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Rezension: Atlas der vergessenen Orte- Eine Reise zu geheimnisvollen Plätzen rund um die Welt- Travis Elborough



Travis Elborough definiert das vorliegende Buch in der Einführung als Kompendium völlig aus dem Blick geratener und vernachlässigter Stätten antiker und moderner Ruinen. Das Werk lasse erahnen, wie viele Orte im Laufe der Geschichte bereits durch geringfügige Veränderungen in Handel, Politik, Klima, Gesundheitswesen, Bräuchen oder auch Fahrgastzahlen nutzlos geworden seien. Aus den Geschichten gäbe es viel zu lernen und zwar über Unbeständigkeit, Konsum, Booms, Pleiten, Industrialisierung und Umwelt, die menschliche Hybris und Unzuverlässigkeit der Erinnerung und deren Pflege.  Das kann ich nach der Lektüre des Werkes bestätigen.

Untergliedert ist das  Buch in vier Abschnitte:: 
Leerstehende Bauwerke 
Unklare Situationen 
Verfallene Reiseziele 
Endstationen Ausgediente Einrichtungen 

Die Karten in diesem Werk stammen von Martin Brown. Auf einer Doppelseite zu Beginn kann man die insgesamt 40 Orte, um die es geht, genau ausmachen. Neben spannenden Texten zu den gezeigten Objekten gibt es ferner noch jeweils Bilder und einen Landkartenausschnitt. So weiß man gleich zu Beginn, wo beispielweise das alte Waisenhaus von Istanbul lokalisiert ist. Auf Büyükada nämlich. Es handelt sich um einen beeindruckenden, heute leerstehenden Holzbau, der auf einer der neun Prinzeninseln des Marmarameers gelegen ist. Das Belle-Époque-Gebäude, errichtet von dem französisch-türkischen Architekten Alexandre Vallaury, wurde 1903 von einem griechischen Philanthropen gekauft und zu einem Waisenhaus von ihm machte. Zu seinen Lebzeiten sollen dort 6000 Waisenkinder ein Zuhause gefunden haben. 

Leerstehend auch ist Schloss Sammezzano in der Toscana. Viele der vormals prachtvollen Räume sollen heute in einem desolaten Zustand sein. 

Ebenfalls in einem desolaten Zustand ist Craco in Italien. Es hat seine erste Blütezeit im Mittelalter erlebt. Man liest von der Geschichte des Ortes und auch, dass Creco zum verfallenen Symbol der einst bedeutenden und blühenden Ortschaften Italiens wurde, die man zugunsten anderer Gebiete vernachlässigte. 

Dann gibt es da u.a. ein altes Grand Hotel auf Korsika, dass auch dem Verfall anheim gegeben ist. Es steht seit Jahren leer, wie man liest und weiter erfährt: "Die kunstvollen Gesimse der Fassaden bröckeln ab, der Wald dringt auf die verfallenen Treppen und Terrassen vor."

Verfall allerorten. Nicht ist bekanntermaßen für die Ewigkeit gemacht. Vieles, was vormals bekannt oder gar glamourös war, wurde vergessen. So der Lauf der Dinge, so dokumentiert in diesem Bildband, in dem spannende Geschichten über melancholische Orte erzählt werden, die man wohl eher nicht als vorrangiges Reiseziel wählt, es sei denn man hat einen Hang für Morbides.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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