Dr. Christina Berndt arbeitet als Wissenschaftsredakteurin bei der "Süddeutschen Zeitung" und hat für ihre Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2013 wurde sie unter die Top 3 der Wissenschaftsjournalisten des Jahres gewählt.
Thema des Buches ist unsere Persönlichkeitsentwicklung und hier die Tatsache, dass wir uns im Laufe des Lebens über die Jahre immer wieder wandeln, wir unsere Vorlieben ändern, die Art zu leben, die Dinge, die uns wichtig sind, auch das Aussehen, so die Autorin. Selbst unser Gehirn und unsere Gene verändern sich. So kann das Erwachsenengehirn noch Zellen ausbilden, wodurch neue Verknüpfungen ermöglicht werden, die unser Denken und unser Bewusstsein mitbeeinflussen können. Die vielgepriesene #Authentizität wird dadurch fraglich, wenn das Selbst sich durch Resonanz immerfort ändert.
Dr. Berndt verdeutlicht, dass es nicht nur mit unserer #Authentizität, sondern selbst mit unseren Erinnerungen nicht weit her sei, weil unser selektives Gedächtnis unsere Vergangenheit so trimmt, dass es zu unserem Leben von heute passt. Die Identität sei sehr biegsam, und persönliche Vorlieben entstünden im jeweiligen Moment. Wir passen uns Gegebenheiten an, was dazu führen kann, sofern die Umstände es erfordern, dass wir sogar unsere Ideale über Bord werfen.
Ein Test, aus dem hervorgeht, wie authentisch man tatsächlich ist, ist recht spannend und macht klar, dass wirkliche Authentizität, nicht gerade wenig von dem abverlangt, der sie wirklich auch besitzt.
Man liest von drastischen Veränderungen der Persönlichkeit und davon, dass selbst alte Menschen diese noch verändern. Die einen werden resilienter, andere über- oder unterkontrolliert. Die Persönlichkeit wird demnach nicht automatisch stabiler.
Man liest Wissenswertes zu den "Big Five", sprich zu #Neurotizismus, #Extraversion, #Offenheit für Erfahrungen, #Verträglichkeit und #Gewissenhaftigkeit und hat Gelegenheit, einen Test zu machen, der über die eigene Persönlichkeit Auskunft gibt, um sich alsdann intensiv mit #Resonanz zu befassen.
Für alle Menschen gelte: "Wir verändern uns, wenn sich die Welt um uns verändert." Wir und die Welt, das sei ein Resonanzsystem. Sobald wir eine neue Rolle in der Gesellschaft einnehmen würden, veränderten wir uns ein Stück weit. Weil sich die Welt immerfort verwandelt, wandele sich auch unser Selbst.
Fortwährend erhielten wir Rückmeldungen und würden daraus unsere Konsequenzen ziehen. Deshalb schwingen wir mit dem mit, was uns von außen entgegengebracht wird oder wir leisteten Widerstand, weil uns nicht behage, was wir ausgelöst haben. Auf diese Weise veränderten wir unsere Persönlichkeit.
Auch auf körperlicher Ebene gehen wir in Resonanz und unser Gehirn schwingt mit dem Gehirn des anderen mit, so die Autorin, die dies im Buch näher ausführt.
Unsere Selbstwahrnehmung werde stets gestört, beflügelt, verändert durch die Reaktion der anderen. Immerfort erhalten wir Feedback.
Was uns stark prägt, liegt offenbar eher in der jüngsten Vergangenheit und weniger in der Kindheit.
Veränderungen in der Persönlichkeit entstünden durch Erfahrungen und neue soziale Rollen. Vieles verändert uns, auch unser Essen und der Schlaf. Schlafmangel mache unter anderem ängstlich und aggressiv. Zudem würden unausgeschlafene Menschen auf andere erschreckend wirken, wie Untersuchungen zeigten. Schlafmangel könne den Teufelskreis von Einsamkeit auslösen.
Wie man seine Persönlichkeit durch kleine veränderte Handlungen schon verändern kann, wird im Buch auch gezeigt und dass es Trainingsmöglichkeiten für das Selbst gibt ebenfalls. Die Übungen, die zur Veränderung unseres Selbst führen, lohnt es zu auszuprobieren, sei es um offener, verträglicher, gewissenhafter oder emotional stabiler zu werden.
Ein spannend zu lesendes Buch.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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