Autor dieses kurzweilig zu lesenden und dabei brillant geschriebenen Buches ist Alexander von Schönburg, der mit "Smalltalk- Die Kunst des stillvollen Mitredens" ein Werk vorgelegt hat, das mich an Texte von Oscar Wilde, aber auch an solche von Gregor von Rezzori erinnert, allerdings weniger vom Inhalt her als von der Geisteshaltung.
"Smalltalk" ist witzig sowie leichtfüßig zugleich geschrieben und zeugt von einer bemerkenswerten Allgemein-bildung des Autors.
Die fokussierte Königsdisziplin der Konversation hat in Deutschland wie von Schönburg schreibt, einen schlechten Ruf. Dabei könnte die Ursache darin liegen, dass Smalltalk sich speziell die hierzulande beliebte Rechthaberei verbietet. Insofern ist der gehobene Smalltalk eine Kulturtechnik, die bei uns erst einmal erlernt werden muss. Ein nicht einfaches Unterfangen...
Der Autor untergliedert seine Themen in:
Pauschalthemen
Jokerthemen
Die Chloroformthemen
Was im Rahmen dieser Themen geboten wird, dient nicht dazu, abgekupfert zu werden, sondern ausschließlich zur persönlichen Erbauung, genauer, es dient dem Vergnügen, einem hinreißend gewitzten und gebildeten Plauderer viel Aufmerksamkeit zu schenken, weil er es versteht, keine Sekunde zu langweilen.
Alle Themen im Buch beweisen, dass es beim Smalltalk um das entspannte Beleuchten eines Themas geht, ohne dabei wirklich Position zu beziehen. Eigentlich ist es wurscht, worüber man plaudert, wichtig ist, dass man seine Zuhörer auf hohem Niveau unterhält bzw. amüsiert.
Wer nicht langweilen möchte, sollte im Rahmen seiner Plaudereien Bonmots einstreuen. Das allerdings erfordert Intelligenz mit einer gewissen Schlagfertigkeit. Davon besitzt der Autor unverschämt viel.
Er plaudert bei seinen Pauschalthemen, wo im Grunde jeder mitreden kann, über das Internet, Moderne Kunst, über das Essen, Luxushotels etc. und immer wieder freut man sich, wie geschickt von Schönburg sich dezent in Szene setzt und dokumentiert, dass er vor allem eines ist: ein Connaisseur.
Besonders gut gefallen haben mir die eingestreuten Anekdoten, so etwa von seinen Begegnungen mit dem Börsenguru Kostolanyi. Dabei habe ich, wie bei vielen anderen Geschichten im Buch, mir verboten zu hinterfragen, ob es Erlebnisberichte oder bloßes Storrytelling ist, womit von Schönburg aufwartet. Das nämlich ist für mich als Leser nicht so wichtig. Von Bedeutung ist, dass der Smalltalk, fasziniert. Schließlich will man den Autor ja nicht heiraten.
Alexander von Schönburg hat zu jedem Thema, über das er kurzweilig plaudert, sich kundig gemacht und betont dies zum Schluss auch. Damit verdeutlicht er, dass kultivierter Smalltalk nichts mit inhaltslosem Geschwätz gemeinsam hat, sondern als taugliches Mittel von aufgeweckten, gebildeten und dabei gänzlich unverkrampften Menschen zur gemeinsamen, heiteren Erbauung vielschichtig eingesetzt werden kann.
Obschon ich Themeninhalte hier nicht breittreten werde, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich mit besonderem Vergnügen, von Schönburgs Betrachtungen zu "Jagd" gelesen habe. Sie sind brillant geschrieben und zugleich eine liebevolle Hommage an den Vater des Autors, bei der er ein spitzbübisches, ganz dezentes Augenzwinkern nicht verkneifen kann.
Wunderbar auch ist die Betrachtung "Das Faz-Feuilleton". Ich erlaube mir daraus zitieren: "Es gibt kein unverbindlicheres Smalltalk-Terrain als das FAZ- Feuilleton. Den neuesten Aufsatz von Minkmar oder Seidl drauf zu haben, ist die sicherste Methode, um die Teilnahmeberechtigung am intellektuellen Geschnatter dieses Landes zu demonstrieren. Das FAZ-Feuilleton ist der zuverlässigste Futterlieferant für niveauvollen Smalltalk. Alle wichtigen Themen der Gegenwart, weit über das rein Kulturelle hinaus, ob Politik, Wetter oder Wirtschaft, ob Naturwissenschaft oder Klatsch- alles fließt ins Feuilleton ein, geistreich gedeutet von den scharfsinnigsten Autoren des Landes. Erhöht wurde der Mythos des FAZ-Feuilletons durch den viel zu frühen Tod von Frank Schirrmacher, seiner prägenden Gestalt.“ (S.224)
Dem ist dann wohl nichts mehr hinzuzufügen. Endlich ist alles klar...
Der Autor erteilt zum Schluss des Buches eine Vielzahl von Ratschlägen, die zu lesen, ebenfalls Vergnügen bereiten.
Was lehrt das Buch? Hier hat man es mit einem fabelhaften Autor zu tun, der durch seinen subtilen Esprit besticht und von dem man hofft, das dies noch nicht sein letztes Buch gewesen ist.
Eine wirklich gelungene Publikation. Empfehlenswert für alle, die Esprit zu schätzen wissen.
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