Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Intrige- Regina Michalik

Es gibt nur wenige Bücher, die sich mit der Machtstrategie "Intrige" detailliert befassen, eines dieser Bücher habe ich bereits vor einiger Zeit rezensiert. Das vor mir liegende Buch der Diplompsychologin Regina Michalik ist noch aufschlussreicher als jenes von Thau und sehr hilfreich für all jene, die Intrigenspiele durchschauen und sinnvolle Abwehrmaßnahmen ergreifen möchten.

Ihr Buch untergliedert die Autorin in:
Teil I: Intrigen erkennen
Teil II: Intrigen abwehren
Teil III: Vorbeuge ist besser als abwehren
Teil IV: Was sie noch wissen sollten.


Eine Intrige hat nach Michalik fünf Merkmale: Sie muss hinterhältig (1) und geplant (2) sein. Sie bedarf eines Motives (3) und muss folgerichtig (4) durchgeführt werden. Es müssen stets mindestens drei Akteure (5) beteiligt sein. Die Autorin hält fest, dass es neben dem Täter oder der Täterin, eine oder mehrere Opfer gibt und als Dritte einen oder mehrere Verbündete, hinzu kommt nicht selten eine vierte Akteurgruppe, so genannte Stakeholder, sprich Mitinteressenten oder Mitprofiteure. Eine Intrige ohne Opfer oder Verbündete gibt es nicht. Die Verbündeten können sich zu Mitwissern, Handlangern oder Vollstreckeren entwickeln, während Mitprofiteure zumeist nicht aktiv zur Intrige beitragen aber dennoch einen Nutzen von der Intrige haben, zum Teil ohne dies bewusst zu wollen, (vgl.: S.17).
Die Autorin wartet in ihrem Buch immer wieder mit sehr aufschlussreichen Beispielen auf. Intriganten möchten stets den anderen schaden und sich selbst nutzen. Die drei Grundmotive, die sich durchaus ineinander verschränken können lauten: Liebe, Geld und Macht, (vgl.: S.27).

Die Psychologin lässt den Leser wissen, dass die Intrigenkompetenz bei Frauen nachweisbar geringer ist als bei Männern. Dies hängt damit zusammen, dass Frauen weniger geneigt sind, strategisch vorzugehen. Frauen spekulieren seltener auf den zukünftigen Nutzen, (vgl.: S.41). Dieses wissenschaftlich nachgewiesene Ergebnis deckt sich mit meinen Lebenserfahrungen. Grund genug, sich mit den männlichen Machtspielen intellektuell zu befassen, um sich dagegen schützen zu können.

Intrigentäter verfügen über genügend Macht, um andere zum Mitmachen zu motivieren, jedoch zu wenig, um ihre Ziele offen und direkt zu erlangen, (vgl.: 42). Michalik erklärt sehr gut nachvollziehbar, dass Intriganten Personen mit sozialer und analytischer Kompetenz sind und demnach soziale Analphabeten sich für Intrigen als wenig tauglich erweisen. Es sind diejenigen, die logisch denken können und Durchhaltevermögen besitzen, die "Schachspieler", die sich dazu eignen, Intrigen zu spinnen, (vgl.: S.42-43).

Auf Seite 61 schreibt die Autorin: "Der moderne Intrigant tarnt sich auch elektronisch durch Anonymisierungsdienste und ausländische Provider oder durch Fälschungen elektronischer Signaturen, von Mail- und www-Adressen; häufig benutzt er auch reale Identitäten von anderen und verschickt beispielsweise Mails von fremden Accounts", (Zitat: S. 61). Dieses Zitat habe ich bewusst hier eingefügt, weil ich meine, dass es zum Nachdenken anregt und gewisse Tatsachen im Netz mit wenigen Sätzen sehr gut auf den Punkt bringt.

Merken sollte man sich, dass Informationen ein zentraler Machthebel und damit letztlich ein taugliches Intrigenwerkzeug darstellen, (vgl.: S.67). In welcher Weise Menschen mit Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, umgehen, sollte man sich also genau ansehen. Wer Informationen hat, kann diese auch verkaufen und wird auf diese Weise zum Handlanger eines Intriganten. Agiert wird nicht selten mit Gerüchten, weil der betreffende Personenkreis auf diese Weise strafrechtlich schwerer zu belangen ist, auch wird verschleiert und es werden Informationen vorenthalten. Michalik macht aber klar, dass Verleumdung und Verunglimpfung, Diffamierung und Beleidigung strafrechtlich verfolgt werden können, (vgl.: S. 69).

Das klingt alles sehr nach Mobbing, aber Mobbing und Intrige sind nicht dasselbe. Mobbing ist ein emotionales Verhalten, während eine Intrige auf Berechnung beruht. Mobber können von einem Intriganten geschickt eingesetzt werden, um die Intrige noch erfolgreicher zu gestalten.

Die Autorin reflektiert ausführlich das Phänomen des Gerüchtes, das im Kommunikationsprozess stets die Emotionen Dritter bedient. "Je häufiger ein Gerücht dann noch öffentlich und scheinbar seriös zitiert wird, desto plausibler erscheint es und umso weiter wird es verbreitet und wieder zitiert,(Zitat: S. 72). Immer dort, wo vorausschauend und offen kommuniziert wird, haben Gerüchte keine Chance,(vgl.: S.73).

Wer kennt sie nicht die Personengruppe, deren Tagwerk die Befriedigung ihrer Lust am Klatschen ist? Solche Menschen werden zu Handlangern eines raffinierten Intriganten, der sie für seine Zwecke mit Kalkül einsetzt. Mobbing sei stets eine direkte interaktive Beziehung, so die Autorin, während Intrigen auch durchgeführt werden können, ohne dass der Intrigant seinem Opfer jemals begegnet ist, (vgl.: S. 77).

Nicht nur Mobbing ist ein wichtiges Intrigenwerkzeug, sondern auch Stalking kann Teil einer Intrige sein. Stalker lassen sich bestens in Intrigen einsetzen, um das Opfer zu zermürben, (vgl.: S.78). Intrigen leben vom Publikum. Das Internet mit seinen Foren ist also ein idealer Ort für Intriganten, um ihr Spielchen zu treiben. Intrigenspiele werden solange fortgeführt bis das Publikum sich gelangweilt abwendet. Also wird der Intrigant alles versuchen, um das Spiel immer wieder neu zu befeuern.

40 % der Frühverrentungen gehen mittlerweile auf psychische Erkrankungen zurück. Das sollten sich Arbeitgeber bewusst machen, die in ihren Betrieben das Tun von Intriganten, Mobbern und Stalkern fördern, anstelle es zu unterbinden. Verantwortung des Führungspersonals ist gefragt, aber und das muss auch gesagt werden: nicht selten sind Intrigen Bestandteil der Personalpolitik, (vgl.: S.85).

Intriganten wollen sich mit anderen messen, sie wollen mit dem Glück spielen, haben Lust auf Verstellung und Lust auf Rausch, (vgl.: S.93) Intriganten sind also demnach häufig Suchtmenschen und Spieler mit mangelnder Empathie, deren Hauptmerkmal Berechnung ist.

Ganz hervorragend erklärt die Autorin im Rahmen eines Zehn-Punkte-Programms wie man Intrigen abwehrt. Einer der Punkte, den sie nennt, heißt cool zu bleiben, d. h. sich nicht provozieren zu lassen, denn Intriganten versuchen immer die Achillesverse des Opfers zu erwischen, damit sie es anschließend, sobald es wütend ist, dem gaffenden Publikum vorführen können. Ein Intrigant möchte immer sein Opfer destabilisieren, das muss klar sein.

Die Psychologin zeigt, wie man Gerüchte abwehrt und macht immer wieder klar, wie eine Intrige funktioniert: Billardstoß, Angriff auf die Achillesferse und das Komplott. Fast jede Intrige stellt ein Komplott dar, im Sinne eines Angriffs durch eine Gruppe. Es ist also wichtig, ein "Intrigogramm" aufzustellen, um die Gruppe im Detail zu analysieren. Jeden einzelnen muss man unter die Lupe nehmen und eruieren, wer die Schlüsselpersonen sind. In gleicher Weise muss man die Gruppe der Bündnispartner, Stakeholder und Mitläufer analysieren, (vgl. S.146). Je mehr Personen an einer Intrige beteiligt sind, desto größer ist die Chance eine Person aus dem Verbund herauszulösen, (vgl.: S. 149).

Diejenigen, die sich mit Intrigen befassen, müssen sich mit Macht beschäftigen. Dort, wo man Macht leugnet, haben Intrigen eine besonders große Chance, (vgl.: S. 162). Die Autorin befasst sich deshalb in ihrem Text nicht grundlos mit Macht und ihren Symbolen.

Ich empfehle allen, die von Intriganten behelligt werden, diesen Teil des Buches besonders gut durchzulesen und auch jenen über Netzwerke sowie Seilschaften und daraus zielführende Schlüsse zu ziehen.

Dass Vorbeugen weitaus besser ist als abwehren, dürfte jedem eingängig sein. Auch hier erhält man im Rahmen eines 10 Punkte Programms sehr gute Tipps, welche vorbeugenden Maßnahmen man ergreifen kann. Hinter Intrigen stecken immer Ressourcenkonflikte, (vgl.: S. 199). Ein typisches Beispiel für intrigengefährdete Ressoursenkonflikte sind undurchschaubare Hierarchien, wie etwa Ranglisten. Wie eingangs bereits erwähnt, besitzen Intrigentäter keine ausreichende Macht, um ihre Ziele offen und direkt zu erlangen, deshalb versuchen sie es über bösartige Intrigen.

Wichtig ist cool zu bleiben, sich mental zu stärken, sich nicht aushorchen zu lassen, denn der Intrigant ist stets auf der Suche nach wunden Punkten und vermeintlichen Fehlern, die er an die große Glocke hängen möchte, um sein Opfer zu destabilisieren.

