Skurril und sarkastisch sind die Untertöne in Ingrid Nolls neuem Roman " Rabenbrüder".
Gezeichnet wird eine alles andere als heile bürgerliche Familie, in der die emotional ziemlich untertemperierte, bourgeoise Mutter (Frau um die sechzig) durch ihr Verhalten dafür sorgt, dass sowohl ihr wesentlich älterer Ehemann, als auch ihre beiden, in ihren Augen im Grunde unfähigen Söhne (Personen, die, wie uns die Autorin wissen lässt, gerade in einer Ehe- Finanz oder Midlifekrise stecken) psychisch völlig instabil sind.
So hat ihr greiser Gatte seit Jahren die Rolle des Familienhypochonders eingenommen, um sich auf diese Weise die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Ehefrau zu sichern. Auch die beiden, in Mutters Nähe infantil anmutenden Söhne, haben abgefahrene Strategien entwickelt, um von Frau Mama gesehen zu werden. Beim Konkurrieren um Gunst beneidet einer den anderen um ein mögliches Quäntchen Bevorteilung hinsichtlich der immateriellen oder materiellen Zuwendung seitens ihrer auf Distanz bedachten, kühlen Mutter.
Diese krankhafte Mutter-Fokussierung hat zur Folge, dass bei einem ihrer Söhne sowohl die Ehefrau als auch die Geliebte eine eher untergeordnete Position in seinem Gefühlsleben einnehmen, was zu erheblichen Turbulenzen führt. Der andere Sohn ist so sehr durch den Wind, dass Langzeitbeziehungen erst gar nicht stattfinden. Sein diesbezügliches Appetenzgebahren ist entsprechend schräg. Bei diesem aberwitzigen Treiben, bleiben "noll-gemäß" verschiedene Personen auf der Strecke. Schließlich findet die unheile Familienwelt, auf abstruse Weise, ihr jähes Ende.
Spitzzüngig, wie immer, ist es Ingrid Noll gelungen, im Rahmen ihrer vorgelegten Story, das sich am Zeitgeist blind orientierende Verhalten von Personen verschiedener akademischer Berufsgruppen zu entlarven und dadurch so manchem Leser den Spiegel vorzuhalten!
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.
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