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Rezension:Mausetod! Die Kulturgeschichte der Mausefalle (Taschenbuch)

Immer wieder staune ich, womit sich Menschen befassen und worüber sie Bücher schreiben. Wolfhard Klein überrascht durch seine Kulturgeschichte der Mausefalle, in der man anfangs sogleich erfährt, dass bereits die Griechen und Römer zwischen Hausmäusen, Waldmäusen, Feldmäusen, Wühlmäusen und Zwergmäusen unterschieden. Nach gängiger Vorstellung des Altertums kannte die Gefräßigkeit der Mäuse keine Grenzen. Wie man in den folgenden Jahrhundert über Mäuse dachte, erfährt man auf den folgenden Seiten, um schließlich über spezielle Mäusejahre unterrichtet zu werden, in denen man - so geschehen im 18. Jahrhundert- diesen Sachverhalt übersinnlich zu deuten versuchte. Der wirtschaftliche Schaden den Mäuse anrichten, führte dazu, das Mausefallen entwickelt wurden.


Man erfährt, was Mäuse alles können. Sperrt man sie in ein Laufrad legen sie in einer Nacht 20 000 bis 30 000 Runden zurück. Dies entspricht 10-15 km. Man erhält eine Fülle von Infos über Mäuse und weiß mittlerweile, dass etwa 3000 Nagetierarten zu den Mäusen gehören. Thematisiert wird das Sexualverhalten von Mäusen und auch die Mäuseverehrung in vergangenen Zeiten, weil man glaubte, dass diese Tiere mit den höheren Mächten in Verbindung standen. Weiße Mäuse betrachtete man als Göttertiere und sah diese positiv. Dunkle Mäuse hingegen repräsentierten die Seelen der Gottlosen, (vgl.: S.17). Über die Maus als Seelentier aber auch als Hexentier wird man umfangreich informiert (S. 18-23) und liest in der Folge, was das Erscheinen mystischer Mäuse für Nicht-Hexen in Zeiten des Aberglaubens bedeutet hat. Alle Funktionen der Maus, sei es als Heilmittel, als Unglücksbote, als mythische Seelenmaus oder als Nahrungskonkurrent veranlasste die Menschen, ihnen nachzustellen und spezielle Fallen zu bauen.

Ausführlich wird man über die Geschichte der Mausefalle in Kenntnis gesetzt. Seit dem späten Mittelalter, bzw. in der frühen Neuzeit wurde sie zu einem dokumentierbar relevanten Begriff, wurde zum Alltagsgegenstand, der in jedem Haushalt vorhanden war und ist, (vgl. 30). Man lernt eine Vielzahl von Mausefallen im Buch auch visuell kennen. Sie alle hier in der Rezension zu beschreiben, führt zu weit. Die Darstellung unterschiedlicher Mausefallen in der Geschichte zeigt, dass es kein "Mausefallenprinzip" gibt, es sei den Mäuse mit Fallen zu fangen, (vgl.: S.61).


Man wird über Näheres über Mausefallenmacher in vergangenen Jahrhunderten und über die Massenproduktion von heute informiert, liest über den Handel mit Mausefallen, über Mäusefänger, über die Gifte, die zum Töten der Tiere eingesetzt wurden und auch, dass im Binger Mäuseturm der Sage nach tausend Mäuse einen gierigen Erzbischof auffraßen und damit, so meine Interpretation, verdeutlichten, dass das Universum früher oder später stets für Gerechtigkeit sorgt.

Über fast fallenfreien Mäusefang wird man auch in Kenntnis gesetzt und hier natürlich auch über Katzen, die schon im antiken Rom als Mäusefänger bekannt waren. Womit Mausefallen assoziiert wurden und immer noch werden, können Sie im letzten Kapitel nachlesen. Diesbezüglich enthalte ich mich eines Kommentars.

Ein nicht uninteressantes Buch, das letztlich mehr über Menschen als über Mäuse aussagt.

Empfehlenswert.

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Rezension: Der Code des Bösen: Die spektakulären Fälle des Sprachprofilers (Gebundene Ausgabe)

Deutschlands weltweit führender Sprachprofiler Raimund H. Drommel arbeitet seit 25 Jahren als Sprachsachverständiger und Sicherheitsberater für Unternehmen, Regierungen, Landeskriminalämter und Gerichte. Wie man dem Klappentext entnimmt, begründete er die sprachwissenschaftliche Kriminalistik und machte sie zu einer unverzichtbaren kriminalwissenschaftlichen Disziplin. In seinem Buch schildert er seine berühmtesten Fälle und macht deutlich, was man unter Sprachprofiling zu verstehen hat.

