Dies ist das zweite Buch von Stéphane Etrillard, das ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiere. Der charmante Autor ist internationaler Keynote Speaker und zählt zu den besten Wirtschaftstrainern und Coaches in Europa.
Im vorliegenden Buch "Mit Diplomatie zum Ziel" vermittelt, wie auf dem Buchdeckel zusammenfassend zu lesen ist, Stéphane Etrillard mit anschaulichen Beispielen, wie wir unser diplomatisches Geschick im Alltag verbessern können, welche sozialen Kompetenzen dafür notwendig sind und wie sich Diplomatie ganz konkret in unserem Verhalten und in unserer Sprache ausdrückt.
Das Buch ist in 22 Kapitel gegliedert. Gleich zu Beginn erfährt man, was man ursprünglich unter Diplomatie verstanden hat, nämlich "die Pflege der Beziehungen zwischen Staaten durch Verhandlungen und die dabei angewandten Methoden". Wie qualifiziert Diplomaten noch heute sein müssen, bleibt nicht unerwähnt und es wird nicht grundlos darauf hingewiesen, dass potentielle Diplomaten psychologische Eignungstests durchlaufen müssen, um überhaupt in das engere Auswahlverfahren zu gelangen.
Damit der Leser einen Eindruck davon erhält, welche Prinzipien eine Gesprächsführung als diplomatisch kennzeichnen, kann man sich in solche zunächst vertiefen, bevor man sich u.a. kundig machen kann, wie Feindbilder entstehen als auch weshalb damit einhergehender dauerhaften Ärger Arbeitsabläufe, den Zeitplan, das Privatleben sowie die Gesundheit durcheinander bringt und die Lebensfreude minimiert.
Wodurch zeichnen sich gute Beziehungen aus und weshalb schenken Beziehungsnetze Sicherheit? Die Antworten auf solche Fragen können sehr bereichernd sein, vor allem, wenn man sie als Anleitung für eine tragfähigere Kommunikation begreift.
Es stimmt, ein Netzwerk muss nicht nur aufgebaut, sondern auch organisiert und erhalten werden. Dies setzt ein Geben und Nehmen voraus, das sich die Waage halten sollte, weil Einseitigkeit zum Abbruch der Beziehungen führt.
Wer Einfühlungsvermögen besitzt, hat weniger Probleme in der Kommunikation. Grund genug, sich dieses Themas anzunehmen und sich die fünf wesentlichen Punkte der emotionalen Intelligenz genauer anzuschauen. Der Autor listet diese Punkte auf, stellt auch Überlegungen in puncto Toleranz an und verdeutlicht Wahrnehmungsfehler, die den Blick auf Menschen in unserer Umgebung verzerren.
Wer gute Beziehungen anstrebt, sollte sich, so Etrillard, um Glaubwürdigkeit bemühen und philosophiert deshalb auch über diese essentielle Tugend, bevor zwanzig Tipps für eine glaubwürdige Kommunikation darauf warten, studiert zu werden. Jeder einzelne Tipp wird seitens des Autors näher erörtert, so etwa der wichtige Satz "Kommunizieren Sie widerspruchsfrei!" oder ein anderer "Bleiben Sie authentisch!"
Im Rahmen der Betrachtung von diplomatischen Verhaltensmustern wird auch auf Zurückhaltung näher eingegangen und das Phänomen der Selbstdarstellung überdacht. Wo sind hier Grenzen angesagt? Auch darüber gilt es nachzudenken.
Etrillard verdeutlicht u.a. Haltungen, die die Chance eines konstruktiven Gesprächs erhöhen. Ein wichtiges Instrument ist hierbei das aktive Zuhören. Dieses aktive Zuhören hilft letztlich auch dabei, einen Konfrontationskurs zu meiden, Kooperationsbereitschaft an den Tag zu legen und glaubhaft Wertschätzung zu dokumentieren.
Der Autor macht klar, wie man sich am Sinnvollsten diplomatisch ausdrückt und hier auch, dass man besser auf Floskeln, Füllwörter und Abschwächungen verzichtet, sich dem Klang der eigenen Stimme bewusst wird und der Körpersprache.
Hier beleuchtet Etrillard Wissenswertes im Hinblick auf Mimik, Gestik und Haltung und macht dem Leser bewusst, dass die Körpersprache ein wahrlich elementarer Bestandteil unserer Kommunikation darstellt, mittels der nicht selten bewirkt wird, dass großes Ungemach auf den Weg gebracht wird.
Es ist natürlich nicht möglich, im Zuge dieser Rezension auf alle Tipps des Autors einzugehen. Besonders wichtig erachte ich aber Kapitel 11, das den Titel "Erfolgreiche Verhandlungen kennen keine Verlierer" trägt.
