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Rezension: Die Meinungsmaschine- Petra Gerster, Christian Nürnberger- Ludwig

Das Autorenteam Petra Gerster und Christian Nürnberger haben mit "Die Meinungsmaschine" ein Buch verfasst, in dem sie zeigen, wie Informationen gemacht werden und wem wir noch glauben können. 

Petra Gerster moderiert seit 1998 die "heute"- Sendung und wurde mit dem Hanns-Joachim-Friedrich-Preis für Fernsehjournalismus und mit der goldenen Kamera ausgezeichnet. Der Publizist Christian Nürnberger schreibt u.a. für die Zeit und die "Süddeutsche Zeitung“"  Gemeinsam hat das Ehepaar  bereits mehrere Bücher verfasst u.a. den Bestseller "Der rebellische Mönch", den ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert habe. 

Das vorliegende Werk ist in sechs Teile untergliedert. Als da sind: 
-Die sogenannte Informationsgesellschaft 
-Die Medienmaschine 
-Macht und Ohnmacht der Journalisten 
-Macht und Ohnmacht der Medien
-Die fünfte Gewalt 

Medien, so die Autoren, wirken an der Persönlichkeits- und Charakterbildung jedes Einzelnen mit. Was aus einem Kind werde, hänge im hohen Maße davon ab, mit welchen Medien es seitens seiner Erziehungsberechtigten gefüttert worden sei. Dabei seien es die Medien., die jedem Einzelnen helfen, sich in einer stets komplexeren Welt zu orientieren. 

Eine Flut neuer Buchtitel, dazu 6000 Magazine, deren Inhalten rund 85 Prozent aller Leser vertrauten, sind nicht die einzigen Informationsquellen, derer man sich bedienen kann. Es kommen über 400 Radiosender und 74 TV-Sender und das Internet hinzu, welches immerhin bereits 63% aller Haushalte erreicht. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Leben wir tatsächlich in einer Informations- oder doch eher in einer Desinformationsgesellschaft? Seit zu Beginn der Jahrtausendwende die Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenwelt von der Digitalisierung stark in Bedrängnis geraten sind und  sich Werbeerlöse drastisch minimiert haben, auch die Zahl der Abonnenten gesunken ist, stellt sich obige Frage plötzlich.

Kann weiterhin seriöser Qualitätsjournalismus garantiert werden, wenn die Finanzierungsquellen versiegen? Kann man den sozialen Medien trauen, wo doch mittlerweile allgemein bekannt ist, dass dort Fake Accounts, Fake News, Meinungsroboter, Propagandeschleudern, Hoaxes und Trolle für ständige Verwirrung sorgen? 

Ja, man kann, wenn man lernt wie Medien funktionieren, welchen Mechanismen sie gehorchen und welchen Zwängen sie unterliegen. Erkennen muss man Übertreibungen und hinwegsehen sollte man über Zynismus. Dabei sollte man sich nicht beirren lassen vom Medien-Bashing, sondern genau hinschauen, was gesagt und  was verbreitet wird. 

Die Autoren nennen die Ursachen für ein begründetes Misstrauen vieler Bürger dem Establishment gegenüber. Dabei sei allerdings gerade ein starkes Indiz für die Funktionsfähigkeit der Medien die Tatsache, dass man noch immer über Missstände unterrichtet wird. Dennoch ist von Main-Stream-Medien die Rede. Trotz alledem wird die Art wie informiert wird, von verschiedenen Kreisen durchaus in Frage gestellt. Offenbar ist Vertrauen und Misstrauen gleichermaßen gewachsen und zwar auf Kosten der Unentschiedenen. 

Man liest von den ökonomischen Schwierigkeiten der Medienmacher, sinnstiftenden Lesestoff zu vermarkten. Es ist weitaus einfacher, den Voyeurismus und die niederen Instinkte  von Lesern zu bedienen wie auch, sich als Ratgeber für alle Lebenslagen einen Namen zu machen. Die Großen im Medienbusiness sind gewinnorientiert und müssen es wohl auch sein. ARD und ZDF finanzieren sich aber über Gebühren und werden von Gremien kontrolliert. Das macht sie eindeutig unabhängiger. 

Man erfährt Wissenswertes über Medienmilliadäre wie Rupert Murdoch, Haim Saban und Silvio Berlusconi und auch Näheres über die deutschen Pressezaren. Die meisten von ihnen leben nicht mehr, wohl aber noch Hubert Burda und Frank Otto, die von den Autoren mehr als Kaufleute denn als politisch agierende Verleger einschätzt werden. 

Man erfährt in der Folge auch, wer genau die Medienmaschine bedient. Weltweit gibt es etwa 180 Nachrichtenagenturen. Genannt werden die vier wichtigsten Agenturen, die keinem Medienmogul angehören. Man erfährt  zudem nach welchen Regeln die Maschine bedient wird und auch wie sich Regeln ändern können. Weshalb manche Wahrheiten Zeit benötigen, wird auch thematisiert.

Die Autoren machen klar, weshalb es für Journalisten so schwierig ist, Fehler, Lügen, Machtmissbrauch, Korruption und unverantwortliches Handeln aufzudecken und weshalb so selten über Positives berichtet wird. Man liest weiterhin  Wissenswertes über den Treibstoff der Maschine und hier auch, wann eine bestimmte Nachricht Relevanz hat. 

Zudem wird natürlich die Pressefreiheit  thematisiert und aufgezeigt, wo sie endet und wo der Selbstmord der Medienmacher beginnt. Die Medien leben u.a. von den Einnahmen ihrer Anzeigenkunden und je weniger Abonnenten es gibt, umso mehr sind sie auf andere Quellen angewiesen.  Das macht sie nach Ansicht der Autoren zurückhaltender als früher. 

Wie kann in Zukunft in unserer Demokratie journalistische Qualität finanziert werden? Wenn diese Antwort nicht gefunden wird, wird die freie Presse bald der Vergangenheit angehören, so die Autoren.  

Es ist unmöglich, an dieser Stelle alle Facetten dieses klugen Buches auch nur zu streifen. Lesenswert sind u.a. die fünf wichtigsten Regeln und Methoden, Objektivität im Hinblick auf journalistisches Arbeiten zu erlangen. 

Nicht nur nach der Macht und Ohnmacht der Journalisten, sondern auch der Medien wird gefragt. 

Spannend für alle, die im Netz aktiv sind, ist der fünfte Teil des Buches. Hier geht es um die so genannte 5. Gewalt. Sie ist neu und bekanntermaßen sehr unterschiedlich im Niveau. Es handelt sich um Facebook, Twitter, die Foren der sozialen Netzwerke, die Blogs, Instagram etc. Alle sind geschützt durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung. Dabei kann Macht ausgeübt werden durch anarchische Äußerungen. Wer sich intelligent im Netz bewegt, kann, so die Autoren, es als Instrument der Demokratie einsetzen, d.h. man ist keineswegs ausschließlich Propaganda- und Desinformationskampagnen ausgesetzt. Was alles möglich ist, wird kurz skizziert, so etwa auch Online-Petitionen, die durchaus etwas bewirken können. Verdeutlicht wird, dass der neuartige Bürgerjournalismus, dem professionellen Journalismus nicht schaden muss. Im Gegenteil.

Was noch? Lesen und sich klar machen sollte man zum Schluss die wichtigsten Regeln für Mediennutzer. Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, schadet auch im Falle der Meinungsmaschine nicht. 


Sehr informativ, von daher  sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Die Meinungsmaschine: Wie Informationen gemacht werden - und wem wir noch glauben können