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Rezension: Vom Gehorsam zur Freiheit

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und, ganz gewiss an jedem Tag." (Dietrich Bonhoeffer)

Der Theologe und Publizist Ferdinand Schlingensiepen hat einige der Persönlichkeiten aus dem Widerstand gegen Hitler und sein totalitäres Regime persönlich gekannt.

Dieser Autor zeigt in den sechs Kurzbiografien, in welcher Weise mutige Menschen Widerstand gegen das NS- Regime leisteten. Porträtiert werden Sophie Scholl, Adam von Trott zu Solz, Helmuth James Graf von Moltke, Harald Pölchau, George Bell, Dietrich Bonhoeffer

Wie der Theologe festhält, gibt es bei diesen Persönlichkeiten trotz unterschiedlicher Motivation, unterschiedlichem Denken und auch unterschiedlicher Vorgehensweise eine Gemeinsamkeit und diese beruht in einer christlichen Grundorientierung, die sich in tief empfundener Nächstenliebe offenbart.

Es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass die Zivilcourage dieser Menschen auf ihrem Glauben basierte. Für denkbar halte ich dies deshalb, weil derjenige, der es mit der christlichen Nächstenliebe Ernst nimmt, auch Mut entwickelt, diese zu leben. In Zeiten totalitärer Regime erfordert Nächstenliebe mitunter große Zivilcourage, wie sie nur Menschen aufbringen, die zu wirklicher Anteilnahme fähig sind.

Ich möchte die Kurzbiografien nun nicht verkürzt darstellen. Sondern ich empfehle diese Biographien in Schulen, aber auch in Familien zu lesen und zu diskutieren. Wie Schlingensiepen so zutreffend bemerkt, haben die beschriebenen Menschen sich der Wirklichkeit ihrer Zeit ausgesetzt und das Böse in ihr erkannt und bekämpft. Genau darin besteht ihr bleibendes Vorbild und obschon diese Vorbilder aus der dunkelsten Epoche unserer Geschichte uns auf Fragen im Hier und Heute vielleicht keine Antwort geben können, zeigen sie uns doch, mit welcher Haltung man in schwersten Krisen ein Mensch bleiben kann, der sich der Vorteile und damit nicht selten des verlockenden Bösen wegen keinesfalls verbiegen lässt.

 Empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Geschwister- Susann Sitzler- Klett Cotta

Die Autorin Susanne Sitzler befasst sich in ihrem Buch mit einem interessanten Thema, nämlich dem der Geschwister. Dabei untergliedert sie ihr Werk in fünf Teile:

Was Geschwister sind 
Wobei Geschwister stören 
Wo man Geschwister herbekommt 
Wie man Geschwister loswird 
Warum Geschwister gut sind 

Sie schreibt, wenn Psychologen über Geschwister sprechen oder Journalisten darüber schreiben, dann stünde im Hinblick auf Geschwisterreflektionen zumeist die Beziehung im Vordergrund und damit die Lernmöglichkeiten, die Unbedingtheit der Zusammengehörigkeit, aber auch die Nachhaltigkeit der Verbindung. 

Wie die Autorin meint, lernen wir mit Geschwistern nicht das Teilen, sondern vielmehr das Verhandeln. Mit Geschwistern wird ferner das Schwindeln und Lügen eingeübt, um auf diese Weise Vorteile zu erlangen. In diesem Zusammenhang schließlich lernen Kinder die Grenzen ihres Handelns kennen. 

Wer Geschwister hat, erfährt schon früh, was Gerechtigkeit heißt, auch was Edelmut und Großherzigkeit bedeutet. Eifersucht und Rivalität zählen zu den Erfahrungen, die man mit Geschwistern machen kann, Zuneigung und Verbundenheit kommen erst später und sind nach Sitzler keine Selbstverständlichkeit. 

Offenbar gibt es im Konkurrenzuniversum einer Familie auch Nischen und diese dienen der Abgrenzung. 

Geschwister vermögen tiefer und gezielter als alle anderen Menschen verletzen und das nicht selten ein Leben lang. Nicht alle Verletzungen geschehen absichtslos. Mitunter gibt es Geschwisterbeziehungen, in denen von Beginn an eine extreme Schieflage erkennbar ist. Dies ist dann der Fall, wenn aufgrund bestimmter Umstände ein Kind mehr Zuwendung als andere bekommt. 

Interessant, dass mit Geschwisterhass zumeist Brüderhass gemeint ist, schreibt die Autorin. Dies hängt mit der patriarchalischen Tradition zusammen, auf der viele Kulturen basieren. 

Das Buch liest sich spannend, auch für Einzelkinder, die dadurch eine Welt begreifen lernen, die ihnen verschlossen blieb. Ich will die einzelnen Themen des Buches hier nicht in Kurzform abhandeln, sondern es bei diesen essentiellen Gedanken der Autorin belassen 

Die Geschwistergeschichten, die man hier nachlesen kann, sind lehrreich und zeigen mir als Einzelkind, dass man es schwerer hat, sich in der Welt zurecht zu finden, wenn man ohne Geschwister aufgewachsen ist, weil man viele Behauptungsstrategien einfach nicht erlernt hat und zunächst viel zu arglos auf Menschen zugeht.

Als Kind glaubte ich  an die gute Beziehung zwischen  Geschwistern und meinte diese bei Freunden, Cousins und Cousinen im Hinblick auf ihre Geschwister zu sehen. Mein Bruder starb im Alter von 11 Monaten als ich noch keine drei Jahre alt war. Ich empfand sein frühes Sterben  immer als großen Verlust, hielt mich stets gerne dort auf, wo Geschwister zuhause waren und empfand das Spielen dort als Idylle.

Heute Jahrzehnte später bin ich einfach nur noch entsetzt, dass fast alle Geschwister, die ich kenne, sich wegen Erbstreitigkeiten in die Haare bekommen haben und frage mich, ob dies der Zeitgeist ist oder normales Verhalten zwischen Geschwistern? Ich bin überzeugt, es ist der Zeitgeist, der von absoluter Habsucht geprägt ist. 

Empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: #Träume- Stefan Klein- S.Fischer-Verlage

Dr. Stefan Klein ist Wissenschaftsautor, der Physik und analytische Philosophie studiert und mit einer Arbeit über theoretische Biophysik promoviert hat. Sein neues Buch trägt den Titel  "Träume – Eine Reise in unsere Wirklichkeit"

Der Autor stellt seinem Werk ein Frage Leonardo da Vincis voran, die ich hier zitieren möchte: 

"Warum sieht das Auge
 Im Traum klarer 
 Als die Vorstellung wachend?“ 

Nach einen kurzen Einleitung versucht Klein, diese Frage umfassend zu beantworten. Dabei verdeutlicht er sogleich, dass man mit Träumen mehr Zeit als mit jeder anderen Tätigkeit zubringt, weil Schlaf ein gutes Drittel unseres Lebens ausfüllt. Dennoch bleiben uns die wenigsten Träume im Gedächtnis. 

Der Autor unterteilt sein Buch in drei große Abschnitte 

Was Träume sind 
Was Träume über uns sagen 
Wie Träume unser Leben verändern

Schon die vorsokratischen griechischen Philosophen aber auch alle traditionellen Kulturen bis heute sind davon überzeugt, dass unsere Seele tagsüber mit unserem Körper verbunden ist, im Schlaf und nach dem Tode jedoch ihre eignen Wege geht. Die älteste Erklärung für die Bilder in der Nacht sei, dass höhere Mächte sie den Menschen eingeben. Heute weiß man, dass wir nachts Aspekte unserer Lebensgeschichte erfahren und auf Ideen kommen können, die sich uns im Wachleben entziehen. Zudem zeigen Träume wie Bilder, Erinnerungen und Gedanken überhaupt in unseren Köpfen entstehen. Insofern ist es uns im Traum möglich, zuzusehen, wie unser Geist funktioniert. 

Man erfährt wie die Wissenschaft Träume greifbar macht und in diesem Zusammenhang, dass man mit dem Wort "Traum" drei unterschiedliche Phänomene bezeichnet. 

1. Die Erinnerung an ein Erleben im Schlaf 
2. Das innere Erleben selbst 
3. Wie Träume unser Leben verändern

Traumartige Zustände während des Tages wurden lange nicht beachtet. Träumen, Tagträumen und scheinbares Nichtstun aber sind lebensnotwendig. Die Gründe hierfür werden im Buch sehr gut erläutert. 

Bestimmte Muster des Schlafs bestimmen offenbar unsere Träume, auch darüber erfährt man Wissenswertes und zudem, dass im Schlaf das limbische System die Kontrolle übernommen hat und wir deshalb in einen archaischen Zustand zurückfallen. Weil unser Gehirn im REM-Schlaf (was man darunter zu verstehen hat, wird im Buch genau erläutert)  mit den Hormonen Serotonin und Noradrenalin geizt, erleben Träumer einen Sturm der Gefühle und Szenen jenseits aller Vernunft und taumeln "durch Szenen voller Angst und Aggression.“ 

Grundsätzlich sind Träume weit mehr als nur der verzerrte Widerschein des Wachlebens, für den wir sie in der Regel halten. Sie offenbaren uns, welche Vorstellungen unser Gehirn hervorbringt, sobald es "vom Dauerfeuer der Sinne verschont bleibt". 

Wie Klein konstatiert, sind Träume ein Spiel mit den Möglichkeiten. Wir durchwandern in ihnen eine von uns selbst konstruierte Wirklichkeit, die wir anschließend in der Außenwelt suchen. Träume sind auch Zeitreisen, denn im Schlaf ist es möglich, Monate, Jahre oft Jahrzehnte zurückzugehen. Unsere nächtlichen Erlebnisse schenken uns einen unverstellten Blick in die tieferen Schichten des Bewusstseins, auf jene Prozesse, die gewissermaßen unter der Benutzeroberfläche ablaufen, erläutert Stefan Klein, der auch verdeutlicht, wer im Traum wir eigentlich sind und weshalb wir bei Nacht mehr erleben als am Tage. 

Der Autor äußert sich auch zum Bewusstsein, das verschiedene Schichten besitze. Dabei sei in den einfachen Träumen des frühen Tiefschlafs das Ich-Empfinden verschwunden und man könne nur Farben, Licht und andere elementare Eindrücke wahrnehmen, selten ein vereinzeltes Bild oder versprengte Gedanken. Obschon man nicht das Gefühl hat als Person anwesend zu sein. 

Man lernt während man schläft. Nicht nur die Fähigkeiten erweitern sich, sondern auch der Charakter. Interessant ist es, dass wir unsere Träume zu lenken vermögen, dabei müssen wir den sogenannten Traumkörper als Teil unserer selbst verstehen. 