Gefallen hat mir, dass die Autorin im letzten Teil des Buches mit einer nichtintriganten Organisationsarchitektur aufwartet, die ich Führungspersonal, die an einer gesunden Personalstruktur in ihren Unternehmen interessiert sind, dringend zu lesen empfehle. Die sechs Säulen lauten:

- Transparenz - Klarheit - Information
- Mitbestimmung und Mitentscheidung
- Konfliktkultur
- Konstruktive Konkurrenz und Kooperation
- Hilfe und Fehlerkultur
- Achtsamkeit und Emotionsmanagement

Diese Säulen werden ausführlich und sehr gut erläutert.

Dieses Buch empfehle ich nicht nur Intrigenopfern, sondern hauptsächlich Führungspersonal in Firmen, die zum Wohle ihres Personals und ihrer Kunden Maßnahmen ergreifen möchten, um Intriganten, die enormen materiellen und immateriellen Schaden verurachen können, frühzeitig das Handwerk zu legen.


Empfehlenswert.

Rezension: Gerechtigkeit siegt- Rudolf Taschner

Prof. Dr. Rudolf Taschner zeigt in diesem Buch die Kluft zwischen Recht und Gerechtigkeit auf, die sich seit Jahrhundert letztlich nicht schließen lässt. Der Autor weiß, dass Gleichheit, Generation, Gesetz, Geschichte, Geschäft, Gestaltung, Gewissen, Gnade kaum mit dem Begriff Gerechtigkeit in Einklang zu bringen sind. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Das zeigt der Wissenschaftler gut nachvollziehbar an vielen Beispielen.

In diesem Buch wird der Begriff "Gerechtigkeit" aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Schon im Prolog macht Prof. Dr. Taschner klar, dass es auf Erden bislang keine Gerechtigkeit gibt, sondern nur eine Sehnsucht nach ihr.

Der Autor hat sich mit vielen klugen Köpfen aus vorangegangener Zeit befasst und auch mit Veränderungen im Laufe der Geschichte. Er zeigt wie alter Standesdünkel aufgehoben wurde, aber alsbald wieder neuer entstand. Der Egoismus vieler Menschen lässt offenbar selten anderes zu, als Eigeninteressen den Vorrang zu geben. Man erfährt Näheres über Mozarts Entwicklung, der aufgrund seiner Begabung auch ein hervorragender Mathematiker hätte werden können, aber Musiker wurde, weil sein Vater es bereits war und sein Schicksal in der damaligen Ständegesellschaft nichts anderes zuließ, (vgl.: S. 14 ff).

Carl Friedrich Gauß, ein hochbegabtes Kind armer Eltern, hatte Glück, dass er in eine Zeit geboren wurde, in der der Mensch bereits als autonomes Wesen betrachtet wurde. Er erhielt eine Chance, seiner Begabung gemäß zu arbeiten, weil ein kluger Lehrer ihn gefördert hat und er schließlich ein Stipendium am Martino-Katharineum-Gymnasium bekam, (vgl.: S.17).

Prof. Dr. Taschner macht klar, dass Fortune bei solchen Entwicklungen immer Pate steht und sie im Grunde bis ins Heute hinein nichts mit gerechteren Strukturen zu tun haben.

Thematisiert wird die Tatsache, dass mit dem Verschwinden alter Privilegien und des hohen Klerus sich eine neue Gesellschaftsschicht- das Bildungsbürgertum- entwickelte. Auch diese Kaste achtete darauf, dass ihre Nachfahren wichtige politische Positionen besetzten oder zumindest auf deren Inhaber Einfluss nehmen konnten, (vgl.: S.23). Auch sie waren nicht an fairen Verhältnissen interessiert.

Zur Sprache kommt die "Französische Revolution" und deren Idealbild des Citoyen, auch Thomas Jefferson wird nicht vergessen und auf Theoretiker wie John Rawls wird hingewiesen. Rawls hat in seiner "Theorie der Gerechtigkeit" 1971 gefragt, auf welche sozialen, ökonomischen und politischen Grundregeln für eine Gesellschaft sich vernünftige Personen im Voraus einigen würden, sofern sie nicht wüssten, welche Stellung sie selbst in dieser Gesellschaft haben werden, (vgl.: S.29). Man erfährt, dass Rawls aufgrund seines Gedankenexperiments zwei Grundsätze für Gerechtigkeit forderte, die man bei Taschner gut zusammengefasst nachlesen kann. Nachlesen kann man auch die Schwachstellen in dem gedanklichen Konzept von Rawls. Taschner zieht schließlich das wohl berechtigte Fazit, dass eine gerechte Welt im Sinne von Rawls statisch sei, (vgl.: S.30)

Der Autor schreibt auch von Olympe de Gouges, die zu Zeiten der französischen Revolution den Keim zum Frauenwahlrecht und damit zur Anerkennung der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau legte, (vgl.:S.34), erwähnt wird auch die Präambel zu Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, Calvin, Thomas Hobbes, Thomas Morus und wie sie alle hießen, die jeder auf seine Art über die Umsetzung von Gerechtigkeit von nachdachten.

Der Autor fragt u.a, ob Vergessen oder Erinnern der Gerechtigkeit diene, auch über Kants Reflektionen zum "ewigen Frieden" liest man im Hinblick auf Gerechtigkeit Wissenswertes. Eine Fülle von Informationen fließt auf den Leser ein und es hat mich gefreut, endlich auf Seite 185 zu den "kategorischen Imperativ" von Kant zu finden, der meines Erachtens, wenn jeder ihn in all seinem Tun anwenden würde, ein Garant für Fairness darstellen könnte.

Taschner titelt auf Seite 188 "Das Gewissen ist die einzige Instanz wahrer Gerechtigkeit". Dieser These schließe mich an. Schade, dass nicht alle Menschen auf ihr Gewissen hören, sondern sich lieber vorteilsbezogen verhalten. Dieses Verhalten vereitelt faire, gerechte Verhältnisse. Nach meiner Ansicht ist das Problem ungerechter Strukturen und Verhaltensmuster nur auflösbar, wenn man die Gedanken von Weisheitslehrern wie E. Tolle umsetzt, die verdeutlichen, dass Egomanie die Ursache für den wenig paradiesischen Zustand unserer Erde darstellt.

Gerechtigkeit heißt meines Erachtens, dass man fair miteinander umgeht, dass Menschen ihren Begabungen gemäß arbeiten und leben können, dass weder Korruption noch Vetternwirtschaft die aufrichtigen Bemühungen eines Menschen zu unterminieren vermögen, dass man gegen solche Machenschaften in Gemeinschaften rigoros vorgeht und das Streben nach Glück der Einzelnen nicht durch selbstsüchtige Machthaber im Keim erstickt werden kann. Gerechtigkeit ist m.E. nur in demokratischen Strukturen umsetzbar und zwar nur dann, wenn jeder gemäß Kants "kategorischen Imperativ" agiert. Gerechte Strukturen setzen voraus, dass man respektvoll miteinander umgeht und respektvolle Kommunikation nicht unterbindet. Prof. Dr. Taschner hat leider recht. "Es gibt sie nicht auf Erden, - die Gerechtigkeit."

Lesenswert.
Helga König

Rezensension - Sich Durchsetzen aber richtig - Dale Carnegie-Training

Mit weit mehr als sieben Millionen Teilnehmern zählt das "Dale Carnegie Training" heute weltweit zu den führenden Trainingsunternehmen." Das vorliegende, von Carolin Skiba aus dem Amerikanischen übersetzte Buch wartet mit 5 effektiven Durchsetzungsstrategien für mehr Erfolg im Beruf auf.

Durchsetzungsvermögen, so erfährt der Leser, liegt zwischen zwei Extremen: rücksichtslose Aggressivität und defensive Passivität. Tatsächlich durchsetzungsfähige Personen leben keines der beiden Extreme aus. Aggressive Charakter, so wird unterstrichen, verhalten sich Dritten gegenüber egoistisch, rücksichtslos, unfreundlich und fordernd. Passive Menschen hingegen sind schwach, beugen sich dem Willen ihrer Gegenüber und stellen ihre persönlichen Interessen zurück. Durchsetzungsfähige Zeitgenossen wählen den Mittelweg, (vgl.: S.12).

Durchsetzungskraft ist ein gutes Heilmittel gegen Angst, Schüchternheit und Wut. Dies sind kindliche Emotionen, die man im Erwachsenenalter unter Kontrolle bringen sollte, (vgl.: S. 12) Erklärt werden zunächst die vier Schritte zu mehr Durchsetzungsfähigkeit: Untergliedert sind diese in: 1. Ursachenforschung, 2. Ehrliche Selbsteinschätzung, 3. Den Blick nach außen richten, 4.Jetzt geht`s los. Unmissverständlich wird gezeigt, dass Durchsetzungsfähigkeit auch bedeutet, seinen Mitmenschen nicht zu drohen, weil Drohungen unweigerlich persönliche Konflikte hervorrufen, (vgl.: S.20). Drohungen haben letztlich Feindschaften zur Folge und zeigen, dass der Drohende nicht fähig ist, sich souverän durchzusetzen. Drohung ist Durchsetzungsschwäche und nicht zielführend.

Durchsetzungsfähige Menschen reagieren nicht auf Aggression. Besser ist es dem Aggressor klar zu machen, dass man versteht, wie er fühlt. Dies minimiert in der Regel Aggressionen. In Aktionsschritten lernt der Leser nach jedem Kapitel, sich zu verändern und an seiner Durchsetzungsfähigkeit zu arbeiten.

Die Zauberformel für mehr Durchsetzungsfähigkeit im Hinblick auf die eigene Meinung lautet:
"1. Fassen Sie die Fakten zusammen.
2.Drücken Sie Ihre Gedanken und Gefühle aus.
3. Sprechen Sie klar über Ihre Wünsche und Bedürfnisse und über den Nutzen für Ihren Gesprächspartner." (Zitat S.25)

Durchsetzungsfähigkeit hat generell nichts mit Macht zu tun, sondern nur etwas mit Selbstachtung und der Achtung anderer Personen. Hat man es mit Menschen zu tun, die sich ignorant gegenüber unseren Willensäußerungen zeigen, sollten wir uns fragen, ob man die eigene Botschaft noch deutlicher machen und sich noch klarer ausdrücken könnte und sollte sich überlegen, wie man es vermeidet, dass der andere vom Thema ablenkt, (vgl.:S.29). Wichtig ist immer auf die eigene Körpersprache zu achten sowie in der ersten Person und in direkten Rede mit dem anderen zu sprechen. In Gesprächen ist es stets wichtig, ruhig zu bleiben, erst zu denken und dann zu sprechen und eine aufrechte Sitzhaltung zu bewahren, (vgl.: S. 33). Gespräche sollten immer positiv begonnen werden, Fehler sollten indirekt angesprochen werden, generell sollte man Vorschläge machen und nicht befehlen und ein Gespräch positiv beenden, (vgl.: S. 34-37).

