Liane Bednarz ist promovierte Juristin und Publizistin. Ihre Schwerpunkte sind Populismus und religiöse Bewegungen. Sie schreibt Kolumnen und andere Artikel in den Printmedien und in Online-Magazinen sowie auf den Autorenblogs Starke Meinungen und Carta.
Als ich den Untertitel ihres hier vorliegenden, neuen Buches las, war ich zunächst etwas irritiert. Die Irritation wandelte sich aber sogleich in Neugierde.
Rechtslastigkeit ist in der Regel mit Fremdenfeindlichkeit verbunden und diese widerspricht der Nächstenliebe. Kann sich jemand Christ nennen, der rechtslastigen Gedanken anhängt? Nach meinen Vorstellungen ist das nicht möglich. So meine ersten Gedanken beim Anblick des Buchdeckels.
Die Autorin reflektiert zunächst im ersten Teil ihres Werkes wie aus konservativer Frömmigkeit bei einem bestimmten Personenkreis von sogenannten Christen ein Denken in Feindbildern wurde. Sie erwähnt u.a. Thilo Sarrazin, dessen 2010 erschienenes Buch "Deutschland schafft sich ab" eine Schlüsselrolle im christlichen Milieu und anderenorts spielt, wenn es um das Vordringen rechter Ideen in die bürgerliche Mitte geht. Die Neue Rechte begreift Sarrazin, so Bednarz, nicht grundlos als Türöffner für die Verankerung ihrer eigenen Ideen im Bürgertum. Ohne diesen Autor gäbe es die AfD wohl nicht, so Bednarz und ebenso wenig die Pegida-Bewegung.
Dass Sarrazin Anfang 2018 zu den Erstunterzeichnern einer AfD-nahen "Gemeinsamen Erklärung 2018", zählt, in der es heißt: "Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird", möchte ich hier zur Illustration dieses Herren nicht unerwähnt lassen.
Die Autorin betrachtet konservativ versus rechts nach 1945. Dabei vergisst sie nicht zu erwähnen, dass es neben gemäßigten Konservativen weiterhin Rechte gab, die von ihren Vordenkern Carl Schmitt und Arthur Moeller van der Bruck nicht ablassen wollten. "Rechtsintellektuelle" bezeichneten sich im Hier und Heute regelmäßig als "konservativ", obschon sie tatsächlich der Neuen Rechten angehören. Der Begriff "konservativ" wurde also gekapert und verhilft nun dazu, dass vormals konservative Christen meinen, sich bei der Neuen Rechten gut aufgehoben zu fühlen. Liane Bednarz verdeutlicht, in welcher Weise sich die Neue Rechte hierzulande auf das Christentum beruft und schreibt vom sogenannten Ethnopluralismus unter rechten Christen. Dieser möchte eine strikte räumliche Trennung von Rassen bzw. Völkern. Dabei zählt zu den radikalsten Vertretern des Ethnopluralismus die "Identitäre Bewegung". Diese stellt den jüngeren Teil der Neuen Rechten dar. Diese Bewegung geht von einer geschlossenen "europäischen Kultur" aus, deren "Identität" vor allem von einer Islamisierung bedroht sei. Auch für diese Gruppierung gibt es Zuspruch seitens christlicher Seite, wie Liane Bednarz belegt.
Des Weiteren liest man von einer antipluralistischen Grundhaltung als ein Grundpfeiler der Ideenwelt der Neuen Rechten, der zugleich das Kernelement rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien sei.
Im zweiten Teil des Buches geht es um Themen Feindbilder und Akteure. Dass man in diesen Kreisen sogar Putin als "Garant christlicher Werte" sieht, zeigt wie aberwitzig diese sogenannten rechten Christen ticken. Homosexuelle sind ein Reizthema und man glaubt sogar, dass diese "geheilt" werden können. Des Weiteren, wie sich denken lässt, wird die "Ehe für alle" abgelehnt. So wird Intoleranz auf der ganzen Linie rasch erkennbar und man beginnt zu beten, je mehr man von diesem ganzen Unsinn erfährt: "Lieber Gott, schicke diesen verblendeten Zeitgenossen bitte etwas mehr Hirn und befreie sie von ihrer Borniertheit."
Größtes Feindbild der Angstprediger, davon gibt mehr als man glauben will, ist der Islam und entsprechend gibt es krude Mythen im Hinblick auf die Islamisierung unseres Landes. Gegend die Moderne wird zu Felde gezogen, auch gegen die "Politische Korrektheit" und schlussendlich sehen die Verblendeten in Bewegungen wie der Pegida "Retter des Abendlandes".
Wohl dem, dem solche Möchtegernchristen persönlich noch nicht begegnet sind. Eines ist gewiss, Sie schaden dem guten Ruf aller wirklicher Christen, die sich der Nächstenliebe verpflichtet fühlen und für ein positives Miteinander stark machen.
Was bleibt zu sagen? Die Kirchen sind angehalten, Aufklärung zu betreiben und ihre Schäfchen nicht vom bösen Wolf fressen zu lassen.
Was bleibt zu sagen? Die Kirchen sind angehalten, Aufklärung zu betreiben und ihre Schäfchen nicht vom bösen Wolf fressen zu lassen.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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Die Angstprediger: Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern