Eric T. Hansen hat unter Mitarbeit von Astrid Ule ein sehr witziges und dabei sehr wahres Buch verfasst. Gleich zu Anfang zeigt er das deutsche Gemeckervolumen im internationalen Vergleich auf und macht deutlich, dass sich zwischen primitivem und hochgebildetem Nörgeln die nörgelnden Eheleute, die jammernde Sekretärin und auch der schwankende Partygast, der spätnachts alleine auf den Bus wartet und vor sich hinschimpft, befindet.
Gemeinsam ist all diesen das Nörgeln. Da sie momentan hilflos sind, ihre Situation nicht ändern können und da sie sich getrieben fühlen etwas zu tun, jammern, quengeln, mosern, maulen, meckern wimmern, winseln, sticheln, nerven, kritteln, klagen, lamentieren, bremsen, mauern, kritisieren sie, pflücken auseinander und beschweren sich (vgl.: 11).
Der Autor unterstreicht, dass idologisch "zugebretterte" Menschen im Grunde Nörgeleien in Menschengestalt sind. Möglichweise schafft diese Nörgelei auch Zusammenhalt unter Gleichgesinnten.
Sehr erhellend ist das Kapitel, in welchem der Autor aufzeigt, wie man hierzulande mundartlich nörgelt. Hier erst zeigt sich anhand der vielen Begriffe in puncto Nörgelei, dass Nörgeln offenbar tatsächlich des Deutschen größte Lust darstellt.
Beckmessereien in Büros und deren fragwürdige Begründungen werden ebenso unter die Lupe genommen, wie die Nörgeleien in der Wirtschaft, die letztlich dazu führen, dass gute Ideen hierzulande totgemäkelt werden. Allzu kritisches Denken schafft im Extremfall eine Atmosphäre, die feindlich ist für Kreativität. Die Folge ist, dass kreative Menschen frustiert aufgeben, da alle nur darüber nachdenken, was nicht geht. Das Fatale ist, dass diese Kettenreaktion an destruktivem Verhalten sich am Ende zur Unternehmenskultur verfestigen kann (vgl.: S. 105).
Hansen lässt in seinen Betrachtungen weder die deutschen Journalisten aus, noch die Nörgeleien in zwischenmenschlicher Beziehung, die er im Kapitel "Dem Liebsten die Leviten lesen. - Wie mäkel ich mir den perfekten Partner zurecht" sehr witzig abhandelt.
Unser Land scheint offenbar alles zu bieten, was ein Nörglerherz begehrt. Die Erfahrungen eines Juristen aus Nord-Rheinwestfalen werden in diesem Zusammenhang angeführt, um den Unterschied zwischen ganz normalen Spinnern und richtigen Querulanten aufzuzeigen, die sich in seinem Klientel als nervige Prozesshanseln entpuppen.
Fast hätte ich es vergessen: Hansen zeigt in seinem Buch auch das Nörgeln in der Literatur auf und macht klar, weshalb Goethes "Faust" in der Nörgelgeschichte der Literatur als literarisches Meisterwerk einsam dasteht.
Literaturkritik ist für viele Möchtegernintellektuelle - das ergibt sich aus dem vorliegenden Buch- im Grunde eine tolle Möglichkeit, um der größten Lust der Deutschen hemmungslos zu frönen, auch wenn die Kreativität so mancher Autoren Schaden nimmt und bei ihnen nicht selten fatale Schreibblokaden eintreten. Den " Knoddergaaße" und den "Nisserern" ist es wurscht, Hauptsache sie können "mosere" , "bruddeln" und "granteln".....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen