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Rezension:Heiter weiter!: Vom glücklichen dritten Leben (Gebundene Ausgabe)


Die freie Publizistin, Lehrbeauftragte der Universität Hamburg und stellvertretende Vorsitzende von UNICEF Deutschland Maria von Welser (65) hat ein Buch verfasst, das all jene lesen sollten, die ängstlich in die dritte Lebensphase blicken, jene Phase, in der sie die Chance haben, ihr Leben nochmals neu gestalten zu können.

Die Autorin thematisiert zunächst die zukünftigen finanziellen Mittel, die diese Menschen überprüfen sollten, rät zur Inventur der Geldanlagen, einer Aufstellung der Ausgaben und einer möglichen Umschichtung von vorhandenem Vermögen, listet auch auf, was man über die Rente ab 67 wissen sollte.

Nach der Klärung des Faktors Geld beginnt sie alle Möglichkeiten auszuloten, damit Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, erneuten Sinn in ihr Leben bringen können. Sie stellt Ehrenämter aller Art vor und macht deutlich wie zufriedenstellend es sein kann, sich diesbezüglich zu engagieren und auf diese Weise der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Frau von Welser empfiehlt Menschen, die vor dieser Veränderung stehen, Ratgeber und Fachbücher zu lesen, sich coachen zu lassen, damit das Unbekannte keine Angst mehr macht. Sie rät des Weiteren, intensiv Freundschaften zu pflegen und zeigt auf wie man dann durchaus auch eine Ehe oder Partnerschaft positiv gestalten kann.

Überlegungen zur Wohnungsneugestaltung oder gar zu örtlichen Veränderung bis hin zum Auswandern werden ebenso beleuchtet wie eine Alters-WG und ein Mehrgenerationenhaus.

Zur Sprache gebracht wird das Kümmern um die Enkelkinder als sozialer Beitrag, eventuell auch in Form einer finanziellen Unterstützung der jüngeren Generation.

Frau von Welser stellt auch Überlegungen zur Weiterbildung bis hin zum Studium in der dritten Lebensphase an, thematisiert ungewöhnliches Reisen und Aktivitäten im Internet, das bekanntermaßen eine Quelle vielfältiger Information und Kommunikation darstellt. Ich denke oft an meinen 92 jährigen Urgroßvater, der den ganzen Tag über das "Darmstädter Echo" las und sich beklagte, dass seine gleichaltrigen Gesprächspartner alle schon tot waren, mit denen er gerne den Inhalt diskutiert hätte. Das Internet wäre für ihn die Erfüllung gewesen. Da bin ich mir sicher.

Die Autorin porträtiert einige Vorbilder des dritten Lebensabschnitts, die durch Schönheit, Klugheit und Engagement ins Auge fallen, unter diesen Damen ist die 8o jährige Marianne Koch und die 10 Jahre jüngere Senta Berger.

Wichtig im dritten Lebensabschnitt ist, jeder ahnt es, dass man sich bewegt und sich geistig fit hält. Das ist aber bereits in den anderen beiden Lebensabschnitten auch schon von Bedeutung.

Im Kapitel 18 gibt Frau von Welser nähere Erläuterungen zu den 10 Fehlern im dritten Leben ab, die man besser nicht begeht und listet im Service -Anhang Adressen, Literatur und Tipps auf, um die vielen guten Ratschläge im Buch besser umsetzen zu können.

Menschen, die aus dem Erwerbsleben altersbedingt aussteigen, sollten dieses Buch lesen. Es bewahrt davor, in ein dunkles Loch zu fallen und lebensmüde, vorzeitig dem geliebten Mokkalöffel ade zu sagen.

Empfehlenswert. 
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Rezensionen:Brockhaus Enzyklopädie Jahrbuch 2011 (Gebundene Ausgabe)


Das Jahrbuch 2011 der Brockhaus Enzyklopädie beginnt mit einem Einleitungsessay des ehemaligen Chefredakteurs des ZDF Klaus Bresser, in welchem er das Jahr 2011 als das Jahr der Umbrüche bezeichnet und dies nicht zuletzt durch seine Betrachtungen im Hinblick auf die 2011 stattgefunden habende Zeitwende in den arabischen Ländern, durch die Jahrhundertkatastrophe in Fukushima, die europäische Finanzkrise u.a.m. nachvollziehbar belegt.

Im Anschluss an diesen Essay hat man Gelegenheit sich in Bilder des Jahres 2011 zu vertiefen. Gottlob ist neben den vielen unerfreulichen Bildinhalten auch ein erfreuliches Foto zu sehen: Prinz William küsst seine Braut Catherine. Die Botschaft, die bei mir ankommt, lautet, solange sich Menschen lieben, geht das Leben trotz aller Unbill weiter. Hoffentlich trifft das auch für unsere Zukunft zu.