Hier kann man sich u.a. drei wichtige Grundsätze für Verhandlungen bewusst machen und des Weiteren auch, dass Win-win-Situationen zu nachhaltigen Verhandlungsergebnissen und verlässlichen Absprachen führen. Wer glaubt, einen anderen verbal besiegen zu müssen, hat bei diesem Gedanken bereits verloren.
Bedeutsam sind die Prinzipien einer Gewinner-Gewinner-Verhandlung. Auf diese geht der Autor sehr gut ein und vergisst auch nicht zu erwähnen, dass es stets ratsam ist, in schwierigen Verhandlungen bzw. Gesprächen Verbündete zu haben.
Sehr gut sind die Tipps, was man tun sollte, wenn der Verhandlungspartner nicht mitspielt. "Sich nicht provozieren lassen" und "gezielt nachfragen", das muss man sich merken, aber auch alles andere zu diesem Thema, um gewappnet zu sein, so etwa bei persönlichen Angriffen.
Gezeigt wird wie man Eskalationen vermeidet und positive Gefühle maximiert. Wichtig ist, sich all das bewusst zu machen, um die Chance für ein gutes Gespräch ohne emotionale Verwicklungen nicht zu verlieren. Klare Grenzen muss man ziehen und sich bewusst machen, dass unfaires Verhalten in einer guten Beziehung tabu ist. Wenn man bemerkt, dass der Verhandlungspartner anders tickt, sind Grenzen angesagt.
Gefallen haben mir auch die Überlegungen im Hinblick auf Charakterstärken von Diplomaten. Hier werden Integrität und Verbindlichkeit hervorgehoben.
Verantwortungsbewusstsein und Verantwortungsbereitschaft sind ebenso wichtig wie Geradlinigkeit im Umgang mit anderen. Das sehe ich ähnlich, besonders weil ich schon oft beobachtet habe, dass ansonsten nur verbrannte Erde übrig bleibt.
Hervorragend auch beschrieben ist das sensible Beziehungsgeflecht in Unternehmen. Hier wird darauf hingewiesen, wie sehr Konkurrenz Kooperation verhindert und wie wichtig eine wirklich gute Beziehung zwischen Mitarbeitern und Chef ist, wenn man erkannt hat, dass man gemeinsam an einem Strang ziehen muss, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.
Gezeigt wird wie Missverständnisse entstehen. Es wird auch eine Reihe von Ursachen genannt und darauf hingewiesen wie Botschaften zu Gesprächskillern werden. 12 Kommunikationssperren sind aufgelistet, die man sich bewusst machen sollte, um nicht in Gefahr zu laufen, sie spontan einzusetzen, ohne sich der möglichen Folgen klar zu sein.
Kapitel 17 ist von ganz großer Bedeutung, hier nämlich geht es um verhärtete Fronten, genauer um den Umgang mit ernsthaften Konflikten. Man erhält nicht nur eine Vorstellung davon, wie man Konflikten vorbeugt, sondern man erfährt auch, was die häufigsten Konfliktursachen sind.
Ich erwähne nicht grundlos einige: Ungerechtigkeiten, Intransparenz, fehlende Wertschätzung, Ignoranz, Lügen und Beleidigungen.
Konflikte sind immer teuer. Wie Etrillard schreibt, entsteht der Wirtschaft jährlich ein Schaden von bis zu 10,5 Millarden Euro durch Konflikte dieser Art beginnend mit Demotivation und endend mit Sabotage.
Nicht uninteressant ist deshalb die Thematisierung von Konfliktlösungsgesprächen, auch von Kritikgesprächen und schlussendlich von Kommunikation in einer subjektiv empfundenen Ausweglosigkeit. Wenn ein Problem als ausweglos empfunden wird, ist ein negativer Verlauf einer Krise wahrscheinlich, werden hingegen Lösungen gesucht, ist die Krise häufig nichts anderes als der Wendepunkt zum Guten.
Gezeigt wird wie man in Unternehmen aber auch privat Krisen kommuniziert und auf diese Weise gemeinsam nach Lösungswegen sucht.
All dies ist überaus erhellend und sehr hilfreich.
Stéphane Etrillard, der Experte für "persönliche Souveränität" beendet seinen exzellenten Ratgeber mit Tipps, wie man mit kleinen Gesten die Beziehung pflegt. Alles spricht dafür, die Leistung eines anderen neidlos anzuerkennen.
Deshalb sollte man nachstehendes Mantra mindestens einmal am Tag verbalisieren: "Ich finde Dich gut und schätze, was Du tust" und mit dieser Grundhaltung mit Verhandlungspartnern auf Augenhöhe kommunizieren.
Ein Buch, das jeder lesen sollte, denn es schenkt eine Fülle von Erkenntnissen,
Empfehlenswert
Helga König
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