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Rezension: Scham- Jennifer Jacquet- Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls. S. Fischer

Die Autorin Jennifer Jacquet ist Assistenzprofessorin an der Fakultät für Umweltwissenshaften der New York University. Dort forscht sie über die Zukunft des Schamgefühls. 

Das Buch untersucht die Ursprünge, aber auch die Zukunft von Scham. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich die öffentliche Bloßstellung und Beschämung eines negativ Handelnden wiederbeleben und auf neue Weise einsetzen lässt. Untersucht werden Scham und Schuld als gesellschaftliche Instrumente der Bestrafung. Zudem wird die Funktionsweise dieser Instrumente recherchiert. 

Gefragt wird, weshalb die Schuld heute Aufgaben übernehmen soll, denen sie nicht gewachsen ist und weshalb bestimmte kollektive Probleme Angelegenheiten von Firmen und Regierungen sind. Gezeigt wird in diesem Zusammenhang, dass Scham in enger Verbindung mit Normen steht, sich diese aber pausenlos verändern. 

An konkreten Fällen wird veranschaulicht, wann Scham ein deutlich wirkungsvolleres Instrument ist als Schuld aber auch, in denen der Wert und Zweck der Scham erkennbar wird. 

Das Wesen der Beschämung liegt in der Enthüllung des Bloßstellens begründet. Vorhanden ist eine enge Beziehung zwischen Scham und Ansehen. Im Buch kommt die Scham zur Sprache, die mit der Zurkenntnisnahme eines Regelverstoßes durch die Öffentlichkeit einhergeht. 

Es geht also mehr um den öffentlichen Akt der Beschämung als um das private Gefühl von Scham. Nach Auffassung der Autorin bewirkt das Schamgefühl im Idealfall eine Korrektur des Verhaltens und verringert das Risiko einer härteren Bestrafung. Der Akt der Beschämung, der auslösend ist für das Gefühl der Scham, ist eine Form der Bestrafung. Dabei dient sie wie jede Strafe der Durchsetzung gesellschaftlicher Normen. 

Man erfährt wie Scham wirkt und auch, weshalb es nicht nur ein Gefühl ist, sondern zudem ein Instrument, das man bei der Lösung gravierender Schwierigkeiten zum Einsatz bringen kann. Man erfährt mehr über die Entdeckung des Schuldgefühls und auch, ob jemand völlig schamlos sein kann. In kollektivistischen Kulturen steht Scham stärker im Vordergrund, weil dort Normen geteilt und gemeinsam durchgesetzt werden. 

In Gesellschaften, die Individualismus und Nischen bevorzugen, ist Scham weniger offensichtlich. Schamkonflikte können übrigens Konflikte entschärfen, weil ein Mensch der Scham dokumentiert, auf Vergebung hoffen kann. 

Man liest über das schlechte Gewissen und von deplatzierten Schuldgefühlen, über Scham und Normen und hier, dass nicht jede neue Norm automatisch einen moralischen Fortschritt bedeutet. Wie Normen etabliert und durchgesetzt werden, ist ein Thema, bevor die sieben Wege zur effektiven Beschämung genannt werden. 

In Kapitel 7 dann geht es um den virtuellen Pranger, die Grenzen der Beschämung, auch um Schamlosigkeit im Internet. Cybermobbing bleibt nicht ausgespart. 

Das rechte Maß gilt es zu finden beim Beschämen, um es als politisches Instrument für eine bessere Umwelt nutzen zu können. 

Jennifer Jacquet vermittelt in ihrem Buch interessante Anregungen.  

Empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum  S. Fischer Verlag und können das Buch dort bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern: http://www.fischerverlage.de/buch/scham/9783100359025

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