"Tief in uns allen ist die kindliche Neugierde und Kreativität erhalten geblieben. Man muss sie nur zu wecken verstehen."
(Zitat: S. 24)
Wer ein Buch schreiben möchte, ist gut beraten, sich zunächst in die Geheimnisse des kreativen Schreibens zu vertiefen. Vier Autorinnen, die sich in ihrem Metier bestens auskennen, haben das vorliegende Buch verfasst, in dem in der Einleitung bereits zum Schreiben ermutigt wird. Das Eingang-Credo lautet. "Jeder kann auf jeden Fall besser schreiben!" Selbst bei Profi-Schreibern verhält es sich so, dass deren Texte immer wieder überarbeitet werden, bevor der Leser sie vor seine Augen bekommt. Damit wird klar, dass Schreiben eine Frage der Übung ist.
Der innere Kritiker kommt zur Sprache und auch wie man mit diesem umzugehen hat. Schreibblockaden werden thematisiert. Hier erfährt man, wie man diese überwindet.
Neben der kulturbedingten, unterschiedlichen Einschätzung einer Textproduktion und wichtigen psychologischen als auch technischen Aspekten des Schreibens werden in der Einführung zudem die äußeren Faktoren "Zeit" und "Raum" näher beleuchtet.
Rechnet man die umfangreiche Einleitung mit ein, ist das Buch in 11 Abschnitte untergliedert, die ich zum besseren Verständnis hier kurz aufliste:
Einführung: Ermutigung zum Schreiben
Kreativität: Jeder Mensch ist kreativ
Genre: Die passende "Schublade" öffnen
Lyrik: O Schreck, ein Gedicht!
Nonfiction: Sachthemen professionell vermitteln
Sprache: Anschaulich schreiben
Stilmittel: Die eigene Sprache finden
Plot: Worum geht es und was geschieht
Erzählen:
Die Geschichte zum Leben erwecken
Figuren: Gut gebaut- Figuren müssen fesseln
Anhang
Im Rahmen der einzelnen Kapitel werden die Grundlagen des Schreibens vermittelt und es wird aufgrund pädagogisch sehr lobenswerter Übungen und Schreibimpulse zum kreativen Schreiben angeregt.
Zunächst erfährt man Generelles zum Begriff "Kreativität". Es handelt sich hierbei um ein schöpferisches Vermögen im menschlichen Denken und Handeln. Wer kreativ ist, nutzt sein kreatives Potential. Wie das sprachlich funktioniert, kann man anhand sehr guter Übungen sogleich mal ausprobieren.
Es geht darum, seinen Stil zu finden, sich innere Monologe bewusst zu machen, sich einfach etwas vorzustellen, aber auch frei zu assoziieren. Wichtig ist es, sich von sprachlichen Konventionen unserer Alltagssprache zu lösen und damit von gängigen Sprachmustern. Wer originell und spannend schreiben möchte, sollte sich von Allerweltsformulierungen verabschieden.
In der Folge lernt man die gängigen Genres näher kennen, sprich den Kriminalroman, den Liebesroman, den historischen Roman, den Fantasy-Roman, den Science-Fiction-Roman, den Abenteuer-Roman, den Horrorroman, den Crossover der Genres- Text, die Kurzgeschichte, sowie Texte, die man für junge Menschen schreibt.
Anschließend erfährt man Wissenswertes über das Thema Lyrik. Was versteht man unter Lyrik? Welche Baupläne haben Strophen? Diese Fragen werden gut beantwortet und man erfährt dann auch Näheres zur Ballade, dem Limerick, dem Elfchen, dem Haiku, dem Akrostichon, dem Treppengedicht, der visuellen und der konkreten Poesie als auch dem Rep. Über den Rhythmus der Verse wird man aufgeklärt. Nicht wenige werden sich an den Jambus erinnern. Viele Reimformen werden erläutert, aber es wird auch das freie Dichten ohne Reim wird beleuchtet.
Die professionelle Vermittlung von Sachthemen wird sehr gut erörtert, nicht zuletzt werden hier die goldenen Regeln des sachlichen Schreibens unter die Lupe genommen.
Man erfährt viel Wissenswertes über (Auto)-Biografisches Schreiben, lernt die Chronologie der Ereignisse zu wahren, aber auch eine Folge von Geschichten zu erzählen, erfährt wie man sich der eigenen Biographie suchend nähert und schließlich der Erinnerung Struktur verleiht.
Schreiben im Beruf, auch Schreiben in den neuen Medien wird thematisiert. Bei schriftlichen Äußerungen in sozialen Netzwerken soll man sich so kurz wie möglich halten. Als Faustregel gelte: pro Satz ein Gedanke, (vgl.: S.101).
Wie man anschaulich schreibt, wird bestens erklärt, aber auch wie man Sprache als Werkzeug nutzt, wie man Sätze bildet, Absätze strukturiert, welche Verben man verwendet, auch welche Adjektive und weshalb.
Immer wieder gibt es Übungen und Schreibtrainingspassagen. Gefallen hat mir besonders das Kapitel, das sich mit Stilmitteln auseinandersetzt. Hier geht es u.a. um Metaphern, Gleichnisse und Symbole, aber auch um Humor und wie man diesen mittels verschiedener Methoden in Texte einfließen lässt. Spott und Ironie werden in den Erörterungen nicht vergessen, bevor es erneut in eine Schreibtrainingsphase geht.
Wie wird aus einer Idee ein Plot? Dieser Frage wird ausführlich nachgegangen. Gezeigt wird u.a. wie man Konflikte in Handlungen anlegt. Man lernt in diesem Zusammenhang ein Basismodell für einen Konfliktverlauf kennen, der sich über neun Stufen erstreckt. Es wird gezeigt, wie man Spannung aufbaut und man lernt zudem die 12 Stufen einer Heldenreise kennen.
Beispiele für gutes Erzählen kommen zur Sprache. Man erfährt auch Wissenswertes über Dialoge als Erzähltechnik, lernt durch Sprache zu charakterisieren, lernt auch mehr darüber, wer erzählt und wie es sich mit dem Erzählrhythmus verhält, liest über gut gebaute Figuren, die den Leser fesseln müssen, auch wie man Figuren (er)findet, bzw. entwickelt. Wichtig dabei sind drei Dimensionen und zwar die physiologische, die soziologische und die psychologische Dimension, die im Buch gut erklärt werden.
Dass Figuren handeln sollten, dürfte klar sein. Dabei verhält es sich wie im wahren Leben: eine inaktive Figur macht keine Geschichte. Welche Handlungsmuster Figuren aufzeigen, kommt auch zur Sprache und es wird erklärt, wieso die Hauptfigur Nebenfiguren benötigt und wieso Widersacher die Hauptfigur bekämpfen. Wie man die Figuren präsentiert, bleibt auch nicht ausgeklammert. Dann darf man erneut trainieren.
Im Anhang hat man Gelegenheit, ein aufschlussreiches Interview mit der Autorin Christiane Güth zu lesen. Thema dieses Gesprächs ist "Das Schreiben zum Beruf machen". Gute Tipps zum Schreibtraining runden das Buch dann schließlich ab.
Ein wirklich hilfreicher Ratgeber, den ich gerne weiterempfehle.
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