In der dann folgenden Chronik sind die wichtigsten Ereignisse eines jeden Tages im Jahr stets in wenigen Worten nachzulesen. Im daran anschließenden Lexikon wird man über die wichtigsten Ereignisse und Menschen des Jahres 2011 informiert. Hier erfährt man zunächst, wer den "Aachener Friedenspreis" 2011 erhalten hat und auch weshalb, um am Ende dieses Lexikons unter dem Buchstaben Z dann nochmals daran erinnert zu werden, dass am 11. Juli 2011 auf Zypern im Hafen von Limassol mehrere Container mit beschlagnahmter Munition explodierten, bei diesem Unglück 13 Menschen starben und 62 weitere schwer verletzt wurden. Über die Hintergründe und Konsequenzen bleibt man auch nicht im Unklaren.

Für politisch und kulturell interessierte Menschen ist dieses Buch ein gutes Nachschlagewerk, zumal man Gelegenheit hat sich aufgrund von insgesamt 14 Essays unterschiedlicher Autoren mit Themen des Jahres 2011 kritisch auseinanderzusetzen. Dabei hat Alexander Görlach einen sehr guten Essay über das Internet verfasst, in dem er verdeutlicht, wie sehr das Internet unser Leben verändert. Google digitalisiert derzeit den gesamten Buchbestand der Welt, wodurch in naher Zukunft das gesamte Wissen der Menschheit an einem Ort und zu einer Zeit erfahrbar sind, (vgl.: S. 215). Der Autor stellt religiöse, philosophische, rechtliche, politische und mediale Überlegungen das Internet betreffend an, die zum Weiterdenken und zum Diskutieren anregen. Interssant zu erfahren, wie die Plattformen Google und Facebook funktionieren und auch wie sie sich fínanzieren. Dies sind Modelle für das Jetzt und die nahe Zukunft für viele Internetfirmen.

Die Chronik der Katastrophen und Unfälle hat mich nur bedingt interessiert, neugierig allerdings machte mich die Kultur- und Sportchronik, nicht um jammern zu können, was alles mir entgangen ist, sondern um mir darüber klar zu werden, was ich mir dieses Jahr nicht entgehen lassen sollte.

Am Ende des Buches erfährt man, welche namhaften Personen im letzten Jahr verstorben sind, unter ihnen Gunther Sachs, der sich lieber das Leben nahm als in geistiger Dunkelheit seine letzten Jahre zu verbringen. Zu solch einer Entscheidung gehört viel Mut.

Das Buch endet mit einem Personenregister.

Ich empfehle das Jahrbuch gerne, weil es hilft, Fakten zu unterschiedlichen Sachverhalten aus 2011 rasch in Erfahrung zu bringen.
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Rezension:Der Roman ohne E: Die unbekannten Seiten der Weltliteratur (Gebundene Ausgabe)

"Der Roman ohne E" gestaltet sich als ein kleines Lesebuch für die Zeit zwischen den großen Romanen verspricht die BROCKHAUS- Redaktion den potentiellen Lesern.

Beinahe 200 kleine Beiträge (Fakten und Anekdoten)aus dem Bereich der Literatur warten auf den Intressenten. Natürlich ist es kurzweilig, die kleinen Texte zu lesen, möglicherweise vor dem Einschlafen oder auch dann, wenn man sich eine kurze Arbeitspause gönnt.

Fest steht, dass die angeführten Fragen und Feststellungen Neugierde aufkommen lassen, die man sogleich mittels der teilweise skurrilen Texte befriedigen kann.

Auf Seite 78 lese ich die Frage "Welcher Philosoph beutete seine Mieter aus?" Es war Cicero. Er war und das wird im Text begründet, eine Art "slumlord", ein ausschließlich am Profit orientierter Eigentümer abbruchreifer Mietshäuser (vgl.: S. 78). Diese kleine Information habe ich nun leider im Hinterkopf beim zukünftigen Lesen von Cicero-Texten, was die Beurteilung solcher Texte nicht einfacher macht.

Dass die größte Büchervernichtung aller Zeiten nach dem Untergang der DDR stattfand und dort 1991 mehrere zigtausend Tonnen Bücher in Heizwerken verbrannt oder in Papiermühlen zerschreddert worden sind, wusste ich bislang auch noch nicht. Die gute Nachricht: Unter Leitung eines Pfarres aus der Nähe von Göttingen retteten Literaturfreunde ca. 40 000 Bücher vor der drohenden Vernichtung. Was lernen wir daraus? Höderlins Sentenz stimmt mal wieder: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!"

Solch eine Nachricht liest man freilich lieber als eine, die den Heiligenschein eines Philosophen glanzlos macht.

Wissenswert finde ich die Antwort auf die Frage "Wie umging Heine für Deutschland. Ein Wintermärchen" die Zensur?" Aber ich muss nicht wirklich wissen, wessen Geliebte im Vorgarten zeltete. Stattdessen interessiert mich, welches Paar zeitweise allein von Luft und Liebe lebte. Ob es die beiden wirklich gab, sei dahingestellt. Das Werk, das besagten Liebenden gewidmet wurde, entstand vor 802 Jahren. Wer sie waren? Dieses und vieles mehr können Sie bei der Lektüre des Buches in Erfahrung bringen.