Kafka gilt als großer Träumer. Er hat, wie Klein schreibt, mehr als 60 Aufzeichnungen von Erlebnissen im oder an der Grenze vom Schlaf erhalten. Einige seiner Traumtexte illustrierte er auch. Offenbar lassen sich nicht wenige Künstler von ihren Träumen inspirieren. Klein erwähnt Dürer, aber auch McCartney, der die Melodie von "Yesterday" erstmals im Traum hörte und sie morgens aufnotierte. Zwischen Kreativität und Traum gibt es einen Zusammenhang, der im Buch deutlich wird.

Gedeihen kann kreatives Denken am besten zwischen Träumen und Wachen und zwar, sobald ungezügelte Fantasie auf zumindest ansatzweise kritisches Bewusstsein trifft. Dies ist der Zustand, wo originelle oder auch taugliche Ideen entstehen. 

In seinem Epilog resümiert Klein, dass Träume die Welt verändern und insofern die Macht besitzen, unserem Leben eine neue Wendung zu geben. Das hängt damit zusammen, dass Träume die Leitmotive unseres Lebens verkörpern. 

Der Autor hat auf den letzten Seiten einen Gedanken Fernando Pessoas einem Kapitel vorangestellt, den ich  jetzt zum Ende der Rezension zitieren möchte, weil er auf wunderbare Weise, die wesentliche Aussage des Buches zusammenfasst. 

"Und so, wie ich träume
Denke ich auch nach, wenn 
Ich will, es ist nur eine andere
Art des Träumens." 

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: #Vom_Aufstieg_und_anderen_Niederlagen- #Giovanni_di_Lorenzo- #Kiepenheuer&Witsch

Dieses bemerkenswerte Buch enthält zwanzig Interviews, die Giovanni di Lorenzo (#Chefredakteur der #ZEIT) im Laufe der vergangenen 33 Jahre mit namhaften Persönlichkeiten geführt hat. Ihm macht es stets eine besondere Freude "in einem Gespräch eine Spannung aufzubauen, einen Moment der Authentizität einzufangen, im besten Falle auch eine Überraschung, im Guten wie im Schlechten." 

Im Vorwort merkt der Journalist an, dass in Fernsehinterviews der persönliche Eindruck  von der Person auf dem Bildschirm zumeist wichtiger sei als die Aussagen selbst. Di Lorenzo schreibt auch über Besonderheiten bei Interviews in den Printmedien und verschweigt keineswegs die Kürzungen der Gesprächsinhalte dort, die ich selbst für problematisch erachte und auf "Buch, Kultur und Lifestyle" generell nicht vornehme und zwar der Authentizität wegen. 

Di Lorenzo führt seine #Interviews am liebsten alleine, weil er eine Grundstimmung benötigt, die ohne das Mitwirken von Kollegen besser herzustellen sei. Nicht selten lasse dann ein falsch interpretierter Satz ein Gespräch kippen. Di Lorenzo formuliert seine Sätze nicht vor, sondern agiert  mittels auf Karteikärtchen festgehaltenen Stichpunkten, lässt sich insofern vor Ort auf die Persönlichkeit des Gesprächspartners ein und entwickelt auf diese Weise einen Dialog auf gleicher Augenhöhe. 

Aus den zahlreichen Gesprächen, die der Journalist führte, hat er 20 Interviews ausgesucht, die man im Buch in umgekehrt chronologischer Reihenfolge abgedruckt vorfindet. Das jüngste Interview aus dem Jahre 2014 hat di Lorenzo mit Renate Lasker-Harpprecht geführt, die Auschwitz und Bergen-Belsen überlebte. 

Bei Interviews im Buch wartet der Autor stets mit einigen klärenden Eingangsworten auf, um sich dann auf den Gesprächspartner einzulassen und ihn zu öffnen. Dieses Öffnen gelingt di Lorenzo vortrefflich. Er findet immer die richtigen Worte und beeindruckt durch eine bemerkenswert subtile Gesprächsführung, bei der es ihm stets gelingt, sich als Person vollständig zurückzunehmen. Dieses Verhalten setzt Seelen-Adel voraus. 

Dieser Tage las ich nicht ohne Grund erneut das Interview mit Armin_Mueller_Stahl, dessen Arbeiten auf Papier derzeit in Überlingen in der Galerie Schumacher zu besichtigen sind. Da ich den wunderbaren Katalog zur Ausstellung gerade rezensiert habe, interessierte mich das Gespräch mit dem vielseitigen Schauspieler, Maler, Musiker und Dichter besonders. Lorenzo hat es aufgrund seiner intelligenten Fragen geschafft, deutlich zu machen, dass man es bei Armin-Müller-Stahl mit einem sehr reflektierten, vor allem aber weltoffenen Menschen zu tun hat, der um die deutsche Enge weiß und um den typisch deutschen Neid, den man anderen Orts in dieser Form nicht kennt. 

Di Lorenzos Gesprächspartner im Buch sind: Renate Lasker-Harpprecht, Armin Müller-Stahl, Helmut Dietl, Joachim Gauck, Karl-Theodor Guttenberg. Monica Lierhaus, Margot Käßmann, Anne-Sophie Mutter, Halil Andie, Helmut Schmidt, Boris Becker, Angela Merkel, Giovanni Trapattoni, Rudolf Augstein, Petra Kelly, Hans-Jürgen Wischnewski, Silvio Berlusconi, Toni Negri und Sergio Corbucci. 

Wie gehen Menschen mit Höhen und Tiefen in ihrem Leben um? Auf diese Frage findet man im Buch gute Antworten, die über das Gesagte, wenn man alles zusammenfasst, hinausgehen. Dass dies möglich ist, ist gewiss Giovanni di Lorenzos getroffener Auswahl zu verdanken, aber auch  dem gedanklichen Tiefgang der Gespräche, den er durch seine Fragen vorgibt. 

1993 interviewte di Lorenzo Rudolf Augstein. In diesem Interview fand ich eine Frage und eine Antwort, die ich hier zitieren möchte, weil ich sie als eine letzte Botschaft des großen und dabei weitsichtigen Journalisten an uns alle begreife: 

Giovanni di Lorenzo: "Sind die Menschen unfähig, ihr eigenes Überleben zu organisieren?" 

Rudolf Augstein: "Die bisherigen Erfahrungen deuten darauf hin, dass sie dazu unfähig sind. Wenn es so weitergeht wie bisher, wird die Menschheit nicht mehr lange überlebensfähig sein." 

Das Buch empfehle ich sehr gerne, weil es Bewusstsein bildet im Hinblick auf den ewigen Wandel der Zeitläufte, dem man sich nicht entziehen kann.

Helga König

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Rezension: "#Nüchtern"- Daniel Schreiber- #Hanser_Berlin

Daniel Schreiber, der Autor dieses bemerkenswerten Buches ist 1977 geboren. Vor 7 Jahren begeisterte mich seine exzellente Biographie über Susan Sontag ("Geist und Glamour").  Deshalb auch wollte ich wissen, wie er das nicht unproblematische Thema "Trinkerei" anpackt.

Im vorliegenden, sehr persönlich verfassten Essay schreibt er über seine Erfahrungen als Alkoholiker. Für dieses Buch hat er sich, wie man seinem Literaturverzeichnis entnehmen kann, ein umfangreiches Faktenwissen angeeignet und dieses dann leichtfüßig in seinen Essay eingebracht. 

Ein moderater Umgang mit Wein, Sekt und auch Spirituosen ist Bestandteil unserer europäischen Kultur. Doch leider verliert ein gewisser Prozentsatz von Alkoholkonsumenten die Kontrolle über ihr Trinkverhalten mit entsprechend unerfreulichen Begleiterscheinungen. Wer nicht in die Abhängigkeit dieser Droge geraten möchte, sollte sich, bevor er Selbsthilfegruppen nötig hat, mit dem Phänomen der Trunksucht auseinander setzen.

Wann beginnt sie und wodurch kann sie aufgelöst werden? Schreiber wog zu Zeiten seines Alkoholismus 125 Kilo und damit 40 mehr als heute. Er besuchte 2-3-mal in der Woche die Psychoanalyse, trank stets, auch alleine zu Hause, weil nur dies ihn entspannte.  Seiner Sucht versuchte er ein Ende zu bereiten, indem er seinen Alkohlkonsum gezielt einschränkte, trank allerdings entgegen seinem Wollen nach einem halben Jahr mehr als zuvor. 

Der Autor schreibt davon, dass Trunksucht zu charakterlichen Regressionen führe, das Realitätsgefühl sich massiv verändere, krude Phantasien und Tagträume zur Normalität eines Trinkers gehörten, der zwischen Grandiosität und Selbstmitleid, zwischen Allmachts- und Opferphantasien schwanke. Erschütternde Momente reiner Dunkelheit erforderten eine enorme Kraft, diese abzuschütteln. 

Nicht verwunderlich ist, dass zukünftig Abhängige in einem sozialen Umfeld aufwachsen, in dem Betrunkenheit unter Erwachsenen toleriert wird. Auch ermittelt werden konnte, dass in dem Kreis der Anfälligen schon früh Probleme der Bindungsfähigkeit, Angstzustände, Aggressionen und Aufschub von Bedürfnisbefriedigung eine Rolle gespielt haben. 

Trotz all diesem aber gäbe es keinen letzten psychologischen Grund für das Trinken. Entsprechend gelte der Satz: "Der Trinker trinkt, weil er abhängig ist."

Der Autor befasst sich mit der Selbsttäuschung in Bezug auf Alkoholkonsum und verdeutlicht diese auch. Alkoholprobleme werden wie Schreiber festhält, großflächig verleugnet, intellektualisiert und ästhetisiert. Kaum irgendwo wird so viel getrunken wie in Deutschland. Der Pro-Kopf-Konsum an reinem Alkohol liegt bei uns bei 12,1 Liter, weltweit im Durchschnitt jedoch bei 6 Litern. Insofern wundert es nicht, dass bei uns mehr Menschen an Leberzirrhosen sterben als bei Verkehrsunfällen. 74 000 Menschen sterben in Deutschland an den Folgen von extremem Alkohol und nur 10% der Alkoholiker begeben sich in medizinische, psychiatrische oder eine anderweitige Behandlung. 

Schreiber bekundet sehr offen seine Erfahrungen in Selbsthilfegruppen, deren Besuch eine Übung in der Auseinandersetzung mit dem eigenen alkoholkranken Stolz sei. 

Zügelloses Trinken verändert einen Menschen völlig. Daniel Schreiber unterstreicht: "Es hält die Phantasien des Egos aufrecht und hilft dabei, die Realität so weit auszublenden, dass man sie ohne größere Schwierigkeiten der Phantasie anpassen kann. In diesem Sinn ist es ein großer narzisstischer Motor"

Alles ist eine Frage vom vernünftigen Maß. Wer nicht maßhalten kann, sollte nach meiner Meinung auf Alkohol und andere Mittel (z.B. Nikotin oder Zucker), die süchtig machen können, besser völlig verzichten, sich immer wieder mit seiner Suchtanfälligkeit befassen und sich klar machen, dass ein Leben ohne Abhängigkeit Glück verheißt. 


