Dr. Michael Kraus ist der Großmeister der Großloge von Österreich. Seit 27 Jahren gehört er den Freimaurern an. Er ist der Herausgeber dieses Buches, in dem erklärt wird, was man unter so genannten Freimaurern, auch unter deren Logen zu verstehen hat, seit wann es das Freimaurertum gibt, welches Menschenbild man dort präferiert und welche Werte im Vordergrund stehen.
Gleich zu Beginn wird verdeutlicht, dass Personen, die in die Loge kommen und primär dort die Geselligkeit suchen, fehl am Platz sind. Erwartet wird Logenarbeit. Wie diese aussieht wird auch aufgezeigt.
Die Freimaurerei ist kein philosophisches System, sondern ein humanes Verhaltensmuster für die menschliche Gesellschaft, das freimauerische Menschenbild dabei grundsätzlich verbindend, integrierend und ausgleichend angelegt.
Eng mit dem freimaurerischen Menschenbild verbunden ist die Idee der Humanität, in der Sprache der Freimaurerei "allgemeine Menschenliebe" genannt. Humanität soll der Freimaurer in der Loge und im profanen Leben erleben, indem er sich als Mensch unter Menschen zu begreifen versteht und von dem, was er an sich selbst erfährt, auf die Menschheit schließt.
Die Humanität beginnt beim Freimaurer mit der Erkenntnis seiner eigenen Leidenschaften, Wünsche und Sinnfragen. Sie wird grundsätzlich bestimmt von der Idee, dass der Mensch besserungsfähig ist, als von einer genauen Kenntnis des Guten.
Es werden Gedankenverbindungen zwischen Freimaurerei und Aufklärung aufgezeigt und es wird der Aufklärungsbegriff definiert, um schließlich auf das eigentliche Ziel der Freimaurer abzustellen: Alle Freimaurer sollen gleichsam an einem Werk- dem Haus für alle Menschen- arbeiten, das nie einen Abschluss findet. In der Diktion der Freimaurer ist das die (Wieder)-Errichtung des "Tempels Salomonis", also die nie endende Arbeit an einer Aufenthaltsstätte, die allen Menschen wohnlich ist und bei dem das Ganze und seine Teile im harmonischen Einklang stehen.
Toleranz ist der Grundwert der Freimaurer. Er bedeutet die Bejahung von Humanität, Freiheit und Gleichheit. Gradmesser für die Freiheit und Toleranz in der Gesellschaft ist, so der Autor, häufig wie man mit Freimaurern umgeht. Nicht selten wurden diese in der Geschichte verboten oder gar verfolgt.
In der Folge wird wird von den Pflichten der Freimaurer gesprochen, die sich auf das Streben nach Wahrheit, Toleranz, Brüderlichkeit und die Achtung der bürgerlichen und maurerischen Gesetze sowie auf die Verschwiegenheit beziehen.
Ferner sind für ihn die Dombauhütten als gedanklicher Ursprung der Freimaurerei ein Thema .
Rituale und Symbole der Freimaurer werden näher erläutert und es wird dargelegt, was man unter einem "Baustück" zu verstehen hat. Auf Fotos in der Mitte des Buches darf man u.a. den "rauhen Stein", Symbol eines unvollkommenen Menschen, verschiedene Tapise, die "Großen Lichter" der Freimaurerei samt Schwert, dem Zeichen des Großmeisters, wie auch die Gegenstände der "Schwarzen Kammer" betrachten.
Auch wird angesprochen, wie die Freimaurerei zur Religion, zur Politik und zu wirtschaftlichen Aspekten, wie etwa zur Globalisierung und zum Neoliberalismus steht.
Ein spezielles Kapitel ist der Entwicklung der Freimaurerei in Österreich gewidmet, um schließlich zu verschiedenen Missverständnissen und zum Missbrauch in der Freimaurerei Stellung zu nehmen.
Aufgeräumt wird mit der Idee der freimaurerischen Weltverschwörung, Stellung genommen wird zu Templern, Illuminaten und Rosenkreuzern. Man liest von Schwindlern, Gauklern und Skandalen in vergangenen Zeiten, so auch über die Machenschaften des Grafen von Cagliostro und verdeutlicht wird nochmals, dass die Grundideen der Freimaurer immer die Ideale der Humanität, Toleranz, kosmopolitische Ausrichtung und Brüderlichkeit waren und es heute noch sind.
Es wird nicht verschwiegen, dass in der regulären Freimaurerei keine Frauen zugelassen sind. Begründet wird diese Tatsache historisch und es wird unterstrichen, dass dies nichts mit Frauenfeindlichkeit oder Geringschätzung der Frauen zu tun hat.
Ich selbst habe - trotz des Ausschlusses von Frauen - kein Problem mit diesem Männerbund, da dessen Zielsetzungen positiv und alles andere als rückwärtgewandt zu sein scheint. Die fortschrittlichen Freimaurer werden in ihrem "Tempel Salomonis" sicher ein schönes Plätzchen für uns Frauen bereithalten. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Empfehlenswert.
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