Viel Freude dabei.

 
Empfehlenswert.

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Rezension:Der Cocktailparty-Effekt: Wie psychologische Phänomene unseren Alltag bestimmen (Broschiert)

In diesem Nachschlagewerk werden 100 Erkenntnisse und Erklärungen der modernen Psychologie vorgestellt, die man sich zu eigen machen sollte, um das soziale Miteinander besser zu verstehen.

Die Vorgehensweise im Buch besteht darin, dass insgesamt 100 Fragen gestellt, bzw. Feststellungen gemacht werden, zu denen man dann kenntnisreiche Erläuterungen erhält. Sofern man mehr über die psychologischen Phänomene, die in knappen Texten vorgestellt werden, wissen möchte, kann man mithilfe des umfangreichen Literaturverzeichnisses sich die gewünschte Lektüre promlemloser beschaffen.

Bevor ich mich in die Antworten vertiefte, habe ich zunächst das Buch durchgeblättert und mir die Fragen und Feststellungen durchgelesen. Am neugierigsten war ich spontan auf die Erläuterungen, die die Frage "Gibt es Persönlichkeitsunterschiede zwischen E-Mail-Schreibern und Telefonierern?" betreffen. Wie man erfährt, sind es die sozial ängstlichen Personen, die besonders in Konfliktsituationen E-Mails schreiben, weil sie auf diese Weise Unsicherheiten verbergen können. Wer Mails schreibt, hat mehr Kontrolle über die Interaktion. Menschen mit einer höheren sozialen Kompetenz benötigen diese Kontrolle nicht, deshalb auch ziehen sie das direkte Gespräch vor, um Missverständnisse rasch aus dem Weg zu schaffen, (vgl.: S.71). Dass man im Geschäftsbereich wichtige Daten über Mail vermittelt, tut dieser Analyse freilich keinen Abbruch.

Bemerkenswert finde ich die Feststellung, dass der Verstand bei mieser Laune besser arbeitet. Bei Hochstimmung sind wir oberflächlicher in der Denke und lassen uns stärker beeinflussen. So gesehen muss man fast dankbar sein, wenn einige unserer Mitmenschen für schlechte Laune sorgen.

Interessant auch sind die Informationen im Hinblick auf die Frage "Wieso schaffen es manche Leute, uns zu Dingen zu überreden, die wir nicht tun wollten?" und noch interessanter sind die Informationen zur Farbe Rot. Wer seine Gegner davon jagen und potentielle Liebhaber anlocken möchte, sollte sich in rote Gewänder hüllen oder sollte zumindest rote Schuhe (ich vermute in beiden Fällen Highheels) tragen. Nun endlich weiß ich, weshalb Hexen rote Haare haben und manche Männer sich die Fußnägel rot lackieren.

Wenn Sie wissen möchten, wie man eine charismatische Person wird, dann sollten Sie die Tipps auf Seite 124- 125 lesen. Ohne Charme ist natürlich Charisma nicht zu realisieren. Charme allein genügt aber nicht.

Auch interessant ist die Antwort auf die Frage "Bleiben wir unser Leben lang die gleiche Persönlichkeit?"

Wie ich schon lange vermute und eine Studie nun ergeben hat, ist unsere Persönlichkeit nicht festgeschrieben. Sie verändert sich über die gesamte Lebensspanne. Dies hängt mit bestimmten Lebensereignissen, aber auch mit Erfahrungen zusammen, die man macht.

Ein kurzweilig zu lesendes Buch, das ich gerne empfehle, weil es uns hilft das Alltagsverhalten besser zu durchschauen.

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Rezension:Bitte niemals pünktlich sein!: Kleiner Knigge der internationalen Benimmirrtümer (Broschiert)


Dieses Büchlein habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Nicht nur, dass es aufgrund der gewählten Farben und Illustrationen hübsch gestaltet ist, es enthält wissenswerte und dabei amüsant zu lesende internationale Benimmirrtümer, die die Relativität solcher Regeln deutlich machen und uns lehren, vorsichtig und sensibel auf Menschen anderer Länder zuzugehen. Man verletzt sein Gegenüber nichts ahnend schnell ungewollt und erntet Verdruss, den man umgehen kann, wenn man sich im Vorfeld kundig macht.