Empfehlenswert.

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Rezension: Fragen an das Leben- Rolf #Dobelli- #Diogenes-Verlag

Der Autor Rolf Dobelli hat ein neues Buch vorgelegt. Es enthält eine Fülle von Fragen an das Leben und an sich selbst, die er suggeriert, noch nicht beantwortet zu haben. Viele der Fragen umfassen nicht mehr als 140 Zeichen und eignen sich damit vortrefflich als Twitterbotschaften. 

Alle Fragen - auch die komplexesten - sind zudem   bestens geeignet, sie auf Facebook seinem Freundeskreis kundzutun, um sich auf diese Weise  ein Bild zu machen, wie ähnlich oder unterschiedlich Antworten ausfallen können, eine nicht uninteressante Art übrigens, sich mit Meinungsvielfalt  vertraut zu machen. 

Seine Fragen hat Dobelli diversen Rubriken zugeordnet, die sich mit verschiedenen Themen befassen, so etwa Glück, Lebensstrategie, Denken, Bildung, Gefühle, das Gute und das Böse, Lebensfreude und der Tod. 

Die Idee mit keinen vorgefertigten Antworten aufzuwarten, sondern Leser zum Denken zu animieren gefällt mir sehr gut, weil  solche Denkangebote sich an mündige Leser wenden. Einige Fragen wirken zunächst ein wenig absurd, doch wenn man innehält und überlegt, weshalb Dobelli eigentlich formuliert: "Nennen Sie die Anzahl Hände, die Sie in Ihrem Leben geschüttelt haben. Ungefähre Angabe genügt", dann versteht man sehr bald den tieferen Sinn vieler seiner Frage. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und sollte sich als solches auch sinnvollerweise verhalten. Das funktioniert tatsächlich, wenn man sich der Nähe zu anderen bewusst wird.

Sehr gut in diesem Zusammenhang finde ich die Frage "Wie viel menschliche Wärme empfangen Sie, wie viel senden Sie aus und wie hat sich dieses Verhältnis im Lauf der Zeit entwickelt?" Fragen solcher Art dienen allesamt der Bewusstwerdung. 

Geht man Frage für Frage durch, stellt man fest, dass alle unbeantworteten Reflektionen, sich dazu eignen,  kleine Essays zu schreiben. Mir gefällt es, wenn der Autor leise an unsere Demut appelliert, in dem er beispielsweise fragt "Wie viele Gedanken waren bereits vorhanden, ehe sie sie erdachten?"

Je mehr ein Mensch gelesen und je mehr er sein Ego im Griff hat, umso rascher schweigt er hier betreten, um so mehr geht er in sich und gewinnt Bodenhaftung. 

Vielen von Dobellis Fragen befassen sich versteckt mit Toleranz, genauer, wollen zu dieser wie mir scheint ermutigen.

Eine vortreffliche Frage ist nach meiner Meinung nachstehende: "Was spricht gegen die Liebe? Nennen Sie die drei Haupteinwände?"

Diese Frage würde ich gerne 100 Managern aus Großbetrieben stellen, weil man durch die Antworten mehr als durch jeden ausführlichen Persönlichkeitstest über den Antwortenden in Erfahrung bringen kann. 

Alles in allem ein tolles Buch mit exzellenten lebensphilosophischen Fragestellungen. 

"Hätten Sie gern eine Welt, in der alles denkbar wäre?" Wir leben in einer solchen Welt, lieber Rolf Dobelli, doch es wäre gut, wenn nicht alles Denkbare umgesetzt werden kann, solange Größenwahnsinnge dadurch Unheil stiften können.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Diogenes-Verlag http://www.diogenes.de/leser/neuheiten/hardcover/alle/9783257069174/buch  und  können das Buch bestellen. Sie  können es jedoch auch  direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Für ein #Leben in Fülle- #Simone_Langendörfer- Edition Forsbach

Die Autorin Simone Langendörfer ist Burnout-Expertin und Glücksforscherin. Sie zählt zum Kreis der Top-Rednerinnen und Management-Beraterinnen in Deutschland und hat das Mentaltraining "Self- Fulfilling- Management" in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert. Die charmante Glücksforscherin, die auch im Fernsehen ihre Botschaften weitervermittelt, ist Verfasserin sehr hilfreicher Bücher, von denen ich einige gelesen habe, um mir einen Überblick zu verschaffen. Eines dieser Bücher möchte ich heute vorstellen. Es hat den schönen Titel "Für ein Leben in Fülle- So werden Sie Ihr eigener Glücksmanager"

Über das Glück haben schon viele kluge Autoren geschrieben, beispielsweise die antiken Philosophen Seneca und Epikur, aber auch der Nobelpreisträger Hermann Hesse, der Dalai Lama und der Philosoph Wilhelm Schmid. 

Liest man die Bücher der Glücksforscherin Simone Langendörfer, so wird klar, dass Glück in erster Linie bedeutet, im Einklang mit sich selbst zu leben. Tut man dies, so sind die äußeren Umstände in der Regel auch beglückend, weil das innere  Glück Menschen und Dinge anzieht, die für unser Wohlbefinden sehr zuträglich sind. 

Die Autorin hat ähnlich wie der von mir sehr geschätzte Eckart Tolle das Ego im Verdacht,   unser Glück zu sabotieren, indem es uns davon abhält,  ein sinnerfülltes Leben zu führen. Es ist also notwendig, einen Paradigmenwechsel vorzunehmen, so beispielsweise Kontrolle in Vertrauen umzuwandeln, um auf diese Weise Angst zu minimieren, denn Angst macht alles andere als glücklich. 

Erlernt werden sollte,  leicht und biegsam zu werden. Zunächst befasst sich Langendörfer mit unserer Ego-Persönlichkeitsstruktur und in diesem Zusammenhang mit alten Glaubenssätzen und Denkmustern. Diese gilt es neu zu reflektieren, um uns unserem wahren Selbst zu nähern und uns von der Ego-Persönlichkeitsstruktur zu lösen, weil  das Ego  uns in eine Abhängigkeit zieht, die der Ursprung allen Leids darstellt. 

Das wahre Selbst kennt keine Abhängigkeit, kann nicht enttäuscht werden und fühlt sich auch nicht minderwertig. Das wahre Selbst ist nicht, was es leistet, sondern es ist,  was es ist: Liebe in ihrer reinsten Form. 

Wie Langendörfer so zutreffend bemerkt, möchte das Ego uns einreden, dass andere Menschen Macht über unseren Wert haben. Das führt dazu, dass man Anerkennung von anderen haben möchte und man sich in der Folge so verhält wie andere uns gerne hätten. Auf diese Weise verliert man jedoch seine Einzigartigkeit und wird unglücklich. Das Ego erzeugt Dramen, Konflikte, Angst und Unsicherheit in Beziehungen, so die Autorin.  Dem stimme ich zu. 

Das Ego scheint ursächlich für alles Trennende auf dieser Welt zu sein, nicht zuletzt, weil es auf Gegensätze aufgebaut ist. Man erkennt es daran, dass es pausenlos als richtig und falsch, gut und schlecht, lohnend und nicht lohnend bewertet und urteilt. (Verbissene Verrisse-Schreiber sind in der Regel- so meine Beobachtung- extrem von einem überbordenden Ego getrieben. Den aufgeblasenen Egos geht es nicht um wertschätzen, sondern um abwerten und genau deshalb leben sich Dauernörgler und ewige Rechthaber diesbezüglich aus.) 

Wer glücklich sein will, muss lernen,  aus sich heraus zu handeln. Wie die Autorin versichert, liefert unserer wahres Selbst die nötigen Ideen, Einfälle und die Inspiration, die man braucht, um hervorragende Ergebnisse zu erzielen.

Langendörfer weist auf einzelne Egofallen hin, so etwa auf das schon angedeutete Phänomen des Bewertens und Beurteilens. Das Ego will immer Recht bekommen, auf diese Weise nämlich kann es wachsen und gedeihen und uns aber auch andere unglücklich machen. 

Zu den näher beschriebenen Ego-Fallen zählen des Weiteren Angst und die Illusion scheinbar in Fülle zu leben. Über das Resonanzgesetz, zu dem sich u.a. Dr. Dahlke sehr ausführlich geäußert hat, schreibt die Glücksforscherin ebenfalls und verdeutlicht, dass unser augenblickliches Ausstrahlen der Fülle oder des Mangels stets genau die äußeren Umstände anziehen, die mit ihnen harmonieren. Insofern wird eine Realität, die wir als Mangel registrieren, uns auch die Ergebnisse bereithalten, die uns diesen Mangel dokumentieren.

Man erfährt in der Folge Wissenswertes über ein Leben im Mangel und hier auch, dass unser Mangeldenken den Ego-Emotionen Schuld, Angst und Aggression entspricht. Anhand einer sinnvollen Übung lernt man dem Mangeldenken auf die Spur zu kommen, bevor man mit dem Paradigmenwechsel konfrontiert wird, der "Ein Leben in Fülle" heißt. 

Wie man ein Füllebewusstsein entwickelt,  kommt auch zur Sprache und es wird klar, dass es das Ego ist, das genau dies zu verhindern sucht. Wer sich von seinem Ego verabschiedet und dem wahren Selbst zuwendet, erwirbt eine neue Lebensqualität, in der die Fülle und nicht der Mangel dominieren und zu unserem Glück beitragen. 

Die Autorin erläutert wie "Self-Fullfilling Management" wirkt, das ich eingangs bereits erwähnte. Dabei sollte man wissen, dass es der Steigerung der Lebensqualität, der Lebensfreude und dem Leben dient, das der eignen Bestimmung folgt. 

Wendet man die im Buch erläuterte  Strategie an,  minimiert sich die Ego-Persönlichkeit und man beginnt in der Fülle zu leben, die wie Langendörfer so schön schreibt, die reine Freude verkörpert. 

Ihre Tipps für jeden Tag überzeugen, sie zu befolgen, macht wirklich glücklicher. Auch ihre sechs Tipps für das tägliche Business lohnt es, nicht nur zu lesen, sondern auch umzusetzen. Einfach ausprobieren und abwarten, was geschieht. 

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen sie zum Shop von Simone Langendörfer und können das Buch bestellen:http://www.simone-langendoerfer.de/profil/produkte. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Prinzip Souveränität- Stéphane Etrillard- Midas Management Verlag

Der Autor Stéphane Etrillard gilt als führender europäischer Experte zum Thema "persönliche Souveränität". Bei Entscheidern und Führungskräften ist er als Ratgeber und "Trainer der neuen Generation"  bekannt und gesucht. In seinen Seminaren mit dem Schwerpunkt Führungskommunikation, Rhetorik und Dialektik sowie Selbst-PR vermittelt er Kompetenz aus der Praxis für die Praxis. Etrillard ist Autor von über 40 Büchern und Audio-Coaching-Programmen, die zu den Business-Topsellern zählen. Dies alles kann man seiner Website www.etrillard.com entnehmen. 

