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Rezension: Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben- Klaus Brinkbäumer, Samiha Shafi- S. Fischer



Das Autorenteam Klaus Brinkbäumer und Samiha Shafi hat ein bemerkenswertes Buch verfasst. Dort versuchen sie herauszufinden, wie man ein langes Leben führen kann, das selbst im hohen Alter Glück und Zufriedenheit verheißt. 

Überall auf der Welt haben die beiden mit sehr alten Menschen gesprochen, auch mit der Buchhändlerin #Helga_Weyhe (97) aus Salzwedel, mit der ich vor einigen Jahren bereits auf "Buch, Kultur und Lifestyle" ein Interview realisieren konnte. Sie, wie viele andere der im Werk vorgestellten, hochbetagten Menschen, wartet mit einer Altersweisheit auf, die ich stellvertretend für alle anderen klugen Gedanken der Protagonisten  jetzt erst einmal wiedergeben möchte: 

"Versuchen sie zufrieden zu sein. Nutzen sie ihre Chancen, aber seien Sie niemals zu ehrgeizig. Ehrgeiz macht krank. Und pflegen Sie Freundschaften. Freundschaft ist eine gemeinsame Erinnerung."

Brinkbäumer/Shafi haben des Weiteren Wissenschaftler aufgesucht, die in Erfahrung gebracht haben, was uns Menschen lange gesund und glücklich leben lässt. So liest man beispielsweise von Dr. Suzuki, einem 85 jährigen japanischen Wissenschaftler, der diesbezüglich zehn wichtige Verhaltensmuster beobachtet hat, die  im Buch aufgelistet sind. 

Bei den Geschichten über die uralten Menschen stößt man auf  Miniaturen wie diese: "Im Garten stand Kuchwalek, 98 Jahre alt, auf einer Leiter in der Krone eines Apfelbaums, mit einer Kettensäge in der Hand „Ich schaff halt gerne“ sagt er und grinst.“ 

Auch erfährt man von einer Studie aus Heidelberg, wonach immer mehr Hundertjährige in Deutschland leben werden. Wichtig für diese Menschen wird Bewegung sein, weil sie das Altern verlangsamt. Zudem benötigen alte Menschen Zuwendung und hier vor allem Wärme sowie Gespräche. Einsamkeit mache krank. 

Je intensiver alte Menschen in das soziale Leben eingebunden sind, umso besser würde es ihnen gehen. Bei Hundertjährigen ticke die Uhr nicht nur anders, sondern wie neu aufgezogen. Das hänge damit zusammen, dass diese Menschen über bestimmte Genvarianten verfügten, die Krankmacher gleichsam unschädlich machen. Vereinfacht dargestellt, sorge eines der Gene für die Ausschüttung eines Proteins, das den Insulinstoffwechsel reguliere. 

Auch über sehr berühmte alte Menschen liest man und hier  z.B. über Marcel Reich Ranicki, der im Alter von 93 Jahren in einem Pflegeheim verstarb. Seine Bücher hatte er weggeben, weil er nicht mehr gut sah und die Literatur zudem nicht mehr mochte. Das Alter fand er sehr unangenehm und den Zustand des Glücklichseins habe er nie gekannt. Dies zu lesen,  fand ich sehr traurig.

Gefallen haben mir die Weisheiten von Irving Fields, einem hundertjährigen Pianomann. Sehr sympathisch. Doch auch der 107 Jahre alte Menschenliebhaber Joe Binder ist ein Sympathieträger. Solche Menschen werden geliebt und das fühlen sie auch.  Das lässt länger leben. 

Dann liest man von Metformin, das die Zellen verjüngen könne, später von der Sinnsuche der Philosophen und immer wieder leuchtet der Begriff "#Zufriedenheit" auf.  Ohne sie gibt es kein Glück.

7 Faktoren- sie sind im Buch aufgelistet, führen im Alter zur Gesundheit. Dazu gehören auch gesunde Strategien, um Probleme und Schicksalsschläge zu bewältigen. 

Verheiratete haben eindeutig bessere Chancen auf ein langes, gesünderes Leben, daraus ließe sich ableiten, dass menschliche Nähe eine lebensverlängernde Wirkung habe. 

Dies und manch anderes macht das Buch zu einem ganz besonderen Lesevergnügen. 

