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Renzension: Roger Willemsen " Die Enden der Welt"- Sachbuch

Vorab, Roger Willemsen hat ein sehr bemerkenswertes Buch konzipiert. Wie wir den Autor als einen neugierigen Menschen kennen, den es treibt immer zu erfahren, was hinter dem nächsten Berg liegt und dabei ist nicht nur die räumliche Komponente, sondern auch das zwischenmenschliche Ergründen eines Gegenübers gemeint, hat er sich im vorliegenden Buch die Mühe gemacht, seine Reiseerlebnisse aus vielen Jahren des Umherstreunens uns Lesern nahezubringen.

Roger Willemsen ist ein unruhiger Geist. Die Ferne scheint ihn magisch anzuziehen. Dabei ist Ferne nicht die Ferne im touristischen Sinne, sondern es hat ihn stets dorthin gezogen, wo er versucht hat, die menschliche Ferne aufzuspüren.

Dieses gelungene Buch besteht nicht aus einer einzelnen durchgehenden Geschichte, sondern es gliedert sich auf in 22 Einzelreisebeschreibungen rund um den Globus, wobei er selbst den Nordpol als Ziel seiner Neugierde nicht auslässt. Ansonsten sind seine Erkundungen, wie gesagt, nicht in erster Linie der Exotik des Touristischen gewidmet.
Natürlich sind seine jeweiligen Ziele auch von außerordentlichem touristischen Interesse, denn wer würde nicht gerne solche Orte wie Patagonien, Timbuktu, die Halbinsel Kamtschatka, Hongkong oder die Inselgruppe Tonga in der Südsee, um nur einige zu nennen, bereisen wollen.
Aber Willemsen ist kein Reiseschriftsteller, obschon er es vorzüglich schafft, dem Leser eindrucksvoll die Länder und Orte zu beschreiben, geht es ihm letztlich doch darum, die Menschen, die er jeweilig antrifft, in ihrem Umfeld zu sehen, vielmehr in sie hineinzuschauen, um zu erfahren, wie sie durch ihr Umfeld geprägt worden sind. Alle seine Geschichten bewegen sich letzendlich im Extremen. Dort will er die Menschen und ihre Lebensgeschichten abholen, sie ergründen, um sie zu verstehen. Dabei ist natürlich der Nordpol und das Interesse der Menschen, die sich dort hinbegeben wollen, in gewisser Weise genau so extrem wie sein Besuch in einem Bordell in Bombay, das als letztes Refugium von Aids geplagten jungen Frauen besetzt ist. Alles dies sind für den Autor Erfahrungen, die ihn vermeintlich zu den Enden dieser Welt geführt haben. Ich möchte diesen gerne zustimmen, denn auch ich habe als junge Studentin einst versucht, ähnliche Erfahrungen zu machen.

Zusammenfassend möchte ich in dieser Rezension nochmals darlegen, worauf es diesem intellektuellen Reisenden ankommt: Es sind die extremen Schicksale von Menschen, die hier literarisch verarbeitet werden. Die exotischen Ziele, wo Willemsen diese Menschen aufgespürt hat, sind von unterschiedlicher Prägung. Dies kann sowohl eine schäbige Herberge in Timbuktu als auch der touristische Massenauflauf in einer toscanischen Kunstmetropole sein.

Dies ist ein wunderbares Buch für Menschen, die Reisen unternehmen, um nicht nur eine Postkartenidylle in sich aufzunehmen, sondern die die Neugierde hinaustreibt, die Vielfalt an Menschen und deren Erfahrungen auf unserem Planeten zu erleben.

Das besprochene Produkt ist überall im Handel erhältlich.

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