Das vorliegende Buch ist ein Ratgeber für Alleinerziehende und Patchwork-Familien. Obschon ich selbst keine Kinder habe, jedoch über zwanzig Jahre verheiratet bin, habe ich den Text mit großem Interesse gelesen, nicht zuletzt, weil in meiner angeheirateten Familie das Chaos herrscht und meine Neffen sowie meine Nichte zu Leidtragenden des selbstsüchtigen Verhaltens ihrer Väter und Mütter geworden sind. Keiner der vielen Frauen meiner Schwäger, geschweige denn die beiden Männer schafften es den Herausforderungen gerecht zu werden, weil jeder einzelne nur mit den eigenen Befindlichkeiten befasst war und in Dauerauseinandersetzung mit dem / bzw. der jeweiligen Ex (10 an der Zahl bislang) stand. Auf der Strecke blieben die Kinder.
Wenn die elterlichen Konflikte nach einer Trennung der Eheleute anhalten, schaden sie dem Wohle von Kindern, so die Autorin. Das kann ich aufgrund meiner Beobachtungen bestätigen. Dass Beziehungen nicht ewig halten steht außer Frage, deshalb ist es notwendig sich mit veränderten Situationen auseinanderzusetzen und sich darüber im Klaren zu werden, wie man für alle Beteiligten sinnvoll eine vernünftig neue Situation gestaltet. Link zeigt, wie Menschen ihre Gefühle wieder in den Griff kriegen können, denn depressive Verstimmungen sind im ersten Jahr nach der Trennung besonders häufig.
Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl gescheitert zu sein sind offenbar weit verbreitet. Solche Gefühle führen für einige betroffenen dazu, das psychische Gleichgewicht zu verlieren oder körperliche Beschwerden zu entwickeln. Link zeigt Schutzfaktoren im Durcheinander der Gefühle auf und gibt Ratschläge, wie sich der Alltag neu organisieren lässt. Es ist notwendig, Kindern so früh wie möglich die Wahrheit über elterliche Konflikte mitzuteilen und den Kindern die Trennung zu erklären. Aufgabe von Eltern ist es aktiv die Schuld für die Folgen des Scheiterns ihrer Beziehung einzugestehen. Nur dann können sie von der Not ihres Kindes wirklich betroffen sein. Kleine Kinder fühlen sich schuldig, wenn Eltern sich trennen. Sie zeigen Verlustreaktionen, wie Angst, Verwirrung, Weinen, Schuldgefühle, Traurigkeit, gesteigerte Aggressivität, Trotz, Fantasien, vermehrtes Verlangen nach körperlichem Kontakt, Regression. Das sollten Eltern zu Kenntnis nehmen und sehr sensibel auf das verstörte Kind eingehen. Die Autorin zeigt wie man mit jüngeren und älteren Schulkindern und mit Jugendlichen nach einer Trennung umgeht und konstatiert, dass Kinder immer Fragen haben, auch wenn sie keine stellen. Erziehung wird nach einer Trennung wichtiger denn je. Kindern müssen stets Grenzen und Strukturen aufgezeigt werden.
Es ist kontraproduktiv einem Scheidungskind alles durchgehen zu lassen, wenn es sich gut entwickeln soll. Wenn ein Elternteil sich liebevoll um das Kind kümmert, überwindet das Kind nach sechs Jahren die Trennung. Link wartet mit Grundregeln und Tabus im Erziehungsalltag auf und mahnt dabei die Disziplinierungsmaßnahmen des früheren Partners nicht zu sabotieren und zu kritisieren, wenn sie nicht grob gegen alle erzieherischen Regeln verstoßen. Stattdessen sollte man seinem Kind helfen flexibel mit verschiedenen Erziehungsstilen umzugehen. Die Autorin schreibt des Weiteren ausführlich über das Sorge- und das Umgangsrecht und verdeutlicht, dass klare Absprachen nötig sind, damit Elternteile sich nicht bis aufs Messer bekriegen.
Was ist gut fürs Kind? Intensiver ist die Zeit, wenn der andere Elternteil nicht dabei ist. Vermieden werden sollte seinem Ärger Luft zu machen, wenn das Kind vom Ex-Partner abgeholt wird. Das Wichtigste ist, dass man ehrlich bleibt. Kinder spüren unehrliches Verhalten. Die Autorin schreibt über den Sinn der Hilfe von außen und über eine neue Liebe. Wie kann man diese den Kindern vermitteln? Wenn das Kind das Verliebtsein bemerkt, ist es notwendig, eine ehrliche Antwort zu geben. Sollte das erste Zusammentreffen mit dem neuen Partner misslingen, muss man nicht gleich verzweifeln. Die Autorin zeigt auch hier Lösungswege auf.
In der Folge werden die Probleme in einer so genannten Patchwork - Familie aufgezeigt und darauf hingewiesen, dass kindliche Opposition aufzuweichen Geduld erfordert. Weshalb das Modell "FreundVater" alle am meisten befriedigt wird detailliert erläutert, aber es wird nicht unerwähnt gelassen, dass die Erziehung der Kinder in einer Patchwork-Familie immer ein Konfliktherd bleiben wird. Nicht selten macht es Sinn, sich professionelle Hilfe zu besorgen. Im Anhang dieses Buches finden sich Adressen und weiterführende Literatur, die den Betroffenen helfen mit ihrer Situation vernünftig umzugehen.
Sehr empfehlenswert!
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