Dieses Blog durchsuchen

Rezension:Die Chronik der Deutschen

Dieses reich bebilderte, sehr informative Nachschlagewerk zur deutschen Geschichte nimmt seinen Anfang bei den Spuren der ersten Bewohner Mitteleuropas und ist in fünf große Abschnitte gegliedert, die da lauten:

-Von den Anfängen bis zur Reformation 
-Vom Zeitalter der Glaubenskämpfe bis zum Wiener Kongress 
- Vom Wiener Kongress zum Ende des Kaiserreichs -
Weimarer Republik, Nationalismus und Zweiter Weltkrieg
 -Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg

Im Rahmen der fünf Abschnitte wird eine Fülle historischen Wissens dargeboten. Für den schnellen Überblick stehen immer wieder Kalendarien zu Verfügung. Im Rahmen von größeren und kleineren Beiträgen werden unzählige historische Ereignisse thematisiert, aber man erhält auch Gelegenheit erhellende Essays zu lesen, so etwa über die Entstehung der deutschen Sprache, über Klosterleben und Landesbau, über den "Schwarzen Tod", der Europa entvölkerte, über die Zünfte in der mittelalterlichen Stadt, über Weimar, der Wiege der deutschen Klassik und über "60 Jahre Deutschland- Glücksfall der Geschichte“,einen Essay von Egon Bahr.

Viele Bilder und Karten begleiten das umfangreiche Textmaterial, das zu speziellen Stichwörter Wissenswertes bereits hält, wie etwa zu den Burgundern und dem Nibelungenlied, zu den rauhen Sitten am Hofe Fredgundes, zur Inquisition, den Ghibellinen und Guelfen, um nur einige zu nennen.

 Des Weiteren wird mit sehr guten Personenporträts aufgewartet, so etwa zu dem tschechischen Reformator Jan Hus, zu dem Theologen und Revolutionär Thomas Münzer, zu dem Universalgelehrten und Diplomat Gottfried Wilhelm von Leibnitz, zu dem Theoretiker des Kommunismus Karl Marx, zu Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche und anderen mehr.
 Auch mit Zitaten wird und TING Hörbeispielen wird nicht gespart. Es macht immer wieder Freude in diesem Buch zu lesen. Ich empfehle es sehr gerne all jenen, die sich einen historischen Überblick verschaffen wollen. 

 Hinweisen auch möchte ich die Auflistung der Herrscher und Staatsoberhäupter zum Schluss. Soeben habe ich einen Essay über das beschwerliche Reisen im Mittelalter gelesen und hier über die vielen Menschen, die Pilgerreisen oder Wallfahrten unternahmen. Um das Jahr 1500 sollen es allein 200 000 bis 500 000 Pilger gewesen sein, die sich auf den langen Weg machten, um Buße für ihre Sünden zu tun. Ich bin sicher, dass viele geläutert zurück kamen und ein anderes, gottgefälligeres Leben begonnen haben.

 Empfehlenswert. 

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen. 

Rezension:Glauben Sie noch an die Liebe?:

Dieses Buch von Justus Bender und Jan Philipp Burgard enthält 18 Interviews zum Thema Liebe, die die beiden Redakteure mit folgenden Persönlichkeiten geführt haben: Franz Müntefering, Gloria von Thurn und Taxis, Jürgen Großmann, Sonya Kraus, Roger Willemsen, Claudia Roth, Guido Knopp, Rolf Eden, Hannelore Elsner, Eckard von Hirschhausen, Michaela Schaffrath, Rainer Langhans, Michel Friedmann, Ursula von Leyen, Eckart Witzigmann, Franziska Knuppe, Feridun Zaimoglu und Margarete Mitscherlich.

 Mit großer Neugierde habe ich die Fragen der Interviewer gelesen und mich über den Tiefgang der stets auf die jeweilige Person zugeschnittenen Fragen gefreut. Die Antworten von Rainer Langhans haben mir besonders gut gefallen. Er hat sich offenbar sehr intensiv mit der Liebe auseinander gesetzt und lebt deshalb seit langer Zeit bereits "zölibatär", was keineswegs bedeutet, dass er mit Frauen keinen Körperkontakt hat, sondern heißt, dass er sich nicht mehr in Frauen ergießt.

