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Rezension: Geo Kompakt Nr. 25

Geo Kompakt Nr. 25 befasst sich mit der Frage, weshalb wir gut und böse sind. Die Zeitschrift thematisiert im Rahmen eloquenter Beiträge Egoismus und Empathie, Liebe und Lüge, Mitgefühl und Misstrauen, kurzum, die helle und die dunke Seite des Menschen. Auf der DVD werden die Beiträge lehrreich visualisiert.

14 Beiträge warten auf den Leser. Der erste Beitrag ist ein Bildessay über Respekt und Unterdrückung, Liebe und Verachtung, Freundschaft und Gewalt. In wenigen Worten wird das Phänomen der Unterdrückung in diesem Zusammenhang skizziert. "Das Streben nach Macht kommt einer Sucht gleich: Mit ihr wächst das Selbstbild, die Genugtuung, der Stolz des Machhabers, Menschen zu kontrollieren. Untergebene nach seinen Vorstellungen zu formen. Dabei entspringt die gewaltsame Durchsetzung des eigenen Willens, die Unterdrückung anderer oft einer Angst: die Kontrolle zu verlieren und selbst zum Opfer zu werden."(Zitat: S. 11)

Interessant auch ist, wie das Phänomen der Verachtung analysiert wird. Menschen, so liest man, die andere verachten, versuchen meist ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu verdrängen. Das wird in den gezeigten Bildern sehr gut deutlich.

Dass Gewalt geschlechtstypisch ist, dürfte sich schon herum gesprochen haben, auch dass bei Männern der Streit rascher eskaliert, sie sich aber schneller versöhnen als Frauen. Die Neigung aggressiv zu reagieren, liest man im Beitrag über "Das düstere Erbe", ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt. Hirnstrukturen, Neurotransmitter und Hormone, die von Genen beeinflusst sind, sind die Ursache dafür, dass manche Menschen aggressiver und leichter erregbar sind als andere und in der Folge auch impulsiver reagieren. Hinzu kommt, dass besondere familiere und gesellschaftliche Umstände bei manchen Menschen die Gewaltbereitschaft vergrößern, (vgl.: S. 28). Eine Untersuchung an psychopathischen Serienmördern hat verdeutlicht, dass sie in der Kindheit nicht selten missbraucht wurden und traumatisiert worden sind. Interessanter Weise waren ihre Mütter nicht selten sadistisch und sind sexuell missbraucht worden, (vgl.: S.34).

Wissen sollte man auch, dass jeder Aggressor die Fähigkeit zur Vergebung und Versöhnung in sich trägt. Das heißt also, dass der Mensch die Neigung in sich trägt zur Gewalt, aber auch Frieden zu schließen und zu kooperieren. Die Kooperationsneigung zu fördern, halte ich persönlich für sehr wichtig.

Interessant finde ich auch den Bericht von Sebastian Witte über Empathie, der als weiterführende Literatur ein Buch von Giacomo Rizzolatti und Carrado Sinigagli nennt. Empathie ist kein kognitives Konstrukt, wird hervorgehoben, und Spiegelneuronen in der Großhirnrinde helfen uns, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen. Beruhigend fand ich die Information, dass 99% aller Menschen in der Lage sind, Empathie zu empfinden. Leider kann das Mitgefühl auch durch Emotionen wie Häme, Schadenfreude oder Spott überlagert werden und einige Menschen erleben sogar Befriedigung, wenn sie fühlen, dass eine Person leidet. Witte schreibt: "Sadisten genießen es, wenn ein anderer Mensch vor Schmerzen schreit, sie freuen sich an seiner Pein, berauschen sich daran. Und sie vermögen ihr Gegenüber nur deshalb gezielt zu demütigen, weil sie sich genau vorstellen können, welche Handlungen ihr Opfer als besonders quälend und erniedrigend empfindet..." ..."Nur wer den seelischen Schmerz der anderen kennt, vermag quälende und beschämende Racheakte zu ersinnen." ... "Und nur wer die Furcht seiner Mitmenschen fühlt, weiß ihre Ängste zu schüren, weiß mit Wut, Zorn und Gewalt seine Macht auszuspielen- und kann als Tyrann ganze Völker unterdrücken."(Zitat: S. 41). Die Motive von Sadisten sollte man sich bewusst machen, um ihnen im Vorfeld den Boden zu entziehen.

Neid und Missgunst sind Emotionen, die sich vor 7 Millionen Jahren entwickelt haben. Neid entsteht dann, wenn das Selbstbild in Gefahr ist und es ist erwiesen, dass Neid kulturell beeinflusst ist. Es gibt also Neidgesellschaften. Die Schwester des Neides ist Schadenfreude. Hier empfehle ich das Interview des Sozialphilosophen Dieter Thomä im Heft zu lesen. Menschen, die immerfort vergleichen, sind nicht selten von Neid und Missgunst zerfressen. Sie haben ein krankes Selbstwertgefühl.

Lohnenswert ist auch der Beitrag zum Optimismus. Es wird u.a. näher erklärt, weshalb positiv denkende Menschen länger leben und gesünder sind. Interessant ist, dass selbst gute Lügner das Zucken der Gesichtsmuskeln nicht kontrollieren können und Männer eher lügen, um zu beeindrucken, während Frauen mittels einer Lüge ihrem Gegenüber ein gutes Gefühl vermitteln möchten. Menschen erkennen nur jede 2. Lüge ihres Gegenübers. Diese Nachricht wird all denjenigen gefallen, die andere gerne in die Irre führen.

Der Bericht zu Heinrich Himmler ist überaus empfehlenswert, wenn man sich mit den Abgründen von Menschen auseinandersetzen möchte. Diesebezüglich empfehle ich als weiterführende Literatur: Die Brüder Himmler. Eine deutsche Familiengeschichte.

Allen interessierten Lesern empfehle ich die Berichte von sechs Betroffenen im Hinblick auf ihre Begegnung mit dem Bösen. Hier schreibt auch ein Mobbingopfer, das heute Vorlesungen über Arbeitsrecht an der Hochschule hält und für den das Moderieren einer Gruppe Mobbing-Betroffener zunächst zur Selbsttherapie wurde. Hier zeigt sich, dass die Konfrontation mit dem Bösen keineswegs in Dauerdepressionen führen muss.

Empfehlenswert.

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