"Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)
Vor einiger Zeit habe ich einen Kalender mit wundervollen Motiven von Buchhandlungen rezensiert, der mir eine untergehende Welt in ihrer ganzen Schönheit nahe brachte. Im vorliegenden Bildband nun sind 20 der schönsten Buchhandlungen Westeuropas verewigt worden.
Auf den Weg gebracht haben dieses informative Buch der Leiter des Literaturhauses Hamburg Rainer Moritz sowie die Fotografen Reto Guntli und Agi Simoes.
Nachgezeichnet werden in Wort und Bild unverwechselbare Eigenheiten dieser Läden, die tatsächlich zum Teil wie Bollwerke gegen den Zeitgeist anmuten. Diese Buchhandlungen wollen augenscheinlich nicht austauschbar sein. Über jede der vorgestellten Buchhandlungen erfährt man viel Wissenswertes. Zu finden sie sie übrigens in London, Berlin, Barcelona, Paris, Brüssel, Zürich, Maastricht, Wien, Rom, Bern, Hamburg, Freiburg, Salzburg, Stade, Turin und an Schillers Geburtsort Marbach am Neckar.---
Nach der Lektüre dieses Buches wird es jeden Buchliebhaber danach drängen im Rahmen von Städtereisen diese Buchhandlungen aufzusuchen, weil viel Neugierde geweckt wird.
Besonders angetan bin ich von der "Librairie Auguste Blaizot", einem Antiquariat in Paris. Es befindet sich im 8. Arrondissement. Ganz in der Nähe dieser Buchhandlung lebte einst Marcel Proust. Die Firmengeschichte geht zurück in das Jahr 1874. Moritz skizziert die Aura, die von diesem ehrwürdigen Ort ausgeht, beschreibt, was es dort zu sehen und zu kaufen gibt und wer dort Kunde ist. Hier findet man handsignierte Erstausgaben, die teilweise sehr hochpreisig sein können. Eine Erstausgabe von Voltaires "Candide" aus dem Jahre 1759 wird hier mit 45 000 Euro gehandelt.
In Wien kann man das "Antiquariat Burgverlag" besuchen. Dieses Unternehmen gibt es bereit seit 1920. Bücher werden dort wie Heiligtümer aufbewahrt und gehandelt. Wahrlich faszinierend, welche Kostbarkeiten dort den Besitzer wechseln.
Es führt zu weit, über all die Buchhandlungen im Buch hier etwas zu schreiben. Verliebt habe ich mich nicht zuletzt in eine Buchhandlung in Turin, die ich gerne einmal besuchen würde. Sie trägt den Namen "La Casa del Libro". Während ich mich in das Innenleben dieser Buchhandlung vertiefe, merke ich, dass deren Name in mir eine Erinnerung ausgelöst hat. Ich muss plötzlich an Truffauts Verfilmung des Romans "Fahrenheit 451" denken, an die alte Dame, die in einem bildungsfernen Terrorregime mit ihren kostbaren Büchern verbrennt und an die "Büchermenschen", die den Inhalt eines Buches auswendig lernen, um in geistloser bücherverachtender Zeit das Geistvolle zu retten. Dabei beginne ich zu frieren, nicht ohne Grund.
Sehr empfehlenswert.
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