Der Autor Rolf Dobelli hat ein neues Buch vorgelegt. Es enthält eine Fülle von Fragen an das Leben und an sich selbst, die er suggeriert, noch nicht beantwortet zu haben. Viele der Fragen umfassen nicht mehr als 140 Zeichen und eignen sich damit vortrefflich als Twitterbotschaften.
Alle Fragen - auch die komplexesten - sind zudem bestens geeignet, sie auf Facebook seinem Freundeskreis kundzutun, um sich auf diese Weise ein Bild zu machen, wie ähnlich oder unterschiedlich Antworten ausfallen können, eine nicht uninteressante Art übrigens, sich mit Meinungsvielfalt vertraut zu machen.
Seine Fragen hat Dobelli diversen Rubriken zugeordnet, die sich mit verschiedenen Themen befassen, so etwa Glück, Lebensstrategie, Denken, Bildung, Gefühle, das Gute und das Böse, Lebensfreude und der Tod.
Die Idee mit keinen vorgefertigten Antworten aufzuwarten, sondern Leser zum Denken zu animieren gefällt mir sehr gut, weil solche Denkangebote sich an mündige Leser wenden. Einige Fragen wirken zunächst ein wenig absurd, doch wenn man innehält und überlegt, weshalb Dobelli eigentlich formuliert: "Nennen Sie die Anzahl Hände, die Sie in Ihrem Leben geschüttelt haben. Ungefähre Angabe genügt", dann versteht man sehr bald den tieferen Sinn vieler seiner Frage. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und sollte sich als solches auch sinnvollerweise verhalten. Das funktioniert tatsächlich, wenn man sich der Nähe zu anderen bewusst wird.
Sehr gut in diesem Zusammenhang finde ich die Frage "Wie viel menschliche Wärme empfangen Sie, wie viel senden Sie aus und wie hat sich dieses Verhältnis im Lauf der Zeit entwickelt?" Fragen solcher Art dienen allesamt der Bewusstwerdung.
Geht man Frage für Frage durch, stellt man fest, dass alle unbeantworteten Reflektionen, sich dazu eignen, kleine Essays zu schreiben. Mir gefällt es, wenn der Autor leise an unsere Demut appelliert, in dem er beispielsweise fragt "Wie viele Gedanken waren bereits vorhanden, ehe sie sie erdachten?"
Je mehr ein Mensch gelesen und je mehr er sein Ego im Griff hat, umso rascher schweigt er hier betreten, um so mehr geht er in sich und gewinnt Bodenhaftung.
Vielen von Dobellis Fragen befassen sich versteckt mit Toleranz, genauer, wollen zu dieser wie mir scheint ermutigen.
Eine vortreffliche Frage ist nach meiner Meinung nachstehende: "Was spricht gegen die Liebe? Nennen Sie die drei Haupteinwände?"
Eine vortreffliche Frage ist nach meiner Meinung nachstehende: "Was spricht gegen die Liebe? Nennen Sie die drei Haupteinwände?"
Diese Frage würde ich gerne 100 Managern aus Großbetrieben stellen, weil man durch die Antworten mehr als durch jeden ausführlichen Persönlichkeitstest über den Antwortenden in Erfahrung bringen kann.
Alles in allem ein tolles Buch mit exzellenten lebensphilosophischen Fragestellungen.
"Hätten Sie gern eine Welt, in der alles denkbar wäre?" Wir leben in einer solchen Welt, lieber Rolf Dobelli, doch es wäre gut, wenn nicht alles Denkbare umgesetzt werden kann, solange Größenwahnsinnge dadurch Unheil stiften können.
Empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Diogenes-Verlag http://www.diogenes.de/leser/neuheiten/hardcover/alle/9783257069174/buch und können das Buch bestellen. Sie können es jedoch auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.
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