Ihm geht es darum, einen geistigen Zusammenhang zu der Person, die er liebt, herzustellen. Die funktioniert am besten, wenn man die Körper getrennt hält, so seine Worte. Damit hat er vermutlich nicht Unrecht. Nach seiner Erfahrung funktioniert das im Internet sehr gut, weil dort eine Vorstufe zur völlig entmaterialisierten, geistigen Kommunikation stattfindet. Hier konditionierten wir uns zu einer Art Telepathie, zu Fernliebe, zu dieser Art von Verschmolzenheit, die wir an sich schon immer hatten, (vgl.: S.185).

Für Langhans ist klar, dass ein liebender Mensch immer auch ein spiritueller Mensch ist und ein materialistischer Mensch niemals lieben kann. Auch hier stimme ich ihm zu. Liebe ist für Langhans die höchste Stufe der Kommunikation und die höchste Stufe von Liebe ist Verschmolzensein. Ja, stimmt genau. Wie ich finde, hat Langhans auch Recht, wenn er konstatiert, dass die "große Liebe" nicht in der Materie geht und von daher die großen Liebenden sterben müssen. Diesem Gedanken sollte man nicht vorschnell widersprechen.

 Auch Rolf Eden ist der Ansicht, dass Sex nichts mit Liebe zu tun hat. Er muss es wissen, denn er hatte mit 1000 Frauen Sex und nur wenige geliebt. Roger Willemsen berichtet ebenfalls von einer Liebe in seinem Leben, die körperlos bleibt, die in symbolischen Akten besteht, (vgl.: S.86). Seine körperlichen Liebesgeschichten sind immer befristet, doch die andere bleibt.

Es ist schon erstaunlich letztlich auch hier wieder Langhans und seine Vorstellung zurückzukommen, dass die wahre Liebe sich auf seelischer Ebene ereignet. Hannelore Elsner glaubt immer noch an die wirkliche Liebe. Einander erkennen scheint der Gradmesser der wirklichen Liebe zu sein, wie sie glaubt. Das denke ich übrigens auch.

Es ist natürlich unmöglich im Rahmen der Rezension auf all die Meinung zur Liebe in diesem Buch einzugehen, allerdings möchte ich die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich hier besonders hervorheben, die von den beiden Interviewer wenige Monate vor deren Tod am 12.6.2012 noch befragt wurde. Sie glaubte, dass die meisten Beziehungen daran zerbrechen, dass die Menschen sich nicht bemühen, einander wirklich zu verstehen. Das Buch enthält wundervolle Dialoge und es ist schade, dass man diese hier nicht in der Gesamtheit betrachten kann. Dazu sind die Fragen und Antworten zu vielschichtig

Der Mediziner Eckart von Hirschhausen bejaht, dass man an gebrochenem Herzen sterben kann und bestätigt damit, was alle Menschen seit den Zeiten im Paradies wissen: "Schön ist die Liebe, solange sie erwidert wird." (Zitat: Seite 160)

 Empfehlenswert.

 Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen. 


Rezension:Der Jugend Brockhaus Knigge - Total daneben?!: Krawatte, Knicks und Knigge-Tipps

No-Gos beim Zuhören: das Handy zücken, auf die Uhr sehen, den Blick umherschweifen lassen, offensichtlich gähnen, Gesprächspartner ins Wort fallen, plötzlich das Thema wechseln, abgewandte, verschlossene Körperhaltung, (siehe Seite 68).

Dieses Buch sollten Eltern Ihren heranwachsenden Kindern in die Hand geben, weil es ohne oberlehrerhaft daher zu kommen, Hilfestellungen gibt, sich den gesellschaftlichen Gepflogenheiten des Hier und Heute entsprechend zu verhalten.

Dieser Jugend Brockhaus ist sehr pfiffig gestaltet und dürfte gerade junge Menschen ansprechen. Dabei ist dieser Ratgeber in sieben Kapitel untergliedert.

Knigge-Basics
Begrüßen und einander vorstellen
Kommunizieren und Konflikte lösen
 Essen, Trinken und Einladungen
Bewerbung und Vorstellungsgespräch Praktikum,
Ausbildung und Job Unterwegs 

Die sinnvollen Verhaltensmuster werden gut erläutert. Sich diese bewusst zu machen, kann nur vorteilhaft sein. Das Buch hilft jungen Menschen sich angemessen zu verhalten und einen guten Eindruck bei ihren Mitmenschen zu hinterlassen. Nichts schlimmer, als Menschen, die ihren Mitmenschen nicht den notwendigen Respekt sollen und durch schlechte Manieren auffallen. Schlechte Manieren sind ab einem bestimmten Alter immer ein Ausdruck von Respektlosigkeit seinen Mitmenschen gegenüber

 Empfehlenswert.

 Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Die Kunst, Vertrauen zu schaffen: Wie man Freunde gewinnt in Zeiten des Internet (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch beruht auf den Grundgedanken des von Dale Carnegie verfassten Buches "Wie man Freunde gewinnt", das bislang weltweit 50 Millionen mal verkauft und in 38 Sprachen übersetzt worden ist. Weshalb Carnegies Empfehlungen nach wie vor aktuell sind, wird bereits im Vorwort erörtert. In Zeiten der sogenannten Selbstvermarktung ist eine geglückte Kommunikation im Internet oberstes Gebot. Man muss begreifen, dass man eigene Talente und Fähigkeiten mit anderen teilen muss, wenn man hier wirklich langfristig Erfolg haben möchte.

Nach Meinung der Autoren sind die Menschen am erfolgreichsten, die großzügig gegenüber anderen sind, indem sie nicht kritisieren, nicht verurteilen und auch nicht klagen. Empfohlen wird, nur von den Dingen zu sprechen, die andere interessieren, nicht rechthaberisch zu sein, und in Konflikten, andere das Gesicht wahren zu lassen. Wer sich schon länger im Internet aufhält und Erfahrungen in Foren gesammelt hat, weiß, dass es enorm schwierig ist, mit Menschen, zu denen man keinen Augenkontakt hat und die man persönlich nie kennengelernt hat, konfliktfrei zu kommunizieren. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl und Demut auf Attacken entspannt zu reagieren.

Als Grundregeln für den Umgang mit seinen Mitmenschen werden erörtert, dass man auf Kritik verzichten und das Positive hervorheben, sowie über die Wünsche anderer sprechen soll. Notorische Kritiker und Besserwisser werden bei der Einhaltung dieser Grundregeln gewiss Probleme haben. Wer sich bemüht, die Regeln einzuhalten, wird erkennen, dass man sich einfach ausgeglichener fühlt.

Thematisiert werden die Möglichkeiten einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Hier geht es darum, Interesse an den Belangen anderer zu zeigen, zu lächeln, andere Menschen mit ihrem Namen anzusprechen, zuzuhören, von Angelegenheiten zu sprechen, die andere interessieren und auf die kleinen Dinge zu achten, kurzum sich nicht wie eine Egomane zu verhalten.

Der ein oder andere mag einwerfen, es sei berechnend, sich gewisse Verhaltensmuster anzueignen, die zur Beliebtheit führen. Das allerdings sehe ich nicht so, denn das Antrainieren eines positiven, nicht egoistischen Verhaltensmusters ist grundsätzlich positiv und sinnvoll. Mitunter werden negative Verhaltensmuster durch die Erziehung geprägt und sollten durch positive ersetzt werden, um sich und seiner Umwelt nicht weiter zu schaden. Sich diesbezüglich beraten zu lassen, kann kein Fehler sein.