Das vorliegende Buch befasst sich mit den vielen Facetten der persönlichen Souveränität aus verschiedenen Blickwinkeln, nicht zuletzt weil Souveränität immer wichtiger wird in Zeiten zunehmender Komplexität in unserer Welt. Hauptmerkmal komplexer Systeme ist das Fehlen von einfachen Ursache-Wirkung-Kausalitäten sowie linearen Wenn-Dann Beziehungen. 

Komplexität ist allerorten feststellbar, so auch im Bereich des Wissens, das heute mehr als die Summe der einzelnen Fakten verkörpert. Wie Etrillard so treffend formuliert, entsteht wirkliches Wissen nur dann, wenn die jeweiligen Kenntnisse und Erkenntnisse miteinander in Beziehung stehen und in Wechselwirkung treten. Die Komplexität unserer Welt zu verstehen und in der Folge eigenverantwortlich zu handeln, ist eine der Voraussetzungen persönliche Souveränität zu erlangen. Diese benötigt in ihrer Entstehung eine eigene Identität, die man dadurch entwickelt, dass man dem eigenen Leben einen Sinn verleiht. Wer souverän handeln möchte, d.h. eine eigene kompetente Persönlichkeit durch sein Handeln dokumentieren will, benötigt viel Selbsterkenntnis und muss in der Lage sein, hierarchische Muster zu durchschauen, weil diese sich besonders kontraproduktiv auf die Entwicklung der persönlichen Souveränität auswirken. 

Nicht zu verwechseln mit Souveränität ist Arroganz und Selbstüberhebung. Diese beiden Phänomene gehen mit der Herabsetzung anderer Menschen einher. Tatsächliche Souveränität stützt sich nicht auf vermeintliche Schwächen oder Unzulänglichkeiten anderer, denn sie kann nur aus der eigenen Persönlichkeit entstehen. 

Den souveränen Menschen zeichnen Eigenschaften wie Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, Sicherheit und Gelassenheit, ein gutes Selbstwertgefühl und ein klares und kritisches Bewusstsein über sich selbst als auch Offenheit und Respekt gegenüber anderen aus, (S. 74). Um diese Eigenschaften zu erwerben, muss man bereit sein, sich in vieler Hinsicht zu kultivieren. Der Autor nennt vier Komponenten, aus denen sich die Souveränität einer Person zusammensetzt, als da sind: Integrität, Ziele-Souveränität, Kompetenzen und souveränen Umgang mit Zeit und Energie. 

Strebt das Management einer Firma eine gesunde Unternehmensstruktur an, sollten die Führungsleute Souveränität erkennen lassen und darauf hinwirken, dass im Unternehmensgefüge auf allen Ebenen gegenseitiges Vertrauen und eigenverantwortliches Arbeiten die entscheidenden Komponenten darstellen. Ein gutes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl machen es möglich, auch schwierige Phasen und Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Ein souveräner Mensch verfügt über diese Eigenschaften und vermittelt anderen Werte, die beispielsweise auf Mitarbeiter stärkend wirken und eine sinnstiftende- also auf Nachhaltigkeit basierende Firmenphilosophie umsetzbar machen. 

Etrillard nennt die Quellen der persönlichen Souveränität und verdeutlicht dabei, dass sie auf einem unaufhörlichen Entwicklungsprozess basieren. Eigenverantwortung ist ein wesentlicher Moment, wie immer wieder unterstrichen wird, auch die Akzeptanz von persönlichen Schwächen bei gleichzeitiger Fokussierung auf die Stärken. Für das Selbstbewusstsein ist es gut, sich seiner Begabungen (Stärken) bewusst zu werden. Der Autor listet deshalb  Grundfähigkeiten auf, nicht zuletzt deshalb, weil echte Souveränität ohne die Fokussierung auf die eigenen Stärken kaum denkbar ist. Genannt werden Fähigkeiten wie etwa analytisches Denken, Beobachtungsgabe, Farbwahrnehmung, Ideenreichtum, auch soziale Begabung oder Zahlenverständnis.

Etrillard verdeutlicht zudem,  was notwendig ist, um souverän zu kommunizieren. Ich stimme mit dem Autor überein, dass eine durchweg gelungene Kommunikation stets auf einer offenen und flexiblen Persönlichkeit beruht. Autoritäre Kommunikation halte ich ebenfalls für ineffizient. Nicht selten ist sie das Ergebnis von Unsicherheit und unreifem, rigiden Beharren auf dem eigenen Standpunkt. 

Wie Etrillard so treffend bemerkt, geht es einem souveränen Menschen nicht darum, durch geschickt konstruierte Wortverdrehungen dem Gesprächspartner Scheinwahrheiten glaubhaft zu machen, sondern um Transparenz und Zuverlässigkeit. Ziel der Kommunikation ist gegenseitiges Verstehen. Dabei bedingt geglückte Kommunikation  aktives Zuhören und ausgewogene Redezeiten. Ein souveräner Mensch hat damit kein Problem, weil er in erster Linie  über Bewusstsein verfügt.

Man erfährt u.a. Wissenswertes über Kommunikationssperren. Solche Störungen sollte man tunlichst meiden, andere lächerlich zu machen oder ironisch zu werden, dient ebenso wenig einer geglückten Kommunikation wie etwa ungefragt Lösungen zu liefern oder Vorwürfe zu machen. Ein souveräner Gesprächspartner spielt sich nicht durch solche und andere Störfaktoren in den Vordergrund, sondern ist an einem vernünftigen Dialog interessiert.

Während der fremdgesteuerte Zeitgenosse in besonderem Maße von der Außenwelt abhängig ist, benötigt der souveräne Mensch nicht pausenlos Feedback, denn er ist sich seines Wertes bewusst. Er verfügt über spezifische Kompetenzen, darunter auch Leistungsbereitschaft. Aus der Summe all der Kompetenzen ergibt sich dann  Handlungskompetenz.  Diese und eine Vielzahl anderer Eigenschaften, darunter Authentizität, Kreativität, Toleranzfähigkeit und Reife sind der Stoff aus dem der souveräne Mensch geformt ist, jene gereifte Persönlichkeit, die nicht nur in der Arbeitswelt positivere Ergebnisse aufweisen kann als derjenige, dem es an Souveränität mangelt. Deshalb auch ist es wichtig, dass zum Wohle aller Souveränität erlernt wird. Je früher, um so besser.

Partnerschaftliches Denken in der Kommunikation, beim Finden von Lösungen, auch in der Beziehungspflege beispielsweise zu seinen Mitarbeitern führt zu erfolgreicheren Ergebnissen und auch dazu, dass die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen bei Mitarbeitern steigt. Wertschätzung ist für eine souveräne Persönlichkeit kein Thema, sondern eine Selbstverständlichkeit. 

Etrillard zeigt wie man souverän mit Schwierigkeiten umgeht, so auch mit unfairer Kommunikation, wo das Gegenüber nicht an der Klärung einer Sache, sondern nur am persönlichen Sieg interessiert ist. Wie solche Gesprächspartner agieren,  macht der Autor anhand von manipulierenden Vorgehensweisen deutlich. 

Der an Souveränität interessierte Mensch bemüht sich auch in Konflikten und Auseinandersetzungen um Respekt und Wertschätzung. Zudem kann die souveräne Persönlichkeit innere Blockaden und Selbstsabotage leichter in den Griff bekommen, nicht zuletzt, weil ihr Selbstwertgefühl und die Resilienz dies zulassen.

Ettrilard zeigt an Beispielen namhafter Persönlichkeiten wie sich ein souveränes Verhalten unter erschwerten Bedingungen auswirkt und  macht bei allem klar wie  wichtig der Reifeprozess zum authentischen Ich ist, das uns souverän werden lässt und damit auch  zuverlässig und lebensklug genug, um mit anderen gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung zu ziehen, damit Vorbildliches geleistet werden kann.

Wer daran interessiert ist, eine souveräne und damit charismatische Persönlichkeit zu werden, sollte sich  kundig machen, welche Schritte dazu notwendig sind. Stéphane Etrillard erweist sich als kluger Ratgeber.

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie  zum Midas Mangement Verlag und können das Buch dort bestellen www.midas.ch. . Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler vor Ort ordern.

Rezension: Goethes Freunde in Gotha und Weimar- Sigrid Damm

Heute an Goethes Geburtstag möchte ich das neue Werk von Sigrid Damm "Goethes Freunde in Gotha und Weimar" rezensieren. Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin wurde in Gotha geboren und lebt nun in Berlin sowie in Mecklenburg. 

Entstanden ist das Buch auf der Basis akribischer Recherche und enthüllt, wie der Klappentext schon vorinformiert "vor dem Hintergrund von Kriegen und Wirrnissen, von Kongruenz und Widerstreit zwischen den benachbarten Fürstenhöfen Gotha und Weimar ein weitgehend unbekanntes Kapitel in Goethes Biographie". 

Um wirklich Freude an dem  wissenschaftlich angelegten Text  mit umfangreicher Quellenangabe zu haben, muss man sich bereits näher mit Goethe, seinem Leben und Werk befasst haben und eine gewisse Geduld aufbringen, um sich in die vielen Fakten zu vertiefen, von denen man sich manchmal fragt, ob man sie wirklich wissen muss oder ob das ein oder andere Detail letztlich bloß die Goetheforschung und Lokalpatrioten interessiert. 

1781 reiste Goethe erstmals nach Gotha über diese und Folgeaufenthalte erfährt man Näheres und  es bleibt auch seine pausenlose Furcht vor den erotischen und militärischen Eskapaden seines Herzogs nicht unerwähnt. Nicht wenige Ärgernisse scheint es für ihn am Weimarer Hof gegeben zu haben und insofern Gründe genug, um sich an einen anderen Fürstenhof zu begeben, wenn da nicht die Liebe und die Freunde  ihn zurückgehalten hätte. Zunächst die Liebe zu Charlotte, später dann zu Christiane. 

Alle Abwägungen bleiben Fiktion. Die Fakten in diesem Buch wirken auf mich wie ein Spätsommertag. Ich fühle wie der 265 jährige Goethe  über die Schulter mitliest, lächelt und mir ins Ohr flüstert: Niemals hätte ich die Gespräche mit Anna Amalia missen mögen.:-)) 

Goetheliebhaber, die neben seinen Schriften auch gerne immer wieder Neues über sein Leben in Erfahrung bringen möchten, dürfen sich freuen und nach der Lektüre nach Gotha reisen, ganz im Geiste des heutigen Geburtstagskindes, der als 78 jähriger bekundet hat, dass er "oft und gern" in Gotha gewesen sei.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Inselverlag und können das  Buch bestellen. http://www.suhrkamp.de/neuerscheinungen_9.html. Wenn Sie Ihren Buchhändler um die Ecke unterstützen möchten, dann bestellen Sie bitte dort.

