Brockhaus perspektiv "Vorsícht Höchstspannung- Síchere
Energie für morgen" enthält Beiträge renommierter Fachautoren, die mit
kontroversen Síchtweisen und Denkanstößen zur Sícherung der Energieversorgung
für unsere Zukunft aufwarten.
Das Buch ist in drei Teile
untergliedert:
Keine Angst vorm Ende
Wohlstand macht erpressbar
Und
nach der Wende?
Diesen drei Abschnitten sind die Beiträge der Fachautoren
zugeordnet. Im ersten Teil geht es u.a. um die Frage, wie lange Kohle, Öl und
Gas noch ausreichen, des Weiteren geht es um die Geschichte des
Energieverbrauches, um eine Erörterung, was Sonnenenergie, Windkraft,
Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie zu leisten vermögen, um die Chancen und
Risiken der umstrittenen atomaren Technik für die Zukunft, um Stromerzeugung
durch Kernfusion und um die Frage wie man den weltweiten Energieverbrauch
einschränken kann.
Der Politikwissenschaftler Wolfgang Gründinger
unterstreicht in seinem Beitrag zunächst, dass Energie lebensnotwendig ist, weil
ohne sie Transport und Mobilität zusammenbrechen, Häuser nicht mehr beheizt
werden können, Kühlschränke und Herde nicht mehr funktionieren, die Räder der
Industrie letztlich still stünden. Fossile Rohstoffe sind nicht unendlich
verfügbar. Täglich verfeuern wir so viele Rohstoffe, wie in 1000 Jahren erst
wieder neu entstehen können. Gründinger geht u.a. der Frage nach, wie viel Öl
sich noch unentdeckt in der Erdkruste verbirgt und auch, ob Erdgas ein Ausweg
aus dem drohenden Mangel an Öl als Energielieferant sei. Auch über
unkonventionelle Rohstoffe wird man unterrichtet, die in Zukunft die Líeferlücke
zum sinkenden Öl- und Gasnachschub schließen soll und über Kohle liest man
Wissenswertes. Diese bildet noch immer in vielen Ländern unserer Welt das
Rückgrat der Energieversorgung, kein Wunder also, dass das Tempo des Abbaus an
den reichlich vorhandenen Kohlevorräten zehrt. Kohle kann kein wirklicher Ausweg
aus der Ressourcenfalle sein, da sie uns immer tiefer in die Klimafalle
treibt.
Sehr aufschlussreich ist der Beitrag des Dip.Ing. Sven Geitmann,
der sich mit der tatsächlichen Leistungskraft von Sonnenenergie, Windkraft,
Bioenergie, Wasserenergie und Geothermie befasst. Dabei macht der Autor gleich
zu Anfang seines Beitrages deutlich, dass im Hinblick auf die Notwendigkeit der
erneuerbaren Energien mittlerweile ein gesellschaftlicher Konsens
besteht.
Den höchsten Anteil dieser erneuerbaren Energien stellte 2010 in
Deutschland mit drei Viertel die Energie aus Biomasse (vgl.: S.44). Ab nehmer
von nachhaltig erzeugtem Strom sind mehr und mehr private Haushalte, wobei nach
der Katastrophe in Fukushima und der anschließenden Debatte über Kernenergie die
Wechselwilligkeit abermals anstieg.
Der Leser erfährt in diesem Beitrag
u.a. Näheres zu dem Begriff "Fotovoltaík", worunter man die direkte Umwandlung
von Sonnenlicht in elektrische Energie mittels Solarzellen versteht. Anhand
einer Grafík hat man die Möglichkeit die M arktentwicklung der
Fotovoltaikindustrie seit Anfang dieses Jahrtausends nachzuvollziehen. Auch über
Windkraft wird man umfangreich informiert und lernt unterschiedliche Anlagetypen
für unterschiedliche Standorté kennen. Der wohl entscheidende Vorteíl von
Windenergieanlagen auf hoher See ist der stete Wind, denn im Binnenland
schwanken Windrichtung und Windstärke nicht selten stark. Die Offshore-Anlagen
sollen aber auf See beim Aufbau und Betrieb weitaus aufwendiger sein als
landgeschützte Anlagen, (vgl.: S.58).
Heizen mit Holz ist auch wieder ein
Thema, aber auch viele andere erneuerbare Energien. Wenn die Entwicklung im
Hinblick auf erneuerbare Energien vorangetrieben wird, ist es durchaus möglich,
langfristig eine tatsächlich nachhaltige Energieversorgung flächendeckend
aufzubauen. Das wird durch Geitsmanns Beitrag unmissverständlich
deutlich.
Der Physiker Prof. Dr. Armin Hermann geht in seinem Essay der
Frage nach, ob es noch eine atomare Zukunft gibt. Dabei erinnert er an die
Anfänge besagter Technik und hält ein Plädoyer für die weitere friedliche
Nutzung, während Dr. Wolfgang Eichheimer sich mit der Beantwortung der Frage
beschäftigt, wie man weltweit den Energieverbrauch einschränken kann und
verleiht hier durch seinen konstruktiven Beitrag wirklich gute
Denkanstöße.
Im zweiten Abschnitt wird u.a. zur Sprache gebracht, wie die
rohstoffreichen Staaten der westlichen Welt unter Druck gesetzt werden. Man
erfährt auch Wissenswertes zu Chinas Monopol auf seltene Erden, sowie zu
geopolitischen Entwicklungslinien und diesbezügliche Strategien und Konflikte
rund um das Öl und schließlich auch Näheres zu Stromkonzernen und ihren
Verflechtungen mit der Politik.
Wie Dr. Alexandra Föderl-Schmid einräumt,
ist in den westlichen Staaten das Bewusstsein im Hinblick auf besagten Druck
gewachsen. Man weiß nun, dass man gegensteuern muss, um die Abhängigkeit von
rohstoffreichen Ländern zu verringern. Wie wichtig ein solch sensibilisiertes
Bewusstsein ist, wird klar, wenn man das Quasimonopol über Seltenerdmetalle
seitens China vor Augen führt. Ohne diese seltenen Erden ist die Herstellung
moderner Hightech- Geräte nicht möglich.
Dr. Bernd Heim schreibt, dass
seit Beginn des 20. Jahrhunderts Grund für viele Konflikte das Öl darstellt und
zeigt wie Spekulanten und Konzerne mit Öl viel Geld verdienen. Man lernt zu
verstehen, was steigende Ölpreise signalisieren, liest u.a. vom Öl in Bezug zum
ersten Weltkrieg, vom ersten Erdölkartell, von der Gründung der OPEC und dem
Krieg gegen den Terror als Kampf um das Öl und begreift, dass derjenige der das
Öl hat, natürlich damit auch über einen entscheidenden Machtfaktor
verfügt.
Der Energierechtsanwalt Dr. Peter Becker thematisiert in seinem
Beitrag die Macht der Strom-Lobbyisten und zeigt durch einen Blick auf die
Geschichte dabei wie die einzigartige Stellung der deutschen Stromwirtschaft
entstehen konnte.
Im dritten Abschnitt schließlich wird man mit den
Perspektiven der Erneuerbaren Energien vertraut gemacht. Zudem wird die Frage
beantwortet, welche Versorgungssicherheit die erneuerbaren Energien bíeten und
was die Energiewende schließlich kostet. Prof. Dr. Ing. Schmid und Dr. Pape
lassen den Leser wissen, dass durch ein intelligentes Zusammenspiel von
erneuerbaren Energien, Stromspeichern und steuerbarer Nachfrage die
Versorgungssicherheit auf heutigem Niveau gehalten werden oder durch den Wegfall
einer Importabhängigkeit von Energierohstoffen sogar gesteigert werden kann,
(vgl.: S. 269) Dies ist eine wirklich gute Nachricht, die ich gerne gelesen
habe, doch man darf bei dieser Energiewende die Kostenkontrolle nicht vergessen.
Hierzu empfiehlt es sich in den Essay des Journalisten Michael Gassmann zu
vertiefen.
Dieses Buch ist ein Lesemuss für uns alle, um zu begreifen,
dass wir alle gefordert sind, unser Verhalten zu überdenken und
verantwortungsbewusster als noch im letzten Jahrtausend mit den Energiestoffen
umgehen. Wir alle sind nur Glieder einer Kette und haben kein Recht, die
Energie-Ressourcen von Generationen aufzubrauchen.
Empfehlenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen