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Rezension: Lars A. Fischinger- Verbotene Geschichte

Der provokante Untertitel dieses Buches lautet: »Die großen Geheimnisse und was uns von der Wissenschaft verschwiegen wird

Sieht man von Walter- Jörg Langbeins Buch "2012 Endzeit und Neuanfang" ab, habe ich seit meiner Jugend keine Bücher mehr gelesen, die sich mit Stoffen, wie sie Erich von Däniken auf den Buchmarkt bringt, befassen. Gestern Abend allerdings vertiefte ich mich in vorliegendes Buch, das wirklich äußerst spannend zu lesen ist. Gleich in der 6. von insgesamt 34 Recherchen stieß ich auf einen Hinweis des Forschers Walter- Jörg Langbein, den Fischinger schon im Prolog erwähnt und über den man im Hinblick auf die "Steine von Ica" erfährt, dass er bereits ein Jahr vor der "Enthüllung" auf Kabel 1, Fotos von den in diesem Zusammenhang zum Tragen kommenden Saurierfiguren veröffentlicht hat, (vgl.: S.57). Wer Langbeins Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien« auf »Ein Buch lesen!« jeden Sonntag aufmerksam liest, weiß sofort, wovon Fischinger schreibt und dass es hier tatsächlich um ein noch ungelöstes Rätsel der Menschheitsgeschichte geht. Näheres dazu in Langbeins Bericht vom 18.4.2010 auf »Ein-Buch-Lesen«.

Zum Buch:

Es beginnt mit einer Reihe von Sentenzen sehr kluger Menschen, darunter einer Sentenz Albert Einstein, die ich vor einiger Zeit als Überschrift für eine meiner Rezensionen verwendet habe: "Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."

Es folgt das Inhaltsverzeichnis, das in 4 große Abschnitte untergliedert ist:

Teil I - Archäologische Mysterien
Teil II -Überlieferungen geben Rätsel auf
Teil III -Die verborgene Seite des Lebens
Teil IV - Geheimnisse der Geschichte

Diesen vier Abschnitten sind die Recherchen unterstellt. Bevor ich diese zu lesen begann, habe ich allerdings zunächst erst einmal neugierig die Fotos in der Mitte des Buches studiert. Dort sind u.a. die "Steine von Ica" abgebildet.

Grenzwissenschaften werden von der Wissenschaft immer belächelt, weil sie sich mit Themen befassen, für die letzte Beweise für die Annahmen fehlen. Gab es tatsächlich eine 65 Millionen Jahre alte Kultur in Rumänien? War die Grabkammer in der Cheops-Pyramide wirklich leer? Wurde Moses von Außerirdischen entführt? War Juri Gagarin wirklich der erste Mensch im All? Das sind nur einige der Fragen, die der Autor nachspürt. Ihn faszinieren Schubladen mit Etiketten wie "Skurriles", in denen die Geschichte des Rätselhaften und Unfassbaren seitens der Community der modernen Wissenschaft verbannt wird.

Der erfolgreiche Sachbuchautor Lars A.Fischinger, der, wie man dem Prolog entnimmt, mit Walter-Jörg Langbein befreundet ist, zitiert diesen zur Einstimmung seines Buches: "Es muss nicht alles so sein, es kann auch ganz anders sein. Manche Rätsel sind Scheinrätsel, manche werden zu welchen gemacht, manche widerstehen ziemlich hartnäckig allzu glatten Erklärungsversuchen." (Zitat: Langbein, aus seinem Bestseller "Die großen Rätsel der letzten 2500 Jahre).

Fischinger ist, wie man seiner umfangreichen Bibliographie entnimmt, kein Schwätzer, sondern er hat sich intensiv mit den Themen befasst und sehr viel für die einzelnen Recherchen gelesen.

Ich habe mich mit den Themen im Buch zu wenig befasst, als dass ich eine Meinung zu dem, was Fischinger schreibt, haben könnte. Ich finde es inspirierend zu lesen, dass es sogar im Odenwald mythologische Riesenwesen gab, denn so kann ich mir vorstellen, wie diese sich eifrig im dortigen Felsenmeer tummelten und riesige Steine schleppten. :-))

Ohne Scherz, Fischingers Buch ist hochinformativ und regt die Fantasie an. Das Buch liest sich spannender als ein Krimi.

Hier der Beitrag von Walter-Jörg Langbein auf »Ein Buch lesen!«

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Rezension: Jane Goodall Mein Leben für Tiere und Natur- 50 Jahre Gombe

In diesem wunderbaren, reich bebilderten Buch der britischen Primatenforscherin Dr. Jane Goodall (3.4.1934) habe ich mir zunächst die vielen schönen Fotos angesehen, bevor ich die Texte der Forscherin, die unter der Mitarbeit des Jane-Goodall-Institus verfasst wurden, gelesen habe.

Goodall lieferte im Laufe ihres bisherigen Lebens einen bedeutenden Beitrag zur Verhaltensforschung an Primaten durch langjährige Verhaltensstudien an wild lebenden Schimpansen, v.a. im "Gombe- Stream- Schimpansenreservat in Tansania". 1965 gründete sie das "Gombe- Stream- Research- Center" und 1976 das "Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education an Conservation", durch die sie die weitere Forschung an Schimpansen sicher stellte.

Nach einem Vorwort von Mary Smith und einer Vorbemerkung von Jane Goodall kann man sich anschließend in die Arbeit Goodalls vertiefen. Die Forscherin, die 1960 in den Regenwald von Tansania kam, um Schimpansen zu studieren, hat sich bereits während ihrer Kindheit in London mit dem Studium von Tieren befasst. Man liest, wie sie als junge Frau alle Hürden überwandt, um endlich ihrer Lebensaufgabe nachgehen zu können. Anhand des umfangreichen Bildmaterials, kann man sie als Kind und junge Frau kennen lernen und sie auch bei der ersten Gombe-Expedition beobachten.