Benimmregeln weltweit werden unter die Lupe genommen und auch Widersprüchlichkeiten werden aufgezeigt. Man erfährt beispielsweise mehr zur Tuchfühlung in Argentinien und was es bedeutet, wenn ein Mann in Brasilien die Beine übereinander schlägt (er möchte ein homoerotísches Abenteuer!) erfährt auch, dass die Italiener Cappuccino nur zum Frühstück trinken, nicht selten Kastanien in den Hosentaschen tragen, weil das Glück bringen soll (darüber sollte man nicht witzeln) und liest, dass man in es Großbritannien zu schätzen weiß, wenn keine großen Gesprächspausen entstehen. Eine Gesprächskultur, die mir entgegenkommt:-))

Neben einer Fülle wissenswerter Verhaltensmuster weltweit, erhält man in einem angefügten Länderlexikon Grundinformationen zu den 50 in diesem Auslandsknigge behandelten Staaten. Genannt wird die Fläche, die Einwohnerzahl, die Amtssprache, Ethnien, Religion und Währung. Zudem wird in Kurztexten jeweils Wissenswertes zur Landesbevölkerung mitgeteilt.

Ein Buch, das ich gerne empfehle, weil es zur Völkerverständigung beiträgt.

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Rezension:Brockhaus Perspektiv - Vorsicht Höchstspannung!: Sichere Energie für morgen (Gebundene Ausgabe)

Brockhaus perspektiv "Vorsícht Höchstspannung- Síchere Energie für morgen" enthält Beiträge renommierter Fachautoren, die mit kontroversen Síchtweisen und Denkanstößen zur Sícherung der Energieversorgung für unsere Zukunft aufwarten.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert:
Keine Angst vorm Ende
Wohlstand macht erpressbar
Und nach der Wende?

Diesen drei Abschnitten sind die Beiträge der Fachautoren zugeordnet. Im ersten Teil geht es u.a. um die Frage, wie lange Kohle, Öl und Gas noch ausreichen, des Weiteren geht es um die Geschichte des Energieverbrauches, um eine Erörterung, was Sonnenenergie, Windkraft, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie zu leisten vermögen, um die Chancen und Risiken der umstrittenen atomaren Technik für die Zukunft, um Stromerzeugung durch Kernfusion und um die Frage wie man den weltweiten Energieverbrauch einschränken kann.

Der Politikwissenschaftler Wolfgang Gründinger unterstreicht in seinem Beitrag zunächst, dass Energie lebensnotwendig ist, weil ohne sie Transport und Mobilität zusammenbrechen, Häuser nicht mehr beheizt werden können, Kühlschränke und Herde nicht mehr funktionieren, die Räder der Industrie letztlich still  stünden. Fossile Rohstoffe sind nicht unendlich verfügbar. Täglich verfeuern wir so viele Rohstoffe, wie in 1000 Jahren erst wieder neu entstehen können. Gründinger geht u.a. der Frage nach, wie viel Öl sich noch unentdeckt in der Erdkruste verbirgt und auch, ob Erdgas ein Ausweg aus dem drohenden Mangel an Öl als Energielieferant sei. Auch über unkonventionelle Rohstoffe wird man unterrichtet, die in Zukunft die Líeferlücke zum sinkenden Öl- und Gasnachschub schließen soll und über Kohle liest man Wissenswertes. Diese bildet noch immer in vielen Ländern unserer Welt das Rückgrat der Energieversorgung, kein Wunder also, dass das Tempo des Abbaus an den reichlich vorhandenen Kohlevorräten zehrt. Kohle kann kein wirklicher Ausweg aus der Ressourcenfalle sein, da sie uns immer tiefer in die Klimafalle treibt.

Sehr aufschlussreich ist der Beitrag des Dip.Ing. Sven Geitmann, der sich mit der tatsächlichen Leistungskraft von Sonnenenergie, Windkraft, Bioenergie, Wasserenergie und Geothermie befasst. Dabei macht der Autor gleich zu Anfang seines Beitrages deutlich, dass im Hinblick auf die Notwendigkeit der erneuerbaren Energien mittlerweile ein gesellschaftlicher Konsens besteht.

Den höchsten Anteil dieser erneuerbaren Energien stellte 2010 in Deutschland mit drei Viertel die Energie aus Biomasse (vgl.: S.44). Ab nehmer von nachhaltig erzeugtem Strom sind mehr und mehr private Haushalte, wobei nach der Katastrophe in Fukushima und der anschließenden Debatte über Kernenergie die Wechselwilligkeit abermals anstieg.

Der Leser erfährt in diesem Beitrag u.a. Näheres zu dem Begriff "Fotovoltaík", worunter man die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie mittels Solarzellen versteht. Anhand einer Grafík hat man die Möglichkeit die M arktentwicklung der Fotovoltaikindustrie seit Anfang dieses Jahrtausends nachzuvollziehen. Auch über Windkraft wird man umfangreich informiert und lernt unterschiedliche Anlagetypen für unterschiedliche Standorté kennen. Der wohl entscheidende Vorteíl von Windenergieanlagen auf hoher See ist der stete Wind, denn im Binnenland schwanken Windrichtung und Windstärke nicht selten stark. Die Offshore-Anlagen sollen aber auf See beim Aufbau und Betrieb weitaus aufwendiger sein als landgeschützte Anlagen, (vgl.: S.58).

