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Die Erfindung der Zeit- Wolfgang Blum- Edition Fackelträger

Autor dieses bemerkenswerten Buches ist der Mathematiker Dr. Wolfgang Blum. Er erhielt 1977 den Römpp-Preis für Chemie-Publizistik und 2010 den Journalistenpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung.

In seinem reich bebilderten Werk lotet er die Zeit aus und zwar in insgesamt drei Kapiteln, deren Überschriften bereits verdeutlichen, worum es dabei geht:

Zeit messen
Zeit fühlen
Zeit erklären

Im ersten Kapitel erfährt man, wie die Menschheit schon seit Jahrtausenden die Zeit bemisst. Hier wird dem Zeit-Interessierten u.a. Wissenswertes über Mond –und Sonnenjahre nahegebracht. Thematisiert wird zudem der julianische und gregorianische Kalender und es wird der Zusammenhang aufgezeigt zwischen dem Blütestand einer Kultur und dem Interesse, die Zeit in immer kleinere Einheiten aufzuspalten.

Man erfährt mehr zu Gnomenen, Temporalstunden, auch zur Dezimalzeit und Planck-Zeit, liest zu vormaligen Zeitmessern wie etwa Sonnenuhren, aber auch zu Wasseruhren bei den Griechen und Römern. So wurde bei den Griechen die Länge der Redezeit bei Versammlungen und vor Gericht mit der Wasseruhr bemessen. Die Bitte um "mehr Wasser" hatte damals demnach eine andere Bedeutung als heute.

Dass es neben Sonnen- auch Mond- und Sternenuhren gibt, wird gewiss vielen bekannt sein und auch, wo der Haken bei Zeitmessung mittels Feuer zu finden ist. Sanduhren galten schon im 16. Jahrhundert als Symbole der Vergänglichkeit. Im Mittelalter dann wurden auch die ersten mechanischen Uhren entwickelt, die mit Zahnrädern funktionierten. Anhand eines Bildes wird die astronomische Uhr im Straßburger Münster gezeigt und auch ein Modell von Galileo Galileis Pendeluhr aus dem Jahre 1642. In diesem Kapitel geht es auch um das Problem des Längengrades und hier um Schiffschronometer und um die Uhr in Modernen Zeiten.

Es führt zu weit, über all die Uhren zu schreiben, die zur Sprache gebracht werden. Erwähnen aber möchte ich die Cäsiumuhr, bei der die Zeitmessung so genau ist, dass der Fehler nur noch eine Sekunde in einer Milliarde Jahren beträgt.

Zeit fühlen, was heißt das? Hier wird zunächst die beschleunigte Zeit reflektiert, die aufgrund von Freizeitstress, Informationsflut und Smartphone-Revolution entstanden ist. Bemerkenswerterweise lassen zeitsparende Erfindungen nicht selten die Arbeitsbelastungen ansteigen, wie Studien ergeben haben. Der beschleunigte Kapitalismus und das Lebenstempo in den verschiedenen Ländern ist hier ebenso ein Thema wie die Frage, ob Stress krank mache.

Wann ist die Zeit für etwas da? Wie tickt der Körper und was benötigt er in der Nacht? Lässt sich unsere innere Uhr so ohne weiteres umstellen?

Wie lang ist eine Stunde? Ist Zeit tatsächlich subjektiv? Gehen glückliche Stunden wirklich schneller vorbei? Wann rast die Zeit und wie ist es bei Wartezeiten? Zeitfragen gibt es unendlich viele. Sehr kluge Leute versuchten sie zu beantworten und schafften es auch oft.

Öffnungszeiten von Pflanzen, auch tierisches Zeitgefühl lernt man kennen, sowie die Abhängigkeiten von den Gezeiten und den Einfluss des Mondes wie auch die innere Uhr. Was wir als schnell und langsam empfinden und welche Messkriterien es dafür gibt,   bleibt ebenso wenig im Dunkeln wie die Erklärung der gedehnten Wahrnehmung von Zeit in Gefahrensituationen.

Was bedeutet es, die Zeit zu erklären? Man liest von Platons Höhlengleichnis und auch von Seneca, bevor mit im Rahmen eines historischen Abrisses dieser Frage nachgegangen wird. Newton und Leibnitz spielen hier eine Rolle und auch Simon-Pierre Laplace, der das Universum als Uhrwerk sah und meinte, dass die Zukunft aus den Daten der Vergangenheit prinzipiell errechenbar sind. Damit allerdings irrte er, wie das Dreikörperproblem, die Quantenphysik und die Chaostheorie später offenbarten.

Das Phänomen der Lichtgeschwindigkeit und Einsteins und Allgemeine Relativitätstheorie kommen auch zur Sprache, zudem liest man von Schwarzen Löchern und so vielem anderem, das man in wenigen Worten nicht zusammenfassen kann. Ich jedenfalls nicht. Einstein könnte es sicher.

13,8 Millionen Jahre besteht unser Universum mittlerweile und expandiert seither, obschon es ins Unendliche keine Ausdehnung erreichen konnte.

"Zu Fragen: Was war vor dem Beginn des Universums ist so sinnlos, wie die Frage: Was ist nördlich vom Nordpol?" (St. Hawking).

Was ist Zeit?

Vielleicht ist sie  das:  

"Die Zeit ist nur eine Idee oder ein Maß, aber kein reales Wesen."  Antiphon

Empfehlenswert

Helga König

Überall im  Fachhandel erhältlich.




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