunft, um nur einige Themen zu nennen, die in diesem Werk kompakt und dabei klug abgehandelt werden.

Auf den letzten Seiten dann wird im Rahmen von 30 Punkten alles, was im Buch breitgefächert erläutert wurde, zusammengefasst und endet dann mit sehr hoffnungsfrohen Gedanken und einem Hinweis auf das zuletzt erschienene Buch von Emanuell Charis "Die Arche Noah des Glücks", das ich auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert habe.

Die hier rezensierten "Prophezeiungen" erscheinen mir nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern es sind Überlegungen, die sich an bestehende Fakten anlehnen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringen wird. Vorbereitet zu sein für "dunkle Zeiten",  kann kein Fehler sein. Dennoch voller Hoffnung in die Zukunft zu gehen, scheint mir sinnvoll. Insofern gefällt mir auch das Zitat von  Martin Luther, mit dem Charis sein wirklich lesenswerten Text abschließt, im dem er schreibt:

"Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen."

Maximal empfehlenswert 

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Rezension: Wir informieren uns zu Tode- Gerald Hüther, Robert Burdy- Herder



Die Autoren dieses Buches sind der Neurobiologe Gerald Hüther und der Journalist Robert Burdy. Der Titel ihrer Publikation erinnert nicht grundlos an das in den 1980er Jahren erschienene, wichtige Werk von Neil Postman mit dem Titel "Wir amüsieren und zu Tode." Besagtes Buch war eine Klageschrift gegen die Medien, speziell gegen das Fernsehen, das mit seinen Bildern und inhaltlichen Verflachungen die Urteilsfähigkeit der Bürger einschränke und zu einer fast epidemischen Sinnbefreiung von Politik und Kultur beitrage, so Postman.

Nun aber geht es um neue Informationstechnologien, deren Nutzung sich offenbar verselbstständigt hat. Die Autoren gehen in ihrem Werk den Fragen nach, wie wir wieder zu unserer eigenen Gestaltungskraft zurückfinden und wie wir zu gemeinsamen Vorstellungen gelangen, entlang derer wir unser Leben und Zusammenleben ausrichten können. 

Für ein friedliches Zusammenleben (eine sinnvolle gemeinsame Vorstellung)  benötigten wir eine gemeinsame, sinnstiftende Ordnung. Diese gilt es zu entwickeln.

Die einzelnen Kapitel sind drei großen Teilen untergeordnet: 

1.Absturz
2.Reset 
3. Neustart.

Im ersten Abschnitt wird gezeigt, dass das Informationszeitalter zu einem Zeitalter um sich greifender Verwirrung geworden ist. Es drohe die Gefahr, dass uns die Informationsflut mitreiße und wir vom aktiv kommunizierenden Menschen zum Objekt fremder Interessen werden. Die Überflutung des Gehirns mit Informationen habe zur Folge, dass Gefühle, Vorstellungskraft, Entdeckerfreude, Neugier und ganzheitliches Denken verloren gehen. 

Der Algorithmus von Google beispielsweise entscheidet, welche Botschaften wir empfangen und diese Botschaften würden dann als Informationen begriffen. Der Algorithmus werde so zum Wegweiser. 

Die Welt sei durch die globalen, unmittelbaren und individualisierten Kommunikationsmöglichkeiten zu einem erdumspannenden Marktplatz geworden, auf dem jeder einzelne Anbieter und Kunde, Ware und Konsument zugleich sei. Wer in der digitalen Welt die Augen aufmacht, kann dem nur zustimmen.

Die Selbstdarstellung im Internet führe zur Egotalisierung unserer Wahrnehmungswelten. Es seien keine Gemeinschaften, die auf ihren Bildschirm schauten, sondern Ansammlungen digitalisierter Einsamkeiten. Jeder befände sich in seiner ganz persönlichen Erfahrungs-und Wahrnehmungswelt. Das digitale Ich werde zunehmend zur Ersatzidentität. Was das im Einzelnen heißt, wird ausführlich erläutert. 

Die erwähnte Einsamkeit sei eine tödliche Gefahr, wie Dutzende von Studien belegen. Wir Menschen benötigten Verbundenheit und diese gäbe es traditionell in zwischenmenschlichen Begegnungen und Erfahrungen. Genauso ist es. 

Thematisiert werden künstliche Intelligenzen, die den Informationsmarkt in den sozialen Medien steuern, auch Fake News sind ein Thema und die Klicks, die laut der Autoren die Währung der digitalen Welt sind. Der Markt der Informationen folge Marktgesetzen. Dabei sei das Kerngeschäft der Großhandel mit Informationen, verpackt in Informationsangeboten. Informationen ohne emotionale Wirkung hätten auf dem Informationsmarkt keine Chance. Grund: Sie berührten nicht. Und was uns nicht berühre, das würden wir nicht annehmen. 

Die kleinen Momente großer Menschlichkeit gingen im Nachrichtenwesen verloren, wenn nur noch Agenturnachrichten seitens der Onlinemedien verbreitet werden. Dies aber sei der Fall, weil es um Zeitnahes bzw. Schnelligkeit gehe. Der Informationsmarkt verkaufe Wahrnehmungswelten. Sofern vermeintliche Informationen widersprüchlich seien, werden selbsternannte Experten (Influencer) herangezogen, um Meinungen in die gewollte Richtung zu biegen. 

Teil 2 zeigt, was in einer Flut von Information hilft, nicht die Orientierung zu verlieren. Hier geht es um Rückbesinnung auf das, was Informationen tatsächlich sind und was wir daraus gemacht haben. Es wird zudem den Fragen nachgegangen, welche Vorstellung unserem heutigen Informationsbegriff zugrunde liegt, zudem was wir als "Informationen" betrachten und wozu sie verbreitet werden. Man erfährt zudem, weshalb wir Menschen so sehr auf Austausch von verlässlichen Informationen angewiesen sind und schließlich wie Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert. Die Digitalisierung eröffne neue Horizonte für die Informationsverarbeitung und die digitale Transformation ersetze kognitive Fähigkeiten des Menschen. 

Ab wann wird unser Hirn verführbar und von welchen Informationen lassen wir uns berühren? Über das und vieles mehr schreiben die Autoren gut verständlich, um im 3. Teil dann aufzuzeigen, wie man sich aus den Fängen der Verwicklungen, die durch die Informationsflut entstanden sind, befreien kann.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist ein anderer Umgang miteinander. Es geht darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen und nicht darum, um Bedeutsamkeit und Anerkennung zu konkurrieren, denn diese seien mit ausschlaggebend für die digitale Informationsflut. 

Der Ausweg aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit- alles unbedacht nachzuplappern, weil es die herrschende Meinung ist- sei selbst zu denken, auch wenn die von anderen erhoffte Anerkennung und Zuwendung gefährdet wird oder ausbleibt. Wer sein Autonomiebedürfnis unterdrückt, also lieber denken lässt und keine eigenen Vorstellungen vertritt, habe ein "aus eigener Bedürftigkeit gespeistes und besonders ausgeprägtes Anpassungsvermögen."

Informationen und Wissen alleine genügten nicht, die Probleme unserer Zeit zu lösen, notwendig sei der Mut, das Erkannte umzusetzen. Miteinander zu sprechen, ist hierbei wichtig. Wer nur Informationen konsumiert, lernt nicht zu denken und eigenständig zu handeln. Wir müssen uns hinwenden zu unseren Mitmenschen, begreifen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Die digitale Welt darf nicht weiter entmenschlicht werden. Deshalb ist eine Verhaltensänderung im Umgang mit dieser Welt zwingend notwendig. Das machen die Autoren dieses Buches begreifbar.

Ein sehr wichtiges Buch.

 Maximal empfehlenswert.

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Rezension: Atlas der vergessenen Orte- Eine Reise zu geheimnisvollen Plätzen rund um die Welt- Travis Elborough



Travis Elborough definiert das vorliegende Buch in der Einführung als Kompendium völlig aus dem Blick geratener und vernachlässigter Stätten antiker und moderner Ruinen. Das Werk lasse erahnen, wie viele Orte im Laufe der Geschichte bereits durch geringfügige Veränderungen in Handel, Politik, Klima, Gesundheitswesen, Bräuchen oder auch Fahrgastzahlen nutzlos geworden seien. Aus den Geschichten gäbe es viel zu lernen und zwar über Unbeständigkeit, Konsum, Booms, Pleiten, Industrialisierung und Umwelt, die menschliche Hybris und Unzuverlässigkeit der Erinnerung und deren Pflege.  Das kann ich nach der Lektüre des Werkes bestätigen.