Sich an den Menschen von Okinawa (Japan) ein Beispiel zu nehmen, scheint mir erstrebenswert. Wer über diese Menschen mehr wissen will, darf ihre Lebensweise im Buch bestaunen,

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Rezension: Individuation- Christina Berndt- dtv



Dr. Christina Berndt arbeitet als Wissenschaftsredakteurin bei der "Süddeutschen Zeitung" und hat für ihre Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2013 wurde sie unter die Top 3 der Wissenschaftsjournalisten des Jahres gewählt.

Thema des Buches ist unsere Persönlichkeitsentwicklung und hier die Tatsache, dass wir uns im Laufe des Lebens über die Jahre immer wieder wandeln, wir unsere Vorlieben ändern, die Art zu leben, die Dinge, die uns wichtig sind, auch das Aussehen, so die Autorin. Selbst unser Gehirn und unsere Gene verändern sich. So kann das Erwachsenengehirn noch Zellen ausbilden, wodurch neue Verknüpfungen ermöglicht werden, die unser Denken und unser Bewusstsein mitbeeinflussen können. Die vielgepriesene #Authentizität wird dadurch fraglich, wenn das Selbst sich durch Resonanz immerfort ändert.

Dr. Berndt verdeutlicht, dass es nicht nur mit unserer #Authentizität, sondern selbst mit unseren Erinnerungen nicht weit her sei, weil unser selektives Gedächtnis unsere Vergangenheit so trimmt, dass es zu unserem Leben von heute passt. Die Identität sei sehr biegsam, und persönliche Vorlieben entstünden im jeweiligen Moment. Wir passen uns Gegebenheiten an, was dazu führen kann, sofern die Umstände es erfordern, dass wir  sogar unsere Ideale über Bord werfen.

Ein Test, aus dem hervorgeht, wie authentisch man  tatsächlich ist, ist recht spannend und macht klar, dass wirkliche Authentizität, nicht gerade wenig von dem abverlangt, der  sie wirklich auch besitzt.

Man liest von drastischen Veränderungen der Persönlichkeit und davon, dass selbst alte Menschen diese noch verändern. Die einen werden resilienter, andere über- oder unterkontrolliert. Die Persönlichkeit wird demnach nicht automatisch stabiler.

Man liest Wissenswertes zu den "Big Five", sprich zu #Neurotizismus, #Extraversion, #Offenheit für Erfahrungen, #Verträglichkeit und #Gewissenhaftigkeit und hat Gelegenheit, einen Test zu machen, der über die eigene Persönlichkeit Auskunft gibt, um sich alsdann intensiv mit #Resonanz zu befassen.

Für alle Menschen gelte: "Wir verändern uns, wenn sich die Welt um uns verändert." Wir und die Welt, das sei ein Resonanzsystem. Sobald wir eine neue Rolle in der Gesellschaft einnehmen würden, veränderten wir uns ein Stück weit. Weil sich die Welt immerfort verwandelt, wandele sich auch unser Selbst. 

Fortwährend erhielten wir Rückmeldungen und würden daraus unsere Konsequenzen ziehen. Deshalb schwingen wir mit dem mit, was uns von außen entgegengebracht wird oder wir leisteten Widerstand, weil uns nicht behage, was wir ausgelöst haben. Auf diese Weise veränderten wir unsere Persönlichkeit. 

Auch auf körperlicher Ebene gehen wir in Resonanz und unser Gehirn schwingt mit dem Gehirn des anderen mit, so die Autorin, die dies im Buch näher ausführt. 

Unsere Selbstwahrnehmung werde stets gestört, beflügelt, verändert durch die Reaktion der anderen. Immerfort erhalten wir Feedback. Was uns stark prägt, liegt offenbar eher in der jüngsten Vergangenheit und weniger in der Kindheit. 

Veränderungen in der Persönlichkeit entstünden durch Erfahrungen und neue soziale Rollen. Vieles verändert uns, auch unser Essen und der Schlaf. Schlafmangel mache unter anderem ängstlich und aggressiv. Zudem würden unausgeschlafene Menschen auf andere erschreckend wirken, wie Untersuchungen zeigten. Schlafmangel könne den Teufelskreis von Einsamkeit auslösen. 

Wie man seine Persönlichkeit durch kleine veränderte Handlungen schon verändern kann, wird im Buch auch gezeigt und dass es Trainingsmöglichkeiten für das Selbst gibt ebenfalls. Die Übungen, die zur Veränderung unseres Selbst führen, lohnt es zu auszuprobieren, sei es um offener, verträglicher, gewissenhafter oder emotional stabiler zu werden. 

Ein spannend zu lesendes Buch. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König
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