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Rezension: Mission Titanic- James Cameron- Tiefseeexpedition zum berühmtesten Wrack der Welt- Delius Clasing

Dieser beeindruckende Bildband ist die Chronik der Expeditionen in mehr als 30 Tauchgängen zum Wrack der Titanic. Diese hat der renommierten Filmregisseurs James Cameron  unternommen.

Nach einem Vorwort von Bill Paxton kann man der Einleitung von Dr. Joe Macinnis bereits entnehmen, worin der Reiz des Buches liegt. Es ist die über 100 Jahre alte Geschichte, dieses damals allseits bewunderten Schiffes, das nach der Kollision mit den Eisbergen in die Tiefe verschwand. 

Von vier forensischen Kriminalbeamten werden Fragen beantwortet, wie etwa: "Welche physikalischen Kräfte wirkten während der zwei Stunden und 40 Minuten seines Untergangs, seines spiralförmigen Absinkens und seinen donnernden Aufprall auf dem Meeresboden?"Aber auch: "Welche chemischen und biologischen Einflüsse haben seither das Schiff verändert?"

Das Buch ist in 8 Kapitel untergliedert. Cameron beginnt sogleich mit ersten Erkundungen und philosophiert über die Psyche des Menschen sowie seiner  Neigung, Dinge zu verleugnen. Die Titanic berührt uns auf verschiedenen Ebenen, nicht zuletzt auf philosophischer. 

Der Luxusliner galt als unsinkbar und bewies am Ende, dass eben nichts im Leben sicher ist.  

Das Werk ist von der ersten bis zu letzten Seite spannend zu lesen, speziell auch das Tagebuch vom 5. Tauchgang und die Erkundung des Türkischen Bads  sowie all die technischen Details. Es werden Kabinen von Passagieren vorgestellt und viele Innenräume wie sie einst im intakten Zustand und nun auf dem Meeresgrund ausschauen. Man staunt über den Luxus, staunt, dass man Dinge noch erkennen kann nach all den Jahren unter Wasser.... staunt über die beigefügten Pläne... und beginnt sich tausend Fragen zu stellen. 

Dass zwei Drittel der Überlebenden gerettet werden konnten, ist vieler tatkräftiger Männer zu verdanken, die damals Übermenschliches geleistet haben, indem sie die Titanic sehr lange in aufrechter Position hielten. Ausgelöst wurde die Tragödie offenbar durch Ignoranz. Das Risikomanagement scheint das eigentliche Problem gewesen zu sein. Es ist der Hochmut, der die Risikobereitschaft immer größer werden lässt, die zur Ursache der Tragödie wurde, die sich 2012 im Nordmeer ereignete.  Es ist diese fatale Melange, die  immer wieder  zu Tragödien auf dieser Welt führt und über die man nicht oft genug sprechen kann, um Bewusstsein zu schaffen. 

Anhand von 13 Bildern wird gezeigt, wie die Titanic sank und wann sie zerbrach. Im Rahmen eines sehr eloquenten Textbeitrages von Parks Stephenson mit James Cameron liest man dazu eine ausführliche forensische Analyse des Untergangs, die man allerdings in wenigen Worten nicht wiedergeben kann. Dazu ist der technische Vorgang zu kompliziert. 

Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle, besonders  jenen, die technisch interessiert sind und sich für Expeditionsberichte der besonderen Art interessieren. 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Delius Klasing und können das Buch dort direkt bestellen. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.delius-klasing.de/buecher/Mission+Titanic.210457.html

Rezension: #Fahrräder- Klassiker, Trends, Visionen- #Roberto_Gurian- Delius Klasing

Dieser Bildband aus dem Hause Delius Klasing ist dem Fahrrad und seiner Geschichte gewidmet. Dabei hat der Autor Roberto Gurian sein Buch in die Kapitel: Die ersten Fahrräder- Moderne Fahrräder- Moderne Rennräder-Handgemachte Fahrräder-Konzept-Bikes-Mountainbikes-Fahrräder mit Antriebsunterstützung untergliedert. 

Nach einer kurzen Einführung erfährt man, dass ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unzählige Menschen an vielen Orten der Welt mit der Weiterentwicklung des Fahrrads beschäftigt waren. Dieser Entwicklung voran ging das erste Zweirad des Freiherrn von Drais, das 1817 vorgestellt wurde und das Pferd ersetzen sollte. Dieses steuer- und balancierbare einspurige Zweirad, bekannt unter dem Namen "Laufmaschine",  konnte eine Reisegeschwindigkeit von 15 km/ h vorweisen. Leider vermochte von Drais die Renaissance seiner Idee, fortgeführt durch Pedalbetrieb und durch Kraftübertragung durch eine Kette nicht mehr miterleben. 

Unzählige Abbildungen von Fahrrädern lassen den Betrachter staunen und verstehen, dass der Weg von der "Draisine" hin zum modernen Fahrrad ohne die Erfindung von Pedalen undenkbar gewesen ist. Es wird vermutet, dass der Brite Thomas McCall in den 1860er Jahren die Pedale erfunden hat. Wie es dann weiterging wird im Buch sehr gut dargelegt. Man erfährt von den ersten Damenfahrrädern und von der Erfindung der Kette im Jahre 1868. Die erste große Fahrradausstellung fand im November 1869 in Paris statt. Damals wurden das wichtigste Bauteile präsentiert: eine Kette zur Kraftübertragung von Pedalen zum Hinterrad. Die Idee dazu hatte der Uhrmacher André Guilmet, ein Spezialist für Zahnräder also.

Der Brite Harry Lawson stellte dann 1879 das Bicyclette vor und ebnete damit den Weg zu einer immer funktionelleren Bauweise. Unmöglich im Rahmen der Rezension auf all die Fahrräder näher einzugehen, die vorgestellt werden. Eine Reihe von Hochrädern lernt man kennen und erahnt wie schwierig es gewesen sein muss, die Balance zu halten. 

John Kemp Starley war der Erfinder des modernen Fahrrads, das 1885 mit gleichgroßen Rädern und direkter Lenkung neue Maßstäbe setzte. Man wird in der Folge über die Geschichte des Dreirads informiert, die man bis ins Jahr 1680 zurückverfolgen kann. Der Querschnittsgelähmte Stephan Farfller baute es, um sich trotz seiner Behinderung bewegen zu können.

Auch die Geschichte des Radsports ist ein Thema und man liest hier von Edoardo Bianchi, der Ende des 19. Jahrhunderts die Weltmeisterschaft im Bahnradfahren gewann. Bei den vielen Fahrrädern, die gezeigt und beschrieben werden, ist auch das Feuerwehrrad aus dem Jahre 1905 zu sehen und Rennräder wie etwa das Legnano, mit dem Binda 1927 die WM auf dem Nürburgring gewann. 

Mir war nicht bekannt, dass im 2. Weltkrieg auch Fahrräder eingesetzt wurden. Das "BSA Airborne Bicyle" hatte einen speziellen Halter für das Gewehr.

Eine Vielzahl bereits moderner Fahrräder kommt zur Sprache und ist zudem auch abgebildet. Diese Radtypen hier alle zu nennen und zu skizzieren, führt allerdings zu weit. Über alle Fahrräder erhält man wesentliche Infos auch technischer Art, natürlich auch über die modernen Rennräder. Hier kommt man über beim Betrachten der Formen aus dem Staunen nicht mehr heraus und ist begeistert von den umfangreichen Informationen. 

Über handgemachte Fahrräder zu lesen, heißt sich mit Außergewöhnlichem auseinanderzusetzen. Das gilt für das "Bough Bike" von Jan Gunneweg beispielsweise. Der Designer aus den Niederlanden hat sich auf Naturwerkstoffe spezialisiert und baut Fahrräder aus Holz. Das  "Veloboo" von Antal Szalay hat einen hohen Preis, weil seine Metallteile nahezu alle 24 Karat vergoldet sind und vermutlich nur auf bewachten Privatgrundstücken gefahren werden kann. 

Konzeptbikes finde ich am faszinierendsten und hier u.a. das "Sada Bike", das keine Speichen hat zudem sogar faltbar ist, gefolgt von den Mountain-Bikes, deren Entwicklung in den letzten 30 Jahren nicht zur Ruhe gekommen ist. Die jüngste Entwicklungsstufe des Mountainbikes sind die sogenannten "Fatbikes" mit superdicken Reifen, die ideal für Sand und Schlammfahrten sind. Schließlich dann werden Fahrräder mit Antriebsunterstützung vorgestellt, die offenbar für Untrainierte gedacht sind. 

Für Fahrradfreunde ist dieses Buch eine immerwährende Freude und insofern ein schönes Geschenk nicht nur zu Weihnachten. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Delius Klasing und können das Buch dort bestellen http://www.delius-klasing.de/buecher/Fahrr%C3%A4der.210378.html. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: #Der_kleine_Taschenoptimist- #Bettina_Lemke-#dtv

Diesen Ratgeber sollte jeder aufmerksam lesen, um locker zu bleiben und auf diese Weise unbeschwerter sein Tagwerk zu beginnen. Bettina Lemke erläutert überzeugend, dass Optimismus sich lohnt, nicht zuletzt weil Optimisten sehr beliebt sind, da sie andere mit ihrer Kreativität und Energie anstecken. 

Optimisten sind resilienter, leiden seltener unter Stress, sind weniger krank und leben zudem länger als Pessimisten. Erfreulicherweise ist Optimismus erlernbar und zwar mittels diverser Techniken und Strategien. 

Die Autorin möchte dazu einladen, dass wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und eine optimistische Haltung entwickeln.

Zunächst hat man die Gelegenheit, einen Test zu machen und hier festzustellen, wie optimistisch man eigentlich ist. 

Optimismus hängt von drei Faktoren ab: der genetischen Veranlagung, den Lebensumständen und davon, was der einzelne daraus macht. Möglich ist es beispielsweise eine "Ich-kann-das –Einstellung zu entwickeln" und zu begreifen, dass ein dauerhaftes Gefühl von Hilflosigkeit eine positive Haltung untergräbt und schließlich zu Pessimismus, Hoffnungslosigkeit und Resignation führt. 

