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Rezension: Die Nachrichten- Eine Gebrauchsanweisung- Alain de Botton- Fischer

Der Autor dieses bemerkenswerten Buches wird seitens des Verlags als Kosmopolit und phantasievoller Flaneur der Kultur- und Geistesgeschichte vorgestellt. Er arbeitet an einer Philosophie unseres Alltagslebens, hat zahlreiche Bücher verfasst und in London die "School of Life" sowie "Living Architecture" gegründet. Zahlreiche Preise dokumentieren seine Fähigkeiten als Autor. 

"Die Nachrichten- Eine Gebrauchsanweisung" wurde aus dem Englischen von Barbara von Bechtolsheim übersetzt. Das Buch ist als eine Bestandsaufnahme, als eine Phänomenologie einiger Begegnungen mit Nachrichten gedacht. Gebaut ist es um Nachrichtenzitate, die aus verschiedenen Quellen ausgewählt und bewusst genauer analysiert wurden. 

Der Autor hält die Definition von Nachrichten gezielt vage. Gefragt wird nicht nur nach den Nachrichten von heute, sondern es wird auch die Vorstellung untersucht, was aus ihnen eines Tages werden könnte. 

Untergliedert ist das Buch in mehrere Rubriken als da sind: Politik, Ausland, Wirtschaft, Prominenz, Katastrophen, Konsum. Zum Schluss dann zieht Alain de Botton ein Fazit. 

Auf die vielen Facetten des Buches einzugehen, führt zur weit. So lese ich irgendwo den Satz "Was wir gewöhnlich Langeweile nennen, ist nur ein selbsterhaltender Reflex des Verstandes, der Information ablehnt, die er nicht einzuordnen vermag" und stimme sofort zu. Zusammenhänge herzustellen, ist also wichtig, sofern man Ablehnung der Information seitens des Verstandes verhindern möchte. 

Über Tatsachen und Meinungen liest man und auch darüber, dass in ernsthaften journalistischen Kreisen Meinungen einen schlechten Ruf haben, weil man  sie mit  Missgunst, Lügen und autoritäres Bestreben assoziiert und demnach mit dem Willen, dem Publikum die Freiheit der eigenen Meinungsbildung zu verwehren.

Es bestehe ein Mangel an gut koordinierten, destillierten und kuratierten Nachrichten heutzutage. Widersprüchlich seien die Eindrücke, was im Land tatsächlich geschehe und es gäbe derart viele Versionen der Realität, dass man unmöglich von einem Land sprechen könne, als sei es eine eindeutige Angelegenheit. Deshalb auch können die Medien als maßgebliche Porträtmaler der Realität auftreten. Sie gestalten durch ihre Wahl der Geschichten die Wirklichkeit. 

Damit hat der Autor nicht Unrecht. In dieser Gegebenheit läge enorme und ungeahnte Macht:"die Macht, das Bild, das die Menschen sich voneinander machen, zu prägen; die Macht, zu diktieren, was wir von "anderen" halten; die Macht ein Land in der Phantasie entstehen zu lassen."

De Botton fragt u.a., weshalb sich die Medien auf das negative konzentrieren, wo doch der Abstieg eines Landes durch die durch  Medien hervorgerufene klinische Depression beschleunigt werde.

Angst und Wut werden offenbar durch die Medien geschürt. Der Autor zeigt an vielen Beispielen aus unterschiedlichen Bereichen das Spiel mit der Wahrheit. Nachrichtenfotos stellen ein weites Feld dar. Das gibt es die Bestätigungsbilder, die etwas untermauern und die Enthüllungsfotos, die das Wissen qualitativ vermehren. Insofern Klischees in Frage stellen. 

Man liest weiter von Wirtschaftsnachrichten und Nachrichten über Investoren, von Prominenz und weshalb Promi-Nachrichten ein ernstzunehmendes und respektables Medium sein soll, durch das wir über uns selbst hinauswachsen. 

Interessant sind auch die Betrachtungen im Hinblick auf die Kulturnachrichten, dabei sollte der Kulturjournalist aus den vielen Werken die wählen, die dem Publikum wohltun. Das anspruchsvolle Feuilleton als therapeutische Hilfe? Warum eigentlich nicht? 

Wie politische u. internationale Nachrichten, auch Wirtschafts- und Promi-Nachrichten, Katastrophen und Verbrauchernachrichten idealtypisch ausschauen sollten,   erfährt man zum Schluss. Hier teile ich, wie auch in vorangegangenen Betrachtungen  in vieler Hinsicht die Meinung de Bottons. 

Das Buch sensibilisiert für das, was wir täglich an Information aufnehmen und lässt uns vorsichtig werden im Hinblick auf die Nachrichtenflut, die Standpunkte  zur Unmöglichkeit werden lässt. Alles wird beliebig und eine Frage der Blickwinkel. Meinungsbildung wird tatsächlich  zum Problem.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den S. Fischer-Verlagen und können das Buch bestellen:http://www.fischerverlage.de/buch/die_nachrichten/9783596032464.

Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buhhändler um die Ecke ordern.

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