Untergliedert ist das  Buch in vier Abschnitte:: 
Leerstehende Bauwerke 
Unklare Situationen 
Verfallene Reiseziele 
Endstationen Ausgediente Einrichtungen 

Die Karten in diesem Werk stammen von Martin Brown. Auf einer Doppelseite zu Beginn kann man die insgesamt 40 Orte, um die es geht, genau ausmachen. Neben spannenden Texten zu den gezeigten Objekten gibt es ferner noch jeweils Bilder und einen Landkartenausschnitt. So weiß man gleich zu Beginn, wo beispielweise das alte Waisenhaus von Istanbul lokalisiert ist. Auf Büyükada nämlich. Es handelt sich um einen beeindruckenden, heute leerstehenden Holzbau, der auf einer der neun Prinzeninseln des Marmarameers gelegen ist. Das Belle-Époque-Gebäude, errichtet von dem französisch-türkischen Architekten Alexandre Vallaury, wurde 1903 von einem griechischen Philanthropen gekauft und zu einem Waisenhaus von ihm machte. Zu seinen Lebzeiten sollen dort 6000 Waisenkinder ein Zuhause gefunden haben. 

Leerstehend auch ist Schloss Sammezzano in der Toscana. Viele der vormals prachtvollen Räume sollen heute in einem desolaten Zustand sein. 

Ebenfalls in einem desolaten Zustand ist Craco in Italien. Es hat seine erste Blütezeit im Mittelalter erlebt. Man liest von der Geschichte des Ortes und auch, dass Creco zum verfallenen Symbol der einst bedeutenden und blühenden Ortschaften Italiens wurde, die man zugunsten anderer Gebiete vernachlässigte. 

Dann gibt es da u.a. ein altes Grand Hotel auf Korsika, dass auch dem Verfall anheim gegeben ist. Es steht seit Jahren leer, wie man liest und weiter erfährt: "Die kunstvollen Gesimse der Fassaden bröckeln ab, der Wald dringt auf die verfallenen Treppen und Terrassen vor."

Verfall allerorten. Nicht ist bekanntermaßen für die Ewigkeit gemacht. Vieles, was vormals bekannt oder gar glamourös war, wurde vergessen. So der Lauf der Dinge, so dokumentiert in diesem Bildband, in dem spannende Geschichten über melancholische Orte erzählt werden, die man wohl eher nicht als vorrangiges Reiseziel wählt, es sei denn man hat einen Hang für Morbides.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Natürlich weihnachtlich- Nachhaltige Bastel- und Geschenkideen für ein stimmungsvolles Fest- Doris Kern- Servus




Diesen tollen Ratgeber von Doris Kern für Bastelfreunde muss man natürlich noch jetzt im Oktober rezensieren, denn Bastler brauchen genügend Zeit und Muße vor Weihnachten, um etwas Schönes zu gestalten. 

Man erhält zunächst eine Liste mit Gegenständen zur Grundausstattung in der Weihnachtswerkstatt, untergliedert in die Rubriken "Zum Basteln" und "Zum Kochen". Dann geht es weiter mit Grundrezepten-und techniken, so etwa wie man Orangen &Äpfel trocknet oder einen Salzteig anrührt, (den benötigt man z.B. um einen Kerzenuntersetzer herzustellen). 

Die vielen, ansprechenden Bastel- und Geschenkideen sind in nachstehende Abschnitte untergliedert: 
Für ein stimmungsvolles Ambiente 
Festlich gedeckter Tisch 
Der natürliche Christbaum 
Weihnachtspost 
Gruß aus der Küche 
Geschenkideen für unsere Lieben 
Mit Liebe verpackt 
Silvester & die Zeit nach dem Fest. 

Sehr gute Fotos visualisieren die einzelnen Ideen So kann man sich gleich zu Beginn an einem Kranz aus Apfelringen erfreuen und erfährt, wie man ihn herstellt und was man damit machen kann. Es wird erklärt, wie man Weihnachtssterne aus unterschiedlichen Materialien zaubert, einen Adventskalender kreiert oder auch Eiskristall-Lichter gestalten kann. 

Schöne Texte und Gedichte vermitteln vorweihnachtliche Gefühle. 

Seite für Seite lernt man Neues kennen, aber auch ein hübsches traditionelles Mistelgebinde. Dazu gibt es dann Infos zu Misteln, die nicht nur in den legendären Zaubertrank des Druiden Miraculix wanderten, sondern auch vor Geistern und Unheil schützen sollen. Den Kuss unter dem Mistelzweig kennt natürlich jeder. 

