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Rezension Peter J. König- Panikmache Wie wir vor lauter Angst unser Leben verpassen Jörg Schindler- S. Fischer

Jörg Schindler ist gelernter Journalist. Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Soziologie hat er als Nachrichtenredakteur und Reporter auch bei der Frankfurter Rundschau gearbeitet, bevor er 2012 zum Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" wechselte. Hier ist er für die Themen "Terrorismus und Innere Sicherheit" zuständig. Des Weiteren hat der in Darmstadt geborene Autor sich seit langem mit dem Phänomen Extremismus befasst. 

In seinem neuen Buch, erschienen im S. Fischer Verlag, geht Jörg Schindler der Frage nach: Welche Auswirkungen haben die aktuellen Bedrohungslagen auf das Sicherheitsgefühl der Bürger in unserem Land und was wird unternommen, damit die grassierende Angst nicht in Panik ausufert, und weiter, basiert diese Angst auf Realität oder wurde sie bewusst herbei manipuliert? 

Das hier vorgestellte Buch versucht nicht nur die Ursachen zu beleuchten, es geht auch der Frage nach, wie die Politik und noch mehr die Wirtschaft mit diesen Zeit-Erscheinungen umgeht. Angst und die Verunsicherung der Menschen in unserem Land haben mit dem fortschreitenden Terrorismus, der mit den Ereignissen von 9/11 eine sichtbare, konkrete, bis dahin nicht gekannte Radikalität angenommen hat, eine völlig neue Dimension erreicht. Zwar hat es auch früher schon weltweit Bombenattentate gegeben, die vielen unschuldigen Menschen das Leben gekostet haben, jedoch mit den Abstürzen von Zivilflugzeugen auf die beiden Türme des World Trade Centers und das amerikanische Verteidigungsministerium Pentagon wurde eine neue Zeitrechnung in Sachen Terrorismus eingeläutet. 

Jegliche Schwelle von Brutalität und Menschenverachtung wurden damit überschritten und alle Welt konnte im Fernsehen mit zusehen, welche Folgen diese übersteigerten Dimensionen mit sich brachten, als die Twin Towers, das Wahrzeichen des westlichen Handels und des amerikanischen Erfolgs jäh in sich zusammen stürzten und Tausende in den Tod rissen. Nie war eine Bedrohung konkreter und nie haben die Menschen eine derartige Bedrohung für sich selbst wahrgenommen.

Als Antwort darauf entstand ein bis dahin so nicht praktiziertes Sicherheitsdenken. Mit 9/11 begann zumindest in der westlichen Welt ein Umdenken. War man früher bestrebt, Sicherheitsaspekte eher nachrangig zu betrachten, so entstand jetzt ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis, dem höchste Priorität einzuräumen ist. Dies gilt sowohl im privatem wie im öffentlichen Bereich, zumal auch die Politik zwangsläufig auf die Ängste der Menschen reagiert hat. 

Jörg Schindler stellt in seinem Buch "Panikmache" allerdings noch eine andere Entwicklung fest. Sowohl Politik als auch die Wirtschaft haben diese Eskalation der Angst für ihre eigenen Interessen benutzt. Während die Politiker aller Parteien im Land sich als Krisenmanager und Terror-Bewältigter andienen, verspricht die ausufernde Sicherheitsindustrie allumfassenden Schutz in allen Lebenslagen. Um das Interesse und Schutzbedürfnis noch anzuheizen, werden Verschwörungstheorien und Bedrohungsszenarien in Umlauf gesetzt, mit der Folge, dass die Menschen zunehmend weiter verunsichert sind. 

Die Angst wird dazu benutzt zu manipulieren, weiter zu verunsichern, um so prächtige Geschäfte zu tätigen. Dies gilt auch für die Medien, die einen beträchtlichen Anteil an der zunehmenden Angst und Hysterie sich zuschreiben dürfen, so der Autor. Nichts ist so erfolgreich als mit der entsprechenden Angst Quote zu machen. Bestand die Bedrohungslage nach 9/11 zunächst noch in weiter Ferne, etwa in den USA oder im Nahen und Mittleren Osten, so ist durch den Irak-Krieg und den Bürgerkrieg in Syrien der Terrorismus hautnah in Westeuropa entfacht worden. 

