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Rezension: Zu viel und nie genug- Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf- Mary L. Trump-Heyne


Die Autorin dieses Buches ist die promovierte Psychologin Mary L. Trump. Sie ist die Nichte Donald J. Trumps und macht durch ihr Werk die Untiefen der Persönlichkeit des derzeitigen US-Präsidenten begreifbar. 

Mary L. Trump berichtet in ihrem Buch von ihrem Großvater Fred Trump, einem eiskalten, materiell überaus erfolgreichen Egomanen, dem Gerechtigkeit nichts bedeutete, der alle Mittel, auch illegale einsetzte, um reich zu werden und wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Einfluss zu haben. 

Marys Großmutter war oft krank- wen wundert es- und die 5 Kinder blieben sich in vieler Hinsicht selbst überlassen. 

Wie die Autorin schreibt, ging keines der Trump-Geschwister unbeschadet aus der Soziopathie ihres Großvaters und den sowohl physischen als auch psychischen Erkrankungen ihrer Großmutter hervor.

Bei Donald Trump sieht sie die Kriterien einer "antisozialen Persönlichkeitsstörung erfüllt, die sich auch auf chronische Kriminalität, Arroganz und die Missachtung der Rechte anderer bezieht. Zudem erfülle er auch einige Kriterien, die eine "Abhängige Persönlichkeitsstörung" ausmachen. Hier nennt sie die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen oder Verantwortung zu übernehmen, die Angst vorm Alleinsein und die übermäßigen Bemühungen, die Unterstützung anderer zu gewinnen. Des Weiteren diagnostiziert sie bei ihm eine Lernschwäche, die seine Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, beeinträchtige. Sie schreibt von seinem Schlafmangel und vom Konsum von bis zu 12 Diät-Colas täglich, die diese Schlafstörung möglicherweise hervorgerufen habe. 

Donald Trump sei das einzige Kind, das seinem Vater Fred etwas bedeutet habe und sei genau deshalb nicht liebenswert geworden. Fred habe in seiner Familie durch seine mangelnde Gerechtigkeit eine Atmosphäre der Spaltung erzeugt, die Donald heute in seinem Amt fortsetze und damit das Land zermürbe, genauso wie es in der Trump-Familie, beispielsweise Marys Vater zermürbt habe. 

Donald Trump bewerte alles genau wie sein Vater nur aus der Perspektive des Geldes, deshalb auch seien für ihn Sozialprogramme des Landes suspekt. Ähnlich wie sein Vater schare er Speichellecker um sich und gehe mit Kritikern gnadenlos um. Hybris und Ignoranz sind entscheidende Persönlichkeitsmerkmale von Vater und Sohn. Das macht das Buch sehr deutlich. 

Untergliedert ist das Werk in vier Teile. Hier schreibt die Autorin zunächst über die Symptome für Soziopathie und nennt u.a. Mangel an Empathie, ein Talent zum Lügen und der Tatsache, dass Soziopathen keinen Sinn für Richtig oder Falsch haben. Fred Trump habe seine Kinder in die Isolation gezwungen, nicht nur vorm Rest der Welt, sondern auch innerhalb der Geschwister. Solidarität wurde auf diese Weise untergraben, deshalb auch sei Marys Vater, der von seinem Vater immerfort gedemütigt wurde und mit 42 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb, am Ende von seinen Geschwistern im Stich gelassen worden. 

Mary schreibt von der Entwicklung der Kinder Fred Trumps ausführlich, schreibt davon, dass ihrem Vater das Lügen als Überlebensstrategie im Hinblick auf seinen Vater diente, seine einzige Verteidigungsmöglichkeit gewesen sei, seine Sensibilität, seinen Sinn für Humor und Abenteuerlust zu schützen, hingegen sei Lügen bei Donald eine Methode der Selbstverherrlichung, andere davon zu überzeugen, besser zu sein als er ist. 