Rezension: Der Fisch stinkt vom Kopf- Hein Hansen

Hein Hansen, Autor des vorliegenden Buches ist eine Kunstfigur hinter der sich der Kommunikationstrainer Michael Ehlers verbirgt, den man, um eine Vorstellung von ihm und seinen lehrreichen Business-Clownerien zu bekommen, auf einem Youtube –Clip in Aktion erleben kann. 

Der Titel des Buches "Der Fisch stinkt am Kopf" lässt bereits erahnen, dass hier Führungskräfte angespochen sind, die sich im Buch klar machen können, woher das Kopfmüffeln kommt und wie man Abhilfe schaffen kann. Gleichermaßen ist der Ratgeber aber auch für Mitarbeiter gedacht.

Die Szenerie des Hamburger Fischmarktes dient dabei als didaktisches Mittel für den Bamberger Motivationsexperten Michael Ehlers, der dort als Hein Hansen erfolgreich Fische verkauft. Gute Verkäufer wissen, dass man im Grunde alles problemlos vermarkten kann, wenn man genügend motiviert ist und seine Kundschaft genügend zu motivieren vermag.  

Modellrechnungen des Beratungsunternehmens Gallup gehen davon aus, dass in deutschen Unternehmen durch demotivierte Mitarbeiter ein Schaden von 124 Millarden Euro zu verzeichnen sei. 61 % aller Mitarbeiter machten Dienst nach Vorschrift, da die emotionale Bindung an die Firmen gering sei. 24 % hätten innerlich bereits gekündigt und nur 15 % seien hochmotiviert. Als Hauptursache für das Dilemma nennt der Autor  das Verhalten der Führungskräfte, denn grundsätzlich sei der Mensch leistungsbereit. 

Die Gallup-Studie verdeutlicht, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der emotionalen Bindung des Mitarbeiters, seiner Motivation und seinem Produktivitätswillen gibt, (vgl.: S. 26). Die mangelnde Motivation der Mitarbeiter werde von Führungskräften oft nicht wahrgenommen, so der Autor und nennt auch die Ursachen. Des Weiteren beschreibt er, erneut die Gallup-Studie heranziehend, die unterschiedlichen Mitarbeitertypen, die sich nach ihrer Motivationslage unterscheiden. 

Wie bereits erwähnt, gibt es die kleine Gruppe der engagierten Mitarbeiter, dann die große Masse von Mitarbeitern mit geringer emotionaler Bindung und schließlich noch die Gruppe der aktiv unengagierten Mitarbeiter. Die letzte Gruppe steigt kontinuierlich und verursacht in Firmen Millionenverluste. 

Als Leser hält man inne und fragt sich, was in den Firmen eigentlich falsch läuft und weshalb all die Managementstrategien, die die Firmen viel Geld kosten, keine Abhilfe schaffen. Der Autor nennt u.a. als Ursachen die zu geringen Mitspracherechte der Mitarbeiter, die zur Demotivierung führen, auch unrealistische Zielvorgaben, ständige Kontrollen und mangelnde Entfaltungsmöglichkeiten, (vgl.: S.49). 

Das A und O damit Mitarbeiter in die Gänge kommen ist die Motivation seitens der Führungskräfte. Fünf Motivationstypen werden näher beleuchtet. Dabei wird erkennbar, dass unterschiedliche Grundmotivationen vorliegen. 

Genannt werden: soziale Anerkennung, Sicherheit und Geborgenheit, Vertrauen, Selbstachtung und Unabhängigkeit/Verantwortung. 

Auf diese Grundmotivationen gilt es abzustellen, wenn man seine Mitarbeiter aktivieren möchte, Leistung zu bringen. Gezeigt wird, wie man den jeweiligen Motivationstyp überzeugen kann, ohne ihn zu manipulieren. Verdeutlicht wird, dass es notwendig ist, für die Mitarbeitern Ziele zu kommunizieren. Es geht um Nahziele, mittelfristige Ziele und Fernziele, letztere sind die sogenannten Visionen, die den größten Antrieb für ein Tun darstellen. 

Ohne Ziele kein Antrieb. Das gilt übrigens nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Paarbeziehungen, (vgl.: S. 93ff). 

Thematisiert wird zudem, weshalb eine Übereinstimmung zwischen unseren Zielen und den Dingen, mit denen wir uns identifizieren, so notwendig ist und weshalb kommunikativer Misserfolg zu kognitiver Dissonanz und Frustration führt. 

Wege zum privaten und beruflichen Erfolg sieht der Autor, immer wieder mit dem Auge auf das Geschehen auf dem Hamburger Fischmarkt beispielsweise durch die Bergquist-Methode, deren Prinzipien in jedem Unternehmen von jeder Führungskraft initiiert werden kann. 

Es geht dabei um die Prinzipien: 
1. Arbeit als Spiel 
2. Freude bereiten
3. Präsent sein 
4. Die eigene Einstellung wählen. 

Der Autor reflektiert Firmenrituale, die er für notwendig hält, schreibt über Loyalität, die für  jedes Unternehmen so essentiell wichtig ist und benennt deren größten Feinde. Unter diesen: Emotionale Kälte und Vertrauensschwund.

Es ist schon bemerkenswert, wie simpel die Methoden zu sein scheinen, Mitarbeiter neu zu motivieren und man wundert sich, dass Führungskräfte mit ihrer Nase auf den Fischmarkt gezerrt werden müssen, um zu kapieren, was sie falsch machen und warum ein gammeliger Fischkopf stinkt.

Freude bereiten, gemeinsam an einem Strang ziehen, eine gute Arbeitsatmosphäre schaffen sind Rahmenbedingungen, um erfreuliche Geschäfte zu tätigen und diese klappen am besten, wenn man Geschäfte spielerisch realisiert. 

Hein Hansen weiß wie es funktioniert. Es lohnt, ihn zu lesen und sich von ihm motivieren zu lassen. 

Empfehlenswert.

Rezension Peter J. König: Der Allesverkäufer - Jeff Bezos und das Imperium von Amazon- Brad Stone- Campus Verlag

Der Journalist und Technologieexperte Brad Stone, der für die New York Times tätig war und heute für Bloomberg Business-Week arbeitet, hat ein bemerkenswertes Buch über den Internet-Giganten Amazon und seinen Gründer und heutigen CEO Jeff Bezos geschrieben, mit dem wegweisenden Titel "der Allesverkäufer". 

In deutscher Sprache wurde das Werk vom renommierten Campus Verlag auf den Weg gebracht. Wenn man weiß, dass Amazon unter den weltweit agierenden multi-nationalen Konzernen vielleicht derjenige ist, der am meisten die Publizität scheut, ist es schon erstaunlich, dass es dem Autor Brad Stone gelungen ist, einen Blick hinter die Mauern dieses amerikanischen Unternehmens zu erhalten, um Näheres über die Geschäftspraktiken von Amazon zu dokumentieren. 

Eines wird dabei sofort klar, Amazon ist Jeff Bezos und Jeff Bezos ist Amazon.

Bei der Recherche zu seinem Buch, die sich über einen mehrjährigen Zeitraum hingezogen hat, gab es mehrere Treffen mit dem Amazon-Gründer zu Interviewzwecken, sodass der Autor sich doch ein bestimmtes Bild über den Mann machen konnte, der seinen gutdotierten Job an der Wall Street aufgab, um in einer Garage in Seattle, gemeinsam mit seiner Frau sich auf den Weg gemacht hat, den weltweiten Handel zu digitalisieren. Das Internet begann gerade erst die Welt zu revolutionieren, als Bezos, von missionarischem Eifer beseelt anfing, den On-line-Buchhandel zu starten. Dabei sah er sich mächtigen Gegnern gegenüber, einige wenige Distributionshäuser und Versandhändler, die den gesamten amerikanischen Buchmarkt beherrschten. 

Seinem scharfen Intellekt, seinem unbändigen Willen, aber auch seiner kompromisslosen Durchsetzungskraft, gepaart mit einem großen Maß an Skrupellosigkeit ist es zuzuschreiben, dass er in einem atemberaubenden Tempo, auch jetzt noch nach zwanzig Jahren scheinbar unaufhaltsam, seinen Eroberungsfeldzug im Handelsbereich fortsetzt. Längst ist das Buch durch viele andere Warenfelder ergänzt worden. Bezos handelt mittlerweile mit allem, was der Kunde begehrt, und dies nicht nur in den USA, sondern auch in vielen europäischen Ländern. Dabei hat er sich zum Ziel gesetzt, immer der billigste Anbieter des gesamten Warenkatalogs überhaupt zu sein, zum Wohle seiner Kunden, aber auch zur astronomischen Steigerung seiner Umsätze in kürzester Zeit. 

Keineswegs scheut er sich, die Hersteller  mit Rabattmarchen auszuquetschen, dass bei ihnen kaum die Herstellungskosten gedeckt sind. Dies ist der Preis, der bezahlt werden muss, wenn man sich einen Platz beim größten Online-Einzelhändler sichern möchte. Individuelle Interessen haben da keinen Platz, ebenso wenig wie bei der Belegschaft, die ihre Existenzberechtigung ausschließlich mit Erfolgssteigerung permanent belegen muss, da sie ansonsten für Bezos Ballast darstellen, den es auf dem Weg zur totalen Marktbeherrschung auszusondern gilt. 

Auch zeigt das Buch, dass Amazon  immer wieder schwere Rückschläge, gar existenzbedrohende Phasen durchschreiten musste. Alles dies hat den Gründer nicht abgehalten immer weiter zu diversifizieren, um mit neuen Geschäftsfeldern das Unternehmen Amazon zu einem der größten "global player" voran zu treiben. Aber Bezos will mit Amazon nicht nur der mächtigste Handelsriese sein, seine Vision ist, ein ebenso mächtiger Technologie-Konzern zu werden, darin sieht er seine eigentliche Bestimmung. Vorsorglich hat er in Texas ein Riesenareal gekauft, von wo aus er seinen Traum von Weltraummissionen sich erfüllen will. 

Natürlich kann bei einer solchen Rezension das Phänomen Amazon und Jeff Bezos nur rudimentär angerissen werden, zu vielseitig und komplex ist der Aufstieg dieses Unternehmens, und damit auch die Darstellung des Autors, der versucht hat mit viel Akribie und noch mehr investigativem Journalismus dem Leser aufzuzeigen, wie dieser glänzende Erfolg, Bezos ist mittlerweile einer der reichsten Amerikaner, so schnell möglich war. Aber Brad Stone zeigt auch die andere Seite dieser Mission.

