Dieses Buch von Justus Bender und Jan Philipp Burgard enthält 18 Interviews zum Thema Liebe, die die beiden Redakteure mit folgenden Persönlichkeiten geführt haben: Franz Müntefering, Gloria von Thurn und Taxis, Jürgen Großmann, Sonya Kraus, Roger Willemsen, Claudia Roth, Guido Knopp, Rolf Eden, Hannelore Elsner, Eckard von Hirschhausen, Michaela Schaffrath, Rainer Langhans, Michel Friedmann, Ursula von Leyen, Eckart Witzigmann, Franziska Knuppe, Feridun Zaimoglu und Margarete Mitscherlich.
Mit großer Neugierde habe ich die Fragen der Interviewer gelesen und mich über den Tiefgang der stets auf die jeweilige Person zugeschnittenen Fragen gefreut. Die Antworten von Rainer Langhans haben mir besonders gut gefallen. Er hat sich offenbar sehr intensiv mit der Liebe auseinander gesetzt und lebt deshalb seit langer Zeit bereits "zölibatär", was keineswegs bedeutet, dass er mit Frauen keinen Körperkontakt hat, sondern heißt, dass er sich nicht mehr in Frauen ergießt.
Ihm geht es darum, einen geistigen Zusammenhang zu der Person, die er liebt, herzustellen. Die funktioniert am besten, wenn man die Körper getrennt hält, so seine Worte. Damit hat er vermutlich nicht Unrecht. Nach seiner Erfahrung funktioniert das im Internet sehr gut, weil dort eine Vorstufe zur völlig entmaterialisierten, geistigen Kommunikation stattfindet. Hier konditionierten wir uns zu einer Art Telepathie, zu Fernliebe, zu dieser Art von Verschmolzenheit, die wir an sich schon immer hatten, (vgl.: S.185).
Für Langhans ist klar, dass ein liebender Mensch immer auch ein spiritueller Mensch ist und ein materialistischer Mensch niemals lieben kann. Auch hier stimme ich ihm zu. Liebe ist für Langhans die höchste Stufe der Kommunikation und die höchste Stufe von Liebe ist Verschmolzensein. Ja, stimmt genau. Wie ich finde, hat Langhans auch Recht, wenn er konstatiert, dass die "große Liebe" nicht in der Materie geht und von daher die großen Liebenden sterben müssen. Diesem Gedanken sollte man nicht vorschnell widersprechen.
Auch Rolf Eden ist der Ansicht, dass Sex nichts mit Liebe zu tun hat. Er muss es wissen, denn er hatte mit 1000 Frauen Sex und nur wenige geliebt. Roger Willemsen berichtet ebenfalls von einer Liebe in seinem Leben, die körperlos bleibt, die in symbolischen Akten besteht, (vgl.: S.86). Seine körperlichen Liebesgeschichten sind immer befristet, doch die andere bleibt.
Es ist schon erstaunlich letztlich auch hier wieder Langhans und seine Vorstellung zurückzukommen, dass die wahre Liebe sich auf seelischer Ebene ereignet. Hannelore Elsner glaubt immer noch an die wirkliche Liebe. Einander erkennen scheint der Gradmesser der wirklichen Liebe zu sein, wie sie glaubt. Das denke ich übrigens auch.
Es ist natürlich unmöglich im Rahmen der Rezension auf all die Meinung zur Liebe in diesem Buch einzugehen, allerdings möchte ich die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich hier besonders hervorheben, die von den beiden Interviewer wenige Monate vor deren Tod am 12.6.2012 noch befragt wurde. Sie glaubte, dass die meisten Beziehungen daran zerbrechen, dass die Menschen sich nicht bemühen, einander wirklich zu verstehen. Das Buch enthält wundervolle Dialoge und es ist schade, dass man diese hier nicht in der Gesamtheit betrachten kann. Dazu sind die Fragen und Antworten zu vielschichtig
Der Mediziner Eckart von Hirschhausen bejaht, dass man an gebrochenem Herzen sterben kann und bestätigt damit, was alle Menschen seit den Zeiten im Paradies wissen: "Schön ist die Liebe, solange sie erwidert wird." (Zitat: Seite 160)
Empfehlenswert.
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