Man erfährt wie man Weihnachtshäuschen mit Teelicht herstellt oder einen modernen "Kiefern-Loop" bastelt. Dieser sieht edel aus und ist frei von Kitschelementen. Unmöglich, hier alles zu benennen...

Sehr schön sind die Impulse für einen festlich gedeckten Tisch. Hübsche Tannenbaumservierten, stilvoll gefaltet (alles wird bestens erklärt) inspirieren ähnlich wie die Kerzen im Weinglas. Tolle Ideen werden auch für Weihnachtsbaumschmuck vorgestellt, nichts zuletzt für Christbaumkugeln aus Papier und es gibt zudem schöne Ideen für die Weihnachtspost, so z.B. alte Notenseiten im neuem Gewand. Sehr romantisch!

Wer gerne bäckt, findet hier bemerkenswerte Rezepte so etwa für einen Orangenlikör oder auch für Tannen-Orangen-Kekse oder für Orangengelee mit Zimt und kann ein Lebkuchengewürz selbst herstellen. Das Gewürz hält mehrere Jahre. 

Stets erfährt man wie aufwendig und schwierig eine Bastelei ist, auch  für die Umsetzung der Ideen nach dem Fest, beispielsweise für eine klärende und harmonisierende Räuchermischung, die desinfizierend und keimtötend ist. 

Ein schönes Buch, mit guten Ideen, die an keiner Stelle kitschig oder altbacken daherkommen.

 Maximal empfehlenswert

 Helga König

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Rezension: Verborgene Schätze in Paris- Marin Montagut- Dumont


Marin Montagut stellt in diesem zauberhaften Bildband die schönsten Traditionsgeschäfte und Manufakturen von Paris vor. 

Die Illustrationen im Buch stammen von Marin Montagut, die Fotos haben Ludovic Balay, Pierre Musellec und Romain Ricard realisiert. 

Marin Montagut, dessen Eltern Antiquitätenhändler in Toulouse waren, verbrachte seine Kindheit und Jugend, wie er festhält, mit schönen Dingen. Später dann in Paris verspürte er den Drang, verborgene Schätze zu entdecken und hinter Kulissen zu blicken. In seinem Werk stellt er neunzehn zauberhafte Orte vor, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Mittels Fotos und von Montagut gefertigten Aquarellen und Moodboards gelingt es ihm, die Farben und Stimmungen dieser Orte den Lesern zu vermitteln. Er fragt, was all diese Orte verbindet  und stellt fest: "Sie sind die Seele von Paris- Seite um Seite betreten Sie in diesem Buch verborgene Museen, fast vergessene Ateliers und traditionsträchtige Geschäfte." 

Der Autor schreibt zunächst von seinem eigenen Ladengeschäft "Marchand d´objets en touse genres". Auf beeindruckenden Fotos lernt man das Ladeninnere kennen und erhält eine Idee, was alles man dort erwerben kann. Viel Porzellan und schöne Bilder, Figuren und anderes mehr, alles hochwertig, machen ebenso neugierig, wie die Inneneinrichtung und die nostalgischen Tapeten. 

In der Folge dann lernt man die einzelnen Orte, die er in der Einleitung angekündigt hat, kennen, zuallererst "La Maison du Pastel", ein winziges Geschäft in einem Hinterhof, im 3. Arrondissement. Dort werden Pastellkreiden verkauft, die seit 1870 in der Kreidemanufaktur Roché und Zayer auf dem Land hergestellt werden. Der Autor berichtet über das Unternehmen und dessen Tun und zeigt anhand toller Fotos das kleine Geschäft in Paris, wo die Kreide vertrieben wird. 

Es geht weiter mit einem Laden, in dem Posamentieren verkauft werden. 300 verschiedene Borten können in der Werkstatt an hölzernen Jacquard-Webstühlen aus dem 19. Jahrhundert hergestellt werden. Hier wie bei all den anderen besuchten Orten erfährt man stets auch historisch Wissenswertes und kann anhand der Fotos und Illustrationen vielfältige Eindrücke erwerben. So auch vom "Musée de Montmartre" im 18. Arrondissement. Hier liest man u.a., dass im Erdgeschoss des Hauses Wechselausstellungen sowie das "Café Renoir" beherbergt sind. Ein Ort also, den man immer wieder aufsuchen kann und mit Neuem konfrontiert wird.

