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Rezension: Chiemgau, Handwerk, Design, Kunst, Tradition

Die in Prien am Chiemsee lebende Autorin Petra Wagner stellt gemeinsam mit dem Münchner Fotografen Christian Hacker Handwerk, Design, Kunst und Tradition im Chiemgau vor. Der Präsentation der Betriebe ist eine Karte vorangestellt. Die Zahlen dort sind identisch mit den Seitenzahlen der einzelnen Betriebe im Buch und bezeichnen die ungefähre Lage im Gebiet.

Unter den Oberbegriffen, "Gekonnt erbaut", "Stilvoll veredelt", "Behaglich eingerichtet", "Kunstvoll ausgeschmückt", "Lebendige Tradition", "Elegant gekleidet", "Genussvoll leben" und "Glänzend vollendet" lernt man die Bandbreite sehr guter mittelständischer Handwerksbetriebe in der Region kennen, über die es sich lohnt, informiert zu werden.

Besiedelt war die Region Chiemgau einst von den Kelten und auch von den Römern. Im 8. Jahrhundert bereits wurden die Klöster Herren- und Frauenchiemsee gegründet, durch die der Aufstieg der Region begann. Es etablierten sich Handwerker, die im Auftrag der Klöster sakrale Kunst kreierten. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden Bauwerke von europäischem Rang. Selbst kleine Dorfkirchen wurden mit goldener Pracht, geschmackvollem Marmor und beeindruckenden Stuckarbeiten ausgeschmückt.

Der florierende Handel mit Salz, den die Kelten und Römer schon pflegten, brachte der Region weiteren Wohlstand.

Informiert wird man u.a. über eine Zimmerei, in der nach traditioneller Art von Hand gebaut wird und liest auch von einem Spenglerbetrieb, der seine Dachgauben mit einem kunstvollen Emblem ziert und die Rinnen mit wasserspeienden Drachenköpfen oder formschönen Gliederbögen gestaltet und liest weiter von einem Metallbauer in Prien, der im gleißenden Feuer Kunstvolles entstehen lässt.

Spannend fand ich es, über die barocke Lüftlmalerei zu lesen. Von früheren Zeiten inspiriert, zieren heute in erster Linie Stuckaturen und Säulenportale die Außenwände. Woher die Begriff Lüftlmalerei herrührt, ist unklar. Mehrere Interpretationen kommen in Frage, die auch alle genannt werden. Bei der Lüftlmalerei werden die Farben der Bilder auf den frischen Kalkputz aufgetragen, mit dem sie sich verbinden und dem Haus das hübsche Aussehen für lange Zeit schenken.

Man lernt Neubauers Restaurierungswerkstätten in Bad Endorf- Mauerkirchen kennen. Dort bietet ein 45-köpfiges Team, das sich aus Kirchenmalern, Vergoldern, Diplom-Restauratoren für Stein, Gemälde, Holz, und Skulpturen, Schreinern, Fotografen und Kunsthistorikern zusammensetzt, ihr Können an.

In Bernau gibt es einen Stuckateur, dessen Leistungsspektrum nicht nur das Herstellen formschöner Stuckelemente umfasst, sondern auch den Entwurf, die Planung sowie die abschließende Farbgestaltung und- ausführung, in Zusammenarbeit mit Handwerkskollegen etc., seinen Kunden anbietet.

Es ist unmöglich, alle Handwerksbetriebe, die im Buch aufgeführt sind, an dieser Stelle zu skizzieren. Lobend erwähnen möchte ich die Aufnahmen "zwischendurch" von der schönen Chiemgau-Landschaft und das gelungene Foto von Schloss Herrenchiemsee.

Aufgeklärt wird man, was man unter "Klosterarbeiten" zu verstehen hat. Es handelt sich dabei um eine zu Bild gewordene Andacht. Die Technik dieser Kunstfertigkeit entstand im Mittelalter, wo Ordensschwestern diese in Klöstern in stiller Andacht bei meditativer Ruhe umsetzten. Wie die Andachtsbilder aussehen, wird genau erläutert.

Der Wandmaler Johann Kinger aus Rimsting wird vorgestellt und die hübschen Glasobjekte von Hardy Magis aus Rosenheim werden thematisiert. Wenig später wird man mit der lebendigen Tradition konfrontiert, erfährt von den Bräuchen in der Gegend Näheres und liest in der Folge von traditionellen Handwerksarbeiten wie etwa Hischhornschnitzereien. Das sind filigrane Schnitzereien aus Geweih und Horn für die Trachten, vom Federkielsticken, das bei Lederhosen für Schick sorgt, auch von einer Harfenmanufaktur, die im Chiemgau die Instrumente baut, die für himmlische Klänge sorgen.

Die Adressen aller Handwerksbetriebe sind auf den letzten Seiten aufgezeichnet. Insgesamt werden rund 50 Betriebe im Chiemgau vorgestellt. Wer Ferien in dieser Region macht, ist gut beraten, sich mit diesem Buch näher zu befassen, die Damen z. B. mit einem außergewöhnlichen Trachtendesign und die Herren vielleicht mit einem Objekt aus Geweih.

Ein gelungenes Buch, für Menschen, die einen Sinn für handwerkliche Fertigkeiten besitzen.



© 2011 Bestes Handwerk Chiemgau / Umschau / Christian Hacker



Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.



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