Heizen mit Holz ist auch wieder ein Thema, aber auch viele andere erneuerbare Energien. Wenn die Entwicklung im Hinblick auf erneuerbare Energien vorangetrieben wird, ist es durchaus möglich, langfristig eine tatsächlich nachhaltige Energieversorgung flächendeckend aufzubauen. Das wird durch Geitsmanns Beitrag unmissverständlich deutlich.

Der Physiker Prof. Dr. Armin Hermann geht in seinem Essay der Frage nach, ob es noch eine atomare Zukunft gibt. Dabei erinnert er an die Anfänge besagter Technik und hält ein Plädoyer für die weitere friedliche Nutzung, während Dr. Wolfgang Eichheimer sich mit der Beantwortung der Frage beschäftigt, wie man weltweit den Energieverbrauch einschränken kann und verleiht hier durch seinen konstruktiven Beitrag wirklich gute Denkanstöße.

Im zweiten Abschnitt wird u.a. zur Sprache gebracht, wie die rohstoffreichen Staaten der westlichen Welt unter Druck gesetzt werden. Man erfährt auch Wissenswertes zu Chinas Monopol auf seltene Erden, sowie zu geopolitischen Entwicklungslinien und diesbezügliche Strategien und Konflikte rund um das Öl und schließlich auch Näheres zu Stromkonzernen und ihren Verflechtungen mit der Politik.

Wie Dr. Alexandra Föderl-Schmid einräumt, ist in den westlichen Staaten das Bewusstsein im Hinblick auf besagten Druck gewachsen. Man weiß nun, dass man gegensteuern muss, um die Abhängigkeit von rohstoffreichen Ländern zu verringern. Wie wichtig ein solch sensibilisiertes Bewusstsein ist, wird klar, wenn man das Quasimonopol über Seltenerdmetalle seitens China vor Augen führt. Ohne diese seltenen Erden ist die Herstellung moderner Hightech- Geräte nicht möglich.

Dr. Bernd Heim schreibt, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts Grund für viele Konflikte das Öl darstellt und zeigt wie Spekulanten und Konzerne mit Öl viel Geld verdienen. Man lernt zu verstehen, was steigende Ölpreise signalisieren, liest u.a. vom Öl in Bezug zum ersten Weltkrieg, vom ersten Erdölkartell, von der Gründung der OPEC und dem Krieg gegen den Terror als Kampf um das Öl und begreift, dass derjenige der das Öl hat, natürlich damit auch über einen entscheidenden Machtfaktor verfügt.

Der Energierechtsanwalt Dr. Peter Becker thematisiert in seinem Beitrag die Macht der Strom-Lobbyisten und zeigt durch einen Blick auf die Geschichte dabei wie die einzigartige Stellung der deutschen Stromwirtschaft entstehen konnte.

Im dritten Abschnitt schließlich wird man mit den Perspektiven der Erneuerbaren Energien vertraut gemacht. Zudem wird die Frage beantwortet, welche Versorgungssicherheit die erneuerbaren Energien bíeten und was die Energiewende schließlich kostet. Prof. Dr. Ing. Schmid und Dr. Pape lassen den Leser wissen, dass durch ein intelligentes Zusammenspiel von erneuerbaren Energien, Stromspeichern und steuerbarer Nachfrage die Versorgungssicherheit auf heutigem Niveau gehalten werden oder durch den Wegfall einer Importabhängigkeit von Energierohstoffen sogar gesteigert werden kann, (vgl.: S. 269) Dies ist eine wirklich gute Nachricht, die ich gerne gelesen habe, doch man darf bei dieser Energiewende die Kostenkontrolle nicht vergessen. Hierzu empfiehlt es sich in den Essay des Journalisten Michael Gassmann zu vertiefen.

Dieses Buch ist ein Lesemuss für uns alle, um zu begreifen, dass wir alle gefordert sind, unser Verhalten zu überdenken und verantwortungsbewusster als noch im letzten Jahrtausend mit den Energiestoffen umgehen. Wir alle sind nur Glieder einer Kette und haben kein Recht, die Energie-Ressourcen von Generationen aufzubrauchen.

Empfehlenswert.

Rezension:Brockhaus Perspektiv - Not für die Welt: Ernährung im Zeitalter der Globalisierung (Gebundene Ausgabe)

Brockhaus perspektiv "Not für die Welt" mit einem Vorwort von Renate Künast befasst sich intensiv mit den Themen:

Wie kommt der Hunger in die Welt?

Profit auf Kosten der Umwelt

Massenhaft Billig- Massenhaft krank?

Zu den genannten Themen hat man Gelegenheit umfangreiche Beiträge renommierter Fachautoren zu lesen, die mit kontroversen Sichtweisen und bemerkenswerten Denkanstößen dem Leser viel Stoff zu Überlegungen unterschiedlicher Art zur Verfügung stellen.

Der erste Beitrag von Prof. Dr. Claus Leitzmann beleuchtet die globale Ernährungssituation, die ein Bündel von Gegensätzen darstellt. Obschon noch nie so viel Nahrung wie heute erzeugt wurde und noch nie so viel weggeworfen wurde, gab es noch nie so viele Hungernde und noch nie so viele Übergewichtige.