Optimismus und Motivation verstärken sich gegenseitig und wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Aus diesem Grund ist es wichtig, herauszufinden, was uns begeistert und damit unsere Motivation weckt. Die Mischung aus Realismus und Zuversicht führt uns zu einer positiven Lebenseinstellung jenseits von Euphorie. 

Merken muss man sich den Satz: "Dem Leben mit wachen Sinnen begegnen, die eigenen Grenzen erkennen und rücksichtsvoll mit sich selbst umgehen!“ 

Gut zu sich selbst muss man sein und für regelmäßige Auszeiten sorgen, denn wer sich müde, gestresst und überfordert fühlt, hat langfristig keine optimistische Grundhaltung. Man lernt eine Vielzahl von magischen Wohlfühlmomenten kennen, lernt auch, sich selbst Anerkennung zu schenken, ja zum Leben zu sagen, darf zudem an einem Anti-Perfektions-Training und an einer energiespendenden Lichtmeditation teilnehmen und erfährt noch andere Strategien, um zu mehr Optimismus zu kommen. 

Zuversicht ist das A und O bei einer optimistischen Grundhaltung. Sich um diese zu bemühen ist die halbe Miete und die andere besteht im Wissen, was uns antreibt. 

Nicht zu vergessen, der Optimist lächelt, während der Pessimist sich darin übt, die Mundwinkel nach unten zu ziehen. http://www.dtv.de/buecher/der_kleine_taschenoptimist_34863.html

Empfehlenswert. 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu dtv und können das Buch dort bestellen.Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Steh auf und nimm dein Leben in die Hand – Kurskorrektur für Anfänger und Fortgeschrittene. #Diana_Dreeßen #dtv_premium

Autorin dieses Ratgebers ist die erfolgreiche Managementtrainerin Diana Dreeßen. In ihrem Buch geht es um Richtungsfindungstipps, die sie all jenen erteilen möchte, die in ihrem Leben etwas ändern wollen und noch nicht wissen wie. 

Biographien erfolgreicher Menschen zeigen, dass diese Personengruppe  genau das tut, was sie am besten kann. Wichtig also ist, zunächst erst einmal zu schauen, was uns wirklich stört bzw. auf der Seele liegt und dann am Richtungswechsel zu arbeiten. 

Diana Dreeßen macht begreifbar, was uns ein Richtungswechsel bringen kann, geht dabei aber nicht traumtänzerisch vor, sondern fragt nach Sicherheiten, zeigt Strategien auf wie aus Träumen erreichbare Ziele werden, macht deutlich, was man für eine Kurskorrektur benötigt, wie man Schwächen zu Stärken umfunktioniert und Ängste beiseiteschiebt. Keine Veränderung ist ohne Risiko möglich. 

Weil man immer etwas zurücklassen muss, wenn man Neues beginnt, haben nicht wenige Menschen Angst vor dem ungewissen Neuen. Doch dort, wo die Angst vorherrscht, ist kein Platz für Neues. Deshalb muss man sich seinen Ängsten stellen und Techniken erlernen, die uns helfen, Ängste für immer aus unserer Innenwelt zu beseitigen. Diesbezüglich erfährt man Wissenswertes im vorliegenden Buch, so etwa wie man seine persönlichen Katastrophendateien knackt. 

Dass "Ja, aber.." aus dem Wortschatz gestrichen wird, finde ich überaus erfreulich und dass man lernt, seinen Nutzen in Szene zu setzen ebenfalls. Ferner gefallen mir die zehn Basics, die man beherzigen sollte, wenn man Kurskorrekturen anstrebt. Sich von Energieräubern zu lösen, schafft viel Freiraum für Neues und an sich zu glauben, ist bekanntermaßen lebensnotwendig. Immer wieder trifft man auf Menschen, die versuchen, unser Selbstbewusstsein zu unterminieren. Hier muss man Grenzen ziehen, wenn man seinen Mut für Neues nicht verlieren möchte. 

Ein Quicktest zur Entscheidungsfindung und Übungen zu den einzelnen Kapiteln runden den Ratgeber ab, der gewiss vielen hilft, die einen kleinen Anstoß benötigen, um endlich das zu tun, was ihren Gaben entspricht. 

Empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum dtv-Verlag und können das Buch dort direkt bestellen. Sie können es jedoch auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.dtv.de/buecher/steh_auf_und_nimm_dein_leben_in_die_hand_42814.html

Rezension Peter J. König: Absturz des Himmels- #Reinhold_Messner- S. Fischer

Wer kennt ihn nicht, den wohl berühmtesten Bergsteiger aller Zeiten, Reinhold Messner, der als erster Mensch alle vierzehn Achttausender bestiegen hat, Wüsten durchquerte, ebenso auch durch die Antarktis wanderte mit eigener Muskelkraft, auf den Spuren der einzigen Bezwinger. 

Wie kein anderer hat er die Herausforderung mit den Urkräften der Natur gesucht, nicht nur um sich damit zu messen, sondern auch um im Ansatz zu erkennen, um welche unvorstellbaren Gewalten es sich dabei handelt. Dabei hat der in Südtirol Geborene und heute in Meran und auf seinem Schloss im Vinschgau/Südtirol lebende Messner frühzeitig erkannt, dass solche Unternehmungen nur mit der Natur realisierbar sind und nicht gegen sie. 

Entsprechend hat es ihm nie an dem unendlichen Respekt gegenüber "Mutter Natur" gefehlt, bestimmt eine der wichtigsten Voraussetzungen um all seine Exkursionen zu überleben. Seine Erkenntnisse aus seinem Tun sind das ökologische Bewusstsein und der nachhaltige Umgang mit unserer Erde, die Quelle allen Lebens. Wer könnte besser nachvollziehen als Reinhold Messner, was sich ereignet hat bei dem Versuch der Erstbesteigung des Matterhorns in den 1860iger Jahren.  Zwar ist das Matterhorn an der Schweizer-Italienischen Grenze im Kanton Wallis nicht der höchste Berg Europas, da hat der Mont Blanc das Rennen gemacht, aber er ist bestimmt  der berühmteste und nicht zu vergessen, der meist besuchte.

In seinem neuesten Buch "Absturz des Himmels", erschienen im S. Fischer Verlag, erzählt Reinhold Messner  sehr anschaulich, wie der Wettlauf um die Erstbesteigung des Matterhorns von statten ging, galt doch der Berg  länger als alle anderen Gipfel in den Alpen als unbezwingbar.  Nicht nur sein majestätischer Anblick war Furcht-einflößend, seine schroffen, steil-aufragenden Felswände hatten so manchen Versuch den Berg zu bezwingen scheitern lassen. Entsprechend galt es in der jungen Bergsteiger-Szene als absoluter Ritterschlag als Erster auf dem Gipfel zu stehen.

Zudem wurde es als höchstes Privileg für das Land angesehen, aus welchem der Erst-Besteiger stammte. Ganz vorne waren die Briten, deren junge Eliten es geradezu als nationale Herausforderung sahen, hier zu reüssieren. Aber auch Italiener, Deutsche, Franzosen und natürlich die einheimischen Schweizer Bergsteiger hatten ein unbedingtes Interesse ihren mystischen Berg als erste zu bezwingen.

Am 14. Juli 1865 gelingt es dem fünfundzwanzig jährigen Engländer Edward Whymper in einer siebenköpfigen Gruppe als erster Bergsteiger die Erstürmung des Matterhorns. Da gleichzeitig von der italienischen Seite ebenfalls eine Seilschaft unter der Leitung des anerkannten Bergführers Jean-Antoine Carrel den Matterhorn-Gipfel in Angriff genommen hatte, war nicht ausgemacht, wer schließlich als Erster auf dem Gipfel stehen würde, zumal sowohl Whymper als auch Carrel mehrmals schon entsprechende Versuche unternommen hatten, teilweise sogar gemeinsam.  Der Engländer machte schließlich das Rennen und kam Carrel nur um Stunden zuvor am ersehnten Ziel an. Während Carrel auf der italienischen Seite keine größeren Probleme beim Abstieg hatte, ereilte ein schreckliches Schicksal die Erst-Bezwinger. 

Vier Kameraden aus Whympers Seilschaft stürzten beim Abstieg über eintausend Meter in den Tod und nur mit größter Mühe konnte der soeben noch strahlende Sieger sich selbst und die zwei Überlebenden seiner Mannschaft ins sichere Tal retten. Welches Opfer hatte die Erstbesteigung des Matterhorns gefordert, aber auch welche Anziehungskraft auf eine Unzahl von Bergsteigern sollte daraus folgen?

Reinhold Messner hat auf sehr anschauliche und spannende Weise die Geschichte um die Eroberung des Matterhorns recherchiert und hier aufgeschrieben. Als bekannter Publizist wird er neben seinen vielfältigen Abenteuern für seine Bücher geliebt und sie haben ihm das Ansehen eines Bestseller-Autors eingebracht. 

Seine Vorträge sind legendär, weiß man doch, dass sie alle Zuhörer mitreißen. Mit dem hier vorgelegten Werk "Absturz des Himmels", erschienen im renommierten S. Fischer Verlag zeigt der Autor eindrucksvoll, dass er nicht nur seine eigenen Erlebnisse meisterlich zu schildern in der Lage ist, er versteht es auch bestens diesen tragischen Wettlauf um die Eroberung des Matterhorns  dem Leser entgegen zu bringen. 

Quelle dieses beeindruckenden Nachvollziehens sind bei Reinhold Messner einerseits seine unzähligen Tage und Stunden bei seinen eigenen "Himmelserstürmungen", andererseits aber auch seine Phantasie und seine ihm ureigenen philosophischen Denkansätze. Bergsteigen in seiner jungen Geschichte war wirklich eine eigene Welt für sich und ist wohl mit der heutigen Technisierung dieses Extremsports nicht vergleichbar. 