Dann lernt man das "Musée de Mineralogie" kennen. Es befindet sich im 6. Arrondissement und wurde bereits 1794 eröffnet. Wer Steine liebt, wird begeistert sein, von all dem, was hier gezeigt wird. Das Flair dort wird wie folgt beschrieben: "Besucht man die Räume dieses Museums, bekommt man ein Gespür für Ruhe und Ewigkeit und wird daran erinnert, dass noch vor Luft und Wasser Steine den Ursprung unserer Erde bildeten."

Doch dann: ein Traum und Pilgerstätte für alle, die Bücher lieben! "Librairie Jousseaum" im 2. Arrondissement! Bücher so weit das Auge reicht! Die Fotos sprechen für sich. 

Unmöglich, im Rahmen dieser Rezension alle 19 Orte zu streifen. Jeder Ort birgt ein Geheimnis, das durch die Lektüre dieses Buches ansatzweise, d. h. nicht alles verratend, gelüftet wird. Man ist neugierig mehr zu erfahren, den Duft vor Ort einzuatmen,  den Flair zu erfassen, die vielen Dinge zu bestaunen. 

Kurzum: Ein bibliophiles Buch für Menschen, die Paris, Manufakturen, kleine Museen und grundsätzlich das Schöne lieben.

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Die Welt der Technik in 100 Objekten- Wolfgang M. Heckel ( HG)-C.H.Beck



Prof. Dr. Wolfgang M. Heckel, der Generaldirektor des Deutschen Museums in München ist der Herausgeber dieses spannend zu lesenden Buches, das Lust darauf machen möchte, sich mit Technik auseinander zu setzen.

Es handelt sich um eine Publikation, die das Ergebnis einer zeitintensiven, fünfjährigen Zusammenarbeit zahlreicher Fachleute darstellt. Dabei werden die prächtigsten Stücke des Deutschen Museums gezeigt, aber auch kleine, unscheinbare; millionenfach hergestellte Massenartikel, zudem unbezahlbare Prototypen oder kurios anmutende technische Spielereien. 

Die Reise durch diese Objekte beginnt im 15. Jahrhundert. Die Objekte in der Folge sind chronologisch geordnet. Dabei sind die Exponate untergliedert in:

- Preziosen der Frühen Neuzeit und die Verwandlung der surinamischen Insekten 

- Ikonen der Aufklärung und Geheimcode der Sterne 

- Der Einzug der Maschinen und ein Schutzpocken-Impfungs-Zeugniß 

- Die Elektrifizierung der Welt und die Mona Lisa der Automobilgeschichte 

- Der durchleuchtete Mensch und der Siegeszug der neuen Verkehrsmittel 

- Elektronentanz und ein Staubkorn mit Bedeutung 

- Aufbruch ins atomare Zeitalter und die neuen Rechenmaschinen

-  Alltagshelfer im Wirtschaftswunder und Bilder aus der Nanowelt 

- Umhängetasche aus Safttüten und andere Objekte der Zukunft 

Im ersten Kapitel erfährt man beispielsweise Näheres über das Astrolabium aus dem Jahre 1588, bei dem es sich um ein universelles, astronomisches Beobachtungs- und Recheninstrument handelt. Das Astrolabium im Deutschen Museum stammt von Erasmus Habermel (um 1538-1606). Wie bei allen Exponaten im Buch kann man sich auch hier mittels sehr präzisen textlichen Ausführungen und Fotos einen guten Eindruck von dem fokussierten Objekt verschaffen. Die vielen unterschiedlichen Exponate stammen nicht nur von Titanen der Wissenschaft, sondern auch von vergessenen und namenlosen Erfindern.

Unmöglich, einige der Objekte hervorzuheben, denn alle sind erstaunenswert. Das Objekt 100 ist übrigens der COVID 19 Impfstoff -BioNTech in Mainz von Pfizer. Das war 2021. Was wird 2022 folgen? Etwas, das auf friedlichem Weg Frieden ermöglicht?

Generell werden die Objekte nicht nur beschrieben, sondern man erfährt in diesem Zusammenhang stets auch ein Stück Welt- und Technikgeschichte. Thematisiert wird immer, was zur Erfindung führte, für welche Zeit es geschaffen wurde, wie die Erfindung die Beziehung des Menschen zur Wirklichkeit und darüber hinaus die Wirklichkeit selbst verändert hat. Nicht zuletzt erfährt man wie das Objekt seinen Weg ins Deutsche Museum fand.

Das alles ist sehr spannend zu lesen und erschließt dem Leser teilweise Welten, die möglicherweise neu für ihn sind. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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