Da sind die Mitarbeiter, die Lieferanten, die Aktionäre, die Verlage, die von Amazon belastet werden und die Kunden, die durch ihre unentgeltlichen Leistungen millionenfach ihre Erfahrungen mit Amazon artikulieren, und durch ein undurchschaubares Bewertungssystem immer wieder neue Kunden animieren sollen, ebenfalls in die schöne Konsumwelt von Amazon einzusteigen, natürlich nur zu den attraktivsten Preisen, wie Bezos unablässig betont. 

In Deutschland ist Amazon in die Schlagzeilen geraten, weil die Arbeitsbedingungen in den Distributionscenter menschenunwürdig sind, so jedenfalls die Gewerkschaft "Verdi". Wegen Tarifstreitigkeiten kommt es auch immer wieder zu kurzfristigen Arbeitsniederlegungen. Das Buch von Brad Stone "der Allesverkäufer" kann vielleicht erklären, warum dies so ist. Es kann vielleicht auch plausibel machen, was in Zukunft von Amazon zu erwarten ist, wem der Erfolg vergönnt ist und wer eventuell auf der Strecke bleibt. 

Dies zu lesen ist für uns alle, die täglich einkaufen gehen besonders spannend, nicht minder spannend ist zu erfahren, wie die Wall-Street reagieren wird, wenn die Quartalsverluste größer werden, wie im 2. Quartal diesen Jahres und sich im 3. Quartal ein noch weit höherer Verlust anbahnt, wie Amazon bereits angekündigt hat. Dann zeigt sich erst, wie erfolgreich die Strategie von Bezos "Wachstum um jeden Preis" sein wird, und dann zeigt sich auch, ob die Anleger dieser Strategie und damit Jeff Bezos weiterhin den Weg zum absoluten Erfolg zutrauen. 

Sehr empfehlenswert


Sie können das Buch direkt beim Verlag bestellen oder bei Ihrem Buchhändler vor Ort: http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wirtschaft-gesellschaft/wirtschaft/der_allesverkaeufer-4323.html

Rezension: 7 Gründe warum du scheiterst. 8 Schritte, die dich zum Gewinner machen- Martin Gutwald.

"Das Talent zu missachten, ist eine Todsünde!" (Martin Gutwald)

Das vorliegende Buch mit dem Titel "7 Gründe warum du scheiterst. 8 Schritte, die dich zum Gewinner machen" von Martin Gutwald ist einer der besten Ratgeber, die ich bislang gelesen habe.

Entstanden ist der eloquente Text nicht nur als Folge des Studiums Gutwalds von wissenschaftlichen Büchern, sondern auch durch persönliche Erfahrungen und durch das Befassen mit Bewusstseinsforschung, Quantenphysik, Gewohnheitsanalyse, Naturwissenschaft und dem Ursache-Wirkungs-Prinzip, durch Interessensgebiete also, mit denen sich der kluge Autor seit über 30 Jahren näher beschäftigt.

Bevor  Gutwald eingangs kurz erläutert, weshalb er das Buch geschrieben hat, erklärt er Symbole, die im Buch eine Rolle spielen. Wenig später dann taucht das erste der gezeigten Symbole auf und man erkennt den Sinn der Inanspruchnahme von Symbolen sogleich. Alles ist erfreulich durchdacht.

Quantenphysik kommt immer wieder im Text  zur Sprache. Wer sich wie ich mit  Denkinhalten  von Dr. Warnke und Dr. Dahlke befasst hat, wundert sich nicht über Gutwalts Überlegungen, sondern freut sich, wie er diese für seinen Ratgeber praktisch nutzt.

Der Autor zeigt anhand von Beispielen, weshalb bestimmten Verhaltens- und Denkmustern bestimmte Gesetzmäßigkeiten zugrunde liegen, die zum Gegenteil dessen führen, was man eigentlich möchte. Leider führt es zu weit, an dieser Stelle näher zu erläutern, was ein "Spin" ist und wie dieser die Gedanken beeinflussen kann, doch das und auch Wissenswertes zum Resonanzgesetz kann man u.a. dem Buch entnehmen, das  gut nachvollziehbar verdeutlicht, worin die sieben Gründe des Scheiterns zu suchen sind. 

Einer der Gründe ist das Zusammenspiel zwischen uns und unserem Geschäfts- oder auch Lebenspartner. Wenn beide nicht wirklich das Gleiche wollen, entsteht Disharmonie, die schließlich zum Scheitern führt, ganz unabhängig davon, wie viel Energie, Fleiß und Können man in eine Arbeit steckt. Ich finde, dass man sich dies sehr bewusst machen soll,  bevor man ein Projekt beginnt.

Um die Spannung auf das Buch nicht zu mindern, werde ich keinesfalls alle  sieben Gründe hier näher erläutern, sondern nur den ein oder anderen kurz streifen. 

Dass eine pessimistische Grundhaltung sich nicht positiv auf unseren Erfolg auswirkt, ist jedem klar, dass die eigentliche Ursache aber die mit dieser Grundhaltung einhergehende negative Resonanz ist, wohl eher nicht. Hat man begriffen, dass man nur solche Ereignisse in seinem Leben gestaltet, die in Resonanz zu unserer inneren Struktur stehen, werden wir uns bemühen, diese Struktur so zu kreieren, dass die Ereignisse für uns erfreulich sind. 

Das innere Bild, das wir von uns haben, spiegelt sich in unserem Umfeld. Scheitern wir, so ist ein Bestandteil des Scheiterns unser Umfeld. Wenn dieses nicht möchte, dass wir erfolgreich sind, sollten wir es wechseln oder versuchen ausgleichend auf dieses Umfeld einzuwirken.

Wer seine Talente- ich selbst nenne Talente Gaben- nicht kennt, lebt in Disharmonie mit sich, so der Autor. Wer sie kennt und unterdrückt,  lebt ebenfalls in Disharmonie und ist zum Scheitern verurteilt. 

"Das Talent zu missachten,  ist eine Todsünde!" (S.47) Was man wirklich möchte, ist unsere Bestimmung und diese gilt es zu leben. Ich teile die Meinung Gutwalds, dass Menschen, die ihre Bestimmung missachten, in Disharmonie mit sich leben und diese Disharmonie auch nach außen tragen. 

Interessant finde ich  die Beobachtung des Autors, dass Menschen, die scheitern, sich mehr auf Risiken als auf Sicherheiten konzentrieren. Sich in erster Linie auf sein Glück zu verlassen, erschien mir schon immer als töricht. Ich habe in meinem Leben einige Menschen kennen gelernt, die es taten und Schiffbruch erlitten und gebe dem Autor insofern Recht. Wohl dem, der  nichts mit Glücksrittern zu tun hat oder gar selber einer ist!

Es lohnt, alle Gründe des Scheiterns genau zu studieren und zu verstehen, weshalb es so wichtig ist, mit Niederlagen umzugehen und negative Erlebnisse in positive Bilder zu verwandeln. Wie das funktioniert,  erfährt der Leser natürlich auch. 

All das, was wir selbst zu unserem inneren Bild formen, schlägt sich schließlich in der äußeren Welt nieder. Es materialisiert sich und realisiert sich aufgrund physikalischer und chemischer Prozesse, (vgl.: S.115). 

Je klarer die inneren Bilder, umso klarer ist  der äußere Erfolg. Ich hüte mich, die acht Schritte hier zu verraten, die  Sie  zum Gewinner machen. Lesen Sie diesbezüglich die Seiten 130- 139 ausführlich, dann wissen Sie, wo es lang geht. Gewinner kann man aber nur werden, wenn man  aufhört zu scheitern. Deshalb sollten Sie  alle Seite des Buch studieren und  damit  sogleich beginnen, neue innere, nach Möglichkeit bunte Bilder zu malen.

Sehr lehrreich und von daher empfehlenswert

Rezension: Jürgen Schäfer- Lob des Irrtums

Der Autor Jürgen Schäfer ist als Redakteur beim Magazin Geo beschäftigt. Sein Buch mit dem Untertitel "Warum es ohne Fehler keinen Fortschritt gibt“, hat mich bereits in der Einleitung gefangen genommen. Hier schreibt der Autor nicht zuletzt, dass sogenannte ironische Fehler dann entstehen, wenn wir von uns Fehlerlosigkeit erwarten. Menschen ist eine solche Eigenschaft aber nicht gegeben.

Fehler entstehen, wenn es uns an Spielraum mangelt. Spielraum brauchen wir, um kreativ sein zu können. Genau aus diesem Grund, ist es notwendig zu lernen, unsere Fehler zu akzeptieren. Der Autor begreift Fehlergelassenheit als einen Lernprozess. Bewusst machen sollte man sich, dass Fehler stets im Feld von Handlungen entstehen und dass sie auch schwerwiegende Folgen haben können. Dabei scheint es sich so zu verhalten, dass immer dann, wenn es besonders dringlich ist, dass ein Fehler nicht geschieht, er desto eher geschieht. Laut Schäfer wohnt allen Fehlern ein ironisches Potential inne.

Es gibt offenbar Grundgesetze des Fehlers. Das erste lautet  "Alle Fehler, die passieren können, passieren auch“. Das zweite heißt: "Alle Menschen machen Fehler". Die Obsession zur Fehlerlosigkeit lässt Perfektionisten zu Opfern von Fehlern werden. Zwei Drittel aller Burnout- Betroffenen bekunden, dass ihr Streben nach Perfektion ein Grund für ihren Zusammenbruch gewesen sei. 

Der Autor begreift sein Werk als Expedition in die Welt der Fehlerforschung und zeigt zunächst, dass der Ursprung zahlreicher Fehler in unserer Wahrnehmung liegt. Man liest u.a. von den sieben Sünden der Wahrnehmung, die sich als Quelle für Fehler bei der Verarbeitung und Speicherung der Information erweisen. Thematisiert wird, weshalb die Welt uns nicht selten überfordert. Deshalb ist es wichtig, seinen Tag zu strukturieren, um auf diese Weise unsere Selbstdisziplin länger aufrecht zu erhalten. Nicht uninteressant auch, wer schwierige Entscheidungen vor sich hat, sollte sich bewusst machen, dass man im Umgang mit komplexen Systemen zu einfachen Schlüssen neigt, (vgl.: S. 85).

Man liest vom Fehlerdilemma im Umgang mit moderner Technik und auch darüber, weshalb die Wissenschaft Fehler benötigt. Informiert wird man u.a. über Gründe für das schleichende Versagen wissenschaftlicher Studien und liest von Irrtümern aller Art, bevor man erfährt, was geschieht, wenn Fehlerlosigkeit zum Wahn wird.

Es gibt drei Arten von Perfektionismus. Dieser kann selbstorientiert, fremdorientiert und sozialorientiert sein. Fremdorientierten Perfektionisten soll es schwer fallen, Beziehungen einzugehen, weil ihnen letztlich niemand genügen kann, (vgl.: S.146). 