Radikale Islamisten, im Land geboren und aufgewachsen, verüben Anschläge in Frankreich und Belgien und es ist nur eine Frage der Zeit, wann dies auch in Deutschland geschieht. Mittlerweile ist es so weit, die Anschläge in Ansbach, Würzburg und München zeugen davon, der "IS" ist in Deutschland aktiv. Einhergehend mit dem Strom von über 1 Million Flüchtlingen und Asyl-Suchenden im Jahre 2015, viele davon nicht registriert, hat das Angst-Barometer seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. 

Pegida, das plötzliche Erstarken der AfD und ein unterschwelliger Rechtsruck in der Bevölkerung zeigen, dass nicht mehr die Vernunft die Menschen beherrscht sondern nackte Angst, die sich in Hass-Parolen, Brandstiftung und Bürgerwehren entlädt, alles Fremde verteufelt und den Nationalismus neue Blüten treiben lässt. Hinter allem sieht Jörg Schindler ein Kalkül. 

Er ist überzeugt, dass viele ihr Süppchen auf dieser Angst kochen und da nicht nur die rechtradikalen sondern auch die etablierten Parteien. So etwa auch die CSU in Bayern, die Seehofer dadurch erneut zur absoluten Mehrheit verhelfen will. Der Autor Jörg Schindler mahnt in seinem Buch "Panikmache" zur Besonnenheit. 

Insgesamt erteilt er der überbordenden Angst und Panik eine Abfuhr, besonders dann wenn sie unbegründet ist und nur der Manipulation und der Geschäftemacherei dient, oder gar die Freiheit der Menschen durch massive staatliche Eingriffe einschränken soll. Die statistische Wahrscheinlichkeit in Deutschland bei einem Bombenattentat getötet zu werden ist weitaus geringer als durch passives Rauchen zu sterben, zeigt der Autor auf, wobei ihm aber auch klar ist, dass Statistik noch nie die Angst überwinden konnte. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Überall im  Buchhandel erhältlich
Online: Fischer  oder Amazon

Rezension: Neubeginn & Mee(h)r: Best of Dr. Beate Forsbach Jubiläumsedition (Leben & Mee(h)r)

Autorin dieser Textsammlung ist die Pädagogin und Verlegerin Dr. Beate Forsbach. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums ihres Verlages hat sie den vorliegenden Sammelband veröffentlicht, der für den Leser einen repräsentativen Querschnitt durch ihr Schaffen in den Bereichen Lebenskunst, Schreiben& Veröffentlichen als auch Musikpädagogik bereithält. 

Dr. Forsbach hat bisher 17 Bücher, zahlreiche Buchbeiträge und Fachartikel, Rezensionen und Blogbeiträge verfasst. Unter dem Motto "Leben ist Mee(h)r  –Für ein glückliches und erfülltes Leben" bringt sie in ihrem eigenen Verlag, der "Edition Forsbach" in Neujellingsdorf auf Fehmarn, Bücher mit positiven Gedanken für ein positives, gelingendes Leben auf den Weg. 

Der Textsammlung  "Neubeginn & Mee(h)r" hat sie das Gedicht "Stufen" von Hermann Hesse vorangestellt. Schon in ihrem Vorwort philosophiert sie vom Loslassen und Neubeginn, den Themen dieser Jubiläumsedition und lässt hier bereits ihre positive Lebenseinstellung durchblicken, die ich nur selten bei Menschen so erlebt habe und die mich immer wieder staunen machte, als ich mich mit den Texten allein schon aus diesem Grund rasch anfreunden konnte. 

Dr. Beate Forsbach hat preußische Vorfahren und besitzt vermutlich deshalb viel Disziplin und Fleiß. Beides sind wichtige  Voraussetzungen für Erfolg, ebenso Glück, das zu jedem kommt, der daran glaubt. Beate, die Glückliche ist davon überzeugt und insofern auch steht es ihr stets zur Seite, selbst wenn alle äußeren Bedingungen etwas anderes vermuten lassen. 

Sie erinnert sich an ihre frühen Jahre, hier auch an eine Reise mit ihrem Schulorchester in eine südfranzösische Stadt, wo sie eine wichtige Lektion über das Glück erlernte. Diese vermittelte ihr ein französischer Pater.  Er fasste das Vermittelte mit den Worten zusammen "Man muss das Glück nur genügend herausfordern, dann hat man es auch auf seiner Seite." 