In der Folge wird gezeigt, wie man Widerstände überwindet, bevor man erlernt, wie man positive Beziehungen aufbaut. Es muss klar sein, dass aggressive Menschen, die andere in eine Handlung drängen möchten, häufig unsicher sind. Wir müssen uns von solchen unsicheren Zeitgenossen nicht beeindrucken lassen. "Tyrannen sind eine ganz spezielle Art dominanter Personen. Es sind Menschen, die in ihrem tiefsten Innersten zutiefst verunsichert sind. Sie dominieren, weil sie es nicht schaffen, anderen Einfluss und Verantwortung zuzugestehen", (Zitat. S. 46). Verhalten dieser Art stammt aus der Kindheit. Reaktionen unsicherer, nicht durchsetzungsfähiger Menschen verstärken das Verhalten von Tyrannen, dennoch funktioniert tyrannisches Verhalten stets nur eine Zeit lang, (vgl.: S. 46). "Tyrannen wollen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen, andere kontrollieren, ihren Status sichern, ihre Mitmenschen manipulieren, Entscheidungen treffen, ihren Machtbereich ausbauen, materielle Zeichen für Erfolg und Wohlstand anhäufen, indem sie dafür sorgen, dass ihnen blindlings gefolgt wird", (Zitat.S. 47). Wer sich in einem solchen Verhalten üben möchte, wird im vorliegenden Buch keinen Rat finden.
Wichtig: Tyrannen muss man immer dominant entgegentreten und darf sich nicht einschüchtern lassen.

Gute Beziehungen sind ein Schlüssel für ein positives Arbeitsumfeld. Eine Beziehung wird im Buch definiert als: "Eine emotionale Verbindung oder ein freundschaftlicher Umgang zwischen zwei Menschen auf der Grundlage von gegenseitiger Sympathie und Vertrauen sowie dem Gefühl, dass die andere Person die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Sorgen versteht, (Zitat: S.49). Im Umgang mit sich selbst und mit Dritten sollte man generell das Lächeln nicht vergessen. Lächeln öffnet immer Türen, es ist die beste Methode andere für sich zu gewinnen, sofern das Lächeln ehrlich ist. Die Fähigkeit sich klar, kraftvoll, diplomatisch und taktvoll zu artikulieren, ist die Basis für den Aufbau von Beziehungen, (vgl.: S.52).
Man soll sich generell immer den Unterschied zwischen aggressivem und durchsetzungsfähigem Verhalten vor Augen halten. Stets gibt es drei Möglichkeiten, mit anderen Menschen umzugehen: passiv, aggressiv und durchsetzungsfähig, (vgl.: S. 56). Anhand von 15 Punkten werden hilfreiche Tipps aufgelistet, wie man in Gesprächen, Diskussionen und Verhandlungen erreichen kann, dass andere Personen ihr Verhalten ändern. Merken sollte man sich, dass ohne Respekt ein Gespräch niemals erfolgreich sein kann.

Thematisiert wird, wie man seine Beziehungen stärken kann. Das Schlüsselwort ist Wertschätzung.Vier Persönlichkeitstypen werden ausgelotet. Es handelt sich um, den Karrieristen, den Geheimagenten, den Streber, den Ausgebrannten. Erklärt wird sehr genau, wie man mit Menschen des jeweiligen Typus umgehen soll.

Einen Merksatz, den ich für sehr wichtig erachte, möchte ich zitieren; "Zwei Menschen leben niemals in ein und derselben Welt. Menschen, die gut mit anderen kommunizieren können, haben verstanden, dass ihre Sicht der Dinge nicht die gleiche sein muss wie die ihres Gesprächspartners." (Zitat: S. 79)

Positive Neugierde ist ein großes Thema im Buch. Näher erläutert wird, weshalb Neugierde Begeisterung ist, warum man unter Neugierde lernen und lehren versteht, weshalb Neugierde interaktiv zuzuhören, aber auch Spontanität, Lebendigkeit sowie Humor bedeutet und wieso Neugierde heißt, andere neugierig zu machen, wieso Neugierde Spaß machen soll und immer auch Unternehmens- und Chefsache ist, (vgl.: S. 90 -98). Mittels vier nützlicher Strategien erlernt man Maßnahmen zu ergreifen, für mehr Neugierde im Unternehmen.

Wer sich besser durchsetzen möchte, sollte folgende Kriterien im Umgang mit seinen Mitmenschen beachten:
- Sprechen Sie andere Personen mit deren Namen an.
- Geben sie zu, wenn sie unrecht haben.
- Verdeutlichen Sie, dass Sie andere wertschätzen.
- Bekunden Sie aufrichtiges Interesse.
- Schenken Sie Ihrer Mitmenschen aufrichtiges Lob und Anerkennung.
- Halten Sie stets das, was Sie versprechen.
- Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit.
- Versetzen Sie sich in die Lage ihres Gegenübers.
- Helfen Sie Ihren Mitmenschen ohne zu zögern.
- Erkennen Sie, dass es sinnvoll ist, bescheiden zu sein.
- Lassen Sie ihre Gegenüber ihr Gesicht wahren.
(vgl.: S. 115-119)

Gefallen haben mir u.a. die Ausführungen zum Business-Knigge. Höfliches Benehmen ist gar nicht zu schwierig. Stoffel und Rüpel setzen sich langfristig nirgendwo durch. Früher oder später werden ihnen die Grenzen aufgezeigt.

Die Überzeugungs- und Verkaufsstrategien sind im Buch gut abgehandelt und auch, wie wichtig in einem Gespräch der Augenkontakt ist.

Der Leser erlernt in diesem Buch u.a. verschiedenen Fragetechniken und welche Strategie man damit verfolgt. Verdeutlicht wird des Weiteren, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht und wie man richtig zuhört, auch wie man positiven Ehrgeiz weckt und schließlich wie an Durchsetzungsfähigkeit auch in Konfliktsituationen bewahrt. Die vielen Aktionsschritte im Buch erachte ich als überaus hilfreich, um das Ziel "sich durchzusetzen", besser realisieren zu können.
Ich möchte zu Ende dieser Rezension den 1955 verstorbenen Dale Carnegie zu Wort kommen lassen, dessen Bücher weltweit über 55 Millionen mal verkauft sowie in 38 Sprachen übersetzt worden sind und der der Vater des "Dale Carnegie Trainings" ist:

"Wenn wir wütend auf andere Menschen sind, dann lassen wir zu, dass sie Macht über uns haben. Macht über unseren Schlaf, unseren Appetit, unseren Blutdruck, unsere Gesundheit und unsere Gesundheit. ..." (Auszüge aus einem Zitat von Dale Carnegie. Seite 253)."Schöpfen Sie Kraft aus den positiven Dingen und lassen Sie sich von den negativen nicht entmutigen."(Zitat: Dale Carnegie: Seite 9)
Empfehlenswert.


Bitte klicken Sie hier auf diesen Link, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch kaufen.






-

Rezension: Berthold Gunster: Ja- aber was, wenn es klappt?

Dem Klappentext dieses lesenswerten Buches habe ich entnommen, dass der Autor Berthold Gunster der Begründer und "Vater" der "Ja-aber-Philosophie" ist, deren Ziel darin liegt, Probleme zu Möglichkeiten zu machen. Der Autor verdeutlicht gleich zu Beginn des Buches, dass all "Ja-abers" das Gefühl vermitteln, jeder Erneuerungs- oder Veränderungsversuch versinke in einem Sumpf von Argumenten, gut gemeinten Warnungen und verständisvoller Kritik. Für den Autor ist "Ja-aber" eine geschlossene Lebenseinstellung, ein Denken in Beschränkungen, Ängsten und in Schwarzmalerei, welches Ausbremsen, Erstarren und Stillstand zum Ergebnis hat, (vgl.: S. 7).

Im Gegensatz zu dieser "Ja-aber" - gibt es allerdings auch noch die "Ja-und-Lebenshaltung", die nicht mit einem Urteil, sondern stets mit einer Frage beginnt. Der Niederländer Berthold Gunster lässt nicht unerwähnt, dass viele Deutsche auf einem "Ja-aber" Hintergund agieren, weil ihre Mentalität (Kontrolle, Kontrolle und abermals Kontrolle) sie diesbezüglich konditioniert hat.

"Ja-aber-Sager" vernichten nicht nur jede Idee, sie ruinieren ganze Betriebe und komplette Industriezweige."

"Ja-und-Sager stellen die Fragen. Sie sehen das Haar und die Suppe."

Das sind erhellende Zitate aus dem vorliegenden Buch, wie ich finde.

Gunster bleibt in seinem Text lebensnah und führt immer wieder Beispiele an, die ich an dieser Stelle allerdings nicht wiedergebe, weil dies den Rahmen der Rezension sprengen würde. Das "Ja-und" ist kein Sich-abfinden, sondern ein Akzeptieren und dieses ist eine aktive Tat des Hingebens. Jeder, der die Wirklichkeit akzeptiert, hat kein Problem mit ihr. Je besser man Tatsachen akzeptiert, um so besser lassen sich Situationen beeinflussen. Auf diesem vordergründig widersprüchlichen Gedanken beruht die Grundidee des Buches, (vgl.: S.19).