Dalai Lama sagt nicht grundlos, dass seine Philosophie Freundlichkeit sei. Hier im Buch wird ebenfalls Freundlichkeit und damit das Lächeln empfohlen. Auf Seite 89 wird der Medien-Experte Chris Brogan zitiert. Das Zitat halte ich für so wichtig, dass ich es hier in den Text einfüge: "Es gibt zwei Arten von Menschen, jene, welche eine Verbindung zwischen dem Computer, dem Internet und seinen Buttons und menschlichen, fühlenden Wesen sehen, und solche, die denken, dass sich ausschließlich alles online abspielt und es keine Verbindung gibt." (Zitat S.89)

Gefühle sind, ich stimme den Autoren zu, immer im Spiel und Menschen haben durchaus die Fähigkeit, sie mit entfernten Orten in Verbindung zu bringen. Hält man sich länger im Internet auf und ist sensitiv veranlagt, spürt man jede Emotion seiner Gegenüber und ist gut beraten, genau den Menschen immer wieder ein Lächeln zu schenken, die keines zu geben in der Lage sind. Genau diese Menschen benötigen ein Lächeln am Notwendigsten.

Die Autoren empfehlen auch im Internet immer die Namen der Gegenüber auszusprechen, um auf diese Weise eine persönliche Ebene herzustellen. Dies ist dann problemlos, wenn Menschen mit ihren Realnamen agieren und Plattformanbieter die Funktion Realnamen so gestalten, dass man sich darauf verlassen kann, dass man den Realname nicht türken kann.

Um das Vertrauen anderer Menschen im Netz zu gewinnen und zu behalten, wird u.a. empfohlen, unnötige Auseinandersetzungen zu meiden, freundlich zu sein und Nähe zu schaffen, Empathie zu zeigen, Erlebnisse mit anderen zu teilen, ehrliche und aufrichtige Anerkennung zu zollen. Meine Erfahrungen auf Facebook in den letzten Wochen haben mir gezeigt, dass es möglich ist, ein gutes Miteinander mit vielen Menschen zu leben, wenn man positiv aufeinander zu geht, auch auf Twitter konnte ich diese Erfahrungen machen. Respekt und Wertschätzung führen zu diesen wundervollen Ergebnissen, die ganz einfach zu erreichen sind.

Überall dort, wo man den Trollen nicht Einhalt gebietet, zerbrechen die Communities, ziehen sich Menschen aus der Kommunikation zurück, weil der Versuch ein positives Miteinander zu inszenieren, im Ansatz zerbricht. Für Menschen, die neu ins Internet einsteigen, ist dieses Buch nach meiner Ansicht eine Pflichtlektüre. Seien Sie grundsätzlich empathisch und lassen Sie sich auf keinerlei Auseinandersetzungen ein. Diese unergiebigen Diskussionen kosten nur unnötige Lebenszeit. Wer im Internet Menschen führen möchte, sollte Gemeinsamkeiten schaffen und andere das Gesicht wahren lassen, Verbesserungen loben und Fehler sachlich ansprechen, wer im Internet Freund finden möchte, sollte dies dort tun, wo man die Empfehlungen des Buchs umsetzen kann.

Im Grunde gelten online die gleichen Regeln wie offline. Das wird im vorliegenden Buch deutlich. Oberstes Gebot ist die Freundlichkeit. Auf Plattformen, auf denen Trollen nicht Einhalt geboten wird, sollten man nicht kommunizieren, sondern die Kommunikation auf Orte verlegen, wo man freundschaftliches Netzwerke aufbauen können. Gelegenheit gibt es im Netz hinreichend.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Heinz Ludwig Arnold: Gespräche mit Autoren (Gebundene Ausgabe)

Der 2011 verstorbene Prof. Dr. Heinz Ludwig Arnold war Honorarprofessor an der Universität Göttingen und freiberuflicher Publizist. Das vorliegende Buch enthält lesenswerte, sehr umfangreiche Interviews dieses Mannes, die er mit nachstehenden Personen zwischen 1971- 1984 führte: Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger, May Frisch, Friedrich Dürrenmatt Günter Wallraff, Peter Handke, Rolf Hochhuth, Peter Rühmkopf, Helmuth Heißenbüttel, Peter Weiss, Jurek Becker und Wolfgang Hildesheimer. Natürlich habe ich mit besonderem Interesse den Dialog gelesen, den Dr. Arnold mit Heinrich Böll führte und hier Bölls Repliken auf die Fragen, in welchem Verhältnis er zur Kirche und zur Religion stand als er zu schreiben begann und wie sich sein Verhältnis mit der Zeit verändert hat.