Gleich zu Beginn hebt er hervor, dass anonymes Mobbing wie eh und je boomt. Diese Beobachtung kann nirgendwo besser als im Internet nachvollziehen. Die Motive, so Rommel, sind oft Neid, Eifersucht und Rache, allerdings könne auch Gier dahinterstecken. Menschen, die gemobbt werden oder gar erpresst, benötigen nach Ansicht des Autors Hilfe. Drommel und seine Kollegen vermögen solche Hilfe zu geben.

Obschon das Internet den Tätern aufgrund der Anonymität Schutz zu gewährleisten scheint, gibt es Aspekte z. B. im Rahmen von schriftlichen Verleumdungen, die sich nicht verbergen lassen, da sich jeder Mensch einer ganz eigenen Sprache bedient, die nahezu unverwechselbar ist. Immer dann wenn man etwas sagt, hinterlässt man eine sprachliche Spur. Die Analyse von Texten machen es möglich ein Profil vom Urheber herzustellen. Die Sprache eines Menschen sei beinahe so unverwechselbar wie die DNS, (vgl.: S.26).

Drommels Aktionsfeld ist natürlich nicht nur das Internet, sondern er analysiert Bekennerschreiben, Drohbriefe, Tagebücher, Testamente, Schriftstücke aller Art.

Es ist einem erfahrenen Sprachprofiler möglich, aufgrund von Standartmerkmalen ein Basisprofil zu ermitteln, so etwa Alter und Geschlecht des Täters festzustellen und auch dessen Bildungsniveau herauszufiltern. Die Sprache eines Menschen ist allerdings einem schleichenden Veränderungsprozess unterworfen, da sich mit jedem Text, den wir lesen, mit jedem Gespräch, das wir führen, sich unsere Ausdrucksweise und unser Wortschatz geringfügig verändert, (vgl.: S.32). Dennoch ist ein Sprachprofil herstellbar.

Drommel unterscheidet zwischen Kompetenzfehlern, Performanzfehlern und Interferenzfehlern. Was man darunter im Einzelnen zu verstehen hat, wird sehr gut erklärt. Wissen muss man, dass man mithilfe einer computerbasierten Konkordanzanalyse sämtliche Wörter eines Textes A mit denen eines Textes B vergleichen kann und dabei nicht bloß die Wörter an sich, vielmehr auch ihre Kombinationen mit anderen Wörtern. Zudem werden Besonderheiten erfasst und es wird geprüft, ob sich individuelle Sprachmerkmale wiederholen, (vgl. S.84).

An unzähligen Beispielen zeigt Drommel konkret auf, wie verräterisch selbst kleine Wörtchen oder unscheinbare Wortkombinationen sind.

Der Autor verdeutlicht, dass es ihm bei Analysen von schriftlichen Zeugnissen eines potenziellen Täters im Wesentlichen um fünf Punkte geht. Diese Punkte finde ich sehr erhellend und wende sie seither bei meinen persönlichen Sprachanalysen von an mich gerichteten anonymen Texten ebenfalls an und komme dabei zu erstaunlichen Ergebnissen im Hinblick auf die täglichen Aktivitäten einer sehr kranken, multiplen Persönlichkeit, die viel Zeit haben muss.

Das spannend zu lesende Buch Drommels, macht mir klar, dass Menschen, die im Internet von Anoymen verfolgt und gemobbt werden, sich mit entsprechendem Textmaterial an einen Sprachprofiler wenden sollten. Meines Erachtens wird der Beruf des Spachprofilers in der Zukunft große Zuwächse haben und zwar in dem Maße wie die Internetkriminalität steigt.

Durch das Buch habe ich viel gelernt, besonders mein Augenmerk bei Texten auf Kleinigkeiten zu legen und kann nun genauer erkennen, woher der Wind weht, wenn eine vermeintliche Armada mal wieder am virtuellen Horizont erscheint.:-))

Empfehlenswert.

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Rezension:Wahre Schönheit kommt von außen (Gebundene Ausgabe)

Die blitzgescheite Autorin des vorliegenden Buches - Dr. Helene Karmasin- hat ein überaus eloquentes Buch über unterschiedliche Körperkonzepte verfasst, das ich mit viel Interesse gelesen habe.

In ihrem Buch bindet sie unzählige sehr gelungene Zusammenfassungen der geistigen Leistungen von Personen wie René Descartes, (französischer Philosoph , 1596- 1650) Mary Douglas, (englische Sozialanthropologin, 1921-2007), Norbert Elias, (Soziologe, 1897-1990) Michel Foucault, (französischer Philosoph, 1926-1984), Christoph Wilhelm Hufeland, (Deutscher Arzt und Gelehrter, 1762-1836), Adam Smith, (Schottischer Moralphilosoph und Begründer der Nationalökonomie, 1723-1790), Emile Durkheim, (französische Soziologe und Ethnologe, 1858-1917), Pierre Bourdieu, (französischer Soziologe, 1930-2002) u.a. mehr ein. Dass die Autorin die Vorstellungen dieser Denker kurz skizziert, hat natürlich einen guten Grund. All diese Personen spielen bei der Entwicklung von Körperkonzepten eine Rolle, wie der Leser im Laufe der Lektüre zu begreifen lernt.

