Die Autorin Susanne Sitzler befasst sich in ihrem Buch mit einem interessanten Thema, nämlich dem der Geschwister. Dabei untergliedert sie ihr Werk in fünf Teile:
Was Geschwister sind
Wobei Geschwister stören
Wo man Geschwister herbekommt
Wie man Geschwister loswird
Warum Geschwister gut sind
Sie schreibt, wenn Psychologen über Geschwister sprechen oder Journalisten darüber schreiben, dann stünde im Hinblick auf Geschwisterreflektionen zumeist die Beziehung im Vordergrund und damit die Lernmöglichkeiten, die Unbedingtheit der Zusammengehörigkeit, aber auch die Nachhaltigkeit der Verbindung.
Wie die Autorin meint, lernen wir mit Geschwistern nicht das Teilen, sondern vielmehr das Verhandeln. Mit Geschwistern wird ferner das Schwindeln und Lügen eingeübt, um auf diese Weise Vorteile zu erlangen. In diesem Zusammenhang schließlich lernen Kinder die Grenzen ihres Handelns kennen.
Wer Geschwister hat, erfährt schon früh, was Gerechtigkeit heißt, auch was Edelmut und Großherzigkeit bedeutet. Eifersucht und Rivalität zählen zu den Erfahrungen, die man mit Geschwistern machen kann, Zuneigung und Verbundenheit kommen erst später und sind nach Sitzler keine Selbstverständlichkeit.
Offenbar gibt es im Konkurrenzuniversum einer Familie auch Nischen und diese dienen der Abgrenzung.
Geschwister vermögen tiefer und gezielter als alle anderen Menschen verletzen und das nicht selten ein Leben lang. Nicht alle Verletzungen geschehen absichtslos. Mitunter gibt es Geschwisterbeziehungen, in denen von Beginn an eine extreme Schieflage erkennbar ist. Dies ist dann der Fall, wenn aufgrund bestimmter Umstände ein Kind mehr Zuwendung als andere bekommt.
Interessant, dass mit Geschwisterhass zumeist Brüderhass gemeint ist, schreibt die Autorin. Dies hängt mit der patriarchalischen Tradition zusammen, auf der viele Kulturen basieren.
Das Buch liest sich spannend, auch für Einzelkinder, die dadurch eine Welt begreifen lernen, die ihnen verschlossen blieb. Ich will die einzelnen Themen des Buches hier nicht in Kurzform abhandeln, sondern es bei diesen essentiellen Gedanken der Autorin belassen
Die Geschwistergeschichten, die man hier nachlesen kann, sind lehrreich und zeigen mir als Einzelkind, dass man es schwerer hat, sich in der Welt zurecht zu finden, wenn man ohne Geschwister aufgewachsen ist, weil man viele Behauptungsstrategien einfach nicht erlernt hat und zunächst viel zu arglos auf Menschen zugeht.
Als Kind glaubte ich an die gute Beziehung zwischen Geschwistern und meinte diese bei Freunden, Cousins und Cousinen im Hinblick auf ihre Geschwister zu sehen. Mein Bruder starb im Alter von 11 Monaten als ich noch keine drei Jahre alt war. Ich empfand sein frühes Sterben immer als großen Verlust, hielt mich stets gerne dort auf, wo Geschwister zuhause waren und empfand das Spielen dort als Idylle.
Heute Jahrzehnte später bin ich einfach nur noch entsetzt, dass fast alle Geschwister, die ich kenne, sich wegen Erbstreitigkeiten in die Haare bekommen haben und frage mich, ob dies der Zeitgeist ist oder normales Verhalten zwischen Geschwistern? Ich bin überzeugt, es ist der Zeitgeist, der von absoluter Habsucht geprägt ist.
Heute Jahrzehnte später bin ich einfach nur noch entsetzt, dass fast alle Geschwister, die ich kenne, sich wegen Erbstreitigkeiten in die Haare bekommen haben und frage mich, ob dies der Zeitgeist ist oder normales Verhalten zwischen Geschwistern? Ich bin überzeugt, es ist der Zeitgeist, der von absoluter Habsucht geprägt ist.
Empfehlenswert.
Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Klett-Cotta-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.klett-cotta.de/suche?vt=geschwister&x=22&y=13. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.
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