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Rezension: Berthold Gunster: Ja- aber was, wenn es klappt?

Dem Klappentext dieses lesenswerten Buches habe ich entnommen, dass der Autor Berthold Gunster der Begründer und "Vater" der "Ja-aber-Philosophie" ist, deren Ziel darin liegt, Probleme zu Möglichkeiten zu machen. Der Autor verdeutlicht gleich zu Beginn des Buches, dass all "Ja-abers" das Gefühl vermitteln, jeder Erneuerungs- oder Veränderungsversuch versinke in einem Sumpf von Argumenten, gut gemeinten Warnungen und verständisvoller Kritik. Für den Autor ist "Ja-aber" eine geschlossene Lebenseinstellung, ein Denken in Beschränkungen, Ängsten und in Schwarzmalerei, welches Ausbremsen, Erstarren und Stillstand zum Ergebnis hat, (vgl.: S. 7).

Im Gegensatz zu dieser "Ja-aber" - gibt es allerdings auch noch die "Ja-und-Lebenshaltung", die nicht mit einem Urteil, sondern stets mit einer Frage beginnt. Der Niederländer Berthold Gunster lässt nicht unerwähnt, dass viele Deutsche auf einem "Ja-aber" Hintergund agieren, weil ihre Mentalität (Kontrolle, Kontrolle und abermals Kontrolle) sie diesbezüglich konditioniert hat.

"Ja-aber-Sager" vernichten nicht nur jede Idee, sie ruinieren ganze Betriebe und komplette Industriezweige."

"Ja-und-Sager stellen die Fragen. Sie sehen das Haar und die Suppe."

Das sind erhellende Zitate aus dem vorliegenden Buch, wie ich finde.

Gunster bleibt in seinem Text lebensnah und führt immer wieder Beispiele an, die ich an dieser Stelle allerdings nicht wiedergebe, weil dies den Rahmen der Rezension sprengen würde. Das "Ja-und" ist kein Sich-abfinden, sondern ein Akzeptieren und dieses ist eine aktive Tat des Hingebens. Jeder, der die Wirklichkeit akzeptiert, hat kein Problem mit ihr. Je besser man Tatsachen akzeptiert, um so besser lassen sich Situationen beeinflussen. Auf diesem vordergründig widersprüchlichen Gedanken beruht die Grundidee des Buches, (vgl.: S.19).

"Ja -aber"-Menschen sind laut Gunster nie wirklich für etwas, doch auch niemals wirklich gegen etwas. Im Grund genommen stehen solche Menschen nicht im Leben, sondern sie betrachten es nur. Der Autor unterstreicht, dass Personen dieser Art in ihrer schlimmsten Form Besserwisser und Rechthaber - im Nachhinein sind, (vgl.: S. 20). Menschen, die mit einer "Ja-aber"- Verhaltensweise durchs Leben gehen, haben hohe Erwartungshaltungen und sie nehmen die Realität, erdrückt von Erwartungen, nur bedingt wahr, übersehen Chancen und Möglichkeiten, tun sich mit Entscheidungen nicht leicht und treffen intuitiv zumeist die falsche, stürzen sich sogleich in Aktionismus und gehen übergangslos in die Evaluierung über, (vgl: S. 24). Ja-aber-Haltungen sind die Basis für Berufe wie etwa dem des Buchhalters oder auch des Rechnungsprüfers. Kreativ sein kann man mit einer solchen Haltung nicht.

Ursprung der "Ja-aber"-Haltung ist stets die Angst. Für die "Ja-und"-Haltung hingegen sind Vertrauen sowie Liebe die Basis und Voraussetzung für "Nein-weil" sind es Kontrolle, Misstrauen und ebenfalls Angst. Das Festhalten an Vorschriften (Normen, Absichten, Vereinbarungen) stellt ein typisches Merkmal einer "Ja-aber"-Verhaltensweise dar. Es ist hier nicht die Logik oder der gesunde Menschenverstand, der eine Entscheidung antreibt, sondern es sind die Vorschriften, (vg.: S.36)

Ein weiteres Merkmal ist die Angst vor sozialem Ausschluss, sprich vor Gruppenausschluss. Wer bereit ist, sich nicht immer vor alle fiktiven Risiken zu schützen, gelangt leichter zu einer Ja-und- Haltung und kann sich vollständig den Aufgaben im Hier und Jetzt hingeben. Der Autor fragt: "Kann man aus vollem Herzen Ja zu dem Leben sagen, als ob Sein und Tun dasselbe ist? (S. 59) Man kann. Die Ergebnisse sind mehr als zufriedenstellend.

Das Ja-Gebäude von Berthold Gunster besteht aus 10 Stockwerken:

1) Sag Ja zum Sein
2) Sag Ja zur Wirklichkeit
3) Sag Ja zu diesem Leben
4) Sag Ja zu deiner Intuition
5) Sag Ja zu deinen Fähigkeiten
6) Sag Ja zu deinen Wünschen
7) Sag Ja zu deinen Zielen
8) Sag Ja zu anderen
9) Sag Ja zu allem, was geschieht
10) Sag Ja zum Handeln.


Wir alle wissen, dass am Ende im Leben nichts bleibt. Diese Tatsache ist möglicherweise der Grund, weshalb viele Menschen im "Ich bin" verharren und sich auf diese Weise definieren. Unsere Welt ist nicht statisch. Ein Festhalten am "Ich bin" schafft anhaltendes Leid, weil man auf diese Weise in der eigenen Sinngebung gefangen ist, der Vorstellung von dem, was ist ist. Für Gunster besteht die Kunst jedoch darin, Abstand von sich zu nehmen, ab und an über sich selbst zu schweben und einzusehen, dass wir dieses irdische Leben wie ein großes Spiel mit uns selbst und dem Universum spielen und auch gestalten, (vgl.: S.73).

Der Autor hebt hervor, dass die Basis einer "Ja-und"-Verhaltensweise ein klares Ja zur Wirklichkeit ist. Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, bedeutet für ihn sie wahrzunehmen und die Realität des Moments als Tatsache zu akzeptieren. Wenn wir emotional beteiligt sind, nehmen wir schlechter wahr. Das haben Untersuchungen ergeben, (vgl.: S.89). Jeder weiß, was es bedeutet durch die rosa Brille des Verliebtsein zu sehen. :-))

Schritt für Schritt geht Gunster mit dem Leser diese zehn" Sag-Ja-Stockwerke" hinauf. Sehr gut gefallen haben mir seine Ausführungen in puncto Intuition und seine Aussage "Von allen Arten unserer Intelligenz ist Intuition die hervorragendste" (Zitat: S. 127). Natürlich begründet der Autor diese Aussage: "Mit Logik können wir schlussfolgern, technische Probleme lösen oder fehlerfrei eine Überweisung tätigen, aber nur, wenn wir auf unserer Gefühl hören, eine entspannte Haltung annehmen und offen für die - oftmals subtilen- Signale unseres Unterbewusstseins sind, können wir komplexe Fragestellungen intuitiv lösen." ( Zitat.: S. 127)

Alles, was Gunster schreibt, kann ich im Grund nur abnicken. Er hat einfach recht, auch dann, wenn er sagt, dass die Menschen, die ihr Augenmerk mehr auf ihr Potenzial legen als auf ihre Schwächen, eher wachsen können.

Sehr wichtig ist es, andere zu akzeptieren. Je mehr man sich von der Vorstellung verabschiedet, wie die Beziehungen zu unseren Mitmenschen auszusehen haben, gelingt es uns zu begreifen, wie andere sind und genau mit diesem Wissen in der Interaktion mit den jeweiligen Gegenübern zu agieren.

Wer sich entschließt, sich auf die Ja-und Verhaltensmuster einzulassen, wird sehen, dass er weitaus kreativer und effizienter ist als mit Ja-aber-Verhaltensmustern. Die Chance auf Glück und Erfolg nehmen zu. Grund genug sich von "Ja-aber" zu verabschieden, der Wirklichkeit, wie sie ist ins Auge zu sehen und das Beste daraus zu machen.

Goethe brachte es auf den Punkt: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Empfehlenswert, weil das Ja-und-Denken eine wirklich gute Lebenshilfe darstellt.
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