Körperkonzepte beschreiben, auf welche Weise Körper zu "denken" sind, was man unter einem Körper zu verstehen hat, auf welche Art er funktioniert, aus welchen Teilen und Instanzen er zusammengesetzt ist etc.. Es geht also um Modellvorstellungen von Körpern. Empirisch sind diese Vorstellungen nicht nachprüfbar und sie entsprechen auch nicht einer medizinischen Denkweise, vielmehr sind es soziale und kulturelle Vorstellungen, die von vielen geteilt werden und eine lange Geschichte haben, (vgl.: S.17). Dr. Karmasin nennt zunächst das dualistische und das ganzheitliche Modell und arbeitet anhand von einer Tabelle die Unterschiede der beiden Modelle heraus. Es stellt sich die Frage wie der Körper zu denken ist, wer oder was dominiert, beispielsweise Seele oder Körper. Bilden Seele und Körper einen Gegensatz oder eher eine Einheit? Welche Merkmale kommen dem Körper, welche der Seele oder dem Geist zu?


Im dualistischen Konzept ist der Geist der Herrscher des Körpers. Descartes hat dieses Konzept am eindrucksvollsten beschrieben. Darüber liest man in der Folge ausführlich und erfährt, dass dieses Konzept der Leibesfeindlichkeit bereits von den antiken Philosophen entwickelt worden ist. Dieses Konzept, das heute immer noch zum Tragen kommt, führt dazu, dass Personen, die diesem Identitätskonzept nachhängen, meinen, aus einer inneren Person und einem äußerlich sichtbaren Körper zu bestehen. Der Körper ist in diesem Fall das Gefängnis der Seele, (vgl.: S.30). Das Gegenmodell bildet das ganzheitliche Konzept, das den Körper als Einheit begreift. Um Körpervorstellungen wirklich verstehen zu können, muss man sich ferner mit der Vorstellung des geschlossenen und offenen Körpers befassen. Was damit gemeint ist, erläutert die Autorin gut nachvollziehbar, (vgl. S.37 ff).


Im Rahmen der Thematisierung der Herkunft unserer Körperkonzepte, wird dem Leser der zivilisierte und auch der disziplinierte Körper, sowie der Körper des aufgeklärten Bürgers entgegengebracht und der Vitalismus sowie biotechnische/hybride Körper beleuchtet. In diesem Zusammenhang erfährt man u.a. , dass der zivilisierte Körper ein perfekt geschlossener, glatter Raum sei, bei dem jedes Anzeichen einer als tierisch gedachten Natur entfernt sei. Dieses Körperkonzept charakterisiert den Anfang der Neuzeit, (vgl.: S.44-45). Der disziplinierte Körper (das dahinterstehende Konzept steht mit M. Foucault in Verbindung) ist ein kontrollierter, bewachter Körper, der Leistungen erbringen soll. Hingegen ist der Körper des aufgeklärten Bürgers ein solcher, der den Wertvorstellungen der Bürger im 19. Jahrhundert entsprach und sich auf Mäßigung, Harmonie und disziplinierte Stellung in der Mitte berief und sich abgegrenzte gegen die triebhaften Unterschichten und den lasterhaften Adel. Beim Weiterlesen wird immer klarer, dass jedes Jahrhundert sein eigenes Körperkonzept entwickelte, das sich aus soziologischen, philosophischen, wirtschaftlichen, politischen, medizinischen und vielen anderen Bedingungen ergeben hat.

In dem Kapitel Funktionsmodelle, wird erläutert, wie der Körper funktioniert und wie der Einfluss der Kultur auf den Körper gemessen wird. Die Funktionsmodelle des Körpers unterscheiden sich erheblich in der individualistischen, der hierarchischen, der egalitären und der fatalistischen Kultur. In hierarchischen Kulturen wird der Körper dem Diktat von Autoritäten unterworfen, die u.a. Behandlungen vorschreiben und Verhalten erzwingen, während beispielweise in  individualistischen Kulturen man sich selbst für den Zustand seines Körpers verantwortlich fühlt und sich Kenntnisse aneignet, um den optimalen Körper zu erzielen, (vgl.:S. 100-101). Individualisten gehen wohl am eigenständigsten mit ihrem Körper um und versuchen ihn am nachhaltigsten gesund zu erhalten.


