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Rezension: Der Supermarkt-Kompass- Informiert kaufen, was wir essen- Thilo Bode- S. Fischer



Thilo Bode, der Autor dieses Buches, ein studierter Soziologe und Volkswirt, wurde 1989 Geschäftsführer von Greenpeace und 2002 Gründer der Verbraucherorganisation "foodwatch", die er bis 2021 leitete. Sein Buchprojekt hat er gemeinsam mit dem freien Journalisten Stefan Scheytt realisiert. 

In dieser Publikation geht es um die Fragen: "Wie kann es sein, dass die versammelte Lebensmittelwirtschaft, deren Zehntausende von Mitarbeitern sich tagtäglich Gedanken über Lebensmittel machen, ihre Kundschaft derart im Stich lassen? Wie ist es möglich, dass wir ausgerechnet bei Produkten, die unseren Tag strukturieren, die uns kulturell charakterisieren, ohne die wir kein Fest begehen und die wir zum (Über)-Leben brauchen wie sonst keine anderen, so unsicher geworden sind?"

Im Fokus stehen Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. Ob wir den Lebensmitteln trauen können, die in diesen vier großen Supermärkten angeboten werden, erfährt man ausführlich in diesem Buch. Gezeigt wird, dass es diesen mehr um Preis- als Qualitätswettbewerb geht. Die genannten vier Lebensmittelmärkte verfügen über einen Marktanteil von 85 Prozent und können entsprechend Druck auf die Lebensmittelhersteller ausüben. 

Weiteren Säulen der Marktmacht sind, so Bode, die Eigen- oder Handelsmarken von Lidl&Co. Im Lebensmitteleinzelhandel machten die Eigenmarken rund 40% aus. Bei Discountern wie Aldi vermutet der Autor gar neun von zehn Produkten. So wird es eng für Anbieter. Um in den "allmächtigen Vier" überhaupt Geschäfte machen zu können, müssen sie hart kalkulieren, was natürlich auf die Qualität geht. 

Die Discounter kontrollierten zwischenzeitlich den Einzelhandel und hätten großen Einfluss auf Qualitäts- und Einkaufsbedingungen. Was dies konkret bedeutet, wird in diesem Buch aufgezeigt. Zur Sprache gebracht wird eine Vielzahl von Lebensmitteln. Den Anfang nehmen dabei Brot und Brötchen. Thematisiert wird u.a. der Unterschied zwischen Backwaren aus der Fabrik und Großbäckereien im Verhältnis zu Manufakturen. Was ist traditionelle Backkunst, was Handwerksarbeit? 

Wie sehr wird man in Discountern getäuscht? Offenbar mehr als man ahnt!

Im Rahmen von Infoboxen erhält man Wissenswertes zu den wichtigsten Lebensmitteln und allen zentralen Fakten unserer Ernährung. So auch für Brot und Brötchen. Zur Sprache gebracht werden Angebot/Qualitäten, Transparenz, Ökologische Fußabdruck, Gesundheit, Bio-Alternative, Wahlfreiheit. Was das und anderes mehr bedeutet, wird sehr gut erklärt. Über Gentechnik erfährt man ebenso Wissenswertes wir über BIO und kann sich mit diesem Wissen dann den einzelnen vorgestellten Produkten widmen. 

Dabei handelt es sich um: Tomaten, Gemüse, Erdbeeren, Äpfel, Fruchtsäfte+Limonaden, Konfitüren+Marmeladen, Honig, verarbeitete Lebensmittel, Fleisch+Wurst, Milch, Eier, Olivenöl, Vegan+Vegetarisch, Snacks, salzig+süß, Nahrungsergänzungsmittel+Superfoods. 

Klar wird: Transparenzfallen auf der ganzen Linie und weil wir Verbraucher und Verbraucherinnen die Qualität von Lebensmitteln nicht erkennen können, greifen wir zu billigen Produkten, weil dies der einzige Parameter sei, der das Bedürfnis nach Orientierung bediene. 

Aus allem gehe hervor, dass die europäische und deutsche Lebensmittelpolitik eine Reihe von Veränderungen benötige, so etwa müssten die Zahl der Zusatzstoffe, gegenwärtig rund 380 und die Anzahl der Aromen drastisch verringert werden und alle im Verdacht der Gesundheitsschädigung verboten werden. Als Vorbild nennt er Bio-Lebensmittel, die nur 20 bis 30 Zusatzstoffe verwenden.

Bode nennt noch viele weitere Notwendigkeiten, nicht zuletzt müsse das Kartell der vier Lebensmittel-Einzelhandelskonzerne zerschlagen werden, um den Preisdruck auf die Lieferanten abzumildern und faire Marktchancen für mittelständische QualitätsanbieterInnen herzustellen. 

Zudem stellt der Autor  ein  Programm zu einer tatsächlichen Reform der EU-Landwirtschaft vor. Dieses Programm überzeugt ebenso wie das gesamte Buch. 

Doch lesen Sie selbst. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Atlas des Feierns- Inspirierende Einblicke rund um die Welt-Kunth



Dies ist ein Prachtband voller wunderschöner Bilder, die glückliche Menschen beim Feiern zeigen. Dazu gibt es eine Fülle informativer Texte, die in vier große Abschnitte untergliedert sind. Bei den Abschnitten handelt es sich um: 

Der Geburtstag 
Von der Wiege bis zur Bahre 
Warum wir feiern 
Feste im Jahresverlauf 

Den Abschnitten sind interessante Bildbeiträge und spannende Texte zugeordnet, die nicht chronologisch gelesen werden müssen. Erwähnen möchte ich zuallererst die "Geschichte des Feierns" die in einem der Abschnitte sehr gut abgehandelt wird. Hier erfährt man, dass als Folge der Sesshaftigkeit, nicht mehr nur Speisen und Getränke in geselliger Runde, sondern auch erste Geschenke geteilt wurden, um auf diese Weise nicht zuletzt Beziehungen aufzubauen. Die "Gabe" galt stets als vertrauensbildende Maßnahme. Die Römer und Griechen bereits sollen eine ausgeprägte Geschenkkultur geprägt haben. Hier handelte es sich allerdings um Opfergaben, die den Göttern an deren Geburtstagen dargebracht wurden. Im Mittelalter ging es dann mehr um die Würdigung des Adels. Erst im 19. Jahrhundert kam es schließlich zu einem Umdenken. Damals wurden z. B. Geburtstagsgedichte verfasst. 

Thematisiert wird u.a. weshalb wir schenken und weshalb wir es immer wieder tun. Doch man feiert natürlich nicht der Geschenke wegen, sondern aus mannigfaltigen Gründen, die in diesem Buch ausgiebig dargestellt werden. Schenken also ist eine Beigabe des Feierns, wenn man so will.

So wird gerade die Hochzeit allerorten bunt und nicht selten sehr teuer gefeiert. Wie die Hochzeit in den einzelnen Weltreligionen zelebriert wird, ist nur eines von vielen Themen. Interessant auch die Auflistung der besonderen Hochzeitstage... Nach 75 Jahren feiern Eheleute übrigens die Kronjuwelen-Hochzeit. Das dürfte aber derzeit eher noch die Ausnahme sein. 

Spannend zu lesen sind die Kapitel "Psychologie des Feiern" und  "Musik und Tanz". Beides gehört ja letztlich zusammen, nicht nur, weil ein Zustand ohne Ängste und Zweifel hervorgerufen wird, in den Stunden, in denen man entspannt und fröhlich ist. 

Tolle Fotos und informative Texte folgen im Abschnitt "Feste im Jahresverlauf", der mit einem Zitat des Philosophen Friedrich Nietzsche beginnt. Dieses lautet: "Verloren ist uns der Tag, wo nicht einmal getanzt wurde!" Weshalb vergisst man dies oftmals im Laufe seiner Jahre?

Unmöglich, all das hier zu erwähnen, was in diesem Buch thematisiert wird! Nennen möchte ich aber ein Fest, das seit 2009 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört. Es wird "Nweroz" genannt und wird von über 300 Millionen Menschen im Iran gefeiert. Tradition dieses Neujahrsfestes ist beispielweise, über das Feuer zu springen. 

Beeindruckend auch ist ein Fest in New Mexico bei dem Hunderte von Heißluftballons über das Rio Grande Valley gleiten. All das und vieles mehr wird durch wunderschöne Fotos neben den spannend zu lesenden Textbeiträgen den Lesern näher gebracht. 

Zauberhaft sind die Bilder von der Sommersonnenwende, speziell in Schweden, aber nicht nur dort… Stonehenge in Südengland bleibt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt, nicht zuletzt weil die Steine auf den Sonnenstand der Sonnenwenden ausgerichtet sind. 

Irgendwann entdeckt man eine Doppelseite und dort einen bunt gedeckten, deshalb sehr fröhlich stimmenden Tisch, dem ein Zitat von Demokrit beigefügt wurde: "Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr."  Stimmt. Feste dienen der Entspannung. 

Man lernt "Nadaam", ein Fest in der Mongolei kennen, auch ein Fest in Zürich und schließlich das Fest in Italien, bei dem Tomaten geworfen werden. Der bisherige Rekord soll im Jahr 2015 stattgefunden haben. Damals wurden 145 Tonnen der roten Frucht geworfen. Vielleicht muss man Italiener sein, um das Spektakel zu verstehen.

Auch im Herbst gibt es viele berühmte Feste. Unter diesen das Oktoberfest, das zwischenzeitlich in der ganzen Welt gefeiert wird, wie man der Auflistung der Oktoberfeste der Welt entnehmen kann.

Stonehenge und die Wintersonnenwende ist auch ein Thema und schließlich Weihachten, das Fest der Liebe. 

Feiern ist und das verdeutlicht diese Publikation stets ein Grund zu Freude und hat viel mit der Liebe unter uns Menschen zu tun. Dort, wo gefeiert wird, wird auch gelacht und getanzt. Dies alles spricht für das Feiern, wie dieses schöne Buch den Lesern und Betrachtern in bunten Farben nahebringt. Das Ende einer schlechten Zeit zu feiern, ist ein schöner Beginn für einen Neuanfang. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen allerorten recht bald einen solchen Neubeginn  feiern dürfen.

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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