Martin Walser berichtet u.a., dass er bei Kafka gesehen habe, dass ein einzelner nichts mache könne. Ob er heute noch immer so denkt, sei dahin gestellt, denn schließlich hat er als einzelner bewiesen, dass er durch seine Literatur Bewusstsein zu schaffen mag.

Des Weiteren erfährt man, weshalb Max Frischs Romane fast geschichtslos sind und wieso das Existentielle dort parabolischen Charakter habe, aber man liest auch höchst Privates, so etwa ob Friedrich Dürrenmatt gute Freunde hatte.

Mich haben die Antworten aus vergangenen Zeiten von noch lebenden Schriftstellern fast ein wenig mehr interessiert als von den bereits verstorbenen, weil es mich besonders neugierig macht, wie sich Standpunkte im Laufe des Lebens verändern oder auch festigen.

1975 schreibt Wallraff, er arbeite daran, sich zu erübrigen, sich überflüssig zu machen, weil er in einem solchen Fall seine Aufgabe erfüllt habe. 2012 sind erneut Bücher von Wallraff aufgelegt worden. Wikipedia konnte ich entnehmen, dass Wallraff die Sozialreportage nach wie vor für notwendig erachtet. Insofern ist seine Arbeit nach wie vor noch nicht abgeschlossen und man darf sich gewiss weiterer Statements erfreuen.

Die Fragen Dr. Arnolds outen ihn, den Fragensteller, als einen sehr intelligenten, analytischen Kopf, der genau wusste, wie man konstruktive Gespräche führt

Ein lesenswertes Buch, das ich gerne empfehle..

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können  das Buch bestellen.

Rezension: Der falsche Feind- Christine Bauer-Jelinek

Das neue Buch der Psychotherapeutin Christine Bauer –Jelinek habe ich mit großem Interesse gelesen. Viele ihrer Beobachtungen stimmen  mit dem überein, was ich in den letzten  Jahren zur Kenntnis nehmen musste. Dass der aktuelle Feminismus  den Zusammenhalt unserer Gesellschaft bedroht, ist meines Erachtens keine gewagte These und dass Frauen keinen Jota besser sind als Männer  wird jedem klar sein, der schon  etwas länger auf dieser Welt lebt.

Ob ein Mensch in einer Führungsposition kompetent ist oder nicht, hängt meines Erachtens nicht vom Geschlecht ab, sondern von den individuellen Fähigkeiten, pragmatische Entscheidungen zu treffen und Spielregeln zu verstehen sowie diese auch zu akzeptieren. Es stimmt, wenn man in einer bestimmten Funktion bestimmte Ziele erreichen möchte, zahlt man, egal ob männlich oder weiblich, den gleichen Preis. Frauen in Spitzenpositionen müssen analog zu den Männern Profite erwirtschaften und möglicherweise auch Wirtschaftskriege führen, weil nicht das Geschlecht das Verhalten der Individuen bestimmt, sondern die Ziele und Werte einer Gesellschaft nach Umsetzung durch ihre Eliten verlangen, (vgl.: S.18).

Wer in der gesellschaftlichen Hierarchie die gläserne Decke durchbrechen möchte und dies nicht aufgrund seines Erbes oder Heirat realisiert, benötigt nachstehende Persönlichkeitsmerkmale laut Bauer- Jelinek: Hierarchieverständnis, Rollendistanz, Umgang mit struktureller Macht, Konkurrenzbereitschaft, Kampferfahrung, Frustrationstoleranz, und eine rasche Orientierung in ungeschriebenen Regelwerken sowie schlussendlich: den Verzicht auf ein erfülltes Familienleben, (vgl.: S.31). 

Für karrierebewusste Männer sind solche Merkmale selbstverständlich. Doch wie viele Frauen besitzen eine solche Persönlichkeitsstruktur? Die Autorin schreibt zu Recht, dass derjenige der völlige Gleichberechtigung fordert, konsequenter Weise auch  in den sauren Apfel beißen muss. Quotenregelung ist auch nach meiner Ansicht keine Lösung. In meinen Augen entwürdigt die Quotenlösung uns Frauen.  Wer in unserer Gesellschaft die gläserne Decke durchbrechen möchte, muss Ungerechtigkeiten, Willkür und Kämpfe hinnehmen. Der Preis sollte für Männer und Frauen gleich sein. Das wird Allmachts-Feministinnen nicht gefallen, die für sich gerne eine Sonderbehandlung einfordern.