Durch diese Forscherin wurde die Welt darüber in Kenntnis gesetzt, dass jeder Schimpanse ein Individuum mit eigener Persönlichkeit, mit Charakteristiken und Marotten ist, (vgl: S. 37). Man sieht Goodall auf einem Bild, das in den 1960er Jahren entstand und erfährt, dass sie nach erfolgreich abgeschlossenen Forschungstagen abends stets ihre Notitzen über das Verhalten der Schimpansen ausarbeitete und kann sie immer wieder bei Tier-Beobachtungen erleben. Die Bilder von den Schimpansen habe ich mit größtem Vergnügen studiert.

Die Forschungen die Dr. Goodall 1960 begann, wurde seither fortgesetzt und konzentrieren sich auf rund 100 Schimpansen, die im Gombe-Nationalpark leben. Die jetzigen Forschungen umfassen auch Langzeitstudien an Pavianen und Kurzzeitstudien an Stummel-und Schlankaffen der Region.

Man wird in Kenntnis gesetzt, dass Goodall und andere Forscher mehr als 200 wissenschaftliche Studienberichte, 35 Doktorarbeiten, 30 Bücher, viele Filme und Hunderte von Artikeln vorgelegt haben, (vgl.: S.61) und wird über Biologie und Verhalten der Tiere informiert, lernt ihre Werkzeuge kennen und liest Näheres zu Familiengruppen, d.h. zur Schimpansengesellschaft.

Sehr erhellend sind die Seiten 73-74 im Buch. Hier erfährt man konkrete Fakten zu Schimpansen, die Goodall im Rahmen einer 50-jährigen Langzeitstudie zusammengetragen hat. Die DNA der Schimpansen unterscheidet sich von der des Menschen nur knapp mehr als ein Prozent. Man liest innerhalb dieser Faktendarstellung Näheres zur Ernährung und zu den Werkzeugen, über das Sozialverhalten, die Kommunikationsmuster, die Lebensphasen, die Gesellschaft, die Fortpflanzung und über den Familiensinn.

Männliche Schimpansen vollführen mitunter vor einem Gewitter ein besonderes Spektakel. Ursachen für Kämpfe sind stets Rangstreitigkeiten, Verteidigung von Familienmitgliedern und Frustrationen, die dadurch abgebaut werden, dass kleinere, schwächere Artgenossen angegriffen werden. Es soll auch zu Kämpfen um Nahrung und um Sexpartner kommen, (vgl: S.76).

Man liest weiter, dass es in den Wäldern von Tansania, Burundi und Uganda, in den dichten Regenwäldern des Kongobeckens und in Westafrika einst bis zu zwei Millionen Schimpansen gab. Als die Holzkonzerne in die Wälder eindrangen, engte sich der Lebensraum dieser Tiere ein. Dazu erfahren Sie mehr ab Seite 85. Heute gibt es nur noch etwa 300 000 wild lebende Schimpansen. Dass jedes Jahr Wilderer Tausende von ihnen töten, ist auch eine Tatsache, die im Buch zur Sprache kommt.

Was können wir von Schimpansen lernen? Vielleicht, dass lange gegenseitige Fellpflege der Festigung von Freundschaft und für Entspannung dient. Vielleicht auch noch, dass manche Schimpansinnen besonders viel Sexappeal haben und alte, erfahrene Schimpansinnen bei Männern beliebter als junge, nervöse sind. (vgl.: S. 73). So gesehen gewinnt die Frage mancher Männer "Soll ich mich zum Affen machen?" eine ganz neue Dimension. grins

Ein tolles Buch.


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Rezension: Guido Eckert- Der Verstand ist ein durchtriebener Schuft.

Vor einiger Zeit habe ich Guido Eckerts "Zickensklaven. Wenn Männer zu sehr lieben" mit großem Interesse gelesen und diesem Buch nicht grundlos 5 Sterne gegeben. Der Autor, der mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde, wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn in einem kleinen Dorf im Sauerland. Er lebt also zurückgezogen und dies allein werte ich bereits als ein Zeichen von Weisheit, über die Eckert in seinem Buch so gekonnt zu schreiben vermag.
Im Rahmen von zehn Kapiteln verdeutlicht er u.a., wie wir es zu schaffen vermögen, das Wesentliche zu sehen, wie wir unsere Wut umwandeln können, weshalb wir nur in der Gegenwart leben sollen, weshalb alles miteinander verbunden ist, weshalb Scheitern zum Leben gehört, aber auch, wie wir ruhig bleiben können und nichts bereuen sollen.


Den einzelnen Kapiteln hat der Autor kluge Sentenzen vorangestellt, die viel darüber aussagen, von wem sein Denken beeinflusst ist. Liest man schließlich das Buch, wird klar, dass Robert Aitkens "Ethik des Zen" für ihn, neben vielen anderen Büchern, eine nicht unwesentliche Bedeutung hat. In seinem Literaturverzeichnis ist zwar Seneca aufgeführt, an den mich der Autor stilistisch erinnert, aber nicht Plutarch und Tolle, die ihm gedanklich auch sehr nahe stehen. Was ich damit sagen möchte: Guido Eckert schreibt wirklich wundervoll.


Was den Autor umtreibt, ist die Frage, wie man weise werden kann. Eckert bezieht sich auf Wittgenstein, wenn er konstatiert, dass ein so genannter "ungebildeter" Mensch mehr Weisheit besitzen kann als viele Intellktuelle. All jene, die sich liebend in die Arme nehmen, machen den ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zur Weisheit, so Eckert.


Der Autor erinnert an die Stoiker und an Denkströmungen anderer Kulturen, wenn er darauf hinweist, dass derjenige, der seine Leidenschaften beherrscht, wirklich frei ist. Dabei muss einem klar sein, dass "Beherrschen" keinesfalls Unterdrückung bedeutet.


Über Abgrenzung macht sich Eckert Gedanken und erinnert daran, dass derjenige, der zu sehr auf Abgrenzung beharrt, schließlich nie die Liebe erfährt, zu der wir fähig sind, weil die Liebe immer fließen möchte und man sie nur spüren kann, wenn sie fließt, (vgl: S.46). Das sehe ich auch so, nachdem ich über diese Problematik sehr lange nachgedacht habe und meine Beobachtungen anstellte bei Menschen, die zu sehr auf Abgrenzung bestanden. Letztlich blieben sie einsam und verkümmerten innerlich. Ein Zustand, der einen Menschen nicht voranbringt, wenn er weise werden möchte.


Wer weise werden will, muss lernen, seine Gedanken vom inneren Kern her, d.h. von seinem Ich zu trennen und sich verabschieden von Zuständen wie Gier, Hass und Unwissenheit.


Eckert zeigt, wie man Ärger vermeidet, der uns letztlich auch hindert, weise zu werden. Der Autor zitiert Aitken, wenn er schreibt dass, solange es einem Menschen nicht gelungen ist, die Fesseln der Selbstsucht zu sprengen, er keine innere Ruhe kenne, sondern stattdessen in einem Zustand lebe, den Buddha als Verblendung und Verhaftetsein bezeichne, (vgl: S. 55).


In der Folge kommt typisches Suchtverhalten zur Sprache, das daran hindert, weise zu werden. Der Autor reflektiert auch Wut, die lt. Anselm Grün immer auf tiefe Verletzung hinweist. Man soll seine Wut genau anschauen und überlegen, ob man gegebenenfalls anderen nicht zu viel Macht über einen gegeben hat. Insofern könnte Wut auch die Kraft sein, sich von demjenigen, der zu viel Macht hat, zu befreien. Es ist wichtig, sich mit den eigenen Wut- und Hassgedanken vertraut zu machen, um loslassen zu können. Ein hassender Mensch ist niemals ein weiser Mensch.


Ferner ist es notwendig, sich in Demut zu üben. Das Fehlen von Demut (gepaart mit der Zunahme an Eitelkeit) hindert den Menschen daran, sich seiner Schwächen bewusst zu werden, sich kennenzulernen, um schließlich weise zu werden, (vgl:S. 84). Genau so ist es.


Guido Eckert lässt den Leser wissen, dass man lernen muss, "durchlässig zu werden". "Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt", ist die richtige Einstellung gegenüber penetrantem Verhalten Dritter. Der Weise ist frei von Groll und Ärger, wenn Dritte penetrant toben. Er nimmt solche Dritte nicht zur Kenntnis und befasst sich stattdessen mit Dingen, die ihn im Erkennen dieser Welt weiterbringen.


Wer weise werden möchte, muss verzeihen können. Gandhi, den Eckert zitiert, sagt: "Die Schwachen können nicht verzeihen. Verzeihen ist ein Attribut der Starken." Wer vergibt, hat die Chance, dass alte Wunden heilen können. Für Weise ist es klar, dass menschliches Zusammenleben nur möglich ist, wenn man vergibt.


Man erfährt des Weiteren, dass gute Laune und Heiterkeit immer ein Indiz für Weisheit ist. Übellaunige, ständig zeternde Menschen werden nie weise werden. Wer weise werden will, muss loslassen und gelassen auf andere Menschen zu gehen, damit wir mit uns selbst im Frieden leben, denn nur so gedeiht auch Frieden und Liebe um uns herum.

Achtsamkeit ist übrigens auch wichtig auf dem Weg zu Weisheit und das bewusste Leben im Jetzt. Wenn wir Schritt für Schritt gegenwärtig werden, entziehen wir uns unnötiger Ängste vor Problemen, die nicht selten Kopfgeburten sind.


Wichtig ist, nicht mehr in die Spirale aus Vorwürfen, Selbstmitleid, Hass, Schmerz und Sorgen einzusteigen, sondern stattdessen frei von diesen kontraproduktiven Strukturen unseres aufgeblähten Ichs liebevoll im Jetzt zu leben und zwar nur im Jetzt. "Carpe diem" lautet die Devise, wenn man weise werden möchte.


Wer aufhört zu werten, wird aufhören zu grummeln und zu nörgeln und deshalb unzufrieden zu sein. "In dem Moment, in dem wir aufhören, uns selbst zu bewerten und zu verurteilen, verurteilen wir auch nicht mehr unsere Partner." Selbstachtung ist die Grundvoraussetzung, um andere zu achten. Wer andere und sich selbst verachtet, wird nie den Zustand der Weisheit erreichen, der letztlich ein Zustand vollkommender Liebe ist.


Ich will nicht zu viel über den Buchinhalt verraten, aber resümierend festhalten, dass Guido Eckert mich durch seine Klugheit erneut in seinen Bann gezogen hat. Schon jetzt freue ich mich auf ein weiteres Buch dieses Plutarchs im Hier und Heute.
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Rezension:Auto-Legenden: Klassiker in Stil und Design (Gebundene Ausgabe)

Vor mir liegt das Traumbuch für Liebhaber schöner, hoch erotischer Autos. Bevor ich über dieses Buch berichte, möchte ich an eine Kurzreise erinnern, die ich Mitte der 1980er Jahre gemeinsam mit meinem Mann und zwei Freunden irgendwann im Mai nach Südengland unternahm, keineswegs um mich, wie ansonsten üblich, in Museen aufzuhalten, sondern "nur" zu dem Zwecke, mich an schönen alten englischen Autos zu ergötzen.

Ich lernte in London "Coys of Kensington", das Mekka für Liebhaber exklusiven britischen Automobilbaus, kennen und rund um Arundel viele kleine Garagen, in denen alte Kostbarkeiten abgedeckt auf neue Liebhaber warteten. Wir alle wollten keine Autos kaufen, sondern sie nur bewundern. Dabei strich ich verzückt über die Kotflügel alter Bentleys, ein sinnliches Erlebnis der formvollendeten Kurven wegen und betrachtete mir lange die dicken Schichten Lack bei einem alten Rolls- Royce, der einst der Industriellenfamilie Dupont in den USA gehörte. Fasziniert war ich vom Geruch des betagten Leders, das nach so vielen Jahrzehnten noch immer zum bequemen Sitzen einlud. Dass ich auf der Rückreise in Arundel in einem Himmelbett schlief, will ich auch erwähnen und dass ich dort die ganze Nacht von einem Auto träumte, welches ich heute im Buch erneut bewundern durfte. Es ist der "Bentley Typ R Continental" aus dem Jahre 1952, von dem insgesamt nur 208 Stück hergestellt wurden und bis auf 15 Exemplare alle mit einer Mulliner-Karosserie versehen sind.


Das Buch der britischen Autolegenden enthält eine Fülle von Bildern eines der weltbesten Automobil- Fotografen- Michel Zumbrunn und überaus informative Texte von Richard Heseltine.


In der 19 Seiten umfassenden Einführung erfährt man u.a. historisch Wissenswertes zur Geschichte der britischen Automobilindustrie, auch dass sie ihre Entstehung dem Deutschen Gottlieb Daimler verdankt, der dem ersten Autohersteller Britanniens seinen Namen gab. Im Jahre 1900 wurde der "Automobil Club of Great Britain" gegründet, doch mit Ausnahme auch unternehmerisch veranlagter Ingenieure, wie Herbert Austin, hatten die meisten britischen Hersteller keine wirkliche Chance, da sie nicht verstanden, wie Wirtschaft funktioniert.


In der Folge liest man, wie die britischen Hersteller die Anfangszeit überstanden und sich neu zu positionieren begannen. Alsdann wird der unaufhaltsame Aufstieg der britischen Automobil-Industrie geschildert und auch von den Zeiten, als sich Fortuna verabschiedete. Rolls-Roys und Bentley haben mittlerweile einen deutschen Eigentümer. Wie Heseltine konstatiert, konnten die beiden Marken zwar unter ihren neuen Eigentümern prosperieren, allerdings mangelt es den Fahrzeugen heute an dem speziell "Britischen",(vgl: S. 26).


Im Buch werden britische Autolegenden von 1907 bis 1998 vorgestellt. Die Fahrzeuge werden in unterschiedlichen Perspektiven gezeigt. Man erblickt mitunter Großaufnahmen des Innenraums, des Motors, weiterer Designteile. Im Rahmen der Texte wird alles Wesentliche zum jeweiligen Auto erläutert.


Da ich ein Bentley-Fan bin, gefällt mir natürlich der 1926 entstandene "Bentley Sechseinhalb Liter Speed Six" auf Anhieb. Er galt einst als ultimativer britischer Sportwagen und war unglaublich schnell. Der massive Reihensechszylinder mit oben liegender Nockenwelle war mit vier Ventilen und zwei Zündkerzen pro Zylinder damals recht fortschrittlich.


Wunderschön auch ist der "HRG 1500" aus dem Jahre 1935, der gute Fahreigenschaften zeigte, die er in Rennen unter Beweis stellte. Aber noch viel schöner ist der "Jaguar SS 100" aus dem Jahre 1935, den man heute zu den schönsten Sportwagen der Vorkriegszeit zählt. Mit aufgestellter Windschutzscheibe und geschlossenem Verdeck ist das Auto freilich nicht so elegant, wie offen.


Es ist unmöglich all die Modelle zu fokussieren. Der "Aston Martin DB2" aus dem Jahre 1950 hat ein typisch britisches Aussehen. Hochinteressant sind die technischen Infos zum "Jaguar Typ C" aus dem Jahre 1951, der auf Anhieb im gleichen Jahr die 24 Stunden von Le Mans gewann. Das Innenleben des Fahrzeugs wird im Buch gezeigt. Der klassische XK- Reihensechszylinder sieht umwerfend schön aus.


Eine Augenweide auch ist der "MG TF Midget" aus dem Jahre 1953 und der "Jaguar MKII" aus dem Jahre 1959. Ob der "Jaguar Typ E" von 1961 wirklich schön war, möchte ich aus heutiger Sicht bezweifeln, aber es ist das bedeutendste Auto aller Zeiten. Mit anderen Kritikern bin ich der Meinung, dass die relativ steile Windschutzscheibe die Linienführung stört.


Es folgen noch einer Reihe anderer Autos, unter denen mir der "Rolls Royce Corniche" aus dem Jahre 1971 am besten gefällt. Das luxuriöse Oben-ohne-Modell erreichte die 100 km /h aus dem Stand übrigens im 9, 6 Sekunden.


Auf den letzten Seiten kann man Wissenwertes über von Herbert Austin, Walter Owen Bentley, Sir David Brown, Colin Chapman, Cecil Kimber, Sir William Lyons, Lionel Martin, Charles Stewart Rolls, Sir Henry Royce und Malcolm Sayer lesen und sich in die Begriffe und Stile im Automobilwesen vertiefen. Ein Verzeichnis der Museen und Sammlungen schließt dieses absolut empfehlenswerte Buch ab.


Wenn ich die Wahl hätte zwischen einer Frau und dem "Bentley TYP R Continental" würde ich ganz klar den Bentley wählen. Grins.




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Rezension: Lothar Seiwert : Simplify your time

Prof. Lothar Seiwert hat ein sehr gutes Buch über Zeit-Managment verfasst, das mir sowohl inhaltlich als auch von der Aufmachung her gefällt. Die Illustrationen von Werner Tiki Küstenmacher finde ich äußerst lustig.

Gleich zu Beginn listet der Autor sieben Zeit-Irrtümer auf und erläutert in der Folge u.a. wieso schneller nicht immer besser ist und nicht zwingend derjenige viel Erfolg hat, der viel macht.

Seiwert gibt zahlreiche Tipps, wie man dem sinnlos Stress verursachenden Zeit-Hamsterrad entkommt, in das sich viele Menschen täglich hinein begeben und empfiehlt nicht grundlos runterzuschalten, zu entschleunigen und einfach nur den Moment zu genießen (vgl.: S. 45), um Energie zu tanken und auf diese Weise kreativer zu sein.

Seine Strategien zum Luftholen gefallen mir, denn sie zeigen, dass hier kein schwerfälliger Bürokrat Ratschläge erteilt. Das, was Seiwert zum Thema Internet zu sagen hat, entspricht auch meiner Meinung. So verkündet er:

-Nehmen Sie sich höchstens zwei- bis dreimal am Tag gezielt Zeit für die Beantwortung Ihrer Mails

-Kommunizieren Sie nicht mit Ihrem Schreibtisch-Nachbarn via Mail

-Starten Sie morgens nicht gleich den Computer und rufen ihre Mails ab. (Zitate: S.57)

Bravo! Stimmt, man muss die Waage halten zwischen Lebensqualität und Kommunikationsstress.

"Multitasting", so erfährt man weiter, hat zum Ergebnis, dass die Konzentration abnimmt, die Fehlerquote höher wird und u.a. der Stress sich erhöht. Frühstückt man Aufgaben hintereinander ab, ist die Konzentration besser, die Fehlerquote niedriger und sind die Erfolgsergebnisse höher. Eigentlich dürfte das jedem klar sein.

Seiwert zeigt Irrtum für Irrtum gut nachvollziehbar auf und mahnt an, Pausen zu machen, denn nur so kann man kreativer und effektiver arbeiten.

Auf den Seiten 89ff erfolgt ein Test. Hier kann man feststellen welcher Typ man ist. In Frage kommen der Turbo-Typ, der Ideen-Typ, der Manager-Typ und der Exakt-Typ. Ich habe den Test gemacht und hatte ein eindeutiges Ergebnis zu verzeichnen. Der Exakt-Typ bin ich nicht. :)) Die Beschreibung meiner Art zu agieren, trifft allerdings exakt zu. Witzig. Sehr schön, was Seifert empfiehlt. Das werde ich mir für zukünftige Projekte gut merken :-))

Zeitmanangement bedeutet, mit einfachen Methoden viel zu erreichen. Das ist möglich, wenn man Prioritäten festlegt, richtig plant, Aufgaben abgibt, Info-Stress abschaltet und Ordnung schafft. Wie dies funktioniert, erläutert der Autor ab S. 159 ff. und zwar individuell für jeden einzelnen der oben genannten Typen.

Um ein stimmiges "simplify-Lebensgefühl" zu erreichen, ist es notwendig, bewusst auszuwählen und bewusst zu verzichten. Spätestens dann, wenn man dieses Buch gelesen hat, hat man begriffen, wie wichtig es ist, seine Zeit zu organisieren und sich genau zu überlegen, wann es sinnvoll ist zu handeln und wann man besser ein Glas Wein mit seinen Freunden trinkt.

Ein kluges Buch. Empfehlenswert.

Rezension: Wie du dir die Astrologie jeden Tag zunutze machst

Wohin mit dem Jungfrau-Liebhaber? Wenn Sie folgende und viele andere Fragen beantwortet haben möchten, dann lesen Sie dieses Buch.

Der 1939 in den USA geborene Autor Gary Goldschneider hat einst Literatur und Medizin studiert und beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Astrologie. Das vorliegende Buch wird alle begeistern, die sich mit Astrologie befassen, weil es einen breitgefächerten Überblick über die Verhaltensmuster der einzelnen Sternzeichen in unterschiedlichen Lebensfeldern gibt.

Thematisert werden die Verhaltensmuster aller Sternzeichen
-im Beruf: als Chef, Angestellter, Kunde, Geschäftspartner und Konkurrent
-in der Liebe: beim Rendevous, in der Beziehung, bei einer Äffäre und das Verhalten als Ex
-bei Freunden und in der Familie: als Freund, Mitbewohner, Elternteil, Geschwister und Kind

Ich habe die Aussagen zunächst an mir - ich bin ein typischer Zwilling- überprüft. Fast alles, was Goldschneider schreibt, trifft zu. Anschließend habe ich die Charakterisierung der jeweiligen Sternzeichen auch bei Familienmitgliedern und Freunden überprüft. Auch da traf alles im Großen und Ganzen zu. Mich wundert das nicht, da ich mich auch schon seit Jahrzehnten mit dem Thema befasse und eigentlich überrascht bin, dass so viele Menschen dieses jahrtausendealte Wissen vehement ablehnen, weil es ihnen nicht geheuer ist, charakterlich determiniert und insofern durchschaubar zu sein.

Die Verhaltensmuster werden jeweils detailliert aufgelistet, z.B:

wird der Wassermann-Geschäftpartner kurz portraitiert, anschließend wird erläutert:
-Einen Wassermann zum Geschäftpartner machen
-Aufgabenverteilung mit dem Wassermann-Geschäftpartner
-Geschäftsreisen und Veranstaltungen mit dem Wassermann-Geschäftspartner
-Den Wassermann-Geschäftspartner lenken und führen
-Auf lange Sicht mit dem Wassermann-Geschäftspartner auskommen
-Die Trennung von dem Wassermanngeschäftspartner
Auf diese Weise werden alle Sternzeichen in allen Lebensbereichen, die ich oben kurz genannt habe, unter die Lupe genommen.

Neugierig habe ich das Kapitel über Konkurrenten gelesen. Das war sehr aufschlussreich. Nicht weniger aufschlussreich ist es, zu erfahren, mit wem man besser keine Affären eingeht und wen man besser nicht heiratet. :-))

Ich gehöre zu den Menschen, die immer wissen wollen, unter welchen Tierkreiszeichen Menschen, die ich kennenlerne, geboren sind, weil ich dann weiß, wie man in der Regel unnötige Konflikte umgehen kann.

Empfehlenswert.

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Rezension: Rabenbrüder- Noll- Satire

Skurril und sarkastisch sind die Untertöne in Ingrid Nolls neuem Roman " Rabenbrüder".

Gezeichnet wird eine alles andere als heile bürgerliche Familie, in der die emotional ziemlich untertemperierte, bourgeoise Mutter (Frau um die sechzig) durch ihr Verhalten dafür sorgt, dass sowohl ihr wesentlich älterer Ehemann, als auch ihre beiden, in ihren Augen im Grunde unfähigen Söhne (Personen, die, wie uns die Autorin wissen lässt, gerade in einer Ehe- Finanz oder Midlifekrise stecken) psychisch völlig instabil sind.

So hat ihr greiser Gatte seit Jahren die Rolle des Familienhypochonders eingenommen, um sich auf diese Weise die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Ehefrau zu sichern. Auch die beiden, in Mutters Nähe infantil anmutenden Söhne, haben abgefahrene Strategien entwickelt, um von Frau Mama gesehen zu werden. Beim Konkurrieren um Gunst beneidet einer den anderen um ein mögliches Quäntchen Bevorteilung hinsichtlich der immateriellen oder materiellen Zuwendung seitens ihrer auf Distanz bedachten, kühlen Mutter.

Diese krankhafte Mutter-Fokussierung hat zur Folge, dass bei einem ihrer Söhne sowohl die Ehefrau als auch die Geliebte eine eher untergeordnete Position in seinem Gefühlsleben einnehmen, was zu erheblichen Turbulenzen führt. Der andere Sohn ist so sehr durch den Wind, dass Langzeitbeziehungen erst gar nicht stattfinden. Sein diesbezügliches Appetenzgebahren ist entsprechend schräg. Bei diesem aberwitzigen Treiben, bleiben "noll-gemäß" verschiedene Personen auf der Strecke. Schließlich findet die unheile Familienwelt, auf abstruse Weise, ihr jähes Ende.

Spitzzüngig, wie immer, ist es Ingrid Noll gelungen, im Rahmen ihrer vorgelegten Story, das sich am Zeitgeist blind orientierende Verhalten von Personen verschiedener akademischer Berufsgruppen zu entlarven und dadurch so manchem Leser den Spiegel vorzuhalten!

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Rezension: Rache ist eine Speise, die man kalt genießt (Gebundene Ausgabe)

"Jede Art von Rachsucht verletzt den innersten Kern unseres Selbst."(Karen Horney).
Katharina Maier thematisiert in diesem Buch das Phänom des Rache in der Geschichte und in der Literatur. In der Einleitung weist sie darauf hin, dass Rache ein uraltes, universelles Phänomen ist. Bereits in äyptischen, babylonischen und griechischen Mythen, auch im Gilgamesch-Epos und in der Bibel kommt Rache zur Sprache.


Anthropologisch betrachtet dient Rache zunächst der Abschreckung und ist am effektivsten, wenn man sie erst gar nicht ausführt, sondern damit droht. Rache gehört, so die Autorin, in den Bereich des "Gesetzes des Stärkeren" und ist demnach ein primitives Erbe aus der Urzeit, (vgl.:S.9).


Rache resultiert immer aus Unrechtsituationen, ansonsten wäre eine entsprechende Handlung "bloße" Aggression. Ein Akt der "Vergeltung" ist dann eine Negativhandlung, wenn dem Akteur zunächst ein Schaden zugefügt worden ist. Der Rächer ist insofern ein Reagierender. Es stellt sich dabei erst einmal nicht die Frage, ob jemand objektiv ein Unrecht begangen hat. Solange man subjektiv der Ansicht ist, dass ein Dritter einem etwas getan hat, was man nicht verdient, handelt man u.U. aus Rachegefühlen heraus. Wird man zum Rächer, war man zunächst Opfer.


Johannes Dornseiff schreibt in seiner Studie über "Recht und Rache", das "Wiederverletzenwollen" ein natürlicher Nachfolger des "Wiedergutgemachtsehenwollens" sei. Maier begründet in der Folge, weshalb Rache immer persönlich ist und weshalb man sie von unserem Gerechtigkeitsgefühl trennen muss.


Rache gehört zu den großen Themen, die die Menschen seit Beginn der Zeiten erzählen. Die Autorin zeigt dies, indem sie die Urspünge der Rache auslotet, von der Götterrache in der Bibel schreibt, auch den dort zu findenden Satz "Mein ist die Rache, ich werde vergelten" und die vielen Rachegeschichten "des Buches der Bücher" in ihre Überlegungen einfließen lässt. Rache war im Alten Testament übrigens streng reglementiert, aber durchaus Gesetz.


Maier zeigt die Heldenrache vor den Toren Trojas auf, thematisiert u.a. den Mythos von "Orestes und Elektra", fokussiert auch die Fehdengesellschaft im Mittelalter und vergisst in diesem Zusammenhang nicht das "Nibelungenlied" zu erwähnen. Die diesbezüglichen Ausführungen habe ich mit großem Interesse gelesen. Krimhild sei nicht nur die Inkarnation anarchischer Rache, sondern auch die Manifestation kriegerischer Weiblichkeit, (vgl.S. 98). So sehe ich das auch. Ich zitiere Maiers bemerkenswertes Fazit:" Am Ende steht der Versuch der Ausmerzung des Kriegerisch-Weiblichen. Durch den Tod der Über-Rächerin Krimhilde mag es vordergründig gelingen. Doch ihr alleiniger Akt hat die patriachalische Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert und es ist dieser Eindruck, das Bild der machtvollen, schwertschwingenden Krimhilde, das dem Leser bleibt." Genau so ist es.


Maier befasst sich ausführlich mit dem Thema Rache und Christentum, den Ehrenstücken und Rachetragödien der Renaissance und des Barock. Shakespeare Rachetragödien analysiert die Autorin ebenso ausführlich, wie die idealistischen Rachedramen von Goethe und Schiller. Heinrich Kleists "Michael Kohlhaas" hat die Autorin ein ganzes Kapitel gewidmet. Ihre Interpretation ist gelungen. Ich empfehle jedem, der sich mit Kohlhaas befasst, die Seiten 178- 185 zu lesen und bei Seminararbeiten auch in Fußnoten aufzuführen.


Wer von Rache spricht, muss freilich auch vom "Grafen von Monte Christo" sprechen, dem Rachewerk Dumas, das die Geschichte eines großen Unrechtes erzählt. Die Autorin macht deutlich, weshalb diesem Roman ein romantischer Gedanke inne wohnt. Dumas suggeriert nämlich, dass es allein von der Charakterstärke eines Individuums abhängt, ob eine gerechte persönliche Rache zur Katastrophe führt oder nicht, (vgl.: S. 195).


Maier treibt ihre Rachanalyse bis in die heutige Zeit voran und konstatiert, dass es nichts bringt Racheimpulse und -fantasien einfach zu leugnen und zu unterdrücken. Sofern man sie gedanklich auslebt, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir es realiter tun.


Ein sehr spannend zu lesendes Buch, das ich gerne empfehle.

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Rezension: Frauen und ihre Bücher- Johannes Thiele

"Lesen ist ein freier Traum" (Jean Paul Sartre)

Dieses wirklich wunderbare Buch mit einem Vorwort von Christine Westermann handelt von uns Frauen und unserer Liebe zu Büchern. 100 Abbildungen von Gemälden lesener Frauen illustrieren die hochinformativen Texte.

Johannes Thiele erwähnt in seinem Beitrag "Das Glück zu lesen- Anmut und Verzauberung" Harold Bloom und dessen Werk "Die Kunst der Lektüre". Bloom reflektiert dort das "richtige" Lesen. Er ist davon überzeugt, dass wir nicht nur lesen, weil wir nicht genug Menschen kennen können, sondern auch, weil die Freundschaft so verletzlich ist, weil es so wahrscheinlich ist, dass sie abnimmt oder gar verschwindet, bezwungen durch Raum, Zeit, unvollkommende Sympathien und all die Sorgen des Familien- und Liebeslebens. (vgl.: S.14)

Ulrich Greiner, der in diesem Beitrag auch genannt wird, gibt in seinem "Literaturführer" nicht bloß eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur, sondern stellt sich zudem die Frage, wieso wir Romane lesen. Er ist davon überzeugt, dass Eskapismus der tatsächliche Grund hierfür sei, sprich ein Fluchtbedürfnis also der Hauptantrieb der Leseleidenschaft ist. Er glaubt, dass diese Fluchten nicht in ein ungefähres Nirgendwo führen, sondern eine Wirklichkeit eigener Qualität schaffen, eine Gegenwirklichkeit, die dann eine größere Geltung haben kann als die eigentliche. (vgl: S. 17)

Man erfährt von der Leseleidenschaft "Madame Bovarys" und dem Recht auf "Bovarysmus", d.h. dem Recht den Roman als Leben zu sehen. Man erfährt: "Bovarysmus bedeutet die unmittelbare und ausschließliche Befriedigung unserer Empfindungen: Die Phantasie nimmt überhand, die Nerven vibrieren, das Herz rast, das Adrinalin spritzt hervor, die Identifikation funktioniert in alle Himmelsrichtungen, und das Gehirn hält (vorübergehend) ein alltägliches X für ein romanhaftes U."(Zitat: S. 20/21)

Man erfährt auch, dass zwischen 1750 und 1800 über 5000 belletristische Novitäten in Deutschland erschienen und fast ausschließlich von Frauen gelesen worden sind. Diese Tatsache führte dazu, dass man die Lektüreleidenschaft von Frauen zu stigmatisieren begann. Ziel war es nun Frauen in ihrem Leseverhalten zu kontrollieren und genau zu überprüfen, was und wieviel eine Frau liest.

Man liest von therapeutischen Effekt von Literatur, gleichwohl war man noch bis im 19. Jahrhundert davon überzeugt, dass Romane die weibliche Phantasie verwirren und falsche Vorstellungen wecken. Doch dann begann man die lesende Frau immer häufiger zu malen. Dies wird im Buch anschaulich dokumentiert. Das Sujekt der lesenden Frau führe uns geradewegs in die Mitte der weiblichen Existenz, erfährt man dort. (vgl.: S.27)

Die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger konstatiert, dass Frauen anders als Männer lesen. Im Buch wird skizziert, wie Klüger das konkret meint. "Männer wollen, wenn sie lesen, studieren" fasst Hannelore Schlaffer zusammen "Frauen empfinden". Vielleicht hat Schlaffer Recht. Bin ich in Wahrheit am Ende ein Mann?:-((

In der Folge liest man von der weiblichen Leidenschaft des Lesens und es werden Reflektionen über all die schönen Bilder mit lesenden Frauen angestellt. Fragonards "Lesendes Mädchen" ist natürlich dabei und auch "Eine Lesende" von Albert Joseph Moore. Die Bildinterpretationen habe ich mit größten Interesse studiert. Ich werde allerdings keines der 100 Bilder hervorheben, um eine Interpreation konkret wiederzugeben, obschon mich nicht nur Renoirs Gemälde "Die Lektüre" dazu motiviert. Ein ganz großes Lob für die gelungene Beschreibung dieses und anderer zauberhafter Motive.