Erläutert wird der Unterschied zwischen Entwicklungs-, Industrie- und Schwellenländer und es wird darauf hingewiesen, dass der früher übliche Begriff "Dritte Welt" kaum mehr gebräuchlich ist. Erläutert werden auch die Begrifflichkeiten "Hungerkrisen und Hungersnöte" und man wird mit der globalen 

Nahrungsmittelproduktion in den letzten 10 Jahren vertraut gemacht. Interessant ist die Entwicklung des Fleischverbrauchs in den verschiedenen Ländern und die Gegenüberstellung der Ernährungssituation in den Wohlstands- und in den Armutsgesellschaften.

Man lernt die Bedingungen und Zusammenhänge eines guten oder schlechten Ernährungsstatus kennen und hat Gelegenheit anhand einer Auflistung die globale Verbreitung, die Folgen und die Prävention von Mikronährstoffen kennenzulernen. Zur Sprache gebracht werden auch die Fehlernährung und ihre Folgen und zwar sowohl in den Industrie- als auch in den Armutsländern. Im Fokus stehen die Möglichkeiten zur Verbesserung der Ernährungssituation. Zu diesen Möglichkeiten zählt auch die Verminderung der Nahrungsverschwendung sowie die Beachtung der Klimabelastung durch die Produktion von Lebensmitteln. Nicht vergessen werden bekannte Hilfsprojekte und ihre Erfolge. Patentlösungen für die Formen der Fehlernährung weltweit scheint es bislang noch nicht zu geben. Fest steht, dass sie von vielen Seiten zeitgleich gelöst werden muss und dass sich, wie Prof. Dr. Claus Leitzmann betont, diese Anstrengung zum Wohle der Mitwelt, Umwelt und Nachwelt aus gesundheitlichen, ökonomischen und ökologischen Gründen lohnt.

Prof. Dr. Nina von Fedoroff schreibt in ihrem Beitrag über Gentechnik zum Kampf gegen Hunger. Sie unterstreicht zunächst, dass Hunger das Ergebnis von Armut, von mangelndem Zugang zu Nahrung aus ökonomischen Gründen ist und die in die Höhe schießenden Nahrungsmittelpreise die ärmsten in der Welt in den Hunger treiben, (vgl.: S. 56). Nicht nur durch Ausbildung, Gesundheitsvorsorge und wirtschaftliche Entwicklung lässt sich Armut und Hunger bekämpfen, sondern auch die Gentechnik kann einen wichtigen Beitrag leisten. Sich mit den diesbezüglichen Gedanken von Prof. Dr. von Fedoroff zu befassen, muss kein Fehler sein. Wenn es um die Bekämpfung des Hungers in der Welt geht, muss man alle Möglichkeiten unvoreingenommen überdenken.

Dr. Rudolf Buntzel stellt Überlegungen zur Problematik der bisherigen agrarpolitischen Maßnahmen an und verdeutlicht, weshalb sich unbedingt etwas ändern muss. Es führt zu weit im Rahmen der Rezension auf die höchst komplexe Problematik einzugehen. Klar wird dem Leser jedenfalls, dass Reformbedarf von Nöten ist.

Reiner Wandler berichtet in seiner Reportage mit dem Titel "Spaniens Wintergarten in der Krise" von den Chancen und Problemen beim Gemüseanbau in Andalusien, bevor im zweiten Abschnitt dann sieben Beiträge zum Thema "Profít auf Kosten der Umwelt" auf den Leser warten. Dr. Ulrike Eberle lädt dabei zu einer globalen Expedition ein und klärt in diesem Zusammenhang nicht wenige Irrtümer auf. Man lernt u.a. die Wege von Molkereiprodukten kennen, liest darüber, dass das Obst in Deutschland zwar gegessen, aber selten erzeugt wird und erfährt, dass der Gesamtanteil der Umweltbelastung durch Flugtransporte für Obst immerhin nicht so hoch ist, wie man gemeinhin annehmen könnte. Auch das meiste Gemüse wird importiert, die Fische und andere Lebensmittel mehr. Die geringe Wertschätzung für die Lebensmittel und die Ernährungsarbeit bei uns hängen eng mit zunehmender Entfremdung von Nahrungsmittelherstellung - und verarbeitung zusammen. Um ein richtiges Maß des globalen Handels mit Lebensmitteln zu erzielen, muss man das Bewusstsein für Wertschätzung steigern. Eine gewiss nicht einfache Aufgabe. Eltern und Lehrer sind hier gefragt.

Im Rahmen der Rezension führt es zu weit auf alle sieben Beiträge des 2. Abschnitts einzugehen. Erwähnen möchte ich aber, dass ich mich durch die Lektüre des Essays von Dr. Alexander Popp und Dr. Hermann Lotze -Campen in meiner Entscheidung, kein Fleisch mehr zu essen, die ich Anfang 2011 traf, bestätigt fühle. Hier liest man, dass die weltweite Landwirtschaft ein Drittel der globalen Emission von Treibhausgasen verursacht, insbesondere durch die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln. Die Gedanken der beiden Autoren halte ich für sehr wichtig, weil sie Verbraucher zu freiwilligen Verhaltensänderungen anregen.

Der Biologe Jürgen Päger thematisiert das Problem der Überfischung, dessen Ursache natürlich auch damit zusammenhängt, dass es sich herumgesprochen hat, dass Meeresfisch gesund ist. Man wird über die Geschichte der Fischerei aufgeklärt, auch über die moderne Fischerei und die Abnahme der Fische, die Überfischung des Kabeljaus, über Piratenfischerei, die Zucht von Meeresfischen und die Zukunft der Aquakultur, auch solche für Garnelen. In modernen Anlagen sollen die Abwässer mittlerweile gereinigt sein. Das liest man gerne.

Im 3. Teil des Buches warten fünf Beiträge auf den Leser. Es geht dabei um den Einfluss der Nahrungsmittelindustrie auf die globale Erzeugung von Lebensmitteln, um Risikofaktoren bei der Ernährung aus Sicht der Evolutionsbiologie, um Vegetarismus und andere alternative Ernährungskonzepte, um die Zukunft unseres Essverhaltens und seine Auswirkungen auf die Globalkultur, sowie um Nahrungsmittelskandale als auch Hungerkrisen und deren globale sowie lokale Lösungsansätze.

Mit großen Interesse habe ich den Beitrag von Dr. Hans Ulrich Grimm gelesen, der aufzeigt wie beträchtlich der Einfluss der Industrie auf unseren Speisezettel ist und dafür plädiert, dass das Thema Essen in die öffentliche Kontrolle zurückgeholt wird. Er berichtet über Julius Maggi, der 1886 die erste Fertigsuppe erfand, über die Industrialisierung des Geschmacks , über die Gefahren, die durch Glutamat drohen, über Zucker und die Coca-Kolonisierung der Welt und anders mehr.

Liest man dies alles, bleibt einem nichts anders übrig, als aufmerksam den Beitrag von Dr. Markus Keller zu studieren, der sich mit Vegetarismus und anderen alternativen Ernährungskonzepten auseinandersetzt. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass es für die eigene Gesundheit, auch für die Umwelt ein Vorteil ist, mehr Gemüse, Obst und Vollwertprodukte zu essen und den Fleischkonsum zu reduzieren. Klar wird, dass man aus Einsteins nachstehender Sentenz Konsequenzen ziehen muss und zwar am besten sofort: "Nichts wird die Chance auf Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt in die vegetarische Nahrung", (Zitat: S: 281).

Wer damit Probleme hat, fleischlos zu leben, sollte zumindest damit beginnen, nachhaltig hergestellte Produkte zu kaufen und achtsam mit Lebensmitteln umzugehen. Das vorliegende Buch sollte jeder lesen, um sensibler im Hinblick auf gesunde Ernährung und auf Verschwendung zu werden.

Empfehlenswert.

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Rezensionen:Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten (Gebundene Ausgabe)


Das vorliegende Buch des Autors, Regisseurs und Produzenten zahlreicher Dokumentarfilme und Fernsehreihen Gero von Böhm enthält Interviews, die er im Laufe von drei Jahrzehnten mit namhaften Persönlichkeiten gemacht hat.


Für mich, die ich auf meiner Internetplattform seit Anfang letzten Jahres ebenfalls Interviews realisiere, war es ein großes Vergnügen, am Erfahrungsschatz Herrn von Böhms teilhaben und von ihm das ein oder andere lernen zu können.


Bevor ich mich in die Gespräche vertieft habe, las ich zunächst die Kurzbiografien der Interviewpartner zu Ende des Buches und entschied mich dazu, zuallererst Interviews der Personen zu lesen, die mich vorrangig neugierig machten.

Bei diesen Personen handelte es sich um Georg Baselitz, Klaus Maria Brandauer, Hubert Burda, Marion Gräfin Dönhoff, Sebastian Haffner, Alfred Herrhausen, Karl Lagerfeld, Golo Mann, Reinhold Messner, Armin Mueller-Stahl, Helmut Newton, Gregor von Rezzori, Maximilian Schell, Volker Schlöndorff, Wolfram Siebeck, Susan Sontag, Margarethe von Trotta, Ulrich Tukur und Sir Peter Ustinov.