Ihr Großvater habe Menschen bewundert, die den Anschein erweckten, unverwundbar zu sein- er nannte sie Killer und sah in seinem Sohn Donald eine solche Person. Dies auch sei der Grund gewesen, dass er dessen zahllose Misserfolge durch seine Millionen vertuscht habe. Jede Story (Erfolgsstory) Donalds sei in Wirklichkeit eine Story Freds. Rückblickend sei Fred Trump ein Marionettenspieler gewesen, bei dem keiner sehen konnte, wie er die Fäden seines Sohnes Donald hielt. Fred sei bereit gewesen, viele Millionen Dollar auf seinen Sohn zu setzen, weil er glaubte, er könne die Kompetenzen, die Donald habe - als Inselbegabter für Eigenwerbung, schamloser Lügner, Marketingspezialist und Markenentwickler -, nutzen, um etwas zu erreichen, das ihm versagt geblieben war: "Einen Bekanntheitsgrad, der zu seinem Ego passte und seine Ambitionen auf eine Art befriedigte, wie Geld allein es niemals vermochte."

Ab Ende der 1980er Jahre sei die "gnadenlose Unfähigkeit" Donalds unübersehbar gewesen. Jetzt ging es Fred offenbar nur noch darum, den Schaden zu begrenzen und Geld am Fließen zu halten und einen anderen zu finden, dem er die Schuld in die Schuhe schieben konnte, so die Autorin. Während Trump von seinem Vater mit Millionen gestopft wurde wie eine Weihnachtsgans mit Äpfeln, erhielt Marys Mutter einen monatlichen Scheck von 600 Dollar für den Unterhalt ihrer Kinder. 

Kälte, Kulturlosigkeit, Geiz bei gleichzeitiger Verschwendungssucht sind neben Lügen, was Trumps vermeintlichen Erfolg anbelangt, Hauptthemen dieses Buches, das sich ausführlich mit dem Werdegang des mächtigsten Mannes der Welt befasst, dem die Autorin ein entfesseltes Ego bescheinigt. 

Sein Vater habe von Anfang an von den Spielchen, die Donald spielte habe, gewusst, denn er selbst habe sie ihm beigebracht. Mary L Trump schreibt: "Öffentlichkeit und Presse blenden, lügen, andere über den Tisch ziehen-all das waren, in Freds Augen, legitime Geschäftspraktiken." Der Unterschied zwischen Vater und Sohn habe darin bestanden, dass "Fred trotz seiner Unaufrichtigkeit und mangelnden Seriosität ein solides, gewinnbringendes Unternehmen aufgebaut hatte, während Donald lediglich die Fähigkeit hatte, mithilfe des Geldes von seinem Vater Luftschlösser zu bauen."

Als Marys Großvater im Alter von 93 Jahren im Juni 1999 stirbt, war Unrecht in der Familie Trump schon lange zum Programm geworden. Dies auch dokumentiert das Testament, das sie und ihren Bruder als Vermächtnisnehmer gestrichen hatte. Ihr Vater und seine gesamte Linie seien damit faktisch ausgelöscht worden. 

2018 habe die New York Times einen vierzigseitigen Artikel veröffentlicht, in dem sie eine lange Litanei von möglicherweise betrügerischen und kriminellen Tätigkeiten, die ihr Großvater, ihre Tanten und Onkel betrieben, enthüllte. Durch die außerordentliche Berichterstattung habe sie mehr erfahren als sie je gewusst habe, so auch das Donald Trump noch zu Lebzeiten den Gegenwert von 412 Millionen Dollar von ihrem Großvater  erhalten habe, einen Großteil auf zweifelhafte Weise: "Darlehen, die er nie zurückgezahlt hatte, Investitionen in Immobilen, die nie fertig wurden, im Grunde Geschenke, die nie versteuert worden waren."

Es führt zu weit, an dieser Stelle die gesamten Mauscheleien um das Riesenvermögen Fred Trumps  hier aufzulisten. Gelernt habe ich: Wenn es ums Erben geht, ist jede Schweinerei möglich, noch weit größere als sie mir bisher bekannt waren. 

Gelernt habe ich aber auch, Donalds Trumps Persönlichkeit zu begreifen, die weit mehr als nur Narzissmus beinhaltet. Mary l. Trump weiß, wenn sie sagt, dass Fred Trump die Psyche seines Lieblingskindes, Donald J. Trump, bis zur Unheilbarkeit geschädigt hat und begründet dies auch mit viel Fachwissen. 


Maximal empfehlenswert.

Helga König

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