Überschriften, wie "Lesen im Bad", "Gartenlektüre", "Das Gefühl des Gelöstseins", "Leseträume" oder "Vertieft in Bücher" machen neugierig . Ich mag "Beatrice" von Stillmann, weil diese Lesende nachdenklich und sehnsüchtig zugleich blickt. Wir Frauen im Hier und Jetzt sind unfähig so zu schauen.

Neben den erhellenden Texten zu den Bildern haben mir die eingefügten Aphorismen und Sentenzen namhafter Schriftsteller und Philosophen gefallen. Dabei hat mich Oscar Wilde am meisten beeindruckt:"Wenn man ein Buch nicht immer und immer wieder zu seiner Freude lesen kann, hat es keinen Wert, es überhaupt zu lesen." So sehe ich das auch, lese deshalb niemals Bücher, die mir nicht gefallen und verwahre all die vielen Bücher, die ich lese, in meinem Lebensraum, damit ich stets Gelegenheit habe, mich erneut daran zu erfreuen und zwar, wann immer ich will.

Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Rezension: 2012- Endzeit und Neuanfang- Walter- Jörg Langbein.

"...ebenso tauchte die Insel Atlantis in die Tiefe des Meeres hinab und verschwand." ( Zitat, Platon, Timaios 25, übersetzt von Otto Apelt)

Walter-Jörg Langbein befasst sich mit dem 21.12.2012. Dann nämlich soll nach alten Maya-Berechnungen die Welt aufgrund einer weltweiten Katastrophe zerstört werden. Wie hat man diesen prophezeiten Weltuntergang zu verstehen? Was würde ein solcher Untergang für uns Menschen bedeuten?

Gewaltige Katastrophen hat es immer gegeben, so lange die Erde besteht. Schon Platon berichtete vom Untergang von Atlantis, einem offensichtlich mächtigen Imperium, das ausgelöscht wurde, weil die Bewohner von überbordender Hybris beseelt waren. Ihr Hochmut führte dazu, dass Zeus den Kontinent Atlantis strafte und in den Fluten des Meeres versinken ließ.

Langbein reflektiert Aussagen verschiedenener Religionen und deren Apokalypse -Vorstellungen und zeigt, dass der Koran und die Bibel im Gegensatz zu den Religionsvorstellungen der Hindus oder der Mayas bei dem Begriff Weltuntergang stets etwas Endgültiges im Sinn haben. Für die Mayas gab es den Wechsel, den Zyklus, ein Blühen und Vergehen und ein erneutes Aufblühen. Ist einem diese religiöse Vorstellung erst einmal klar, erschreckt das Datum 2012 nicht weiter.

Worin liegt der Sinn des Lebens? Wie lassen sich Katastrophen verhindern? Können wir aus den Legenden der Mayas, Hopis und von den Steinfiguren auf der Osterinsel etwas lernen? Verweisen alte Zeichnungen nicht auf Astronauten ferner Sterne, die sich einst aufmachten, um auf der Erde neuen Wohnraum zu finden?

Ist nicht die Zeit gekommen, dass wir die gesamte Erde, aufgrund des Klimawechsels und anderer Gegebenheiten als das neue Atlantis begreifen müssen? Müssen wir Überlegungen forcieren, fernab der Erde in den Tiefen des Alls nach bewohnbaren Planeten zu suchen, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern?

Der Autor schreibt auf Seite 100: "Seitdem erste Menschen als Astronauten in den Weltraum vorgedrungen sind, wissen wir um das große Geheimnis Planet Erde. Man muss in den Weltraum fliegen, um zu erkennen: Aus der tödlichen Eiseskälte des Weltalls betrachtet ist unser Heimatplanet ein einziges großes Atlantis. Doch wir verdrängen gekonnt die Gefahr, das auch unser Atlantis genau wie das Atlantis Platons untergehen kann."

Der weitgereiste Autor berichtet ausführlich von vielen alten Kulturstätten, nicht zuletzt auch von Chizen Itza und Palenque in Mexiko und einer Botschaft auf einem Relief in Palenque, die nach seiner Interpretation lautet: "Mag ein Supervulkan oder ein gewaltiger Meteorit das Leben auf der Erde auslöschen, in einer "Raketenarche" können Überlebende dem auf Erden unausweichlichen Tod entkommen."

Für die Mayas galt demnach das Prinzip Hoffnung, ihr zyklisches Weltbild lässt das Ende offen. Es gibt kein entgültiges Ende, sondern immer wieder einen Neuanfang. 2012 ist möglicherweise nur eine Moment großer Umbrüche, welche es auch immer sein mögen und wohin auch immer sie uns führen mögen, vielleicht auf einen anderen Stern. Mir fällt ein lateinischer Spruch ein, "Per aspera ad astra", der zum Wahlspruch für 2012 werden könnte. Bemühen wir uns genau in diesem Jahr besonders intensiv um unsere alte Mutter Erde, damit sie uns zukünftig wie ein neuer schöner Stern erscheint. Das wird dann geschehen, wenn wir alle friedlich, liebevoll und verantwortungsbewusst mit ihr und den Menschen, die sie bewohnen, umgehen.

Ein sehr spannend zu lesendes Buch, das verdeutlicht, dass es auf unserer Erde mithin keine Sicherheit gibt, dass wir vielen Unbilden ausgesetzt sind und dass wir unser Leben letztlich stets als eine Reise begreifen sollten.


Empfehlenswert.
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