Der Berliner Philosoph Bernd Guggenberger weist darauf hin, dass Freiheit nur in einem fehlerfreundlichen Umfeld gedeihen könne, (S.157). Man erfährt, weshalb die Natur Fehler liebt, aber auch wie wir aus Fehlern lernen. Dabei benötigt Fehlerkultur in vielen Unternehmen einen Paradigmenwechsel und eine Neudefinition eingefahrener Begriffe, neue Wege, eine neue Beschäftigung mit dem Risiko aller Operationen, (vgl.S.197). 

Man liest Wissenswertes über verhinderbare, unvermeidbare und intelligente Fehler und darf sich zum Schluss im Rahmen eines Plädoyers für eine neue Fehlergelassenheit nochmals klar machen, dass Fehlerfreundlichkeit das Maß der Freiheit verkörpert.  "

"Nur wo wir scheitern dürfen, können wir uns entfalten, können wachsen, unsere Grenzen entdecken und diese überwinden. Fehler führen uns vor Augen, dass unsere Kontrolle über uns selbst und das Leben Grenzen hat. Wir funktionieren nicht wir leben", (Zitat: S.216).

 Ein wichtiges Buch. Sehr empfehlenswert. 

Hier können Sie das Buch bestellen:

Rezension:Stars on board: Die schönste Bühne der Welt und ihre Hauptdarsteller (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband wird all jenen gut gefallen, die ein wenig schaulustig sind und dabei wissen wollen, wie die Reichen, die Schönen und die Klugen von Gestern auf ihren Luxus-Booten eine gute Figur machten.

Das edle Buch wurde von Behnken & Prinz auf den Weg gebracht, einer Manufaktur für Medien in Hamburg. Neben den Bildern, die kurz erläutert werden, warten Texte in deutscher und englischer Sprache auf den Leser, die das gezeigte Leben der Stars an Bord ein wenig entschlüsseln.

Ich möchte nicht alle Personen, die im Buch versammelt sind, erwähnen, wohl aber Grace Kelly, weil sie eine Schönheit war und es Freude macht, zu sehen, dass es tatsächlich einen Typus Frau gibt, der als klassisch schön bezeichnet werden kann.

Gekrönte Häupter, auch der Geldadel, die schönen und die klugen Köpfe, alle sind sie hier versammelt, werden aber nicht mit Yellow-Press-Klatsch in Verbindung gebracht, die Texte sind subtiler.

Beispiel: „Als den gekrönten Häuptern die Mittel ausgingen, legten sie ihre Yachten an die Kette und der Geldadel übernahm das Ruder. Ob Industriemagnate, Softwaregurus oder Tankerkönige, sie alle habe eins gemein- sie sind Meister im Fach der Selbstdarstellung.“

Auch Gunter Sachs war einer dieser Meister. Man erlebt ihn mit Brigitte Bardot, der er einst 1000 Rosen schenkte. Drei Jahre später war es vorbei mit der Romanze. Im Buch liest man die Gründe aus Sicht der Bardot. Das Curd Jürgens ein Bett am Strand von Mauritius sein Eigen nannte, gefällt mir und mir gefällt auch der Ruderer Andy Wharhol auf dem See des New Yorker Central Parks. Eine andere Form der Selbstdarstellung, gewiss, aber eine charmante.

Ein tolles Foto der Garbo und die Info, dass sie oft bei Onassis auf dessen Yacht zu Gast war, finde ich nicht ganz so interessant wie die Infos zu den Gepflogenheiten Einsteins an Bord. Klatsch? Nein, eher nicht.

Auch Ghandi wird an Bord eines Schiffes gezeigt. Er soll auf Deck während der langen Reise oft geschrieben haben. Es folgen andere Politiker und noch mehr Schauspieler. Nein, ich bin nicht beim Friseur, sondern an meinem Schreibtisch und gönne mir einen Cappuccino.

Am besten gefällt mir die Garbo als Königin Christine. Zu Einstein passt sie nicht so ganz, wohl aber zum jungen Helmut Schmidt. Die beiden hätten sich an Bord gut ergänzt. Dazu als Begleiter Gustav Klimt und die Fahrt wäre gewiss kurzweilig geworden...

Empfehlenswert, für alle, die sich auf große Fahrt begeben möchten, sei es mit dem Papierboot in der Badewanne oder mit einem Segelschiff auf dem Mittemeer.

http://www.delius-klasing.de/home

Rezension:Lernen im Kühlschrank: Wie wir die Lerntemperatur unseres Bildungssystems mit Emotionen erhöhen können (Taschenbuch)

Wann entsteht Wohlbefinden? Wenn es mehr intensiv erlebte positive Emotionen, Gedanken und Ereignisse gibt als negative." (Zitat: Michael Kobbeloer, S.71).

Michael Kobbeloer, der Autor dieses Buches, das keineswegs nur Eltern, Lehrer, Wissenschaftler und Politiker lesen sollten, befasst sich mit dem Thema emotionales Lernen.

Sein Werk enthält neben Eingangsbetrachtungen zehn Kapitel, in denen er seine 10 Thesen jeweils ausführlich erörtert und zum Schluss ein Fazit aus allem zieht. Jedes Kapitel beginnt mit einem oder mehreren klugen Zitaten, die den Leser bereits erahnen lassen, worum es geht und welch Geistes Kind der Autor ist, noch bevor man sich ausgiebig mit dessen Lernmethoden befasst hat.

Wie Kobbeloer hervorhebt, wird der positive Umgang mit Emotionen im Privat- und Berufsleben, beim Lernen und im Umgang mit anderen Menschen mit Erfolg belohnt, während der negative Umgang nicht selten zum Gegenteil führt. Hunderte von Emotionen bzw. emotionalen Zuständen gibt es, so der Autor. Es werden einige Basisemotionen genannt, die weitere emotionale Zustände beinhalten, zudem wird auf Stimmungen hingewiesen, die länger oder kürzer andauern als besagte Basisemotionen. Soll Bildung ganzheitlich sein, so muss man den gesamten Menschen berücksichtigen und damit natürlich auch seine Emotionen.

Ich liste an dieser Stelle zunächst die Thesen auf, um dann auf die Inhalte näher einzugehen. Diese Vorgehensweise soll Ihnen einen ersten Überblick verschaffen, worum es dem Autor konkret geht.

These 1: Die gefühlte Temperatur des Bildungssystems ist eisig 
These 2: Emotion erhöht die Lerntemperatur 
These 3: Lernende verursachen den Lernkurzschluss im Kühlschrank 
These 4: Unterkühlung- Lernende sind in emotionaler Gefahr 
These 5: Das Tiefkühlfach- Bildungsmanagement führt in emotionale Kälte 
These 6: Eltern, wärmt eure lernenden Kinder! 
These 7: Lernräume sind kalt und emotionslos 
These 8: Emotionale Kompetenz ist die "warmhaftige" Schlüsselkompetenz 
These 9: Emotionale Kompetenz von Anderen zu lernen- bedeutet den Stecker zu ziehen 
These 10: Der Lern-Kühlschrank muss abgetaut werden. 

Obschon Kobbeloer zum Schluss ein Fazit aus all seinen Thesen zieht, bietet er dem Leser nach jedem Kapitel ein Zwischenfazit zur Bewusstwerdung des Sinns seiner emotionalen Lernmethoden. Ich selbst hege an diesen Lernmethoden keine Zweifel, weil ich im Laufe meines Studiums viele Nachhilfeschüler (zumeist in Latein) zur Lernerfolgen mit entsprechenden Lernmethoden verholfen habe, d.h. die emotionalen Aspekte niemals außer Acht ließ.

Es ist schon erstaunlich, dass sich Begriffe wie "Freude", "Lernfreude" oder "Emotion" nur im Berliner Schulgesetz und in Passagen des Schulgesetzes von NRW wiederfinden, wo die Freude eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass man sich ausgiebig mit dem Gegenstand des Lernens freiwillig befasst.

Noch immer schaffen 50 000 Kinder ihren Schulabschluss nicht, nach wie vor sei die Schule das Spiegelbild der Fabrikkultur aus dem Industriezeitalter (vgl.: S.34). Es mangele an Kreativität, Eigeninitiative und Leidenschaft, diese Eigenschaften können nur gedeihen, wenn Schüler und Lehrer sich wohlfühlen. Nur dann könne diesen neuen Fähigkeiten zum Durchbruch verholfen werden. Es geht darum, dass Schüler Ideenreichtum entwickeln, denn von diesen hängt die Zukunft der Gesellschaft ab.

Der Autor macht klar, weshalb in Emotionen stets ein Handlungsansatz vorhanden ist und erläutert, was sich im Gehirn abspielt im Hinblick auf Emotionen, zudem zeigt er, wie das Lernen im Gehirn funktioniert. Nachhaltiges Lernen ist offenbar nur möglich, wenn man den Sinn erkennt. Wer also Leistung möchte, sollte Sinn anbieten, daran jedoch mangelt es zumeist.

Kobbeloer erwähnt immer wieder Gerald Hüther, der wissenschaftlich nachgewiesen hat, dass Lernprozesse dann am besten gelingen, wenn die Lernenden erfahren, dass Bildung einen Wert hat, dass sie die Chance erhalten, die Welt aktiv mitzugestalten, dass sie Freiräume erhalten, kreativ zu sein, dass sie nicht überfordert werden, dass sie Schwierigkeiten und Probleme selbstständig zu lösen vermögen und auch mit dem jeweiligen Bedürfnissen und Wünschen wahrgenommen werden. Offenbar hängt dies alles damit zusammen, dass das Gehirn am besten funktioniert, wenn es Probleme lösen darf, (vgl.: S. 60).

Man erfährt in der Folge wie man erfolgreich emotional lernen kann und wundert sich eigentlich, weshalb sich diese sinnstiftenden Methoden noch immer nicht überall herumgesprochen haben. Der Autor erläutert was die Schulunlust steigert und was die Zusammenarbeit mit Schülern verbessert, schreibt über Stress, Angst, Gewalt und Schulverweigerung. Wie überall, wo etwas gut gedeihen soll, ist Vertrauen und damit Angstfreiheit und ein gutes Klima notwendig.

Aufgelistet sind u.a. acht Faktoren der emotionalen Selbstwirksamkeit von Erzieherinnen und Erziehern, die man als Erziehender wirklich selbstkritisch beleuchten sollte und genannt werden zudem die fünf Regeln (nach Andreas Zeuch), wonach sich Unternehmen und wohl auch Schulen garantiert auf Misserfolg programmieren. Für den Autor ist es keine Frage, dass Emotionen aus der Tabuzone in Schulen herausgeführt werden müssen, denn nur so ist eine Veränderung zum Positiven möglich.