Herr von Böhm hat vor jedes Interview kurze Tagebucheintragungen gesetzt, in denen er seine damaligen Eindrücke und Gedanken im Hinblick auf den jeweiligen Gesprächspartner wiedergibt. Damit Sie wissen, was Sie diesbezüglich erwartet, zitiere ich den Eindruck von Böhms vom 28. November 1989 im Blick auf den von mir hochgeschätzten, im besagten Jahr ermordeten Bankmanager und Vorstandssprecher Alfred Herrhausen. Mit diesem Interview habe ich übrigens die Lektüre der Gespräche begonnen:

"Eintritt in den verspiegelten Deutsche-Bank-Turm, vorbei an Max Bills Granitskulptur "Kontinuität", die Lobby respekterheischend, kühl. Ganz anders oben, auf der Vorstandetage. Sehr freundlicher Empfang. Viel Kunst, junge Wilde, auch ein Beuys.Sein aufgeräumtes Vorstandzimmer. Herrhausen verschmilzt , aber nicht mit dieser Kulisse, ist ganz eigenständig, unabhängig, vollkommen bei sich. Offen und zugewandt, aber auch sehr überlegt. Beeindruckend seine Visionen und Einstellungen. Hoffentlich kann er sich noch lange im Spiegelturm halten." (Zitat S.219)

Gero von Böhm beweist bei dem dann folgenden und allen weiteren Interviews, dass er gut vorbereitet ist, sich seinen Gesprächspartnern einfühlsam zu nähern und auf deren Denken und Persönlichkeit einzugehen weiß. Er nimmt sich völlig zurück, stellt durchaus auch kritische Fragen, hält stets das Niveau und entlockt dem Gesprächspartner viele Informationen, ohne dabei die Contenance zu verletzen.

Im Gespräch mit Alfred Herrhausen gelingt es ihm, die vielen Facetten dieses hoch intellektuellen Mannes auszuloten, der ein erklärter Anhänger des kritischen Rationalismus von Karl Popper war und in diesem Interview, das im Jahre seiner Ermordung stattfand, auf Gero von Böhms Fragen "Wovor haben Sie Angst? Kennen Sie dieses Gefühl" antwortete "Als Gefühl des persönlichen Erschreckens nicht, mehr als Gefühl einer Sorge um langfristige Entwicklungen. Es ist vielleicht keine Angst, es ist Problembewusstsein, das Bewusstsein, das bei allem guten Willen oder manchmal vielleicht sogar wegen des guten Willens die Menschen zu ungeduldig sind und zu wenig gründliche Analyse an den Tag legen und Begriffe falsch interpretieren und damit zu falschen Schlussfolgerungen kommen." (Zitat: S. 238)

Wie Recht Herrhausen doch hat. Vorurteile waren es, die schließlich dazu führten, dass er ermordet wurde. Zu wenig gründliche Analysen und falsche Schlussfolgerungen sind die Ursachen vieler Meinungsverschiedenheiten, der meisten Auseinandersetzungen und des meisten Haders. Was bleibt zu lernen? Wir müssen uns um Transparenz in unseren Aussagen bemühen, gut zuhören und immer wieder nachfragen.

Herr von Böhm ist ein Meister des Nachfragens und verhilft durch die Interviews zum Abbau von Vorurteilen, weil er Persönlichkeiten mit vielen ihrer Persönlichkeitsfacetten zeigt und dadurch wegführt vom Schwarz-Weiß-Denken.

Wie fast jeder Mensch liebe ich es, wenn Menschen ehrlich sind. Insofern auch war mir Helmut Newton, dessen Bilder ich wegen ihrer Offenheit schätze, immer sehr sympathisch.

Gero von Böhm fragte ihn u.a.: "Wie oft hast Du Deine Seele verkauft?" Newton antwortet darauf: "Sehr oft, wie eine Hure. Ich brauchte Geld, ich war arm. Und dann kommt ein Moment, Gott sei Dank, da hat man das, was die Amerikaner "fuck -you-money" nennen, Geld auf der Bank. Und dann kann man sagen: "Dein Gesicht gefällt mir nicht, deine Art gefällt mir nicht". Das ist natürlich sehr wichtig und sehr schön, wenn man da ankommt, an diesem Punkt. Also ich liebe Geld, ich finde es wunderbar. Unter anderem aus diesem Grund. Und weil man tolle Autors kaufen und First Class fliegen kann. Das muss ich schon zugeben." (Zitat: Seite 342).

Als Gero von Böhm ihn zum Schluss fragt, ob er häufiger an den Tod denke, sagt Newton etwas, das ich selbst genau so sehe: "Der Tod ist etwas Negatives, ich verweigere mich solchen Gedanken. Ich will meine Zeit nicht damit verschwenden, ich will sie nutzen, positive Sachen zu machen und an Schönes denken." (Zitat: S. 343).

An Gero von Böhm Interviews gefällt mir am meisten, dass er es schafft, in den Innenraum seiner Gesprächspartner einzutauchen, dass die Personen sich gerne öffnen, gerne preisgeben, was sie ansonsten vielleicht zu schützen suchen. Dies hängt meines Erachtens damit zusammen, dass von Böhm in der Lage ist, Gefühle von Respekt, Toleranz und Akzeptanz glaubhaft zu vermitteln, ohne die  gute Dialoge nicht stattfinden können.

Ein Buch, das ich gerne empfehle.

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