"Ja -aber"-Menschen sind laut Gunster nie wirklich für etwas, doch auch niemals wirklich gegen etwas. Im Grund genommen stehen solche Menschen nicht im Leben, sondern sie betrachten es nur. Der Autor unterstreicht, dass Personen dieser Art in ihrer schlimmsten Form Besserwisser und Rechthaber - im Nachhinein sind, (vgl.: S. 20). Menschen, die mit einer "Ja-aber"- Verhaltensweise durchs Leben gehen, haben hohe Erwartungshaltungen und sie nehmen die Realität, erdrückt von Erwartungen, nur bedingt wahr, übersehen Chancen und Möglichkeiten, tun sich mit Entscheidungen nicht leicht und treffen intuitiv zumeist die falsche, stürzen sich sogleich in Aktionismus und gehen übergangslos in die Evaluierung über, (vgl: S. 24). Ja-aber-Haltungen sind die Basis für Berufe wie etwa dem des Buchhalters oder auch des Rechnungsprüfers. Kreativ sein kann man mit einer solchen Haltung nicht.

Ursprung der "Ja-aber"-Haltung ist stets die Angst. Für die "Ja-und"-Haltung hingegen sind Vertrauen sowie Liebe die Basis und Voraussetzung für "Nein-weil" sind es Kontrolle, Misstrauen und ebenfalls Angst. Das Festhalten an Vorschriften (Normen, Absichten, Vereinbarungen) stellt ein typisches Merkmal einer "Ja-aber"-Verhaltensweise dar. Es ist hier nicht die Logik oder der gesunde Menschenverstand, der eine Entscheidung antreibt, sondern es sind die Vorschriften, (vg.: S.36)

Ein weiteres Merkmal ist die Angst vor sozialem Ausschluss, sprich vor Gruppenausschluss. Wer bereit ist, sich nicht immer vor alle fiktiven Risiken zu schützen, gelangt leichter zu einer Ja-und- Haltung und kann sich vollständig den Aufgaben im Hier und Jetzt hingeben. Der Autor fragt: "Kann man aus vollem Herzen Ja zu dem Leben sagen, als ob Sein und Tun dasselbe ist? (S. 59) Man kann. Die Ergebnisse sind mehr als zufriedenstellend.

Das Ja-Gebäude von Berthold Gunster besteht aus 10 Stockwerken:

1) Sag Ja zum Sein
2) Sag Ja zur Wirklichkeit
3) Sag Ja zu diesem Leben
4) Sag Ja zu deiner Intuition
5) Sag Ja zu deinen Fähigkeiten
6) Sag Ja zu deinen Wünschen
7) Sag Ja zu deinen Zielen
8) Sag Ja zu anderen
9) Sag Ja zu allem, was geschieht
10) Sag Ja zum Handeln.


Wir alle wissen, dass am Ende im Leben nichts bleibt. Diese Tatsache ist möglicherweise der Grund, weshalb viele Menschen im "Ich bin" verharren und sich auf diese Weise definieren. Unsere Welt ist nicht statisch. Ein Festhalten am "Ich bin" schafft anhaltendes Leid, weil man auf diese Weise in der eigenen Sinngebung gefangen ist, der Vorstellung von dem, was ist ist. Für Gunster besteht die Kunst jedoch darin, Abstand von sich zu nehmen, ab und an über sich selbst zu schweben und einzusehen, dass wir dieses irdische Leben wie ein großes Spiel mit uns selbst und dem Universum spielen und auch gestalten, (vgl.: S.73).

Der Autor hebt hervor, dass die Basis einer "Ja-und"-Verhaltensweise ein klares Ja zur Wirklichkeit ist. Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, bedeutet für ihn sie wahrzunehmen und die Realität des Moments als Tatsache zu akzeptieren. Wenn wir emotional beteiligt sind, nehmen wir schlechter wahr. Das haben Untersuchungen ergeben, (vgl.: S.89). Jeder weiß, was es bedeutet durch die rosa Brille des Verliebtsein zu sehen. :-))

Schritt für Schritt geht Gunster mit dem Leser diese zehn" Sag-Ja-Stockwerke" hinauf. Sehr gut gefallen haben mir seine Ausführungen in puncto Intuition und seine Aussage "Von allen Arten unserer Intelligenz ist Intuition die hervorragendste" (Zitat: S. 127). Natürlich begründet der Autor diese Aussage: "Mit Logik können wir schlussfolgern, technische Probleme lösen oder fehlerfrei eine Überweisung tätigen, aber nur, wenn wir auf unserer Gefühl hören, eine entspannte Haltung annehmen und offen für die - oftmals subtilen- Signale unseres Unterbewusstseins sind, können wir komplexe Fragestellungen intuitiv lösen." ( Zitat.: S. 127)

Alles, was Gunster schreibt, kann ich im Grund nur abnicken. Er hat einfach recht, auch dann, wenn er sagt, dass die Menschen, die ihr Augenmerk mehr auf ihr Potenzial legen als auf ihre Schwächen, eher wachsen können.

Sehr wichtig ist es, andere zu akzeptieren. Je mehr man sich von der Vorstellung verabschiedet, wie die Beziehungen zu unseren Mitmenschen auszusehen haben, gelingt es uns zu begreifen, wie andere sind und genau mit diesem Wissen in der Interaktion mit den jeweiligen Gegenübern zu agieren.

Wer sich entschließt, sich auf die Ja-und Verhaltensmuster einzulassen, wird sehen, dass er weitaus kreativer und effizienter ist als mit Ja-aber-Verhaltensmustern. Die Chance auf Glück und Erfolg nehmen zu. Grund genug sich von "Ja-aber" zu verabschieden, der Wirklichkeit, wie sie ist ins Auge zu sehen und das Beste daraus zu machen.

Goethe brachte es auf den Punkt: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Empfehlenswert, weil das Ja-und-Denken eine wirklich gute Lebenshilfe darstellt.
Bitte klicken Sie auf diesen Link, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Produkt kaufen.



Rezension: Geschenke aus dem Garten selbst gemacht

Die Autorin Claudia Költringer hat gemeinsam mit der Fotografin Anneliese Kompatscher ein sehr schönes, reich bebildertes Buch auf den Weg gebracht, mittels dem sie ihre Leser anleiten Geschenke aus dem Garten zu kreieren.

Das Buch ist untergliedert in die Oberbegriffe:
Leckere Geschenke aus dem Garten
Pflegende Geschenke
Kräuter-Porträts

Die leckeren Geschenke unterteilt sie dann abermals in:

Likör und Schnaps
Süße Leckereien
Tee
Essig, Öl und Co.

Die Zubereitung dieser Geschenke wird sehr gut erklärt. Man lernt beispielsweise verschiedene Liköre selbst herzustellen. Bei den Likören handelt es sich um Leckereien wie etwa "Löwenzahn-Orangenlikör", "Rosenblüten-Himbeerlikör", "Holunderblütenlikör" oder "Pflaumen-Zimtlikör". Letzterer ist ein altes Familienrezept. Der Likör eignet sich m.E. als Mitbringsel in den Wintermonaten, weil die Aromen der der kalten Jahreszeit angemessen sind. Plätzchen und Schokolade, in denen der Garten sich spiegelt, lernt man ebenfalls zuzubereiten. Hier gefällt mir die "Veilchenschokolade" sehr gut, die ein hübsches Mitbringsel in der Frühlingszeit darstellt, ein beinahe romantisches wirkendendes Geschenk, wenn man es so verpackt, wie die Autorin es vorschlägt.

Gut gefallen mir die Honig-Kreationen, sprich der Vanillenhonig und der Rosenhonig, die im Glas ein echter Hingucker sind. Neben einigen geschmackvollen Marmeladen gefallen mir auch die Teemischungen und das Glühweingewürz sehr gut. Das Bratkartoffelgewürz habe ich mir selbst zum Geschenk gemacht, allerdings noch etwas getrockneten Knoblauch darunter gemogelt. Die Mischung ist geschmacklich gelungen.

Freunde der mediterranen Küche freuen sich gewiss über "Blütenkräutersalz" als Mitbringsel bei einer Abendeinladung, zumal wenn man dieses hübsch verpackt präsentiert. Ein "Kräuterbuttergewürz" ist das ideale Geschenk für einen Grillabend, an dem mal durchaus auch ein "Rosmarin-Chiliöl" verschenken kann.

Sehr dekorativ sind Glasflaschen mit "Zimtöl mit Orangen" oder "Rosenblütenessig mit frischen Himbeeren" und ein absolutes Highlight sehe ich im "Tomaten-Bärlauchrelish", das aus Tomaten, Rotwein, Zucker, Zitronensäure, Bärlauch, Pfeffer, Thymian und Oreganoblättchen hergestellt wird. Die Autorin sieht in dem Relish eine interessante Beigabe zu Fleisch. Ich finde aber, dass das Relish auch sehr gut zu Frischkäse passt.

Bei den pflegenden Geschenken hat mir das Rezept für "Ringelblumenseife" gefallen, wobei ich zugeben muss, dass mir der Nerv für die Zubereitung von Seifen fehlen würde. Schon eher würde ich die Ringelblumenalbe herstellen, die bei kleinen Hautverletzungen helfen soll. Hübsch sieht ein selbst gemachtes Kirschkernkissen aus, das man bei Magenschmerzen verwenden soll.
Lobend erwähnen möchte ich die 24 Kräuterporträts. Man erfährt jeweils Näheres zu den fokussierten Kräutlein, die in den Geschenken eine Rolle spielen. Beschreibung, Standort, Blüte, Ernte und Verwendung werden thematisiert, so dass man den Beschenkten über das, was ihn gesundheitlich erwartet, gut aufklären kann.

Schenken Sie ihrer liebsten Freundin eine "Sahne-Honigbadecreme". Sie wird sich nach einem anstrengenen Arbeitstag freuen.
Empfehlenswert.


Entweder Broder- Henryk M. Broder, Hamed Abdel-Samad

Dieses wunderbare Buch enthält ein Reihe von Realsatiren, die von dem Journalisten und Schriftsteller Henryk Broder und dem Wissenschaftler Hamed Abdel-Samad in kurzweilig zu lesenden, hintersinnigen Dialogen dem Leser entgegen gebracht werden.