Alles dieses weiß das Buch mitreißend zu vermitteln und zeigt erneut, wie Reinhold Messner es immer wieder schafft, seine Anhänger eindrucksvoll mitzunehmen.

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den S, Fisher Verlagen und können dort das Buch bestellen.http://www.fischerverlage.de/buch/absturz_des_himmels/9783100024244 . Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Werde verrückt- Wie du bekommst, was du wirklich willst- #Veit_Lindau

Dies ist das neue Buch von #Veit_Lindau. Der renommierte Coach, Redner und Autor ist Mitbegründer von der #Life_Trust_Akademie. Zwei Ratgeber des Autors habe ich in den vergangenen Jahren bereits vorgestellt und gebe zu, stets etwas amüsiert zu sein über seine provokativen Titel. Nachdem er beim letzten Mal dazu aufgefordert hat, sich selbst zu heiraten, möchte er nun, dass wir verrückt werden, weil wir nur so offenbar unsere Herzenswünsche wirklich erfüllen können. Stimmt das?

Lindau erzählt zunächst ein wenig von seinem Werdegang. Begonnen hat er diesen als Medizinstudent. Nach vielen Höhen und Tiefen ist er heute ein sehr erfolgreicher Mann, dessen Unternehmen, wie er bekundet, mittlerweile Umsatzzahlen im siebenstelligen Bereich schreiben. Erfolg ist für Lindau ein wichtiger Faktor im Leben. Diesen umschreibt er so:

Erfolg ist eine Tugend, Erfolg ist eine Fähigkeit
- immer wieder frisch herauszufinden, was Du wirklich – wirklich willst und dann 
-dein gesamtes Potential, sanft, bewusst und effektiv dafür einzusetzen, dass du es auch bekommst.

Zu wissen, was man wirklich wolle, sei bereits ein Riesenerfolg. Der Autor listet im Prolog eine Reihe von epochalen Erfolgen auf und motiviert die Leser dazu, über eigene Erfolge nachzudenken. Sein Buch sieht er als Entscheidungshilfe und benennt die Gründe, weshalb man die Prinzipien daraus für sich nutzen sollte.

Wer glücklich sein möchte, muss begreifen, was in seinem Leben geschieht, so der Autor. Was man tut, muss für uns einen tieferen Sinn ergeben und es muss auch mit dem zu tun haben, was man "wirklich-wirklich" möchte. Auch muss man einen Weg sehen, um das, was man möchte zu bekommen.

Sein Buch teilt Lindau in drei große Abschnitte ein:

Verständnis 
Sinn 
Manifestation 

Der Autor fragt zunächst, wie unsere persönliche Realität entstanden sei und macht klar, dass es unsere Gedanken sind, die unsere Wirklichkeit entstehen lassen. Es sind die Handlungen, die schließlich Umstände in unserem Leben bewirken.

Gedanken, so Lindau, schaffen nicht die absolute Realität, sondern vielmehr die von uns wahrgenommene Wirklichkeit. Jeder kreiert seine eigene Wirklichkeit, die als solche demnach niemals neutral sein kann. Wer an seinen Glaubenssätzen insofern festhält, muss mit Leid rechnen.

Man ist aufgefordert diese Glaubenssätze aufspüren und sie gewissermaßen durch neue zu überspielen. Das funktioniert, indem man mit klugen Affirmationen arbeitet.

Sinn ist neben Verständnis und Manifestation eine feste Größe für den erfolgsorientierten Autor. Dabei erwarten den Leser eine Vielzahl von Übungen und noch mehr Fragen, die einen Erkenntnisprozess in Gang setzen, der die Grundvoraussetzung für Erfolg darstellt. Man muss in dem, was man möchte und tut,  Sinn erkennen, um sich damit zu identifizieren. Alles, was man heute sei, spiegele keineswegs wieder, wer man wirklich ist, sondern was wir über uns glauben.

Mind-Yoga ist eine gute Methode um Sinn zu entdecken und zu begreifen, dass es nicht die Welt ist, die uns begrenzt, sondern die Meinung, die wir über uns haben. Wer erfolgreicher werden möchte, sollte sein Selbstbild verändern, denn wenn wir unser Verständnis über uns selbst verändern, verändert sich unsere gesamte Wirklichkeit. Da stimme ich Veit Lindau wie in so vielen anderen Erfolgsgedanken zu.

Wer Erfolg will, sollte aufhören, sich selbst zu sabotieren und wer nach Sinn strebt, entwickelt Visionen, deren Umsetzung Freude, aber auch kurz- oder mittelfristigen Verzicht bedeuten kann. Erfolg hat immer einen Preis, dessen muss man sich bewusst sein, deshalb sollte dieses, was wir anstreben über den persönlichen Erfolg hinaus Sinn haben, damit wir Erfolg nicht bereuen. 

Lindau denkt über gute Visionen nach. Er lässt die Leser an diesem Denkprozess teilhaben und schreibt auch über die Magie einer Vision. All das ist wichtig, wenn man "wirklich-wirklich" Erfolg haben möchte.

Im dritten Abschnitt "Manifestation" warten 24 Schritte auf den Leser, die man gedanklich mit dem Autor gehen sollte, um sich fit für den angestrebten Erfolg zu machen. Diese Manifestationsstrategie sollte man sehr sorgfältig lesen und verinnerlichen. Um die Neugierde nicht zu mindern, möchte ich an dieser Stelle auf keinen Fall die 24 Schritte allesamt auflisten. 

Zu Ende eines jeden Schrittes warten stets drei Fragen auf alle Erfolgsinteressierten, die man unbedingt beantworten sollte. Dabei handelt es sich um folgende Fragen: 

Was habe ich gerade verstanden? 

Was bedeutet diese Erkenntnis für mich? 

Durch welche konkrete Handlung kann ich die Erkenntnis sofort in mein Leben integrieren? 

Lindaus Schritte erfordern sehr viel Ehrlichkeit mit sich selbst, allerdings sind sie auch überaus wirksam. Sehr gut gefallen hat mir sein 11. Schritt "Verliebe dich in Disziplin". Hier geht es um Selbstdisziplin, die sofern man sie sich aneignet, sehr stark macht, weil sie innere Unsicherheiten minimiert. Ich stimme mit dem Autor überein, dass Erfolgsdisziplin Zeit, Energie und Freiheit schenkt und finde es super, dass der Autor wirklich an alles denkt, auch daran, zu empfehlen genügend Kohlehydrate zu essen, um nicht unterzuckert zu sein, weil Unterzuckerung die Willenskraft schwächt. 

Der 15. Schritt befasst sich mit dem eigenen Schatten, einem Thema, das ich sehr spannend finde. Unsere negativen Eigenschaften müssen wir genau anschauen, nicht verdrängen, sie stattdessen integrieren. Das gilt für Selbstzweifel ebenso wie für Angst und Wut und vieles andere mehr. 

Eine gute Nachricht: Wir dürfen Fehler machen. Sie sind nämlich der Treibstoff für unsere Evolution. Kein erfolgreicher Mensch wäre dort, wo er jetzt steht, wenn er keine Fehler gemacht hätte. Fehler sind Versuche,  seinen Weg zu finden. 

Lobenswert ist  auch der Erfolgscheck am Ende der 24 Schritte. Hier kann man sehen, wie weit es um unsere Erfolgsfähigkeiten steht. 

Nun gilt es alles neu Erlernte täglich umzusetzen, um festzustellen, dass Erfolg eine Frage des Wollens und des entsprechenden Know-hows ist. 

Veit Lindau kennt sich im "Wissen wie" bestens aus und dokumentiert es durch seine Person. Von ihm Rat anzunehmen, ist eine kluge Entscheidung, weil sein Credo Authentizität heißt. 

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Hier der Link zur Website von Veit Lindau. Dort können Sie sich weiter informieren. http://veitlindau.com/

Hier der Link zum Kailash- Verlag. Dort können Sie das Buch direkt bestellen.http://www.randomhouse.de/Buch/Werde-verrueckt-Wie-du-bekommst-was-du-wirklich-wirklich-willst/Veit-Lindau/e474980.rhd?mid=1. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Werde der Du sein willst- #Robert_Betz- GU

Der Autor Robert Betz ist Psychologe und Soziologe. Nicht nur als Vortragsredner ist er besonders erfolgreich, denn neben seinen 100 öffentlichen Vorträgen pro Jahr gibt er zahlreiche Seminare, des Weiteren bildet er Therapeuten in der von ihm begründeten Transformationstherapie aus. Als Autor hat er mehrere Bestseller verfasst, auch sein jüngstes Werk verspricht ein Erfolg zu werden.

Die Grundgedanken des Werks erinnern sehr an jene von Simone Langendörfer, die als Glücksforscherin  derzeit sechs Monate lang Glückstipps auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vermittelt. Es sind essentielle Lebensweisheiten wie ich sie erstmals bei Eckart Tolle las und wie man sie immer wieder in variierter Form auf sich wirken lassen sollte. Der Denkansatz ist spirituell. 

Von der Farbgestaltung und dem Design her wird bereits angedeutet, dass wohl eher die weibliche Seite im Leser angesprochen werden soll. Eine Fülle von Affirmationen ist mit rosa Textmarker unterlegt, andere Affirmationen sind lindgrün gehalten. Die hübschen Illustrationen bestehen aus Blütenaquarellen, Blättern, Schmetterlingen, Federn etc. Alle Motive suggerieren Leichtigkeit. Diese auch möchte der Autor beim Leser durch seine Texte herstellen, indem er die Liebe als Schlüssel für Leid anbietet, indem er an das Loslassen appelliert, auch an die Ordnung in unserem Leben und an die Eigenständigkeit, Erwartungshaltungen reflektiert, den Augenblick als das immer wieder Wesentliches im Hiersein hervorhebt und verdeutlicht, dass man sich vom Fluss des Lebens tragen lassen soll und zwar  ohne Angst. 

Betz macht klar, dass übertriebene Kontrolle stets Verlust zum Ergebnis hat und es die Mitfreude ist, die die Welt heilt, wohingegen Mitleid sie hinunter zieht. Hüten soll man sich davor zu sagen "Mir geht`s nicht gut", denn auf diese Weise wird Leid manifestiert. 

Nein sagen, wenn wir es fühlen, vergeben zu können und immer wieder aufs Neue zu lieben, das ist das Credo von Robert Betz. Auch wenn es Ratgeber dieser Art wie Sand am Meer gibt, ist jeder einzelne gut geschriebene und schön gestaltete lesenswert, weil er dann wie eine kleine Therapie wirkt, die den Lesern zu den essentiellen Dingen des Lebens führt. Es sind die Dinge, die uns die Leichtigkeit des Seins spüren lassen, selbst in schweren Zeiten. 

Empfehlenswert. 

Helga König 

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum GU-Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern. http://www.gu.de/buecher/bewusst-gesund-leben/lebenshilfe/930805-werde--der-du-sein-willst/

Rezension: Radikal führen- Reinhard K. Sprenger-Campus

Dr. Reinhard K. Sprenger gilt als der profilierteste Managmentberater in Deutschland. Zu seinen Kunden zählen zahlreiche internationale Konzerne und zudem fast alle Dax-100-Unternehmen. Alle seine Bücher wurden zu Bestsellern und wurden in diverse andere Sprachen übersetzt. 

Der Autor fragt zunächst nach dem Zweck von Führung und hier konkret, wofür Führungskräfte überhaupt bezahlt werden? Man erhält dann auch eine konzentrierte Antwort und die lautet: um "das Überleben des Unternehmens zu sichern."

Eine Führungskraft hat dann eine Existenzberechtigung in einer Firma, wenn sie mehr leistet als sie kostet. Dieser Grundsatz wird allerdings bekanntermaßen nicht überall befolgt. Die Ergebnisse sind entsprechend. 

Sprenger macht deutlich, was Führung eigentlich ist und kommt zum Ergebnis, dass es eine Tätigkeit darstellt, die viele Handlungen miteinander verbindet und zu einem verstehbaren Ganzen ordnet. Generell kann gesagt werden, dass Führung sich in ihren Auswirkungen realisiert. Man sieht sie nicht, sondern man unternimmt sie. 

Hinterfragt wird, wer das Führungsverhalten prägt und auch, ob Führung Wandel bewirken kann. Möglich scheint dies dann zu sein, wenn man sich auf die Kernaufgaben der Führung konzentriert. Der Autor nennt:
1. Zusammenarbeit organisieren 
2. Transaktionskosten senken 
3. Konflikte entscheiden 
4. Zukunftsfähigkeit sichern 
5. Mitarbeiter führen 

Diese Kernaufgaben werden im Buch breitgefächert erörtert. Dabei werden die Begrifflichkeiten genau definiert und  thematisiert wie Institution und Individuen diesen Aufgaben gemäß geführt werden können. Wie der Autor schreibt, hat die Betriebswirtschaftslehre bislang zu wenig über den Ursprung der Führung nachgedacht und insofern auch zu wenig über den Ursprung von Zusammenarbeit. 

Sprenger meint, Ursprung von Zusammenarbeit sei ein Problem, konkret, ein Problem, dass individuell nicht zu bewältigen sei und insofern der Zusammenarbeit benötige. 

Wenn Menschen nicht zusammenarbeiten, mangelt es zumeist an einem gemeinsamen Problem, oft bleiben nur gemeinsame Ziele, in dieser Beziehung aber sei die Zusammenarbeit nicht so einfach herbeizuführen.

Je näher man in Unternehmen an der Problemlösung der Kunden bleibt, umso besser funktioniert auch die Unternehmensführung. 

Alle Kernaufgaben werden ganz hervorragend abgehandelt. So liest man und das sollte man sich gut einprägen "Menschen, die einander nicht vertrauen, kooperieren nur im Rahmen von formalen Regeln und Vorschriften." Das formale System muss ausgehandelt, operationalisiert, durchgesetzt, überwacht und sanktioniert werden. Insgesamt sind formale Systeme teurer als Organisationen mit hohem Vertrauenspegel. 

Interessant zu lesen, wie man sich im Konfliktfall klug verhält und auch, weshalb Resilienz immer wichtiger wird. 

Wie auch immer, gut führt, wer vertraut und Verhaltensmuster an den Tag legt, die Vertrauen schaffen. Zutrauen schafft Unternehmertum, wer misstraut und anklagt hat die Führung verspielt. 

Ein hochinformatives Buch 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Campus-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/business/management-unternehmensfuehrung/radikal_fuehren-3999.html. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Ich und Du- Mein #Traum von #Gemeinschaft jenseits des #Egoismus- #Philippe_ Pozzo_ de_Borgo- #Hanser Berlin

Autor dieses sehr nachdenklich geschriebenen Buches ist Philippe Pozzo de Borgo. Der 1951 geborene Franzose war lange Zeit Geschäftsführer der Firma Champagnes Pommery. Seit 1993 ist er querschnittsgelähmt. Dies ist eine Folge eines schweren Gleitschirmunfalls. De Borgo lebt heute mit seiner zweiten Frau und mit zwei seiner vier Kinder in Marokko. 

"Ich und Du- Mein Traum von Gemeinschaft jenseits des Egoismus" ist nicht das erste Buch des Autors. Seine Autobiographie "Ziemlich beste Freunde" wurde als Buch und als Film ein großer Publikumserfolg. Da ich die Autobiographie nicht gelesen und den Film nicht gesehen habe, war ich überrascht,  eher zufällig auf ein solches Juwel gestoßen zu sein und twitterte, während ich las, einige Sentenzen aus dem Werk für interessierte Leser, so etwa den Satz: "Die Interessen des anderen zu teilen, lehrt uns zugleich, die Unterschiede zu akzeptieren und tolerant zu sein." So sehe ich das auch. 

Di Borgo hat ein sehr weises Buch geschrieben. Das deutet sich schon in den Anfangsüberlegungen an. Hier schreibt er, dass in unserer Gesellschaft das "Ich" vorherrsche, aber der Individualismus in die Sackgasse führe. Der Autor hat in leidvoller Erfahrung gelernt, dass man im Gespann von ICH und Du, also von WIR viele Probleme zu lösen vermag und eine Wir-Beziehung letztlich weitaus lebenswerter ist als all die leeren Versprechungen der Selbstverwirklichung, die für nicht wenige im Nichts ende. Deshalb auch ist es für ihn aussichtsreicher an den anderen zu glauben und Vertrauen zu riskieren als der Ideologie des Individuums nachzustreben, das für sich allein triumphieren wolle. 

Di Borgo stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie und wollte dennoch oder vielleicht gerade deshalb als Kind stets alles haben. Erkannt hat er nach seinem Unfall, dass im Erwachsenenalter eine solche Einstellung auf eine verheerende Anspruchshaltung hinausläuft: "Immer alles, immer mehr, und zwar sofort!"

Er schreibt, er sei vor seinem Unfall überreizt, atemberaubend hyperaktiv, außerordentlich effizient gewesen, und dies alles mit einem Lächeln. Erkannt hat er, dass ständig Risiken einzugehen zum Selbstzweck werden und sich letztlich als Sackgasse erweisen. Di Borgo ist überzeugt, dass Lärm und Hektik zu Rücksichtslosigkeit und allen anderen Lastern führen. Stille also ist notwendig für eine Welt, in der man das Du entdeckt. 

Der ehemalige Manager schreibt über seinen klugen Großvater und erzählt Familiengeschichte. Sein Großvater hatte die Erbin von Moet&Chandon geheiratet, war im franz. Widerstand aktiv und ist der knapp der Hinrichtung durch die Nazis entgangen. Dieser Vorfahre hieß Robert-Jean de Vogüé. Bemerkenswert ist dessen entwickelte Unternehmensethik, die sich allerdings "bei den Finanzexzessen und der Unersättlichkeit der Aktionäre" heute nirgendwo wiederfindet. Die Sorge seines Großvaters galt der Gier der Aktionäre und Führungskräfte wie auch deren Unfähigkeit, die Entscheidungen und das Betriebsergebnis zu teilen, um das Überleben der Firma zu sichern. 

Der Enkel findet sich in den Gedanken seines Großvaters wieder, arbeitet hart in der Firma, doch dann endet seine brillante Karriere durch den Gleitschirmunfall. Nun war er ans Bett gefesselt. Neben ihm lag seine krebskranke erste Frau, die gläubige Beatrice. Über das Leben mit ihr kurz vor ihrem Tode berichtet der Autor und auch darüber, wie er allmählich zu seinen tiefen Erkenntnissen im Hinblick auf eine Gemeinschaft jenseits vom Egoismus gelangt. 

Er erkennt, dass es Sinn macht, völlig in der Gegenwart zu leben, wie wichtig es ist, Respekt voreinander zu haben und wie notwendig,  damit aufzuhören gegeneinander zu kämpfen, weil nur dies daran hindere, auf friedliche Art zu leben. Er erkennt weiter, dass das Nichtstun in das er gezwungen ist "ein unerhörter Reichtum" darstellt, denn wer pausenlos umherhetze sehe und höre nichts. 

Für ihn ist mittlerweile klar, dass die Sucht nach Erfolg Neid, Eifersucht und Egoismus erzeuge. Die Gesellschaft bringe uns in eine dauernde Wettbewerbssituation, in der in Wirtschaft und Gesellschaft, ein Kampf um Leben und Tod stattfinde. Voller Unruhe würden wir uns immerfort fragen: Er oder ich? Di Borgo fragt in diesem Zusammenhang “Wo bleibt da die Begegnung zwischen Dir und Mir? Wie kann es überhaupt eine Begegnung geben, wenn der andere nur als Risiko, als Gefahr oder Konkurrent wahrgenommen wird?"

Nähe und Herzlichkeit sind ihm wichtig, weil sie die Basis des Vertrauensverhältnisses bilden. Di Borgo denkt über Freundschaft und Gemeinschaft nach und empfiehlt, sich für echte Beziehungen Zeit zu lassen, damit sie nicht verwässern. Für ihn ist es ausgemacht, dass man das Ich und Du nicht unendlich vervielfältigen kann.

Der querschnittsgelähmte Philippe Pozo di Borgo weiß, dass Schwierigkeiten isolieren, aber er sagt, am Ende wachse man an ihnen. Er versucht dem Leser klar zu machen, dass Alter und Krankheit zwar entwaffnen, weil sie unsere Verletzlichkeit erhöhen, um auf diese Weise das wahre Wesen ans Licht zu bringen, aber letztlich diene dies dazu,  die Verhältnisse zurecht zu rücken und dies sei Teil der weltweiten Entwaffnung. 

Für ihn steht fest, dass es keine Kriege mehr gäbe, wenn Alter und Verletzlichkeit ins Zentrum gerückt werden. Dies ist ein bemerkenswerter Gedanke, über den weltweit diskutiert werden sollte. Wenn das Ende des Jugendwahns, die Welt entschleunigt und vielleicht sogar befriedet, dann sollte man sich zukünftig mehr auf Altersweisheit beziehen als das Credo der ewigen Jugend  abzunicken.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Hanser-Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.hanser-literaturverlage.de/buch/ich-und-du/978-3-446-24945-5/



Rezension: #GEO_Kompakt- Die Grundlage des Wissens-#kung_im_Kopf! Wie wir geistig frisch bleiben.

Die neue GeoKompakt erklärt, weshalb wir überhaupt altern, wie sich unser Gehirn allmählich verändert und auf welche Weise Demenzerkrankungen entstehen. 

Was ist zu tun, damit man geistigen Einbußen vorbeugt?

Das Magazin ist in drei große Abschnitte untergliedert: 
Wie sich Körper und Geist im Alter wandeln 
Wie wir fit im Kopf bleiben 
Wie Demenz entsteht- und was man tun kann 

Zunächst lernt man die 7 Regeln für einen klaren Verstand kennen, die man am besten gleich verinnerlicht, sofern dies noch nicht geschehen ist. Anschließend kann man sich in ein Interview mit dem Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth vertiefen, der klar macht, weshalb der Frühruhestand ein Desaster darstellt und auch zeigt, was die geistige Fitness mit körperlicher Bewegung zu tun hat.

Man erfährt, dass selbst das betagte Hirn noch neue Nervenzellen zu bilden vermag und dass lt. jüngsten Studien das Gehirn eines alternden Menschen um schwindende Geisteskräfte zu ersetzen, hintere Hirnregionen aktiviert. Dadurch wird sichergestellt, dass die kognitive Leistung möglichst lange aufrechterhalten bleibt. Will man das Altern hinauszögern und seine mentalen Kräfte wahren, sollte man möglichst aufgeschlossen für Neues bleiben. Wie sich Neugierde kultivieren lässt, ist ein Thema im Magazin. Dabei sollte man wissen, dass neugierige, mental aktive Menschen deutlich seltener an Alzheimer erkranken. Zudem sollen Menschen, die ihren Wissensdurst ausleben, leichter Sinn im Leben finden. 

Was Denksport tatsächlich bringt,  wird näher erörtert und man erfährt, ob Gehirnjogging vor Demenz schützt oder in irgendeiner Weise schaden kann. Wichtig zu wissen ist, dass Sport den Geist verjüngt, weil Nervenverbindungen gestärkt werden und sogar neue Hirnzellen wachsen lässt. "Wer sich kaum bewegt, trägt ein doppelt so hohes Risiko für geistigen Schwund im Alter." schreibt Maria Kirady. Mit Bewegung kann man die Nervenzellen zu neuem Wachstum bewegen, denn aktiviert durch die körperliche Ertüchtigung, bilden bestimmte Gehirnreale neue Zellen, die unser Gedächtnis stärken. Bessere Durchblutung hat messbare Auswirkungen auf die Leistung des Gehirns. Im Gehen zu lernen führt zu besseren Lernergebnissen. Das ist die Folge der besseren Durchblutung. 

Auch strategisches Denken wird durch Sport, konkret  durch Mannschaftssport, verbessert. Bereits wenige Wochen körperlicher Ertüchtigung bewirken eine Frischzellenkur. Kurzum, wer in der zweiten Lebenshälfte zumindest etwas Sport betreibt, bewahrt sich einen gesunden Körper und zudem einen wachen Geist. 

Strikte Diät soll den körperlichen Verfall verzögern. Warum das so ist, wird im Magazin sehr gut erläutert. Vorgestellt werden Menschen und ihre Biografien, die im Pensionsalter ein neues Leben begonnen haben und dadurch fitter geblieben sind. Man erfährt auch mehr über die Sinnesorgane. Wer im Alter schwer hört und kein Hörgerät nutzt, verlernt dauerhaft, hohe Töne wahrzunehmen. 

Die Wechseljahre sind ein Thema und man erfährt, was Zerfall der Gedanken eigentlich bedeutet. Bis zum Jahre 2050 soll sich die Zahl der Demenz-Erkrankten in Deutschland auf drei Millionen verdoppeln. Der wirksamste Schutz vor Demenz ist ein geistig und körperlich aktives Leben, des Weiteren ausgewogen zu essen und den Fettkonsum zu minimieren. Allerdings  ist Alzheimer bislang noch nicht heilbar, aber es gibt Medikamente, die Aggressivität und Unruhe mindern. Woher diese kommen wird auch erläutert.

Nochmals: Schutz vor Demenz  bietet ein geistig und körperlich aktives Leben. Damit sollte man natürlich  nicht erst mit 70 Jahren beginnen.

Ein gelungenes Magazin, mit vielen guten Beiträgen zum Thema Alter. Deutlich wird, dass man sich sehr lange jung halten kann, wenn man Alter nicht als Krankheit begreift. 

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Rezension: Die Psychologie des Geldes- #Rüdiger_Dahlke- Nymphenburger

Dr. Dahlke hilft mit diesem Buch den Lesern zu klären, wie sie mit Geld umgehen und was langfristig zu verbessern ist. 

Nach einer Gebrauchsanweisung für das Werk geht es zunächst darum, die eigenen Glaubenssätze zu entlarven, weil nicht wenig modernes Unglück daher rührt, dass die Regeln des Geldes von Anfang an nicht oder nicht richtig erlernt wurden. 

Das Buch enthält eine Fülle von Übungen, die das Bewusstsein im Hinblick auf die Funktionsweisen von Geld schärfen. Dahlke vermutet, dass das Geheimnis der Macht des Geldes in der Faszination des Geldes selbst liegt. Kaum jemand weiß um die Lebensgesetze oder genauer die grundlegenden Regeln des Geldspiels im Sinne von Polarität und Resonanz. Das Wissen um Polarität und Resonanz ist jedoch  eine Grundbedingung,  um das Spiel zu begreifen. Sorgfältig sowie mit großer Ruhe und Achtsamkeit sollte man die Fragen im Rahmen der Übungen beantworten, denn sie dienen einem Bewusstwerdungsprozess. 

Man erfährt nicht nur, was man unter dem Resonanzgesetz zu verstehen hat, sondern lernt anhand von Übungen die eigene Resonanz wahrzunehmen, auch neue Resonanzen aufzubauen und sich auf neue Felder einzulassen, die Erfolg zum Ergebnis haben. 

Neben dem Resonanzgesetz ist es notwendig,  auch das Gesetz der Polarität zu verstehen. Das Aufeinanderbezogensein von Gegensätzen muss uns klar werden, damit sich beispielsweise materieller Reichtum nicht in seelische Armut verwandelt. Den Gegenpol im Auge haben und Konsequenzen aus den beiden großen Gesetzen des Lebens ziehen, darum geht es also hauptsächlich. 

In Sachen Geld muss uns klar sein, dass es niemals herrenlos ist und man es einem anderen wegnehmen muss, wenn man welches bekommen möchte. Geld fällt nicht vom Himmel. Man muss aktiv werden, um welches zu erhalten, aber die Beschaffung darf uns nicht besessen machen. 

Der Autor erläutert anhand einer Grafik die Geldkurve und macht die Geldlogik begreifbar. Dabei bringt wenig Geld zu Beginn viel Lebensgenuss. Später führt weitaus mehr Geld zu immer größeren Problemen. Es gilt deshalb zu hinterfragen, wann es ökonomisch keinen Sinn mehr macht zu arbeiten. 

Sich Freiräume schaffen und genau überlegen, was und weshalb man etwas aufschiebt, auch ob Korrekturen im Lebensplan notwendig sind. So wie das Leben selbst, sollte der Tag geplant sein und immer auch Freiräume enthalten. Man benötigt sie, um zu regenerieren. 

Dahlke denkt über die Qualität des Geldes nach. Hier geht es u.a. darum,  ob wir zu der Methode unseres Geldverdienens stehen können und welche Energie mit unserem Geld und unserem Besitz verbunden sind. 

Leider ist Geld auch immer wieder Ersatz für Liebe, das gilt speziell für die Habsucht. Über Geld als Liebesersatz, aber auch über Geld und Angst reflektiert Dr. Dahlke sehr subtil und denkt nicht zuletzt auch über die Macht der Erbschaften. 

Fast zum Schluss erfährt man mehr über die 12 menschlichen Archetypen und deren Verhältnis zum Geld sowie die individuellen Lernaufgaben.

In der Folge werden dann u.a. Immobilien- und Börsenspiele thematisiert und auch Tipps zum Umgang mit Geld und Leben erteilt, die man sich gut einprägen sollte, sofern man sie noch nicht kennt.

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Buch ist die Funktionsweise der Lebensgesetze in punkto Geldfluss und die Erkenntnis, weshalb die Nichtbeachtung des Polaritätsgesetzes diesen stagnieren lässt.

Selbstsabotage aufgrund von Glaubenssätzen unserer Erzieher sollte man sehr Ernst nehmen und abstellen, stattdessen seinen eigenen Weg gehen und zwar frei von Gier. 

