Der Autor dieses Buches ist Dr. Erwin Seitz. Der gelernte Metzger und Koch studierte Germanistik, Philosophie sowie Kunstgeschichte in Berlin und Oxford, um dann mit einer Arbeit über Goethes Biographie zu promovieren. Seitz war sechs Jahre lang Herausgeber von Cotta´s Kulinarischem Almanach und lebt heute in Berlin als freier Journalist, Autor und Gastronomiekritiker.
Das vorliegende Werk hat in erster Linie ästhetische Phänomene der Gastlichkeit im Fokus nicht aber moralische Gebote. Es gehe um die Kunst der Gastlichkeit, das Können des Connaisseurs und generell um das Delikate und Entzückende wie er zusammenfasst. Zur Sprache gebracht werden Entwicklungen, die zu bürgerlicher Gastfreundschaft, aber auch zu gewerblicher Gastronomie führten.
Nach einer umfangreichen Einleitung mit dem vielversprechenden Titel "Erfindung der Gastlichkeit" kann man sich in 22 Kapiteln von dem Autor vielschichtig in puncto Gastlichkeit anregen lassen.
Diese Eigenschaft, so Seitz, beginnt dort, wo zwei Menschen zusammen sind und gemeinsam speisen. Deshalb auch bilden Begriffe wie Mahlzeit, Tischgemeinschaft und Gastmahl fließende Übergänge.
Von der ursprünglichen Verzauberung des Menschen ist die Rede, die offenbar in der Handhabung des Feuers lag und man liest zudem alsbald von Orten der kreativen Muße, die man schützen müsse, nicht zuletzt auch deshalb, weil Eliten, die keinen allgemein menschenwürdigen Lebensstil entwickeln, keine Eliten bleiben, sie ihrer Kulturlosigkeit wegen demnach zur Bedeutungslosigkeit verurteilt werden.
Man muss die Kapitel des Buches nicht chronologisch lesen, sondern kann beispielsweise mit dem Kapitel "Kunst des Tischgesprächs" beginnen. Ich zitiere den Anfang, um daran aufzuzeigen, was dieses Buch so spannend macht: "Wenn sich Goethe nicht gerade unpässlich fühlte, war er ein wunderbarer Gastgeber, voll von Bonhomie, Menschenfreundlichkeit. Wie bereits berichtet, nutzte er zuweilen, noch bevor der Service begann Utensilien auf dem Tisch, um für zwanglose Gespräche zu sorgen. Er stellte, was bis dahin unüblich war, Blumenvasen auf die Tafel, und siehe da: "Die Unterhaltung ging gleich auf die Blumen" wie es Charlotte von Stein im Brief an Charlotte Schiller bezeugte…."
Diese kleine Textstelle macht deutlich, worum es dem Autor im Buch geht: Um das Glück der Gastlichkeit, die sich darin dokumentiert, dass die Tafelrunde für eine Weile der gewöhnlichen Welt enthoben ist, sei es im Kloster, beim Staatsbankett, im arkadischen Landhaus oder anderenorts.
Empfehlenswert
Helga König
Überall im Buchhandel erhältlich
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