Broder gehört bekanntermaßen dem jüdischen und Abdel-Samad dem muslimischen Glauben an. Beide besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Gemeinsam mit Broders Drahthaar-Foxterrier Wilma begeben sich die Herren auf eine Deutschland-Safari und zwar mit einem alten Volvo, den sie Kurt nennen und der einer bunt bemalten Affenschaukel gleicht.

Auf ihrer Reise fühlen sie mit subtiler Fragetechnik den unterschiedlichsten Leuten auf den Zahn und zeigen das gerüttelte Maß an Vorurteilen und fragwürdiger Ethiknabelschau von Selbstdarstellern auf, die ihnen überall im Land fast die Schamröte ins Gesicht treibt.

Das Buch ist übrigens mit vielen Fotos bestückt, die diese Safari visualisieren.

Wikipedia schreibt im Hinblick auf den Begriff "Safari" u.a. Folgendes: "Safari" ist der gängige Begriff der Swahili-Sprache für eine Reise jeglicher Art. Er fand seit der Kolonialzeit Eingang in die deutsche und englische Sprache der einstmaligen Kolonialherren und wurde dann vor allem zur Bezeichnung einer Jagdreise in Ostafrika verwandt, bei der gewöhnlich Großwild erlegt wurde." (Zitat: Wikipedia)

Tiere wurden auf der Reise nicht erlegt, aber Fotos geschossen und es wurde der ganz normale Wahnsinn, der in der Bevölkerung unseres Landes zu diagnostizieren ist, an netten kleinen Bespielen gut nachvollziehbar skizziert. In Berlin-Rudow erlebt man eine " Polit-Putze", - sie nennt sich selbst so -, die mittels Spraydosen rechtsradikale Symbole und Sprüche auf Hauswänden unleserlich, sich aber damit letztlich der Sachbeschädigung strafbar macht. Ihr Beispiel zeigt, dass es vollkommen sinnlos ist, sich an den Symptomen jedwelcher Art zu schaffen zu machen.

Eine Fete anlässlich des fünften Jahrestages der Eröffnung des "Berliner Holocaust-Mahnmals" lässt Broder nicht zu Unrecht unpässlich reagieren. Es gibt Anlässe, bei denen Feststimmung nicht angesagt ist. Broders Eltern waren in Auschwitz. Wenn er sehr ungehalten bekundet: "der letzte Holocoust ist mittlerweile das Aufmarschgebiet für Adabeis, Busybodies, Partypupser und Wichtigtuer aller Disziplinen", kann ich ihn verstehen und wenn er zynisch fragt: "Also gehen wir jetzt zu der Party oder gehen wir zu meinem Therapeuten", hat er genau den Nerv getroffen, der das Nachdenken anregt.

Beim türkischen Bäcker verwickelt Broder diesen in ein Gespräch, das deutlich macht, dass die jungen türkischen Männer einerseits für sich die westliche Art zu leben gut heißen, aber ihren Schwester dieses freiere Leben nicht gestatten wollen. Broder fasst im Hinblick auf den Bäcker zusammen "An ihm ist einfach nichts mehr muslimisch, er trinkt, er raucht, er hat Sex vor der Ehe, er fährt nicht nach Mekka, er betet nicht". Hamed resümiert: "Aber der Chip ist noch drin." Broder erwidert: "Der Chip ist drin und das Programm auch. Mir kommt es ein bisschen so vor, als hätte man einen neuen Apple- Laptop und der läuft mit einem Betriebssystem von Atari aus dem Jahre 1970."

Dieser Eindruck entsteht noch öfter auf der Reise, ob nun bei Eingeborenen oder bei Zugereisten in unserem Land. In Bayern fotografiert Broder ein Straßenschild auf dem vor einem Pfarrer mit zwei seiner Pfarrkinder gewissermaßen gewarnt wird. Völlig aberwitzig. Hier auch erleben die beiden das Aufstellen des Fruchtbarkeitssymbols "Maibaum" seitens junger, bayrischer Männer und auf dem Oktoberfest sammeln sie Eindrücke im Hinblick auf Toleranz durch ein entsprechend provokatives Outfit.

Hamed Abdel-Samad fragt sich am Ende der Safari, was Stasi-Leute, Neonazis, Friedensbewegte, Christiania-Bewohner und muslimische Fundis gemeinsam haben und liefert dazu eine Antwort, der ich beipflichte. Broder witzelt, dass jetzt ein Preis für Toleranz und respektvollen Umgang fällig sei, weil ein Jude und ein Moslem es 30 000 Kilometer gemeinsam in einem Auto ausgehalten haben

Was die beiden können, müssten andere doch auch schaffen. So schwierig dürfte dies doch letztlich nicht sein, oder? Mit ein wenig Toleranzbereitschaft ist alles möglich. Vor allem Frieden.

Empfehlenswert.



Rezension: Trends und Lifestyle- Holsteinische Schweiz- Probstei -Wagrien-Insel Fehmarn

Der Mittelstand in unserem Land muss gefördert werden, weil dieser für viele Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sorgt und durch die Bankenkrise arg gebeutelt worden ist. Ich lese und rezensiere gerne Bücher der Serie "Trends und Lifestyle", weil in diesen Büchern nicht nur bestimmte Ferienregionen sehr gut beschrieben werden, sondern der Leser auch bestens über hervorragende, kleine, mittelständische Betriebe informiert wird, die keinen großen Ketten angehören und für die es nicht leicht ist, von Reisenden gefunden zu werden.

Der Autor des Buches ist Herbert Hofmann aus Pohnsdorf-Sieversdorf. Die vielen schönen Fotos wurden von Dirk Fellenberg realisiert.

Zu Sprache kommen die Probstei an der Kieler Förde, die Hohenwachter Bucht, der Naturpark Westensee und das Wankendorfer Seengebiet, die Holsteinsche Schweiz, die Lübecker Bucht und Insel Fehmarn.

Ich selbst war einige Male in dieser Region, weil ein Teil meiner Verwandtschaft und ein Freund meines Gatten dort lebt und empfehle einen Besuch diese Gegend gerne. Es ist schön dort.

Gleich zu Beginn liest man von der Probstei an der Kieler Förde, deren Landschaft durch die Kraft der Gletscher geprägt worden ist. Die Gegend zeichnet sich durch sanfte Hügel, idyllische Seen und malerische Dörfer aus. Da die Böden dort sehr fruchtbar sind, konnte sich hier die Kornkammer Schleswig-Holstein entwickeln. Erwähnt wird der breite, flache Sandstrand der Kieler Förde, wo man an Orten wie Laboe dem Badevergnügen nachgehen kann. In der genannten Region lernt man u.a. einen Obstbauern mit Hofladen, auch eine Goldschmiedin, die in Kiel ihr Atelier betreibt und immer wieder Gehöfte, die hochwertige Produkte erzeugen und in Hofläden selbst vermarkten, kennen.

Interessant auch ist die die Region "Hohenwachter Bucht", mit dem Seebad Hohenwacht und dem historischen Naturreservat "Village Schloss Weissenhaus". Hier finden unterschiedliche Musikfestivals statt. Tausende von Musikliebhabern treffen sich dort, um bei gepflegtem Ambiente Musik zu hören. In jener Region lernt man u.a. das Atelier des Malers Henning Rethmeier näher kennen, für den seine Abkehr von der gegenständlichen Malerei als Drang in die Farbe hineinzugehen, interpretiert wird.

Im "Naturpark Westensee und Wankendorfer Seengebiet" habe ich in den 1970er Jahren gemeinsam mit meinem Cousin und dessen Freunden Silvester gefeiert. Daran erinnere ich mich sehr gerne. Das Naturgebiet Westensee liegt sehr abgeschieden und ist wirklich ein Geheimtipp, wenn man die Ruhe sucht. Ich lese, dass im beschaulichen "Wankendorfer Seengebiet" sich die ZEN -Verreinigung Deutschland ihr Refugium gesucht hat. Das kann ich gut verstehen.

Wer Kinder hat, sollte es nicht verabsäumen, das Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen in Warder zu besuchen. Dieses Zentrum ist eine Arche für 700 Tiere. Der leidenschaftliche Tierschützer Dr. Dr. Kai Frölich möchte ein "Europäisches Wissenszentrum für die Entwicklungsgeschichte der Haustiere " aufbauen.

Die Holsteinische Schweiz lernt man kennen und erfährt, dass sich dort die Orte Bosau, Bösdorf, Dersau, Eutin, Grebin und Plön zur "Tourismuszentrale Holsteinische Schweiz" zusammengeschlossen haben. Die Natur in der Region wird geprägt von Seen, die vor 12 000 Jahren entstanden sind und von Flüssen und Bächen, Auen sowie Wäldern, das ein Paradies für Fahrradfahrer darstellt. Auf dem Heuboden des Anwesens von Brigitte und Hans Weiß in Wahlsdorf finden hochkarätige Konzerte und Veranstaltungen statt. Informiert wird man auch über den Künstler Jens Peter Mardersteig, dessen Vielseitigkeit sich in einem komplexen Oeuvre zeigt. Genannt werden: Poetische Texte, theoretische Texte, ungegenständliche "neokonkrete" Malerei und gegenständliche Arbeiten auf Papier, (vgl.: S.80).

"Gut Immenhof" in Bad Malente lernt man kennen, auf dem in den 1950er Jahren der Film "Die Mädels vom Immerhof" gedreht wurde und auch die Stadtbäckerei Eutin sowie die Johannisloge "Zum Goldenen Apfel" in Eutin, die 1771 gegründet wurde. In diesem Zusammenhang erfährt man Näheres über die Freimaurer und deren Ziele, die in Selbstvervollkommnung, das bewusste Auf-sich-Achten, beispielsweise bei Gesprächen und der Förderung von ethischen Werten als Grundlage des menschlichen Miteinanders gilt.

Es werden einige schöne Hotels vorgestellt und man wird auch über die Lübecker Bucht informiert, bevor man die Insel Fehmarn näher kennenlernen darf und dort auch das Meereszentrum.
Das Buch ist eine sehr schöne Erweiterung zu herkömmlichen Reiseführern und wird kleinen mittelständischen Unternehmern und Künstlern gerecht, die man, wie ich meine, beim Shoppen als Urlauber eher unterstützen sollte als die großen Ladenketten auf der vormals grünen Wiese, durch die die Innenstädte und Dörfer immer mehr an Reiz verlieren.

Empfehlenswert.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Rezension: Früher war alles besser. Ein rücksichtsloser Rückblick

Das vorliegende Buch enthält Texte (Begriffsdefinitionen) von Henryk M. Broder, Josef Joffe, Dirk Maxsteiner und Michael Miersch. Diese alphabetisch geordneten, beinahe in Form von Essays gestalteten Begriffsdefinitionen befassen sich mit Personen, Dingen, Sachverhalten und Denkkonstrukten, welche Personen, die älter als 50 Jahre sind, noch gut in Erinnerung haben, sofern sie nicht an Gedächtnisschwund leiden. Die Texte zeichnen sich durch Toleranz und Augenzwinkern aus und sind frei von Zynismus oder Sarkasmus gegenüber Absonderlichkeiten vergangener Tage, die gottlob ohne Wehmut betrachtet werden. Werturteile werden großzügig dem kleingeistigen Leser überlassen.

Die Lebenseinstellung der Vorachtundsechziger macht sich nicht zuletzt am Begriff "Ehehygiene" fest, die natürlich mit der sexuellen Revolution beantwortet werden musste. Broder, Jahrgang 1946, berichtet von einer Zeit, wo selbst unter Eheleuten nicht über Sex gesprochen wurde, sich dieser im Dunkeln und zwar in tiefgekühlten Schlafzimmern ereignete. Wollte man etwas über Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung erfahren, war man auf die wenigen Aufklärungsbücher angewiesen, die sich mit dem Paarungsverhalten von Bienen, Barschen und Quallen auseinandersetzten, (vgl.: S.56). Ich war 1967 noch ein Kind und durfte den Film "Helga - Vom Werden des menschlichen Lebens" noch nicht sehen, den Broder erwähnt, erinnere mich aber wie über den Film gesprochen wurde, weil die "Film- Helga" eine Namensvettern von mir war und man in der Verwandtschaft Bedenken anmeldete, was aus mir bei diesem gebrandtmarkten Namen später mal werden würde. Nachdem ich im Rahmen des Begriffs "Ehehygiene" lese, worum es in dem Streifen ging, muss ich mich sehr über die Aufgeregtheiten wundern. Übrigens gelingt es Broder auf zwei Seiten sehr gut die Einstellung zur Sexualiät, die bis in die 70er Jahre hineinreichte, zu skizzieren, ohne sie als solche zu werten.

Man liest auch immer wieder von Speisen aus längst vergangenen Tagen, wie etwa "Falscher Hase", "Fondue", "Toast Hawaii", "Kalter Hund", "Käse-Igel", "Ragout fin", "Soleier" und von der Bezeichnung "Fräulein", die von den Feministinnen abgeschafft wurde und die einst im Büro mit Vorliebe eine "Klappstulle" aß. Josef Joffe schreibt davon, dass es ein emanzipatorisches Wagnis (feststellend nicht wertend) war, als Frau in den 50er und 60er Jahren Hosen zu tragen und Franke Levi Strauss mit den Jeans, die nach 1945 die Welt überschwemmten, letztlich der wahre Vater der Emanzipation sei. Ein bemerkenswertes Deutungsmuster. :-))

Gefallen hat mir Josef Joffes Begriffsdefinition für "Hüft- oder Strumpfhalter" (heute : Strapse), dem man- das schreibt Joffe allerdings nicht-, bereits als Kind in Form eines "Leibchens" trug, welches mich zumindest furchtbar abnervte. Ich zitiere: "...damals physikalisch notwendiges Accessoire, das die Strümpfe hochhielt, heute frauliche Konzession an Männerphantasien. Die die Trägerin als lästig und ebenso drückend empfindet." Herr Joffe scheint wirklich ein Frauenversteher zu sein. :-))

Michael Miersch kündigt das Aussterben der Intellektuellen in unserem Lande an, die ihren Status jahrelang damit rechtfertigten, Wächter zu sein, die aufpassen, dass die Deutschen nicht wieder durchdrehen und zur braunen Horde redigieren. Er konstatiert, dass der Wächterjob nicht mehr viel hergibt, seit die Mehrheit der Bevölkerung friedlich, tolerant und demokratisch geworden ist und sich bei den Themen, die heute für neue Erregungsmomente sorgen, die Reihen immer mehr lichten. (vgl.: S.98 -99). Dass der Kulturverfall nur wenige selbst ernannte Intellektuelle berührt, kann ich, dies nicht werten wollend, bestätigen.

Josef Joffe vergisst nicht zu erwähnen, dass es heutzutage in Deutschland keine Kindergärten mehr gibt, man diese nur noch im Ausland begrifflich vorfindet. In unserem Land gibt es nunmehr "Kitas". Die Kinder sind begrifflich verschwunden. Nicht zu Unrecht fragt Joffe: "Was kann schöner sein als die Kombo von Kind und Garten?"(vgl.: S. 105).

Broders Definition des "Liedermachens" finde ich überaus amüsant. Er vermutet, dass der erste Liedermacher Walter von der Vogelweide war und begründet dies auch. Anschließend schreibt er weiter: "Nach Walther von der Vogelweide war erst mal Pause, denn die Welt hatte Wichtigeres zu tun, als Minnegesängen zu lauschen. Erst musste Amerika entdeckt, der Buchdruck erfunden, der Dreißigjährige Krieg ausgefochten, die Französische Revolution zu Ende gebracht und das Wiener Schnitzel patentiert werden, bevor es mit den Liedermachern weitergehen konnte" (S.121). Später erinnert Broder an die Liedermacher auf "Burg Waldeck" in den 60er Jahren und zitiert das österreichisches Original Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendter, von dem der Satz stammt: "Die Maturantinnen sind alle Masturbantinnen." Nun ja, Sexreporte aus jenen Tagen kommen zu anderen Ergebnissen. Der Vielfachdoktor hatte offenbar Zukunftsvisionen. :-))
Der "Pettycoat" und der "Minirock" sind Themen im Buch, auch das Poesiealbum, das heute durch Facebook ersetzt worden ist und schließlich auch die "Prügelstrafe", die in Westdeutschland erst 1973 gesetzlich abgeschafft wurde. Allerdings erklärte das Bayrische Oberste Landgericht "ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht" weiterhin für legal. Man schrieb bereits das Jahr 1980 als der letzte bayrische Lehrer auf die Watschn als pädagogisches Instrument verzichtete (vgl.: S.150). Miersch schreibt zu Recht, dass sich diesbezüglich die Zeiten gebessert haben. "Niemand hat heute noch Verständnis für Sadisten im Schuldienst und prügelnde Eltern." (S.151).

Schallend gelacht habe ich als ich Broders begriffliche Ausführungen zu Marcuses "Repressiver Toleranz" gelesen habe, von der er mutmaßt, dass es sich um einen bloßen Vertipper handelt und eigentlich "Depressive Toleranz" heißen sollte. Broder zeigt sehr schön an Beispielen auf, wie die Vertreter der "Frankfurter Schule" in ihren Betrachtungen mit zweierlei Maß gemessen haben und dass ihnen sophistische Deutungsmuster nicht fremd waren. Seine Begründung, weshalb sich im Hier und Heute die "Repressive bzw. Depressive Toleranz" vermutlich vollständig durchgesetzt hat, können sie auf Seite 160 nachlesen. Lach.

Sehr gelungen auch ist die Begriffsdefinition zum "Deutschen Schäferhund", zur "Sonntagskleidung", zum "Tropfenfänger" und zum "Wohlstandbauch", der heute eine soziale Provokation darstellt, wie jeder weiß. Das aber war nicht immer so. Essen ist halt mittlerweile zu einem "falschen Bedürfnis" geworden.

Empfehlenswert.



Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.



Rezension: Chiemgau, Handwerk, Design, Kunst, Tradition

Die in Prien am Chiemsee lebende Autorin Petra Wagner stellt gemeinsam mit dem Münchner Fotografen Christian Hacker Handwerk, Design, Kunst und Tradition im Chiemgau vor. Der Präsentation der Betriebe ist eine Karte vorangestellt. Die Zahlen dort sind identisch mit den Seitenzahlen der einzelnen Betriebe im Buch und bezeichnen die ungefähre Lage im Gebiet.

Unter den Oberbegriffen, "Gekonnt erbaut", "Stilvoll veredelt", "Behaglich eingerichtet", "Kunstvoll ausgeschmückt", "Lebendige Tradition", "Elegant gekleidet", "Genussvoll leben" und "Glänzend vollendet" lernt man die Bandbreite sehr guter mittelständischer Handwerksbetriebe in der Region kennen, über die es sich lohnt, informiert zu werden.

Besiedelt war die Region Chiemgau einst von den Kelten und auch von den Römern. Im 8. Jahrhundert bereits wurden die Klöster Herren- und Frauenchiemsee gegründet, durch die der Aufstieg der Region begann. Es etablierten sich Handwerker, die im Auftrag der Klöster sakrale Kunst kreierten. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden Bauwerke von europäischem Rang. Selbst kleine Dorfkirchen wurden mit goldener Pracht, geschmackvollem Marmor und beeindruckenden Stuckarbeiten ausgeschmückt.

Der florierende Handel mit Salz, den die Kelten und Römer schon pflegten, brachte der Region weiteren Wohlstand.

Informiert wird man u.a. über eine Zimmerei, in der nach traditioneller Art von Hand gebaut wird und liest auch von einem Spenglerbetrieb, der seine Dachgauben mit einem kunstvollen Emblem ziert und die Rinnen mit wasserspeienden Drachenköpfen oder formschönen Gliederbögen gestaltet und liest weiter von einem Metallbauer in Prien, der im gleißenden Feuer Kunstvolles entstehen lässt.

Spannend fand ich es, über die barocke Lüftlmalerei zu lesen. Von früheren Zeiten inspiriert, zieren heute in erster Linie Stuckaturen und Säulenportale die Außenwände. Woher die Begriff Lüftlmalerei herrührt, ist unklar. Mehrere Interpretationen kommen in Frage, die auch alle genannt werden. Bei der Lüftlmalerei werden die Farben der Bilder auf den frischen Kalkputz aufgetragen, mit dem sie sich verbinden und dem Haus das hübsche Aussehen für lange Zeit schenken.

Man lernt Neubauers Restaurierungswerkstätten in Bad Endorf- Mauerkirchen kennen. Dort bietet ein 45-köpfiges Team, das sich aus Kirchenmalern, Vergoldern, Diplom-Restauratoren für Stein, Gemälde, Holz, und Skulpturen, Schreinern, Fotografen und Kunsthistorikern zusammensetzt, ihr Können an.

In Bernau gibt es einen Stuckateur, dessen Leistungsspektrum nicht nur das Herstellen formschöner Stuckelemente umfasst, sondern auch den Entwurf, die Planung sowie die abschließende Farbgestaltung und- ausführung, in Zusammenarbeit mit Handwerkskollegen etc., seinen Kunden anbietet.

Es ist unmöglich, alle Handwerksbetriebe, die im Buch aufgeführt sind, an dieser Stelle zu skizzieren. Lobend erwähnen möchte ich die Aufnahmen "zwischendurch" von der schönen Chiemgau-Landschaft und das gelungene Foto von Schloss Herrenchiemsee.

Aufgeklärt wird man, was man unter "Klosterarbeiten" zu verstehen hat. Es handelt sich dabei um eine zu Bild gewordene Andacht. Die Technik dieser Kunstfertigkeit entstand im Mittelalter, wo Ordensschwestern diese in Klöstern in stiller Andacht bei meditativer Ruhe umsetzten. Wie die Andachtsbilder aussehen, wird genau erläutert.

Der Wandmaler Johann Kinger aus Rimsting wird vorgestellt und die hübschen Glasobjekte von Hardy Magis aus Rosenheim werden thematisiert. Wenig später wird man mit der lebendigen Tradition konfrontiert, erfährt von den Bräuchen in der Gegend Näheres und liest in der Folge von traditionellen Handwerksarbeiten wie etwa Hischhornschnitzereien. Das sind filigrane Schnitzereien aus Geweih und Horn für die Trachten, vom Federkielsticken, das bei Lederhosen für Schick sorgt, auch von einer Harfenmanufaktur, die im Chiemgau die Instrumente baut, die für himmlische Klänge sorgen.

Die Adressen aller Handwerksbetriebe sind auf den letzten Seiten aufgezeichnet. Insgesamt werden rund 50 Betriebe im Chiemgau vorgestellt. Wer Ferien in dieser Region macht, ist gut beraten, sich mit diesem Buch näher zu befassen, die Damen z. B. mit einem außergewöhnlichen Trachtendesign und die Herren vielleicht mit einem Objekt aus Geweih.

Ein gelungenes Buch, für Menschen, die einen Sinn für handwerkliche Fertigkeiten besitzen.



© 2011 Bestes Handwerk Chiemgau / Umschau / Christian Hacker



Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.



Rezension: Trends & Lifestyle Göttingen und Umgebung (Gebundene Ausgabe)

Der Autor Andreas Srenk und der Fotograf André Chales de Beaulieu nehmen den Leser mit auf eine Reise nach Göttingen und Umgebung. Man lernt die Sehenswürdigkeiten dieser alten Unistadt und des Umlandes sowohl textlich als auch visuell kennen und man wird über eine Vielzahl von Gewerbebetrieben näher informiert. Ich schätze das Konzept der Serie "Trends und Lifestyle", weil es letztlich eine gute Werbung für den ortansässigen Mittelstand ist und potenziellen Besuchern eine Vorinformation gibt, wo man etwas wirklich Gutes essen und trinken oder etwas Schönes, also keinen billigen Tand, einkaufen kann. Wenn alte Pracht erhalten werden soll, muss der Mittelstand florieren, muss das Steueraufkommen hoch sein. Jeder sollte das wissen. Eine Stadt ohne florierende Geschäfte, ist bald eine tote Stadt.

Göttingen hat, wie die Fotos verdeutlichen, sehr viel mittelalterliche Bausubstanz aufzuweisen, die erstaunlich gut restauriert ist. Srenk nennt Göttingen "Die Stadt des Wissens und der klugen Köpfe" und begründet dies in seinem Eingangsbeitrag. An diesem Ort dreht sich alles um die Uni. Von den insgesamt 130 000 Einwohnern ist jeder 5. immatrikuliert. Die Uni schafft zudem eine große Anzahl von Arbeitsplätzen und bildet somit das Herz Göttingens.

Goethe hielt sich gerne in dieser Hochschulstadt auf und es lebten dort u.a. Georg Christoph Lichtenberg, Carl Friedrich Gauß, Wilhelm Weber, Clemens von Brentano, die Gebrüder Grimm, Otto von Bismark, Heinrich Heine, Arthur Schopenhauer, Robert Koch, Johannes Brahms und viele andere mehr.

Man liest Anekdotisches vom Gänselieselbrunnen, der seit 1901 Wahrzeichen der Stadt ist und erfährt, dass seit dem Jahre 1926 die Figur des Bildhauers Paul Nisse nicht mehr geküsst werden darf. Göttingen erhielt bereits im 13. Jahrhundert Stadtrechte. Die Stadtgeschichte wird kurz skizziert und dabei wird nicht vergessen zu erwähnen, dass man zwischen Jacobiviertel, St. Albani und Accouchierhaus gut shoppen und genießen kann.

Hingewiesen wird u.a. auf die St. Albani-Kirche, die auch auf einem Foto zu sehen ist. In ihrer heutigen Architektur gilt sie als jüngste der mittelalterlichen Kirchen der Stadt. Kunstgeschichtlich interessant ist der Altar von Hans Geismar.

Im Verlauf des Buches lernt man die Südstadt kennen, die durch ihre schönen alten Villen besticht. Unweit dieses Stadtteils befindet sich ein 15 Hektar großer See, der zu allerlei Freizeitvergnügungen genutzt wird. Das Ostviertel von Göttingen zeichnet sich durch Villen, Parks und Sternwarten aus. Die beiden Sternwarten werden von der Uni betrieben. 1833 wurde dort Wissenschaftgeschichte geschrieben. Carl-Friedrich Gauß und dessen Kollege Wilhelm Weber stellten hier die erste Telegrafenverbindung der Welt zwischen Sternwarte und Physik-Institut in Papendiek her.

Die neuen Stadtteile Göttingens bleiben auch nicht unerwähnt, bevor man das geschichtträchtige Hann. Münden näher kennenlernt. In der denkmalgeschützten Altstadt gibt es über 700 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten. Die Drei-Flüsse-Stadt liegt zwischen Weserberglang und Kaufinger Wald. In Hann. Münden starb übrigens der berühmte Wanderarzt Johann Andreas Eisenbart, der noch immer für touristischen Hype sorgt. Sehenswert auch sind die Gebäude im Stil der Weserrenaissance, wie das Rathaus und das Welfenschloss, aber auch die älteste Steinbrücke Niedersachsens, die Werrabrücke.

Man erfährt vom hohen Freizeitwert des Ortes Dransfeld. Wie man einem Foto entnehmen kann, zeigt sich die Landschaft dort sehr idyllisch. Im Gauß-Museum in Dransfeld kann man übrigens einen Nachbau des von ihm erfundenen Heliotrop bewundern. Mit diesem Sonnenspiegel konnte der Wissenschaftler entfernte Vermessungen sichtbar machen.

In Nörten-Hardenberg befindet sich der gräfliche Landsitz, der dem Ort zu wirtschaftlicher Blüte verhalf, wie im einzelnen näher aufgeführt wird. Der Landsitz, der heute ein Relais und Chateau Hotel ist, zieht jährlich 250 000 Touristen an. Vielleicht findet man im Gourmet-Restaurant "Novalis" die "Blaue Blume", die der hochbegabte Abkömmling dieses Hauses von einem seiner Protagonisten suchen lässt.

© 2010 Trends und Lifestyle Göttingen
 André Chales de Beaulieu / Umschau
Fa.Kunststück

 Näher vorgestellt werden u.a verschiedene Restaurants, Modeläden, eine sehr schöne Kneipe, die "Villa Kuba", die von Studenten, Professoren, Touristen und Südamerikaner Göttingens gerne besucht wird, ein Möbelgeschäft, ein Augenoptiker, ein Wein und Delikatessenladen, eine Gärtnerei, ein Geschäft, das allerei Lifestyle-Objekte und Mode-Accessoires vertreibt, die Geschäfte von zwei Mode-Designerinnen vor Ort, ein nettes Café, auch das Atelier und die Galerie von Uta Sehr, deren Kunstvorstellung kurz skizziert wird. Interessant auch ist der Bericht über die Schmuckdesignerin Martina Fischer und die Beschreibung der Galerie und des Kunsthauses Nottbohm, das auf zwei Etagen ausgewählte Exponate verschiedener Künstler und Stilrichtungen präsentiert. 

Über das "Göttinger Symphonie Orchester" erfährt man Wissenswertes. Nächstes Jahr wird das große 150-jährige Jubiläum mit zahlreichen Konzerten gefeiert. Ein Grund mehr Göttingen und dessen Umland aufzusuchen und bei dieser Gelegenheit sich auch von der wirtschaftlichen Blüte der Region zu überzeugen und zu dessen Fortbestand etwas beizutragen.


Empfehlenswert.


Bilder: © 2010 Trends und Lifestyle Göttingen / André Chales de Beaulieu / Umschau




Rezension: Energievampire mit Liebe besiegen - Dorothy Harbour

Dorothy Harbour definiert so genannte Energievampire als Menschen, die sich als weniger vital als ihre Umgebung empfinden. Bei diesen Menschen ist der Energiefluss mehr oder minder blockiert. Anstelle ihre Energiespeicher aus eigenen Kräften erneut aufzufüllen, verlegen sie sich auf Diebstahl, Erpressung und Raub, (vgl.: S.11). Diese Menschen zehren gewohnheitsmäßig an der Lebenskraft ihrer Mitmenschen, gewissermaßen wie Vampire, die sich am Blut ihrer Opfer gütlich tun.