Empfehlenswert

Helga König

Bitte kliken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Verlag Nymphenburger und können dort das Buch direkt bestellen. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern:http://www.herbig.net/verlage/nymphenburger.html

Rezension: Scham- Jennifer Jacquet- Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls. S. Fischer

Die Autorin Jennifer Jacquet ist Assistenzprofessorin an der Fakultät für Umweltwissenshaften der New York University. Dort forscht sie über die Zukunft des Schamgefühls. 

Das Buch untersucht die Ursprünge, aber auch die Zukunft von Scham. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich die öffentliche Bloßstellung und Beschämung eines negativ Handelnden wiederbeleben und auf neue Weise einsetzen lässt. Untersucht werden Scham und Schuld als gesellschaftliche Instrumente der Bestrafung. Zudem wird die Funktionsweise dieser Instrumente recherchiert. 

Gefragt wird, weshalb die Schuld heute Aufgaben übernehmen soll, denen sie nicht gewachsen ist und weshalb bestimmte kollektive Probleme Angelegenheiten von Firmen und Regierungen sind. Gezeigt wird in diesem Zusammenhang, dass Scham in enger Verbindung mit Normen steht, sich diese aber pausenlos verändern. 

An konkreten Fällen wird veranschaulicht, wann Scham ein deutlich wirkungsvolleres Instrument ist als Schuld aber auch, in denen der Wert und Zweck der Scham erkennbar wird. 

Das Wesen der Beschämung liegt in der Enthüllung des Bloßstellens begründet. Vorhanden ist eine enge Beziehung zwischen Scham und Ansehen. Im Buch kommt die Scham zur Sprache, die mit der Zurkenntnisnahme eines Regelverstoßes durch die Öffentlichkeit einhergeht. 

Es geht also mehr um den öffentlichen Akt der Beschämung als um das private Gefühl von Scham. Nach Auffassung der Autorin bewirkt das Schamgefühl im Idealfall eine Korrektur des Verhaltens und verringert das Risiko einer härteren Bestrafung. Der Akt der Beschämung, der auslösend ist für das Gefühl der Scham, ist eine Form der Bestrafung. Dabei dient sie wie jede Strafe der Durchsetzung gesellschaftlicher Normen. 

Man erfährt wie Scham wirkt und auch, weshalb es nicht nur ein Gefühl ist, sondern zudem ein Instrument, das man bei der Lösung gravierender Schwierigkeiten zum Einsatz bringen kann. Man erfährt mehr über die Entdeckung des Schuldgefühls und auch, ob jemand völlig schamlos sein kann. In kollektivistischen Kulturen steht Scham stärker im Vordergrund, weil dort Normen geteilt und gemeinsam durchgesetzt werden. 

In Gesellschaften, die Individualismus und Nischen bevorzugen, ist Scham weniger offensichtlich. Schamkonflikte können übrigens Konflikte entschärfen, weil ein Mensch der Scham dokumentiert, auf Vergebung hoffen kann. 

Man liest über das schlechte Gewissen und von deplatzierten Schuldgefühlen, über Scham und Normen und hier, dass nicht jede neue Norm automatisch einen moralischen Fortschritt bedeutet. Wie Normen etabliert und durchgesetzt werden, ist ein Thema, bevor die sieben Wege zur effektiven Beschämung genannt werden. 

In Kapitel 7 dann geht es um den virtuellen Pranger, die Grenzen der Beschämung, auch um Schamlosigkeit im Internet. Cybermobbing bleibt nicht ausgespart. 

Das rechte Maß gilt es zu finden beim Beschämen, um es als politisches Instrument für eine bessere Umwelt nutzen zu können. 

Jennifer Jacquet vermittelt in ihrem Buch interessante Anregungen.  

Empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum  S. Fischer Verlag und können das Buch dort bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern: http://www.fischerverlage.de/buch/scham/9783100359025

Rezension: Kann mir bitte jemand das Wasser reichen-#Ari_Turunen

Der Autor dieses äußerst aufschlussreichen Buches ist der finnische Wirtschaftsjournalist Ari Turunen. Er hält an Hochschulen und im Rundfunk Vorträge über kulturgeschichtliche Themen. In seinen Büchern analysiert er die Kuriosa westlicher Kulturgeschichte. Zuletzt hat er ein Buch über die Geschichte der Eisbecher verfasst. 

Übersetzt wurde die vorliegende kurze Geschichte der Arroganz seitens Gabriele Schrey-Vasara, die 2008 mit dem finnischen staatlichen Übersetzerpreis geehrt wurde. 

Das Werk ist in sechs Kapitel untergliedert. Diesen Kapiteln ist ein knappe Einleitung vorangestellt, die ihren Anfang mit einer sehr klugen Sentenz nimmt, die gewissermaßen die Kernwahrheit dieses Buches darstellt: "Nichts ist gefährlicher für den Menschen, als im Moment des Erfolgs der Arroganz anheimzufallen und sich für gottgleich zu halten." 

Turunen erwähnt in der Einleitung die von mir hochgeschätzte Historikerin #Barbara_Tuchmann. Diese nennt vier Verhaltensweisen, die in der Regel zu Scheidungen, Kündigungen, Kriegen und Katastrophen führen. Aufgezählt werden: Tyrannisches Benehmen, maßloser Ehrgeiz, durch Macht ausgelöste Dekadenz und Unfähigkeit, sowie Starrsinn. 

Der Autor forschte für sein Werk in den Annalen der Geschichte und zeigt Stellen auf, an denen ein lächerlicher, geringfügiger Anlass Veränderungen ausgelöst hat. Er sucht katastrophale Wendepunkte der #Arroganz, Momente die auf unterschiedliche Art die Welt verändert haben. Dabei kann hinter solchen Momenten Geringschätzung, übermäßiges Vertrauen in die eigene Vortrefflichkeit, kulturelle Überheblichkeit oder durch Monopolstellung verursachte Selbstgefälligkeit stehen. 

In besagten Situationen werden die Spannungen unerträglich. Dann genügt eine arrogante Tat oder aber auch Bemerkung, um die Konstruktion zum Einsturz zu bringen. Auf die einzelnen Beispiele im Buch näher einzugehen, führt zu weit. Man liest über das Phänomen des Zukopfsteigens, liest darüber dass von der Macht berauschte Personen ihren eigenen Wert aufbauschen, arrogant sind, bevormunden, sich in alles einmischen, anstelle zu delegieren. Solche Leute sind abhängig vom Lob und beanspruchen den Ruhm für Leistungen anderer für sich, legen jedoch den anderen die eigenen Fehler zur Last. Solche Zeitgenossen macht Kritik rasend und sie können ihre Fehler und Schwächen nicht eingestehen. Überbesorgt ist ein solcher Mensch um seine Öffentlichkeitswirkung und idealisiert die materiellen Zeichen des Erfolgs. 

Diese Personen werden durch den Erfolg  stark verändert und zwar bis hin zum Realitätsverlust, wie an Beispielen gezeigt wird. Menschen in Machtpositionen, so Untersuchungsergebnisse, sprechen mehr und nehmen sich, was sie wollen. Wer Macht bekommt, benimmt sich abweisender und gewöhnt sich daran, alle Situationen und Menschen zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse zu nutzen. 

In großen Gruppen spricht die Mehrheit selten, weil ihr Status gering ist. Führungspersonen werden aufgefordert mehr zu sprechen. Personen mit niedrigem Status werden zum Schweigen verdammt. Dominiert der Anführer einer Gruppe zu stark, verbinden sich die Schwachen, um den Arroganten zu stürzen. Es kommt zur Bildung einer neuen Gruppe und das Spiel beginnt von neuem. 

Ich teile mit dem Autor die Meinung, dass das eifersüchtige Herausstreichen des eigenen Ego ein Grund für Gewalttaten und viele Kriege ist. "Wenn das Ego zu sehr anschwillt, entsteht Größenwahn und Schwerhörigkeit. Fehler werden nicht zugegeben und andere Menschen werden herabgemindert.“ 

Auch hier wieder werden Beispiele aus der Geschichte zur Veranschaulichung angeführt. Man staunt von Seite zu Seite mehr, wie sehr Menschen von ihrer Macht berauscht sein können und wundert sich nicht, wenn Turunen resümiert, dass es allen Imperien letzten Endes schlecht geht, weil sie gierig werden und ihre Größe als selbstverständlich erachten. Das hat zumeist verhängnisvolle Folgen. 

Es führt zu weit,  auf all die Fakten im Buch einzugehen und all die eigenartigen Verhaltensmuster von Personen in den Machtpositionen hier zu skizzieren. Klar ist, Hochmut kommt noch immer vor dem Fall.

Anhaltender Erfolg ist eine Frage von Demut. Wer stattdessen pausenlos vergleicht, immerfort in Verteidigungsbereitschaft ist, ständig seine Vortrefflichkeit herausstreicht und pausenlos den kollektiven Applaus einfordert, der wird keinen Erfolg auf Dauer haben. 

Nachhaltiger Erfolg nämlich beruht auf Humanismus und bedingt Toleranz. Er würdigt das Wissen und sperrt sich gegen Hochmut, weil dieser den Untergang im Schlepptau hat. Große Reiche sind an der Hybris ihrer Herrscher zerbrochen und viele Köpfe rollten in Revolutionen, weil nicht begriffen wurde, dass Arroganz stets das Todesurteil impliziert.

Sehr empfehlenswert

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Nagel & Kimche und können das Buch bestellen. Sie lönnen es aber auch direkt bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.hanser-literaturverlage.de/buch/kann-mir-bitte-jemand-das-wasser-reichen/978-3-312-00671-7/

Rezension: Die Mutmacherin- Jacqueline Bakir Brader- KoRosNord

Selten hat mich in den letzten Jahren eine Autobiographie so sehr in ihren Bann gezogen wie Jacqueline Bakir Braders "Die Mutmacherin". Die Autorin verdeutlicht hier, wie ein Mensch gestrickt sein muss, der gegen alle Widerstände erfolgreich seinen eigenen Weg geht, indem er Probleme intelligent und mutig zu meistern versteht. 

