Der Autor Jürgen Schäfer ist als Redakteur beim Magazin Geo beschäftigt. Sein Buch mit dem Untertitel "Warum es ohne Fehler keinen Fortschritt gibt“, hat mich bereits in der Einleitung gefangen genommen. Hier schreibt der Autor nicht zuletzt, dass sogenannte ironische Fehler dann entstehen, wenn wir von uns Fehlerlosigkeit erwarten. Menschen ist eine solche Eigenschaft aber nicht gegeben.
Fehler entstehen, wenn es uns an Spielraum mangelt. Spielraum brauchen wir, um kreativ sein zu können. Genau aus diesem Grund, ist es notwendig zu lernen, unsere Fehler zu akzeptieren. Der Autor begreift Fehlergelassenheit als einen Lernprozess.
Bewusst machen sollte man sich, dass Fehler stets im Feld von Handlungen entstehen und dass sie auch schwerwiegende Folgen haben können. Dabei scheint es sich so zu verhalten, dass immer dann, wenn es besonders dringlich ist, dass ein Fehler nicht geschieht, er desto eher geschieht. Laut Schäfer wohnt allen Fehlern ein ironisches Potential inne.
Es gibt offenbar Grundgesetze des Fehlers. Das erste lautet "Alle Fehler, die passieren können, passieren auch“. Das zweite heißt: "Alle Menschen machen Fehler". Die Obsession zur Fehlerlosigkeit lässt Perfektionisten zu Opfern von Fehlern werden. Zwei Drittel aller Burnout- Betroffenen bekunden, dass ihr Streben nach Perfektion ein Grund für ihren Zusammenbruch gewesen sei.
Der Autor begreift sein Werk als Expedition in die Welt der Fehlerforschung und zeigt zunächst, dass der Ursprung zahlreicher Fehler in unserer Wahrnehmung liegt. Man liest u.a. von den sieben Sünden der Wahrnehmung, die sich als Quelle für Fehler bei der Verarbeitung und Speicherung der Information erweisen. Thematisiert wird, weshalb die Welt uns nicht selten überfordert. Deshalb ist es wichtig, seinen Tag zu strukturieren, um auf diese Weise unsere Selbstdisziplin länger aufrecht zu erhalten. Nicht uninteressant auch, wer schwierige Entscheidungen vor sich hat, sollte sich bewusst machen, dass man im Umgang mit komplexen Systemen zu einfachen Schlüssen neigt, (vgl.: S. 85).
Man liest vom Fehlerdilemma im Umgang mit moderner Technik und auch darüber, weshalb die Wissenschaft Fehler benötigt. Informiert wird man u.a. über Gründe für das schleichende Versagen wissenschaftlicher Studien und liest von Irrtümern aller Art, bevor man erfährt, was geschieht, wenn Fehlerlosigkeit zum Wahn wird.
Es gibt drei Arten von Perfektionismus. Dieser kann selbstorientiert, fremdorientiert und sozialorientiert sein. Fremdorientierten Perfektionisten soll es schwer fallen, Beziehungen einzugehen, weil ihnen letztlich niemand genügen kann, (vgl.: S.146).
Der Berliner Philosoph Bernd Guggenberger weist darauf hin, dass Freiheit nur in einem fehlerfreundlichen Umfeld gedeihen könne, (S.157).
Man erfährt, weshalb die Natur Fehler liebt, aber auch wie wir aus Fehlern lernen. Dabei benötigt Fehlerkultur in vielen Unternehmen einen Paradigmenwechsel und eine Neudefinition eingefahrener Begriffe, neue Wege, eine neue Beschäftigung mit dem Risiko aller Operationen, (vgl.S.197).
Man liest Wissenswertes über verhinderbare, unvermeidbare und intelligente Fehler und darf sich zum Schluss im Rahmen eines Plädoyers für eine neue Fehlergelassenheit nochmals klar machen, dass Fehlerfreundlichkeit das Maß der Freiheit verkörpert. "
"Nur wo wir scheitern dürfen, können wir uns entfalten, können wachsen, unsere Grenzen entdecken und diese überwinden. Fehler führen uns vor Augen, dass unsere Kontrolle über uns selbst und das Leben Grenzen hat. Wir funktionieren nicht wir leben", (Zitat: S.216).
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