Die Autorin untergliedert solche Personen in "Liebesvampire", "Machtvampire" und "Angstvampire". Unter einem "Liebesvampir" versteht sie einen Menschen, der in der Partnerschaft oder in der Familie die Personen seiner Umgebung pausenlos "anzapft". Mitunter möchte er getröstet werden oder man muss Abbitte leisten, weil wir ihm vermeintlich Unrecht angetan haben oder aber er sucht die Aufmerksamkeit, unsere Liebe und Zuwendung auf sich zu lenken. "Machtvampire" hingegen sind Chefs und Führungsfiguren in sämtlichen Berufs- und Lebensbereichen, die sich in jeder Beziehung an ihrer Macht berauschen. Diese Personen rauben ihren Bewunderern, ihren Fans und Untergebenen oder auf andere Weise abhängigen Personen die Gesamtheit der Energie, indem sie diese auf sich lenken und für sich einsetzen. Der "Angstvampir" schließlich ist in seiner Lebensenergie in einem besonders tiefgreifenden Ausmaß blockiert und in der Regel psychisch krank oder im erheblichen Maße gestört. Um Einfluss auf einen Menschen zu erzielen, zerrütten sie dessen Beziehungen und untergraben dessen Selbstvertrauen. Folge ist, dass der Umgarnte sehr rasch den Eindruck hat, gefangen zu sein und seine Antriebskraft rapide zu verlieren, (vgl.: S.11-12).

Die Autorin macht in der Folge begreifbar, wie es möglich ist, Zugang zum kosmischen Energiepool zu erhalten, seinen Energiemangel zu beheben und Energieblokaden zu lösen. Energiedefizite werden verursacht durch ein Überwiegen der Kontraktion gegenüber Extraktion. Das bedeutet, wir verkrampfen, befinden uns in fortwährender Abwehrhaltung, sind unter Stress und in einer immerwährenden Kampfsituation. All jenes, was unsere Seele, aber auch unser Körper auf natürliche Weise, d.h. nicht durch Alkohol und Drogen, entspannt, trägt zum Wiederherstellen des energetischen Gleichgewichts bei, (vgl.:S. 18). Weitaus bedenklicher als vorübergehende Verkrampfungen, sind eine unangemessene, gefühlsfeindliche Erziehung, wie die Autorin konstatiert. Ein durch entsprechenden Erziehungsdrill verhängtes Ausdrucksverbot, wie etwa Tränen oder Minenspiel, führt dazu, dass sich Angst und Wut staut und zur Dauerverkrampfung des inneren Kraftwerkes führt. Versorgungsmangel hat dann schließlich Energievampirismus zum Ergebnis.

Anhand eines mehrseitigen, erhellenden Fragenkataloges kann man in Erfahrungs bringen, wie es um die persönliche innere Energiestruktur bestellt ist und in der Folge lernt man energiesenkende Muster zu überwinden. Man erfährt wie Personen mit ausgeprägtem Kontroll-Ich "ticken", aber auch wie das ohnmächtige "Kollaps-Ich" funktioniert. Personen vom Typus des "Kollaps-Ich" zapfen durch Machtgebärden, häufig durch ein ausgeklügeltes Schreckenssystem ihre Umgebung energetisch an, indem sie für sich Familie und Freunde als Energispender vollständig auszulaugen suchen.

Gezeigt wird, wie man mittels gezielten Übungen, die man der beigefügten CD entnehmen kann, den eigenen Energielevel wieder erhöht und den Angriffen der Energievampire durch Liebe begegnet, um jegliche Form von Negativität ins Positive umzuformen. Auf diese Weise schützt man sie vor den Energievampiren weitaus zufriedenstellender als durch bloße Abgrenzung, denn man hilft ihnen u.U. eigene Energien aufzubauen und von Dritten unabhängig zu werden.

Die Vorstellung durch ein liebevolles Verhalten energieschwache Menschen zu beruhigen und ihnen ein Umfeld zu geben, in dem sie angstfrei Eigenenergie aufbauen können, halte ich für verwirklichbar, weil ich glaube, dass alles durch Liebe heilbar ist. Wieso nicht auch ein Energievampir?

Lesenswert für alle, die offen sind, sich mit spirituellen Sichtweisen zu befassen.




Rezension: Handwerk, Design, Kunst und Tradition St. Gallen und Umgebung [Gebundene Ausgabe]


Dieses reich bebilderte Buch wurde von der Autorin Christina Hitzfeld und dem Fotografen Daniel Schvarcz auf den Weg gebracht. Zur Sprache kommen Handwerk, Design, Kunst und Tradition in St. Gallen und Umgebung.

Gleich zu Beginn kann man sich auf einer Karte kundig machen, wo die einzelnen mittelständischen Betriebe, die im Buch thematisiert werden, lokalisiert sind.

Zunächst wird man sehr gut über die Textilstadt St. Gallen informiert, die bereits im Mittelalter berühmt war für ihren Tuchhandel in der Welt. 1336 wurde die erste Ordnung für das Leinwandgewerbe in der Stadt erlassen. Sofern die Stoffe eines Händlers den Ansprüchen der Prüfkommission nicht genügten, musste die Webware sofort zerrissen werden. Auf diese Weise war der Ruf für qualitative Hochwertigkeit gesichert. Der Fernhandel durch Großkaufleute bewirkte eine erhebliche Absatzsteigerung. St. Gallen unterhielt im Ausland Handelsagenturen und betrieb die ersten regelmäßigen europäischen Postkutschenverbindungen nach Nürnberg und Lyon, (vgl.: S. 13).

Als das Leinen im 18. Jahrhundert von der Baumwolle abgelöst wurde, reagierten die St. Galler rasch auf die veränderte Marktsituation und beherrschten wenig später mit Baumwollmusselin-Stoffen den Markt. In Lyon lernten die Kaufleute zufällig wie türkische Handstickerinnen ihre Seidenstoffe bestickten. Von da an wurden die St. Galler Baumwollstoffe ebenfalls bestickt. Schon im Jahre 1790 arbeiteten 40 000 Ostschweizer Stickerinnen bei St. Gallener Handelherren, (vgl.S. 14).

Im 19. Jahrhundert wurde mit der Erfindung der Handstickmaschine und der ersten Schiffli-Maschine das Industriezeitalter eingeläutet. Von nun an standen für viele Frauen nur noch Hilfarbeiterinnenjobs zur Verfügung wie Fädeln oder Nachsticken. In Heimarbeit bestickten viele Kleinbauern St. Galler Stoffe mit Strickereimaschinen, wodurch das Geschäft mit den bestickten Textilien immer mehr boomte. Nach Absatzschwierigkeiten im letzten Jahrhundert, hat sich die St. Galler Textilindustrie erneut einen Spitzenplatz im internationalen Vergleich erarbeitet.

Im Buch werden die "Bischoff Textil AG", "Magnolia Design" näher vorgestellt, auch erfährt man Wissenwertes über das St. Galler Textilmuseum, das die Autorin als textiles Gedächtnis der Stadt bezeichnet. Im Rahmen von Wechselausstellungen im zweiten Stock werden zeitgenössische Fragestellungen rund um das Thema Textilien thematisiert.

Das Handwerk fand in St. Gallen generell goldenen Boden und ist so alt und ehrwürdig wie die Stadt selbst. Nicht zuletzt aufgrund des Benediktiner Klosters St. Gallen erblühte das Nahrungsmittelgewerbe im Mittelalter bereits. Heute arbeiten die St. Galler Handwerker für Kunden in der gesamten Schweiz, aber auch in Österreich und Deutschland. Ihre Qualitätsarbeit ist überall gefragt.

Weiter vorgestellt werden ein St. Galler Goldschmied, auch ein Parkettbodenverleger aus Teufen, ein St. Galler Möbelbauer, auch ein Metallbauer. Dieser übt gestalterisch sein Handwerk aus und zwar ganz in der Tradition des Hephaistos, nur eben neu interpretiert.

Besonders gefallen hat mir der Beitrag zu Kaspar Freulers "Trompe-l`oeil und Wandmalerei", eine Technik, die man an Innenwänden alter Schlösser bewundern kann. Freulers Motivwahl zeigt, dass er mittels mediterraner Impressionen Wohnungen ganz ungemein edel aufzuhellen vermag.

Dem Kapitel Tradition ist ein schönes Zitat vorangestellt: "Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren, sondern Glut am Glühen halten." (Jean Jaurès, 1859-1914). Hitzfeld reflektiert in der Folge zunächst den Begriff Tradition und stellt anschließend traditionelles Handwerk vor, u.a. lernt man die Arbeit der Uhrmacherin Lisa Anderegg kennen, auch eine Silberschmiede und andere traditionsreiche Handwerke mehr.

Des Weiteren lernt man Künstler der Region kennen. Sonja Züblin aus Schwarzenbach stellt filigrane Scherenschnitte her, Agnes Walder modeliert zauberhafte Figuren und Johanna Schneider ist eine abstrakte Malerin, über deren Schaffen man im Buch Wissenswertes erfährt. Walter B. Probst kreiert wundervolle Skulpturen. Sein Atelier kann man in Sevelen aufsuchen.

In der Rubrik Design gefallen mir die Objekte von René und Ruth Kammermann besonders gut. Die Lichtobjekte vereinen die Aspekte Kunst und Licht auf beeindruckende Art.

Ein gelunges Buch, das ich gerne weiterempfehle.


Nicht zu vergessen: Die Anschriften der Handwerksbetriebe sind auf den letzten Seiten aufgelistet.

Die Stadtansichten von St. Gallen laden zum Besuch dieser zauberhaften, alten Stadt ein, die- und das macht das Buch deutlich- sich nicht in einen Dornröschenschlaf zurück gezogen hat, sondern durch mittelständische Aktivität auf sich Aufmerksam macht.



Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.
© 2010 Daniel Schvarcz, Umschau