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Rezension: Die Handschrift Gottes lesen Astrologie

Kepler war nicht nur Astrom und Theologe, sondern auch Astrologe.
Nach der Lektüre des hervorragendes Buches Lebenshilfe Astrologie, das der berühmte Psychoanalytiker Fritz Riemann verfasst hat, wollte ich eigentlich kein weiteres Astrologiebuch mehr lesen, weil Riemann im Grunde alles, was von Bedeutung im Hinblick auf dieses Thema ist, subtil auslotet.

Nun habe ich einige Rezensionen zu Christine Lindemanns Buch bei Amazon gelesen und schon packte mich die Neugierde. Die Autorin ist mit einem Pastor verheiratet und betreibt seit 10 Jahren eine astrologische Beratungspraxis. Das finde ich bemerkenswert und sehr ungewöhnlich. Grund genug, sich mit dem vorliegenden Text näher zu befassen.

Was ist interessant an diesem Buch? Zunächst die Ausführungen zur Geschichte der Astrologie. Lindemann berichtet von unseren steinzeitlichen Vorfahren, ihren Steinkalendern, deren jahreszeitlichen Kardinalpunkten, Äquinokien und Solstitien, die fundamentale Voraussetzungen für die Erfindung des tropischen Tierkreises sind, der noch heute der europäischen Astrologie zugrunde liegt. Sie berichtet weiter von der Sternenkunde bei den mespotanischen Kulturen und im antiken Griechenland, sowie im römischen Reich. Bei den Griechen war die Astrologie Angelegenheit der Philosophen. Man deutete die Wirklichkeit als geistesdurchwirkte Einheit, deren einzelne Elemente in sinnvoller Beziehung zueinander stehen, als Kosmos (vgl. S. 20).

Interessant sind die Ausführungen zur Renaissance. Thematisiert werden u.a. Paracelus, Johannes Kepler und Philipp Melanchthon. Der sprachgewandte Professor hielt regelmäßig Astrologievorlesungen. Aus diesen Vorlesungen ging sein Werk "Initia doctrine physicae" hervor, das man bis ins 17. Jahrhundert als Lehrwerk an Universitäten verwandte.

Die Autorin berichtet in der Folge vom Verschwinden der Astrologie im 17. und 18. Jahrhundert, aufgrund der Verabsolutierung eines mechanistischen, kausalen und von mythischen Sinnbezügen gereinigten Natur- und Weltveständnisses, mittels dem die Autorität der Kirche entmachtet und volkstümliche Medizin und ihr Heilwissen verdrängt wurden, um auf diese Weise einen rationalen Zugriff auf Natur und Menschen vorzubereiten, der im Wesentlichen ökonomische Verwertungsinteressen zum Ziel hatte (vgl.: S. 29).

Die Neubelebung der Astrologie in der Gegenwart kommt auch zur Sprache. Erwähnt wird u.a. Olga von Ungern-Sternberg (1895-1997), die bis zu ihrem 92.Lebensjahr als Ärztin und Astrologin praktizierte. Sie entwickelte eine individuelle Form der Astrologie, zu welcher die Auseinandersetzung mit Anthroposophie, griechischen Mythologie und Homöophatie entscheidend beitrug.

Lindemann untersucht im Anschluss an den historischen Exkurs die Astrologie im medialen und esoterischen Supermarkt und gelangt zu dem kritischen lobenswerten Ergebnis, dass Trash nur in der kulturellen Klassengesellschaft funktioniert.

Als Pastorenehefrau legt die Autorin auch ein Augenmerk auf die Kirche und ihre Beziehung zur Astrologie, schreibt von astrologischen Kirchenuhren und hält fest, dass der Tierkreis in der christlichen Ikonographie ein eigenständiges, bildhaftes Ordnungsprinzip geistlicher Wegweisung und religiöser Unterweisung gewesen ist, zu vergleichen mit den Darstellungen biblischer Szenarien, Geschichten und Gestalten.

Anschließend befasst sich die Autorin u.a. mit der Frage wie stimmig das astrologische Denkmodell ist. Sie skizziert die 12 astrologischen Urprinzipien und gibt dem Interessierten eine kleine Deutungsanleitung für das eigene Horoskop mit auf den Weg. Nicht uninteressant. Für meine Leser: Ich bin Zwilling mit Aszendent Löwe und überzeugt, dass man astrologisch in gewisser Weise determiniert ist. Man sollte sich seine charakterlichen Besonderheiten bewusst machen. Das macht manches einfacher.

Ein empfehlenswertes Buch.


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