Die Autorin zeigt in der Folge viele Denkfallen von Allmachts-Feministinnen auf und verdeutlicht in welch schwierige Lage Männer oft kommen, wenn Frauen nach einer Scheidung aufgrund von blinder Zerstörungswut und Rache ihren ehemaligen Gatten fertigzumachen suchen. Beispiele dieser Art kenne ich einige und ich sehe noch immer mit großer Skepsis die materielle Umverteilung von Männern in Richtung Frauen aufgrund von sexuellen Dienstleistungen, die jenseits von gängiger Prostitution stattfinden, aber nach meiner Ansicht durchaus als eine Form von Prostitution zu werten sind, wenn auch nicht im juristischen Sinne. Gut, dass die Autorin sich hierzu äußert.

Es stimmt, Frauen verdienen nicht selten deshalb weniger, weil sie in geringer bezahlten Berufen arbeiten. Es ist also keine Geschlechterfrage, sondern ein gesellschaftliches Problem, wenn Erwerbsarbeit auf dem sozialen Sektor niedriger entlohnt wird. Hier ist ein Umdenken seitens der Gesellschaft erforderlich.

Was die Kontrolle im Bereich der Fortpflanzung anbelangt, sehe auch ich es  ungern, dass diese nach wie vor voll in den Händen der Frauen ist. Frauen, die die Gleichberechtigung fordern, können nicht wollen, dass der Bauch ihnen alleine gehört. In Zeiten der Empfängnisverhütung ist eine Frau verpflichtet, einen Mann darüber aufzuklären, ob sie verhütet oder nicht. Zudem sollte sie, nach meiner Meinung,  die Konsequenzen, vollständig allein tragen müssen, wenn sie im Hinblick auf Verhütungsmaßnahmen lügt. Keine Sorge,so weit geht die Autorin nicht. Zum Wohle des Kindes  wird auch weiterhin der Vater oder der Staat zur Kasse gebeten. Hier müssen faire Regelungen getroffen werden. 

Männliche Rituale und Prinzipien werden immer mehr verdrängt, schreibt  die Psychotherapeutin. Das führt bei kleinen Jungs nach Scheidungen dazu, dass sie immer schlechter lernen, nicht selten verhaltensgestört sind, mit Gewalt konfrontiert werden und sogar aufgrund dessen Selbstmord begehen, (vgl.: S.67).

Liest man Christiane Bauer-Jelineks Buch unbefangen, wird dem Leser sehr bald bewusst, dass Männer nicht immer Täter und Frauen immer seltener Opfer sind. Es muss etwas getan werden, damit der Zusammenhalt der Geschlechter auch in privaten Beziehungen nicht weiter abnimmt. Es kann nicht angehen, dass aufgrund der Doktrin des Allmachts-Feminismus die zwischenmenschlichen Beziehungen immer mehr in den Hintergrund gedrängt und Zuwendung sowie Fürsorge kommerzialisiert werden.

Ich teile die Meinung der Autorin, die ich hier zitieren möchte:"Wenn sich die traditionellen Geschlechterrollen weiter auflösen, ohne dass wir neue Formen des Zusammenlebens für beide Geschlechter und alle Generationen entwickeln, besteht die Gefahr, dass der Mensch von einer Spezies, die sich in Paaren organisiert (was bisher der Fall war), zu einer Masse mit willkürlichen (wechselnden) und fluktuierenden Beziehungen mutiert. Oder aber die Zweigeschlechtlichkeit wird von etwas abgelöst, das man "Mischgeschlechtlichkeit" (Androgynität) nennen könnte: Jedes Individuum ist männlich und weiblich zugleich- und die Fortpflanzung wird der Technik überantwortet." 

 Empfehlenswert.