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Rezension: Vampire: Mythische Wesen der Nacht (Gebundene Ausgabe)

Dieses reich bebilderte Buch des Autors Joachim Nagel befasst sich mit dem mythischen Wesen der Nacht, sprich mit den Vampiren. Als Frühaufsteherin, die alles Helle und Positive dem Dunkeln und den darin vorkommenden dubiosen Gestalten vorzieht, kann ich Vampiren weder in Romanen, Filmen, noch auf Gemälden etwas wirklich Anziehendes abgewinnen und dies hat sich nach der Lektüre dieses aufschlussreichen Buches nach wie vor nicht geändert.

Gleichwohl hat der Münchener Literaturwissenschaftler und Kulturhistoriker ein tolles Buch vorgelegt, das u.a. den Fragen nachgeht, worin die ungeheure Popularität des Vampir-Motivs begründet liegt, woher sein Ursprung rührt, welchen Einflüssen es seine vielschichtigen Metamorphosen verdankt, wie es sich im magischen Spiegel des Kunstwerkes präsentiert und warum selbst Menschen zu Vampirbüchern greifen, die sonst kaum Bezug zum Zauber des Nächtlichen besitzen,(vgl.: S.7)
Zu Sprache kommen zunächst "Nachtdämoninnen". Dabei handelt es sich um Vorläufer der klassischen Vampire. Thematisiert wird u.a. die von den Sumerern und Babyloniern verehrte und gefürchtete Lil-lu bzw. Lilitu, auch Lilith, Adams erste Frau, die wir nicht zuletzt aus Goethes Faust kennen. Ihr wurde ebenso wie den griechischen Sirenen nachgesagt, dass sie Verlockung und Todesgefahr mit sich brächten. Am furchterregendsten unter den antiken Nachtdämoninnen waren die Erinnyen (röm. Furien), Rachegeister, die den Äther durcheilten und ruhelos nach Opfern jagten und zwar in der Regel zur Sühne von Kapitalverbrechen wie Mord, (vgl.: S. 19). Erhellend ist diesbezüglich ein abgebildetes Gemälde von Franz Stuck "Orest und die Erinnyen". Hier schicken sich die Dämoninnen an, den Königssohn nach dem Muttermord in den Wahnsinn zu treiben.

Während der Antike also ging man davon aus, dass vampirähnliche Wesen eng verknüpft waren mit Göttern und Halbgöttern aus der Sphäre der Nacht, Unterwelt und des Todes. Später dann,- hauptsächlich im Südosten Europas- mangelte es in der Welt des Aberglaubens nicht an Wiedergängern und Untoten. Ursache hierfür ist offenbar das Fehlen von Sterbesakramenten in der orthodoxen Kirche. Dieser Mangel begünstigt den Verdacht auf Entstehung "unreiner", sprich unerlöster Toter, (vgl.: S.24).

Man liest in der Folge auch vom Phänomen der Untoten im christlichen Mittelalter und auch, dass frühe Neuzeittexte durch eine überbordende Fantasie auffallen und zwar, weil man sich die Existenz untoter Wiedergänger ausmalte. Diese Wiedergänger dienten dann auch als Quelle diverser Argumente für die Inquisition. Diese nutzte solche Quellen, um gegen Ketzer zu Felde zu ziehen, (vgl.: S.25).

Man lernt den Hauptunterschied zwischen diesen soeben genannten Wesen und den Vampiren kennen, der darin besteht, dass beispielsweise Wiedergänger ihre Opfer nicht identifizieren, indessen droht ein vom Vampir Gebissener selbst zum Vampir zu werden,(vgl.: S. 26).

Randbemerkung: Gerne würde ich mal eine psychologische Abhandlung zu all diesen absurden Phantasien lesen, denn ich werde die Vermutung nicht los, dass dem Vampirismus eine verklemmte sexuelle Grundhaltung zugrunde liegt.

Vorgestellt werden literarische Beispiele vor dem "vampirischen Mondaufgang" in der Literatur, so etwa Goethes "Die Braut von Korinth", auch E.T.A: Hoffmanns "Eine Vampirgeschichte", Théophile Gautiers "Die verliebte Tote". Ferner liest man von Erzsébet Bàthory, der so genannten Blutgräfin Die Gräfin und der Vorstellung einer Vampirin als "Femme fatale", sehr gut bildlich dargestellt von Edvard Munch auf seinem Gemälde "Die Vampirin",(siehe Seite 52).

Über Stokers "Dracula" und sein Vorbild VLAD Tepes II. wird man in Kenntnis gesetzt, liest von Draculas Schloss und dem Inhalt dieses Romans, liest auch über "Nosferatu", dem ersten deutschen Vampirfilm aus dem Jahre 1922 und vielen weiteren Meisterwerken diesen Genres, aber auch über Parodien und Persiflagen, so etwa Polanskis "Tanz der Vampire" bis hin zu Vampirfilmen im Hier und Jetzt, wie "Twilight Times".

Das Buch war für mich aufschlussreich. Ich werde auch weiterhin nicht voller Sehnsucht von Vampiren träumen wollen und mich auch nach wie vor nicht in die Vorstellung hineinbegeben, meinen Liebsten durch einen Biss in die Aorta ins Reich der Untoten zu küssen. Blutrünstigkeiten solcher Art bereiten mir keinen Lustgewinn. Sie gehen mir im Grunde auf die Nerven.
Dennoch, das Buch ist sehr gut gemacht, sowohl textlich als auch, was die vielen Bilder anbelangt.

Empfehlenswert.

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