Kluge Multi-Channel-Kommunikation und proaktives Zuhören sind die Voraussetzungen für Win-win-Situationen.
Prof. Dr. Gunter Duecks neueste Publikation befasst sich mit sogenannter Multi-Channel-Kommunikation und proaktivem Zuhören, von dem er ganz zum Schluss seines Textes sagt, dass es selbst dazu verhelfe, unüberwindbaren Betonmauern zu sehen.
Ausgehend von der allseits bekannten Geschichte aus der Bibel vom Turmbau zu Babel entwickelt Dueck seine Gedanken, denen er zunächst einen ketzerischen voranstellt, vermutlich um die Leser hellhörig zu machen. Das tut er, indem er sagt: Einer der größten Irrtümer der Menschheit steckt in dem universellen Ratschlag "Was du nicht willst, dass man die tu, das füg auch keinem anderen zu "- Oder: "Behandele jeden wie du selbst behandelt werden willst". (Zitat, Dueck)
Dueck verdeutlicht zunächst dass introvertierte und extravertierte Menschen "ethnozentrisch" denken und alles nach ihrer eigenen Art bewerten, insofern das Verhalten Dritter u.U. nicht richtig einordnen. Für den Autor scheint das Hauptproblem der Kommunikation zu sein, dass uns nicht tatsächlich bewusst ist, dass wir in den "verschiedensten Dimensionen denken, fühlen und handeln" und insofern eine "Multi-Channel-Kommunikation" betreiben. Dies übrigens scheint die eigentliche Ursache von Kommunikationskatastophen zu sein. Dueck illustriert dies an Beispielen, denen man selbst problemlos weitere hinzufügen kann und oft erst nach Jahren begreift, wie etwas einem Dritten in den falschen Hals gekommen sein könnte. Es geht im Grunde darum, dass Sender und Empfänger auf verschiedenen Kanälen empfangen.
Wichtig ist und dies sollte man sich einprägen, in welcher Diktion man sich ausdrücken möchte. Dueck zählt die einzelnen Möglichkeiten auf und vergisst nicht zu erwähnen, dass es sinnstiftend ist, auf vielen Kanälen gleichzeitig zu senden. Dazu allerdings benötigt man viel Wissen. Kluge Multi-Channel-Kommunikation ist demnach kein Spaziergang.
Dueck verwendet als Basis seines Kommunikationsmodells jenes von Friedemann-Schulz von Thun, das er in der Folge erweitert. Anhand einer Grafik, die der Autor Wikipedia entnommen hat, erläutert er das von Thun`sche Modell und bildet einige Beispiele, die dem Leser die Kommunikationsproblematik aufzeigen. Gezeigt wird dies anhand eines Businessgesprächs und den Fragen, die sich daraus im Geiste ergeben.
Offenbar ist das Hauptproblem in der Kommunikationssituation jenes, dass die Gesprächspartner sich zu wenig kennen und beispielsweise in sachlichen Gesprächen leider zumeist nur für die Logik des eigenen Kopfes reden. Dueck zeigt, wie es sich konkret äußert, wenn ein Redner unsicher sowie ignorant erscheint und Uninteressantes, Unverständliches aber auch Irrelevantes von sich gibt. Man muss sich genau überlegen, wie man seine Gegenüber erreicht und dies bedeutet zu erlernen, die multiplen Perspektiven und die Wirklichkeiten des Empfängers zu verstehen.
Dueck listet einige typische Perspektiven typischer Wirklichkeiten auf und erläutert diese gut nachvollziehbar. Er vergisst dabei nicht darauf aufmerksam zu machen, dass die Kommunikation von Intelligenten und weniger Intelligenten sich nicht selten als schwierig erweist, reflektiert hierarchisch bedingte Kommunikationsschwierigkeiten und stellt u.a Überlegungen zu unterschiedlichen Menschenbildern an, die in Firmen möglicherweise Ursache für wenig kreatives Handeln von Mitarbeitern sind.
Wie Dueck so treffend festhält, werden besonders in großen Firmen, die verschiedenen Denkwelten der Problemzugangsformen nicht verstanden. Weil in Unternehmen nur noch über Meetings und Präsentationen gemanagt wird, verlieren die Firmen kreative Möglichkeiten. Dies natürlich kann großen Verlust zur Folge haben.
Der Autor vergisst nicht zu unterstreichen, dass die Charaktere die jeweilige Wirklichkeit definieren, macht auch auf persönliche Reizthemen aufmerksam und schließlich auf den eingangs erwähnten Ethnozentrismus, der sich bei der Sprachverwirrung und den damit einhergehenden Kommunikationsproblemen als besonders hartnäckiges dickes Brett erweist.
Erläutert wird der Sinn phatischer Kommunikation und der Netzwerkpflege. Bei der phatische Kommunikation geht es darum, Verbindungen durch Small Talk aufrecht zu erhalten. Sie hat eine soziale Funktion und wird von introvertierten Menschen zumeist nicht sehr geschätzt. Wie Dueck so zutreffend klar macht, muss derjenige, der kommunizieren möchte, auch phatisch kommunizieren, vielleicht weil dieses phatische Kommunizieren generelles Kommunizieren erleichtert. Mein Kommentar dazu: Nähe muss eingeübt werden.
Ausführlich erläutert der Autor das Multi-Channell-Modell der Kommunikation, stellt Fragen und bildet Beispiele, die das Modell begreifbarer machen. Immer wieder geht es darum, sich die Vielschichtigkeit der Kanäle mit denen gesendet und empfangen wird, bewusst zu machen. Achtsamkeit ist angesagt und zwar sekündlich.
Über Metakommunikation erfährt der Leser auch Wissenswertes. Ich halte sie für wichtig, weil sie die Beteiligten für Kommunikationsschwierigkeiten sensibilisiert. Mesakommunikation hingegen ist ganz schlecht, weil die Parteien nicht gemeinsam an einem Strang ziehen, sondern stattdessen störrisch in ihren Positionen verharren. Lösungsversuche vertrackter Positionen, weil der eine Meta möchte und der andere in Mesa bleiben will, werden auch aufgeführt, bevor man Wichtiges über proaktives Zuhören liest.
Hier geht darum, so Dueck, nicht nur Menschen und Sichtweisen zu begreifen, sondern auch Teile der Welt zum Freund zu machen, sich vielen verschiedenen Wissensgebieten und Fachrichtungen freundschaftlich zu nähern und sie zu "lieben“. Proaktive Zuhörer wollen lernen und verstehen.
Dueck, der eine Zweitwohnung im Internet bezogen hat, hält dort auch Reden und hat im Netz viele Zehntausend Zuhörer. Grund genug für ihn über kanaluniverselle Botschaften, Nachrichten und Reden nachzudenken.
Auf vielen Kanälen klug senden und proaktiv zuhören, das wird nach diesem überaus eloquenten Text deutlich, ist eine Chance für ein erfolgreiches Miteinander sowohl im geschäftlichen als im privaten Bereich.
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