Dies ist der 5. und vorerst letzte Band aus meiner Brockhaus-Serie, die ich in diesem Monat rezensiert habe, um auf die Vorteile eines solchen Schatzes in den eigenen vier Wänden aufmerksam zu machen.
Der Brockhaus "Literatur" enthält 4000 bestens recherchierte Stichworteinträge zu Schriftstellern, Werken, Epochen und Sachbegriffen, des Weiteren 200 Zitate aus Werken der Weltliteratur, 1200 Abbildungen und Tabellen, 24 Epochentafeln, 24 Sonderartikel zu zentralen Themen des Literaturbetriebs, 148 Infokästen zu den Hauptwerken der Weltliteratur von der Antike bis zur Moderne, zudem 120 bebilderte Hintergrundkästen mit Zusatzinformationen.
Die abgehandelten Sonderartikel, thematisieren u.a. die Inhalte der Begriffe wie "Bibliotheken", als Sammlung des kollektiven Gedächtnisses, den "Brief" als Alltagsmedium und literarische Form, die "erotische Literatur", den "Kitsch", die "Literaturkritik", den "Salon", den "Schriftsteller", die "Zensur" und vieles andere mehr.
In den Infokästen finden sich, wie schon erwähnt, 148 Kurzbeschreibungen der Hauptwerke der Weltliteratur, durch die ich mich angemahnt fühle, noch mehr zu lesen, vielleicht demnächst endlich Calderón de la Barcas "Das Leben ein Traum". Ich zitiere an dieser Stelle den Text des Infokastens, damit Sie konkret wissen, wie umfangreich der Inhalt in den jeweiligen Infokästen dargeboten wird: "Die Comedia "Das Leben ein Traum" (1636) gehört zu den philosophischen Dramen Pedro Calderón de Barcas. Das Versdrama in drei Akten stellt die Eitelkeit irdischen Seins und allen menschlichen Tuns dar und lässt den Verstand über die Leidenschaften siegen. Alles ist Täuschung, das Leben ein Traum, die Welt ein großes Theater, eine Bühne, auf der Gestalten nach den Regieanweisungen Gottes Wirklichkeit spielen. Und das wird hier gespielt: der polnische Königssohn wird von seinem Vater Basilo gefangen gehalten. Er ist ein widersprüchlicher Charakter, der sich nach seiner Befreiung zum guten Handeln durchringt. Er verzeiht seinem Vater, verzichtet auf die von ihm geliebte Moskowiterin Rosaura, verbindet sich mit ihrem treulosen Liebhaber Alfonso und stellt so Rosauras von Alfonso verletzte Ehre wieder her.
Calderóns Drama wurde im deutschen Sprachraum nicht zuletzt durch die freien Bearbeitungen von Franz Grillparzer ("Der Traum, ein Leben", 1840) und Hugo von Hofmannsthal ("Der Turm", 1925) bekannt.(Siehe Seite 126 oben.)
Blättert man zum Buchstaben "E" findet man neben einer Reihe von Hinweisen auf Werke und das Leben interessanter Schriftsteller wie Ralph Emerson, Hans Magnus Enzensberger, Per Olov Enquist u.a.m., ferner Begriffserklärungen beispielsweise zu Begriffen wie "Elegie", "Empfindsamkeit", "Epigramm", "Epos", "Essay" sowie "Exilliteratur" und hat Gelegenheit sich im Rahmen eines Sonderartikels näher mit erotischer Literatur zu beschäftigen und hier Wissenswertes zu alten Liebeslehren, neuer Sinnlichkeit und der Urkraft des Geschlechtlichen in Erfahrung zu bringen.
Lobenswert umfangreich wird man über den Begriff "Humanismus" aufgeklärt, hat die Chance sich einen raschen Überblick über die Epoche des Naturalismus zu verschaffen, mit der ich mich im Rahmen meines Studiums vor langer Zeit ausgiebig befasst habe.
Sehr schön, dass man dem "Salon" einen Sonderartikel gewidmet hat und hier an Rahel Varnhagen erinnert, die um 1800 einen der ersten Salons in Berlin führte. Heute in Zeiten des Internets wäre ein virtuelles Salonleben denkbar und auch wünschenswert, doch möglich wird dies erst sein, wenn jeder User ähnlich wie eine Personalausweisnummer nur eine Internetzugangsberechtigung hat, mittels der man ihn weltweit identifizieren kann.
Wie schön wäre es dann über Ibsen, Nerval, Neruda und Goethe zu kommunizieren oder sich Gedanken über so genannte Mitleidspoetik zu machen.
Ein Buch, das ich sofort mit auf eine einsame Insel nehmen würde, wenn ich mich auf zehn Bücher beschränken müsste.
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