Die Autorin berichtet davon, wie auf dieser Reise das Unmögliche möglich wurde und wartet im Anschluss mit einem sehr lesenswerten Text auf, der die Überschrift trägt "Schulchor und Schulorchester- auch heute noch aktuell." Hier erlebt man die Verlegerin als sehr aktive Macherin, die etwas Essentielles für Schüler und Schülerinnen einfordert, nämlich neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Musik an Schulen auch das aktive Musizieren und das Gestalten des musikalischen Materials. Genau dies sind Möglichkeiten im Medienzeitalter, um emotional nicht zu verkümmern. 

Im Kapitel "Abschiede und Enttäuschungen" erfährt man wie diese engagierte Pädagogin, die mit 35 Jahren die jüngste Studiendirektorin und Schulleiterin im ihrem Regierungsbezirk wurde, mit Erfolgen und Brüchen in ihrem Leben fertig geworden ist und liest von ihrer tiefen Verbundenheit zu ihrer Mutter und ihrem Ehemann, die ihr beide viel Zuversicht schenkten, sie stärkten, um sie schließlich für immer zu verlassen. Weggefährten sind etwas Besonderes. Sie werden uns aus ganz bestimmten Gründen an die Seite gestellt...

An diesen leidvollen Prozessen lässt die Autorin die Leser teilhaben, aber auch an ihrer späten großen Liebe zu ihrem Ehemann, der zum Pflegefall wurde und dem sie auf der Insel Fehmarn zur Seite stand.

Man freut sich über Sätze wie: "Was wäre das Leben ohne die Glücksmomente, die uns im Alltag begegnen: Ein Lächeln, ein Blick, eine Berührung, ein Kuss, ein Gedicht, ein schönes Buch, der Brief einer fernen Freundin, ein unverhoffter Anruf. Wenn man offen ist, für die Überraschungen des Lebens, kann man solche kleinen Glücksmomente erleben und das Glück spüren."

Glück im Alltäglichen zu entdecken, setzt Demut voraus und ein spirituelles Wissen, das zu erwerben nicht einfach ist.  Dazu benötigt man  vielleicht all diese schmerzhaften Brüche.

Auf alle wunderbaren Texte im Buch näher einzugehen, führt zu weit. Gesagt werden kann, dass sie uns der Melodie unseres eigenen Lebens näher bringen. 

Träume gilt es zu verwirklichen, das rät die Autorin und zeigt an ihrem eigenen Beispiel wie sinnstiftend dies ist. Vor allem aber sollen wir unser Glück umarmen wie einen geliebten Menschen. Die Glücksverwöhnte schenkt ihren Lesern ein essentielle Affirmation zum "Leben in der Fülle", das immerwährendes Glück verheißt. Allein dafür schon sollte man dankbar sein.

Das Glück des Schreibens der Autorin erspürt man in ihren Newslettern, aber auch in anderen Texten, mit denen sie im Buch aufwartet. Sie berichtet, was sie an Büchern fasziniert und weshalb sie süchtig nach immer neuen Büchern ist und wirbt unaufdringlich, dabei aber überzeugend für ihre eigenen Werke. Das gefällt.

Dann wieder folgen Musik- und musikpädagogische Betrachtungen, die ich mit großem Interesse las und dabei spürte, dass die Autorin zu diesem Thema noch ein Buch schreiben wird, auf das man gespannt sein darf. 

Dr. Beate Forsbach hat nicht nur Musik, sondern auch Mathematik studiert und schreibt von ihrem besonderen Zugang zu Zahlen, die für sie offenbar auch eine spirituelle Bedeutung haben, speziell die Fünf... 

Immer wieder umarmt die Autorin das Leben und wird vom Glück geküsst, weil sie weiß: 

"Alles ist gut. Alles entwickelt sich zu meinem Besten. Nur Gutes resultiert aus dieser Situation. Ich bin beschützt."

Dr. Beate Forsbach lehrt klug zu leben und erweist sich als hervorragende Pädagogin, die uns sensibilisiert für die Klänge unserer Seele, durch die wir mit allen und allem verbunden sind und deshalb unser Mangelbewusstsein in Füllebewusstsein verwandeln können mit entsprechend glückverheißenden Ergebnissen. 

Was können wir  von einem Buch mehr erwarten?

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Das Buch ist überall im Fachhandel erhältlich

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