Oliver Burkeman, der Autor dieser Publikation ist ein preisgekrönter Feuilletonist, dessen Texte im Guardian, der New York Times, dem Wall Street Journal, im Psychologies und der New Philosopher veröffentlicht worden sind.
Das vorliegende Buch wurde aus dem Englischen von Henning Dedekind und Heide Lutosch ins Deutsche übersetzt und ist in vier Abschnitte untergliedert, als da sind:
Erste Woche: Die eigene Endlichkeit
Zweite Woche: Handeln
Dritte Woche: Loslassen
Vierte Woche: Sich zeigen
Eine mehrseitige, sehr gehaltvolle Einleitung ist diesen Abschnitten vorangestellt und zu Ende des Werks kann man sich in einen ebenso gehaltvollen Epilog vertiefen, der den reizvollen Titel trägt: "Vorwärts im Geist des Imperfektionismus".
Wie der Autor schreibt, sind die 28 Kapitel dieses Buches ein Leitfaden für eine andere Art der Lebensgestaltung, die er "Imperfektionismus" nennt. Es geht ihm darum, die eigenen Begrenzungen zu akzeptieren und sich vollkommen auf sie einzulassen. Genau dies nämlich sei der Schlüssel zu einem, gesünderen, freieren, erfüllteren, spannenderen und sozial besser eingebundenen Leben.
Der Hauptgrundsatz des Imperfektionismus bestehe darin, zu begreifen, dass der Tag niemals kommen werde, wo alles andere aus dem Weg geräumt sei, um endlich ein erfülltes, sinnvolles und erfolgreiches Leben zu führen. Für endliche Menschen sei die Zeit dafür das Jetzt.
Der Autor zitiert den Unternehmer Andrew Wilkinson, der es auf den Punkt bringt: "Die meisten erfolgreichen Menschen sind nur eine wandelnde Angststörung, die auf Produktivität getrimmt wurde." Es gehe aber nicht darum, immer perfekter zu werden, bis man sich endlich entspannen könne.
Das Buch versuche dort anzusetzen, wo die "Bring dein Leben in Ordnung"-Denkweise scheitere, um stattdessen einen sinnvolleren und produktiveren Weg aufzuzeigen, der zudem Spaß mache.
Man müsse begreifen, dass man stets anfällig für unvorhersehbare Katastrophen und belastende Emotionen sei und nie mehr als einen begrenzten Einfluss darauf haben werde, wie sich die eigene Zeit entfalte. Sofern man den nicht zu gewinnenden Kampf aufgebe, stets alles tun zu müssen, könne man seine begrenzte Zeit und Aufmerksamkeit auf eine Handvoll Dinge verwenden, die tatsächlich zählten. Dem stimme ich aus Eigenerfahrung zu.
28 Tage umfassen die 4 Abschnitte. Dabei sollte man jeden Tag maximal ein Kapitel (sprich die Infos zu einem Tag) lesen.
In der ersten Woche geht es darum, sich der eigenen Endlichkeit zu stellen, in der zweiten, mutige und dabei unvollkommene Maßnahmen zu ergreifen, in der dritten, über den eigenen Schatten zu springen und das Geschehen auf sich zukommen zu lassen und in der vierten Woche schließlich, sollte man sich auf das gesamte Leben einlassen und zwar in der Gegenwart und nicht erst später. Hier denke ich spontan: Herr Tolle lässt grüßen! Und doch ist dieses Buch kein Tolle-Plagiat!
Zu Beginn der Überlegungen eines jeden Tages kann man den Kopfzeilen entnehmen, worum es geht. Gefallen hat mir das Zitat des dritten Tages, das unmittelbar nach den Kopfzeilen noch vor Burkemanns Überlegungen zu lesen ist: "Du kannst tun und lassen, was Du willst. Du musst nur bereit sein, die Konsequenzen zu tragen." (Sheldon B. Kopp) Genau den zweiten Teil des Satzes vergessen viele Menschen und suchen krampfhaft nach Schuldigen, wenn etwas schiefgeht.
Es ist wahr, dass die einzigen beiden Fragen, die sich bei jeder Entscheidung im Leben stellen, folgende sind: Wie hoch ist der Preis und lohnt es, ihn zu zahlen?
Sehr lesenswert sind auch die Überlegungen am 6. Tag. Hier liest man in den Kopfzeilen: "Man kann sich nicht um alles sorgen. Gelassen bleiben, wenn die Welt im Chaos versinkt." Es geht also darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und hierbei kein schlechtes Gewissen zu haben.
Es entspricht ebenfalls meiner Meinung, dass man möglichst täglich etwas tun soll, allerdings Regeln, die man diesbezüglich verfolgt, unserem Leben dienen sollen.
Überzeugt hat mich die Drei-bis vier Stundenregel für kreatives Arbeiten und Tage später, wie wichtig es sei, sich ablenken zulassen.
Diese Gedanken und viele andere sinnstiftende Überlegungen mehr, führen zu dem Tag 28, an dem man erfährt, was nach Meinung Burkemanns wirklich zählt. Es scheint der Geist des "Imperfektionismus" zu sein, mit dem man sich anfreunden sollte, je früher umso besser.
Literaturempfehlungen zum Schluss zeigen, dass der Autor sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Maximal empfehlenswert
Helga König
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