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Rezension:Wie man Kinderbilder nicht betrachten soll (Gebundene Ausgabe)

Arno Stern, der Autor dieses Buches, das vor allem Eltern und Kunsterzieher lesen sollten, wurde als UNESCO Experte zum 1. internationalen Kongress für Kunsterziehung delegiert. Er hält regelmäßig Vorträge und Seminare und betreibt in Paris neben dem Malort das "Institut für die Erforschung der Ausdruckssemiologie".

Stern konstatiert, dass nach seinen Beobachtungen das kindliche Spiel durch die Abwesenheit eines Erzeugnisses ausgezeichnet ist. Wichtig sei einzig das Geschehen, es gäbe kein Nachher. Deshalb auch würden von Kindern keine künstlerischen Werke geschaffen. Ein Kind möchte keine Botschaften vermitteln.
Beim Malspiel gäbe es weder begabte noch unbegabte Kinder. Eine These, den Leser zunächst in Staunen versetzt.

Was im Malspiel stattfindet ist "Formulation", die das einzige Ausdrucksmittel der organischen Erinnerung darstellt. In dieser organischen Erinnerung wurden von unserem Entstehen und von unserer embryonalen Entwicklung einzigartige Eintragungen gespeichert, die unseren Überlegungen entgehen. Insofern existiert neben unserem zeitlich begrenzten Gedächtnis eine der Vernunft verschlossene, vergessene Aufsparung, (vgl.: S.25). Da die Aufsparungen in dieser Erinnerung sich dem Verstand entziehen, ist es nicht möglich, dass sie zu Worten werden, sondern eben "nur" zu jenen Spuren, die auf den Kinderbildern sichtbar sind.

Stern hält ausdrücklich fest, dass die Wiederholung das Grundprinzip der Formulation sei und zeigt das an einer Kinderbildserie. Sobald man Kinder für die Malergebnisse zu loben und zu tadeln beginnt, geht die Lust am Spiel mit Farben und Formen verloren.

Das Buch enthält eine große Anzahl von Kinderbildern, die begreifbar machen, was man unter dem Malspiel zu verstehen hat. Dabei ergibt sich der Malspielende einem unbefristeten Spiel, das nicht einem versprochenen Ziel entgegentreibt und von welchem auch nichts erwartet wird. Der Malort wird als ein Raum der Geborgenheit verstanden, jedoch nicht als Zufluchtsort, an den man sich zurückzieht, (vgl.: S.87).

Stern sieht in der Formulation ein unaufhörliches Sprießen und Gedeihen und bedauert, dass bei Kindern heute zumeist die Reichtümer ihres Inneren verschüttet sind, weil sie schon früh erlernen, Aufträge auszuführen und dabei berechnen, ob ihre Betätigung der Belohnung wert sein.

Ein Buch, das nachdenklich stimmt und das ich gerne empfehle. Kommentar Kommentar
 
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