Auch Eltern sollten sich um emotionale Kompetenz bemühen, die für das Familienklima notwendig ist. Es ist einfach klar, dass emotional intelligente Eltern Vorteile beim Lernen in der Schule bieten können. Um wirklich erfolgreich lernen zu können, benötigt man ein liebevolles, ausgeglichenes, motivierendes Umfeld. Nicht grundlos erwähnt  Kobbeloer Stanley Greenspan, der den zielführenden Satz formulierte "Bindung geht Bildung voraus", (S.125). Es geht um emotionale Stabilität. Diese entsteht, wenn Gefühle gezeigt werden dürfen und Eltern emotional kompetent sind.

Der Autor schreibt u.a. auch über Lernräume, die nicht kalt und emotionslos sein sollten und führt Aspekte, die den räumlich-emotionalen Bildungsraum prägen, an. Die vier Säulen des Konzepts "Bauen für Geborgenheit" überzeugen mich, ebenso wie die vielen realistischen Verbesserungsvorschläge, die in dem Buch angeführt werden.

Es ist einfach wahr, dass die emotionale Kompetenz die "warmhaftige" Schlüsselkompetenz darstellt. Der Zustand des Flow ist erreichbar für alle Schüler, wenn die emotionalen Bedingungen stimmen. Gezeigt wird, was geschieht, wenn die emotionale Kompetenz nicht vorhanden ist und auch wie sich meta-emotionale Lehrende verhalten. Es geht darum, Gefühle anderer zu entschlüsseln und zu verstehen, achtsam zu sein und zu motivieren.

Jeder, der einen Funken emotionales Gespür aufweist, begreift sofort, dass man die Neugierde und Lernfreude von jungen Menschen nur dann wirklich stärken kann, wenn ein emotionsgünstiges Schul- und Klassenklima vorhanden ist. Lachen und Humor fördern Kreativität und Fantasie und diese ist für eine erfolgreiche Zukunft jedes Einzelnen und der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit ungemein wichtig, weil ansonsten nur die Kreativität des Gestern verwaltet wird und was dies für uns alle bedeutet, dürfte klar sein.

Ein gelungenes Buch, dessen detailreiche Tiefe man in einer Rezension leider nicht ausführlich darstellen kann.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension: Ich war doch nicht blöd- Walter Gunz

Hätte ich in einer Buchhandlung einen Blick auf das Cover dieses Buches geworfen, wäre ich nicht motiviert gewesen, mich mit dem Inhalt näher zu befassen, sondern hätte stattdessen meine Vorurteile genüsslich gepflegt, vielleicht noch eine zynische Bemerkung gemacht und mich alsdann anderen Büchern zugewandt, solchen beispielsweise, die philosophischen und spirituellen Inhalt bereits aufgrund des Covers vermuten lassen. Der Satz "Ich war doch nicht blöd" lässt alles Mögliche vermuten, nur nicht das, was das Buch tatsächlich ist: Eines der besten Bücher, die ich trotz jahrzehntelangem Viellesen kennen lernen durfte. Eine Verpackung, die abschreckt und dabei besten Inhalt verbirgt, lässt mich an den Froschkönig denken und hat eine Lektion aufgefrischt, die ich als Kind schon gelernt, aber beinahe vergessen hatte. 

Eine Bekannte hat mich auf diesen geistigen Schatz aufmerksam gemacht. Er ist ein Mix aus philosophischem, religiösem und pragmatischem Denken und erinnert an Texte griechischer, römischer aber auch fernöstlicher Philosophen, dann aber auch an betriebswirtschaftliche Texte, bleibt aber  selbst hier letztlich philosophisch und spirituell. 

Der Autor Walter Gunz ist ein belesener, sehr nachdenklicher Mensch, dass er zudem ein überaus erfolgreicher Unternehmer ist, zeigt die Bandbreite dieses Mannes, dessen Gedankenwelt mich wirklich sehr fasziniert. Sein Buch beginnt er mit der Frage, wer oder was das Selbst sei und listet in der Folge erst einmal die Quelle seiner Inspiration auf. Als ich die Liste studierte, wurde ich immer neugieriger auf das Buch, weil mir viele der Denker nicht unbekannt sind und ich zu einigen Schriften dieser Autoren bereits Rezensionen verfasst habe. In welcher Weise sie Walter Gunz inspiriert haben, wollte ich nun genau wissen. 

Der Autor betont, dass er sein Werk nicht als Biographie eines erfolgreichen Managers gedacht habe, sondern dass er vielmehr eine ideelle und spirituelle Initialzündung weitergeben möchte, (S.24). Gunz schreibt von Begegnungen mit Menschen, die ihn spirituell geprägt haben, scheut sich nicht, seine religiöse Geisteswelt vor dem interessierten Leser auszubreiten und durch eine Fülle von klugen Sätzen näher zu bringen. Ich nicke sofort als ich lese, "Liebe und Barmherzigkeit sind die wesentlichen Säulen aller Weltreligionen" und werde immer neugieriger auf das, was mich auf den kommenden Seiten erwartet. Da ist beispielsweise die Frage, ob Erfolg planbar sei. 

Gunz, der 1979 mit zwölf Mitarbeitern sein Unternehmen begann, das 2013 dann 60. 000 Mitarbeiter zählte, wird gewiss eine Antwort darauf haben, dachte ich und fand seine Antwort überzeugend. Man müsse seinen Erfolg teilen können, wenn es ein großer Erfolg werden soll und Kreativität müsse an oberster Stelle stehen, alle Beteiligten müssen das Spielen erneut lernen, "jeder Angestellte eines Unternehmens sollte seine Ideen mitteilen dürfen", weil in jedem der Entdeckergeist geweckt werden solle,(S.44). Genau. 

Nach Auffassung von Gunz existiert nämlich bereits schon alles, was uns einfallen könnte und zwar in der Welt der Ideen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Ideen im Hier und Jetzt zu heben. Gemeinsam. 

Für Gunz ist klar, dass die Fokussierung auf die materiellen Fakten bei gleichzeitiger Vernachlässigung der ideellen Domäne erfolgsmindernd wirkt, weil es dann an Spirit und Intuition mangelt. Auch Handeln aus reiner Pflichterfüllung und nicht aus dem Herzen heraus ist wertlos, so der Autor und es gibt noch eine Reihe anderer Sachverhalte in puncto Erfolg, die er festhält. Zitieren möchte ich hier nachstehende Zeilen: "Erfolg und Macht betrachten wir gerne als Krönung unseres Schaffens. Doch Vorsicht! Die beiden stellen uns vor eine große Prüfung, die wir charakterlich meist nicht unbeschadet bestehen..(...)...Nicht umsonst gilt als gefährlichste Eigenschaft Mephistos die Überheblichkeit. Zwei große Prüfungen des Lebens führen demnach häufig zum Absturz des Menschen: die Prüfung durch den Erfolg und die Prüfung durch die Not." (S.50).

Natürlich schreibt Gunz auch immer von seinen Erfahrungen mit seinen geistigen Kindern "Media Markt" sowie "Saturn" und vergisst nicht zu erwähnen, dass bei aller Arbeit und kreativen Leistungen auch sein Erfolg nur möglich war, weil Fortune ihm hold gewesen sei. Er artikuliert auch, worin erfolgreiche Führung besteht und sagt, sie orientiere sich an Potentialen, blicke nicht zurück, lebe im Jetzt und gestalte aus der Vision die Zukunft. Wir alle seien mit der Quelle der Schöpfung verbunden. Worauf es ankomme, um die Verbindung wahrzunehmen, erfährt man dann auch.(S.65) 

Als Eigenschaften, die im Alltag wichtig sind, um erfolgreich zu sein, nennt er: Achtsamkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen, Abschied vom Ego, Glaube an das Selbst in mir, Liebe, Hoffnung, (S.68). 

Gunz hält nichts davon, Böses zu brandmarken, denn er weiß, dass es dann auf Rache sinnt. Diese Erkenntnis hat er von Lao-Tse übernommen, wie er anführt. Eine offenbar sehr kluge Erkenntnis. Führen aus Vision ist ein Thema im Buch, insofern auch die Reflektion von Leader-Qualitäten und irgendwann lese ich den Satz "Jede starke Abhängigkeit von der äußeren Welt erzeugt starke Angst, dass wir entweder nicht bekommen, was wir haben wollen, oder verlieren, was wir schon gewonnen haben." (S.80). Daraus muss man seine Schlüsse ziehen. 

Glück und Sinnfragen beschäftigen den Autor und er erinnert sich gerne an Prof. Friedrich Weinreb, der ihm viel vermitteln konnte. Hier erwähnt er das Buch "Der göttliche Bauplan der Welt", das mich neugierig macht. Visionen sind die Voraussetzung für Schöpfungsakte. Die Mystik bestehe darin, dass durch Bündelung seiner Gedanken auf eine konkrete Idee, diese Idee zur materiellen Verwirklichung führe. Wie das funktioniert, zeigt Gunz auch an einem schönen visuellen Beispiel. 

Der Autor lässt den Leser nicht über die Hintergründe seiner Werbeslogans im Ungewissen, wobei ich den Slogan von Saturn ("Geiz ist geil") für mehr als nur bedenklich halte. Nach meiner Ansicht passt er nicht zur Geisteswelt von Gunz, aber Slogans sind bekanntermaßen das Denkergebnis von Marketingleuten. Kann man bei aller Griffigkeit eines Slogans jeden Slogan nutzen, auch dann, wenn er ethisch fragwürdig ist? 

Dann lese ich später seine Ausführungen zu Geld und wie man dazu kommt. Geízig scheint Gunz nicht zu sein, aber er weiß, dass man ohne Wertschätzung des Geldes zu diesem nicht gelangen kann (S.157) und überzeugt durch seine Betrachtungen, auf welche Weise Menschen mit Geld umgehen und zu angemessenem Reichtum kommen."Was man mit Liebe weggibt, kommt auch wieder zurück. So bleibt das Geld im Fluss." (S.160). 

Er erläutert, was zu tun ist, dass Niederlagen in der Folge nicht zu einer Abwärtsspirale führen, reflektiert Dämonen wie Angst, Verleumdung, Hochmut, Habenwollen etc und so vieles andere mehr, kommt immer wieder auf das Buch "Alles Boulevard" von Mario Vargas Llosa zu sprechen, das ich auch rezensiert habe und ist sich völlig darüber im Klaren, dass Angst und Neid Energieräuber sind. Er weiß, dass dort, wo Hierarchie und Angst regieren, wertvolle Ressourcen und Ideen, Kraft und Zuversicht vernichtet werden und weil er das offenbar schon sehr lange weiß und viel Demut besitzt, deshalb auch kann er aus Erfahrung sehr tiefsinnig über Erfolg und so vieles andere, wonach Menschen streben, schreiben, vor allem über die Liebe, die Walter Gunz in allem, was er tut, antreibt.

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