Das Vorwort zu ihrer Lebensbetrachtung hat der Textilunternehmer Kemal Sahin verfasst. Er  ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Seine Vita skizziert  die Autobiographin zu Ende des Buches. Dort erfährt man, dass Sahin in Aachen einst ein Hochschulstudium absolviert hat und sich im Anschluss selbstständig machte, um der drohenden Abschiebung zu entgehen, weil ihm die Behörden die Arbeitserlaubnis verweigerten. Sein 1982 gegründetes Unternehmen weist heute 1,2 Milliarden Euro Jahresumsatz aus. Weltweit beschäftigt dieser Mann 12. 000 Mitarbeiter, zudem engagiert er sich an vielen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Projekten.  

Auf einer Wirtschaftstagung des Verbandes türkischer Unternehmer und Industrieller in Europa lernte  Jacqueline Bakir Brader diesen Mann kennen. Das war im Jahre 2011. 

Zu diesem Zeitpunkt hatte die türkische Migrantentochter bereits harte Jahre hinter sich gebracht. Nichts deutete in ihrer Kindheit darauf hin, dass sie später einmal eine gebildete, erfolgreiche Unternehmerin sein würde, die Migration als Chance begreift und heute anderen Mut macht, ebenfalls Erfolg als Lebensmaxime zu wählen.  

In Ostanatolien geboren, wird sie mit ihrer Familie nach Deutschland übersiedeln, weil ihr Vater seit 1969  als "Gastarbeiter" in Deutschland arbeitet.  In dieser Region der Türkei war es damals eher unüblich, dass Mädchen eine Schule besuchten. 

Noch heute gibt es in der Türkei  fünf Millionen Analphabeten, vier Millionen davon sind erschreckenderweise Frauen. 

Jacqueline  Bakir Brader erzählt wie sie nach Deutschland kam, welche Probleme sie als Kind und Heranwachsende in ihrer Familie hatte, weil sie die deutsche Sprache perfekt erlernen und sprechen wollte, um nicht als Außenseiterin zu gelten. Sie schreibt von ihrer Zeit am Gymnasium und dem Ärger mit ihrem Vater, der sie mehrfach  körperlich misshandelte, nachdem  sie sich seinen rigiden Regeln widersetzt hatte.

Die lernwillige, junge Türkin, die damals in Delmenhorst lebte, schreibt, dass man bis in die 1980er Jahre hierzulande die Migranten sich selbst überließ und diese sich deshalb eine eigene Welt schufen, die heute nicht selten als "Parallelgesellschaft" abgewertet wird. 

Weil das Mädchen von ihrem Vater verboten bekam, zuhause Deutsch zu sprechen, nahm sie zunächst in der Schule am mündlichen Unterricht kaum teil. Aufgrund eines Ereignisses in der Schule, über das man im Buch Näheres erfährt, überwindet  sie diese Sprachhemmung im Alter von 12 Jahren vollständig.

Das Gastarbeiterkind glänzt durch Bestleistungen am Gymnasium und hat keine Probleme, in der Clique gleichaltriger Teenager ohne Migrantenhintergrund akzeptiert zu werden. Die 16 jährige "Güller", die in ihrer Clique "Jacqueline" genannt wird, befürchtet in jener Zeit eine Zwangsverheiratung als Disziplinierungsmaßnahme ihres Vaters, als dieser von ihrer Freundschaft mit einem 17 jährigen Deutschen erfährt.  Wie schon erwähnt,  prügelt ihr Vater sie mehrfach. Sie flieht schließlich nach Wilhelmshaven, wo sie in der Bahnhofsmission nach Hilfe sucht und einen Nervenzusammenbruch erleidet. 

Jacqueline kommt in einem Frauenhaus unter. Dort suchen übrigens alljährlich in Deutschland 45 000 Frauen Schutz. Sie besucht weiterhin die Schule und macht ein sehr gutes Abitur. Von ihrem Vater wird sie fortan lange Zeit wie eine Aussätzige behandelt. 

Sie findet nach einem missglückten Selbstmordversuch einen Weg sich nach dem Abitur weiterzubilden und zwar im Bereich Finanzdienstleistungen. Rasch macht sie Karriere und entscheidet sich in der Folge zur Selbstständigkeit. Nun gründet sie zunächst eine kleine Immobilienfirma in Wilhelmshaven..... 

Wie es dann weitergeht, möchte ich hier nicht erzählen, um die Neugierde auf diesen Lebensbericht nicht zu mindern. 

Ich staunte bis zur letzten Seite und staune immer noch  über den Mut und den ungeheuren Biss dieser Selfmade-Frau, die gegen alle Widerstände Karriere machte, drei Firmen führt, Mutter von drei Töchtern ist, eine Krebserkrankung überwunden hat und sich darüber hinaus noch als Coach ausbilden ließ, um Seminare zu geben, die Menschen dazu verhelfen, dass  sie sich Zugang zu unbewussten Kräften und Ressourcen verschaffen können, damit ihnen mehr Wahlmöglichkeiten im Erleben und Handeln zur Verfügung stehen.

Ich habe großen Achtung vor Jacqueline Bakir Braders bisheriger Lebensleistung und ihrer grandios gelungenen Integration. Diese intelligente, attraktive Frau ist eine Kämpfernatur, die die Gabe besitzt, anderen wirklich Mut zu machen, weil sie durch ihr Leben beweist, dass vieles erreichbar ist, wenn man diszipliniert an seinen Zielen arbeitet und sich nicht einschüchtern lässt, selbst von einer Krankheit nicht. 


Sehr empfehlenswert. 

Helga König  

Das Buch ist überall im Handel erhältlich. 
ISBN 978-3-9812863-9-1

Sie können aber auch hier bestellen: http://www.bakirbrader.de/

Rezension: Die Nachrichten- Eine Gebrauchsanweisung- Alain de Botton- Fischer

Der Autor dieses bemerkenswerten Buches wird seitens des Verlags als Kosmopolit und phantasievoller Flaneur der Kultur- und Geistesgeschichte vorgestellt. Er arbeitet an einer Philosophie unseres Alltagslebens, hat zahlreiche Bücher verfasst und in London die "School of Life" sowie "Living Architecture" gegründet. Zahlreiche Preise dokumentieren seine Fähigkeiten als Autor. 

"Die Nachrichten- Eine Gebrauchsanweisung" wurde aus dem Englischen von Barbara von Bechtolsheim übersetzt. Das Buch ist als eine Bestandsaufnahme, als eine Phänomenologie einiger Begegnungen mit Nachrichten gedacht. Gebaut ist es um Nachrichtenzitate, die aus verschiedenen Quellen ausgewählt und bewusst genauer analysiert wurden. 

Der Autor hält die Definition von Nachrichten gezielt vage. Gefragt wird nicht nur nach den Nachrichten von heute, sondern es wird auch die Vorstellung untersucht, was aus ihnen eines Tages werden könnte. 

Untergliedert ist das Buch in mehrere Rubriken als da sind: Politik, Ausland, Wirtschaft, Prominenz, Katastrophen, Konsum. Zum Schluss dann zieht Alain de Botton ein Fazit. 

Auf die vielen Facetten des Buches einzugehen, führt zur weit. So lese ich irgendwo den Satz "Was wir gewöhnlich Langeweile nennen, ist nur ein selbsterhaltender Reflex des Verstandes, der Information ablehnt, die er nicht einzuordnen vermag" und stimme sofort zu. Zusammenhänge herzustellen, ist also wichtig, sofern man Ablehnung der Information seitens des Verstandes verhindern möchte. 

Über Tatsachen und Meinungen liest man und auch darüber, dass in ernsthaften journalistischen Kreisen Meinungen einen schlechten Ruf haben, weil man  sie mit  Missgunst, Lügen und autoritäres Bestreben assoziiert und demnach mit dem Willen, dem Publikum die Freiheit der eigenen Meinungsbildung zu verwehren.

Es bestehe ein Mangel an gut koordinierten, destillierten und kuratierten Nachrichten heutzutage. Widersprüchlich seien die Eindrücke, was im Land tatsächlich geschehe und es gäbe derart viele Versionen der Realität, dass man unmöglich von einem Land sprechen könne, als sei es eine eindeutige Angelegenheit. Deshalb auch können die Medien als maßgebliche Porträtmaler der Realität auftreten. Sie gestalten durch ihre Wahl der Geschichten die Wirklichkeit. 

Damit hat der Autor nicht Unrecht. In dieser Gegebenheit läge enorme und ungeahnte Macht:"die Macht, das Bild, das die Menschen sich voneinander machen, zu prägen; die Macht, zu diktieren, was wir von "anderen" halten; die Macht ein Land in der Phantasie entstehen zu lassen."

De Botton fragt u.a., weshalb sich die Medien auf das negative konzentrieren, wo doch der Abstieg eines Landes durch die durch  Medien hervorgerufene klinische Depression beschleunigt werde.

Angst und Wut werden offenbar durch die Medien geschürt. Der Autor zeigt an vielen Beispielen aus unterschiedlichen Bereichen das Spiel mit der Wahrheit. Nachrichtenfotos stellen ein weites Feld dar. Das gibt es die Bestätigungsbilder, die etwas untermauern und die Enthüllungsfotos, die das Wissen qualitativ vermehren. Insofern Klischees in Frage stellen. 

Man liest weiter von Wirtschaftsnachrichten und Nachrichten über Investoren, von Prominenz und weshalb Promi-Nachrichten ein ernstzunehmendes und respektables Medium sein soll, durch das wir über uns selbst hinauswachsen. 

Interessant sind auch die Betrachtungen im Hinblick auf die Kulturnachrichten, dabei sollte der Kulturjournalist aus den vielen Werken die wählen, die dem Publikum wohltun. Das anspruchsvolle Feuilleton als therapeutische Hilfe? Warum eigentlich nicht? 

Wie politische u. internationale Nachrichten, auch Wirtschafts- und Promi-Nachrichten, Katastrophen und Verbrauchernachrichten idealtypisch ausschauen sollten,   erfährt man zum Schluss. Hier teile ich, wie auch in vorangegangenen Betrachtungen  in vieler Hinsicht die Meinung de Bottons. 

Das Buch sensibilisiert für das, was wir täglich an Information aufnehmen und lässt uns vorsichtig werden im Hinblick auf die Nachrichtenflut, die Standpunkte  zur Unmöglichkeit werden lässt. Alles wird beliebig und eine Frage der Blickwinkel. Meinungsbildung wird tatsächlich  zum Problem.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den S. Fischer-Verlagen und können das Buch bestellen:http://www.fischerverlage.de/buch/die_nachrichten/9783596032464.

Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buhhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Etwas mehr Hirn, bitte- Gerald Hüther- Vandenhoeck & Ruprecht

Der Autor dieses Buches ist Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil. Gerald Hüther. Er ist Neurobiologe an der Universität Göttingen. Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Einfluss früher Erfahrungen auf die Hirnentwicklung, mit den Auswirkungen von Angst und Stress sowie der Bedeutung emotionaler Reaktionen. 

Sein Augenmerk gilt der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Entfaltung der in jedem Menschen angelegten Potentiale. Sein Buch ist "eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten". 

Das überaus spannend zu lesende Werk ist in drei große Teile untergliedert: 

Teil 1: Das Leben als erkenntnisgewinnender Prozess 
Teil 2: Die Strukturierung des menschlichen Gehirns durch soziale Erfahrungen 
Teil 3: Potentialentfaltung in menschlichen Gemeinschaften

In der Einleitung packten mich die Sätze: "Die Freude am Selber-Denken und am gemeinsamen Gestalten verschwindet bei keinem Menschen von allein. Sie kann nur durch leidvolle Beziehungserfahrungen verloren gehen." Die gute Nachricht dann: "Aber jeder Mensch kann sie wiederentdecken, selbst dann, wenn er schon alt geworden ist.." Voraussetzung sind neue Erfahrungen.

Was nun hat dies alles mit Biologie zu tun? 

Hüther schreibt über Prozesse, die im Hirn stattfinden, erwähnt neu entstehende Nervenzellenverknüpfungen und fragt,  woran sich unser Denken orientiert. Soviel nur: an anderen Menschen und wenn diese Menschen neugierige Kinder demotivieren, dann wird deren Lust am eigenen Denken verdorben, dann gibt es keine neuen Erfahrungen, keine neuen Erkenntnisse und keine neuen Nervenzellenverknüpfungen. 

Hüther erläutert, was unsere Suche nach Erkenntnis antreibt und schreibt auch darüber, wie wir reagieren, wenn wir in Gefahr geraten und weshalb wir dann auf unsere Instinktprogramme zurückgreifen. Sobald sich Angst in uns ausbreitet, können wir übrigens keine angemessenen und tragfähigen Lösungen zur Überwindung von Bedrohungen oder Abwehr von Gefahren entwickeln. 

Besonders kreativ ist nach Hüther ein Mensch dann, wenn er keine Angst mehr hat. Dann nämlich erkundet man spielerisch, was möglich ist, "was man sich so alles ausdenken, was man machen und was man dabei alles lernen kann." 

Um Probleme zu lösen, muss man Angst überwinden und das geschieht am besten, in Gemeinschaften, in denen man sich geborgen fühlt. Wer sein Hirn primär dazu nutzt – aus Angst vor dem Du- sich abzugrenzen oder seine Interessen auf Kosten anderer durchzusetzen, wird keine großen Erkenntnisse erlangen, wird sich geistig nicht nennenswert weiterentwickeln. 

Der Autor verdeutlicht,  wie man zur eigenen Erkenntnis gelangt. Sofern dies durch Nachdenken geschieht, sind die im Gehirn ablaufenden Vorgänge andere wie jene, die im Zuge von einfachen Lernprozessen angeeigneten Wissensinhalten geschehen. Hüther thematisiert auch,  an welchen Erkenntnissen wir uns orientieren können und zeigt vier Grundüberzeugungen auf, die unser eigenes Selbstverständnis und unsere eigenen Beziehungen zu anderen Lebewesen gegenwärtig noch bestimmen. 

In diesem Zusammenhang unterstreicht er, dass Lebewesen keine Maschinen sind, denn sie sind fähig stets dann, wenn es zu einer Störung des inneren Beziehungsgefüges kommt, diese fast immer aus sich selbst heraus beheben. Das gelte für die einzelne Zelle und für alle lebenden Systeme. 

Es sind innere Muster, die für den Zusammenhalt eines Sozialgebildes sorgen und die ständig weiterentwickelt werden. Hüther erläutert, weshalb Wettbewerb nicht die Triebfeder von Weiterentwicklung ist, sondern lebende Systeme nur zur fortschreitenden Entwicklung zwinge. Allerdings gibt es neben Wettbewerb noch eine zweite Strategie zur Problembewältigung: Alle Lebensformen sind, so Hüther,  in der Lage,  in ihrem Inneren Potentiale anzulegen und bereitzuhalten, die zunächst keine praktische Bedeutung für die Lebensbewältigung haben. Diese inneren Potentiale bieten Schutz vor Hunger, Not, Elend, Selektionsdruck und Leistungszwang, weil das Gehirn nicht nur eine Kümmerversion dessen ist, wozu es wird, wenn keine Potentiale angelegt sind, mittels derer man Probleme lösen kann. 

Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: "Kein lebendes System existiert für sich allein. Es ist immer mit anderen Lebensformen verbunden und kann nur leben und sich weiterentwickeln inmitten von anderen, die auch am Leben bleiben, wachsen und sich fortpflanzen wollen.".

Weil das so ist und weil eine gewisse Anpassung notwendig ist, kann sich das angelegte Potential niemals vollständig entfalten. Hüther nennt Bedingungen, die ungünstig zur Potentialentfaltung sind und zeigt,   wann Lebensformen ihre ursprüngliche Entwicklungsdynamik verlieren und unflexibel werden, doch er erläutert auch jene Strategie, die zum Gegenteil führt.

Im zweiten Teil des Buches erfährt man zunächst, was man unter Kohärenz zu verstehen hat. Es ist der Zustand, der Annäherung an den Zustand des Gleichgewichts im Gehirn, wo alles relativ störungsfrei, ohne große innere Konflikte und Widersprüche abläuft. 

Es gibt eine einfache Lösung, um Kohärenz zu erlangen und diese ist Ignoranz (Verdrängung). Auf diese Weise arbeitet das Gehirn im Energiesparmodus. Doch das geschieht nur eine begrenzte Zeit. Besser aber ist es, über wirkliche Problemlösungen nachzudenken. Man erfährt in der Folge mehr zur vorgeburtlichen Strukturierung neuronaler Netzwerke im sich entwickelnden Gehirn. Lernen und Sich- Entwickeln sind voneinander nicht trennbar. Schon vorgeburtlich gibt es Bedingungen und Faktoren, die die Entwicklung fördern oder behindern. 

Im Rahmen der Überlegungen zur Strukturierung des kindlichen Gehirns durch eigene Erfahrungen erfährt man, dass sicher  in Gemeinschaften  eingebundene Kinder sehr aufmerksam und interessiert die kleinen und großen Dinge um sich herum entdecken und studieren, weil sie die Gewissheit haben, dass ihnen ihm Notfall geholfen wird. Ein Kind braucht ein Umfeld, dem es vertrauen kann, um sich zu entwickeln. Man muss ihm das Gefühl geben, wichtig zu sein. Kinder, die ihr angeborenes Grundbedürfnis nach Wachstum, Autonomie und Freiheit nicht stillen können, haben später ein Problem. 

Kinder, die von ihrem Umfeld nicht gesehen werden, übernehmen bereitwilliger die Vorstellung von anderen, so Hüther, um dazu zu gehören. Auf diese Weise verlieren sie die Freude am eigenen Denken. 

Man erfährt in der Folge mehr über die Strukturierung des menschlichen Gehirn durch die transgenerationale Weitergabe von Erfahrung und auch, worauf es wirklich ankommt: "Auf Vertrauen, auf wechselseitige Anerkennung und Wertschätzung, auf das Gefühl und auf das Wissen, aufeinander angewiesen, voneinander abhängig und füreinander verantwortlich zu sein." 

Ich stimme mit Prof. Hüther überein, dass es darauf ankommt, dass jeder seine Begabungen entfalten kann, um so zum kollektiven Potential beizutragen. Wie der Autor in diesem Zusammenhang hervorhebt,  bedeutet kreativ sein "nicht in erster Linie, Neues zu erfinden, sondern das bereits vorhandene, aber bisher voneinander getrennte Wissen auf neue Weise miteinander zu verbinden." 

Wer aus dem Kreislauf von Krisen herauskommen will, sollte sich in Transformation üben, denn sie bilden die Lösung für dieses Dilemma. Eine gute Nachricht ist es, dass mittels neuer Erfahrungen einmal entstandene neuronale Verschaltungsmuster umgebaut werden können und zwar zeitlebens. 

Im dritten Teil dieses erkenntnisreichen Buchs geht es um die Potentialentfaltung in menschlichen Gemeinschaften. Hier gilt es festzuhalten, dass das Gehirn ein soziales Konstrukt ist. Potentialentfaltung gelingt, wenn man einen neuen Weg beschreitet, in dem Subjekt-Subjekt-Beziehungen  gelebt werden. Sie verhelfen zur Wiederentdeckung der Lust am eigenen Denken und gemeinsamen Gestalten. Notwendig ist ein Transformationsprozess in Wirtschaft und Gesellschaft, weg vom Gegeneinander, hin zum Miteinander. 

Was mir das Buch verdeutlicht hat? Eine gut funktionierende Leistungsgesellschaft in der Zukunft beruht nicht auf Wettbewerb, sondern auf Potentialentfaltung vieler für eine Gemeinschaft glücklicher Menschen. Selbstdenken macht glücklich!

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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