Dr. Karmasin thematisiert auch den Körper in der Markt- und Mediengesellschaft, in der Leistungsfähigkeit, die durch Gesundheit gewährleistet wird und eine perfekte Oberfläche (Jugendlichkeit und Makellosigkeit) erwartet werden. Wir müssen vital, jung, makellos, schlank, gesund, beweglich, leistungsfähig, jederzeit einsatzbereit, belastbar, zivilisiert und diszipliniert sein, wenn wir den geforderten Vorgaben entsprechen wollen, (vgl.: S.114).

Dicke Menschen werden in unserer Gesellschaft nachweisbar diskriminiert. Sie fungieren als "cultural criminals", die durch ihre Abweichung wie Sünder und Verbrecher verdeutlichen, was das geforderte Verhalten der Vernünftigen und moralisch Guten sei, (vgl.: S.115).

Die Autorin zeigt die enge Verbindung zwischen Körperkonzepten und politischen Vorstellungen auf, bringt selbst die Körper von Politikern zur Sprache, thematisiert breitgefächert den gesunden Körper, zeigt das Gesundheitsverhalten bei niedrigem und hohem sozioökonomischem Status und verdeutlicht, dass Gesundheit an eine spezifische Weltsicht gebunden ist.

Es folgt ein Aufzeigen von Möglichkeiten, wie man versucht, sich vor Krankheiten zu schützen und in welcher Weise die Werbung Argumente für Selbstmedikation liefert, damit wir täglich eine Hand voller bunter Pillen schlucken. Da wir aber nicht nur gesund, sondern auch schön sein wollen, stellt sich die Frage, welchen Körper wir wollen. Der Gewinn der Körpermodellierung ist beträchtlich, wie die Autorin hervorhebt, denn er verspricht Status, Prestige, mehr als alle anderen Prestigeobjekte, er führt zu sozialem Erfolg , korreliert mit geistiger Gesundheit und zeigt, dass die Person selbstbestimmt, diszipliniert und Herr ihrer Affekte ist, (vgl.: S.245).


Studien machen bewusst, dass physisch attraktive und schlanke Menschen von gewisser Körpergröße Personen mit weniger optimalen Vorgaben in vieler Hinsicht im Vorteil sind, (vgl.: S. 246).

Unser Körper ist heute ein Ausdruck für individuelle Disziplin und Leistungsfähigkeit. Wir werden in unserer Gesellschaft nach den derzeit gängigen Körpervorstellungen beurteilt und müssen sozialer Diskriminierung rechnen, wenn wir uns den Vorstellungen versagen. Das Buch macht deutlich, dass dies kein Phänomen dies Hier und Heute ist, sondern dass wahre Schönheitsvorstellungen immer gesellschaftlich geprägt waren und sich jede Gesellschaft den Körper schafft, den sie zum Funktionieren benötigt.
Empfehlenswert.

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Rezension: Anständig essen- Karin Duwe

Karen Duve hat ein witziges und zugleich aufklärerisches Buch verfasst. Sie entschließt sich ein Jahr lang nur noch Bioprodukte zu essen und im Selbstversuch zu checken, was geschieht, wenn man sich vegetarisch, veganisch oder gar frutarisch ernährt.

An ihrer Seite hat Duve die etwas überdrehte Bioanhängerin Jiminy, die sie mit Bioläden und dergleichen vertraut macht. Duwe scheint ein Mensch zu sein, der sich vormals hochgradig ungesund ernährt hat.

Die Autorin beginnt die Todesangst von Tieren zu reflektieren, die diese vor dem Schlachten erleiden müssen und kommt zu dem Schluss: "Welche psychischen Unterschiede auch immer zwischen uns und anderen Tieren existieren- in Todesangst treten sie am allerwenigsten zutage. Es ist wichtig die Ähnlichkeiten zu erkennen. Es ist wichtig, zu wissen, dass wir Tiere sind. Wir töten viel leichter etwas, das sich von uns unterscheidet, als etwas, das uns ähnlich ist."( Zitat. S.66).

Wann ist das Töten von Tieren human? Welcher Dreck befindet in Industrieprodukten, mit denen uns die Lebensmittelindustrie schaden möchte? Fragen dieser Art versucht Duwe für sich zu beantworten und dabei gefällt mir, dass die Autorin aus all ihren Erkenntnissen keine Religion macht und Dritte nicht  auf unangenehme Weise bekehren möchte.

Es sind keine neuen Fragen, die Duwe stellt, aber sie verpackt Information mit viel Esprit und lässt selbst eingefleischte Bio-Gegner aufhorchen und nachdenklich werden.

Zum Schluss ihres Selbstversuches kommt Duwe, - wie sollte es anders sein- zu der Entscheidung nicht mehr zu ihren alten Ernährungsgewohnheiten zurückzukehren. Sie wird keine Extremistin, aber sie kauft bewusster ein und ernährt sich gesünder. Für mich, die ich seit Jahren Bioprodukte kaufe, war es erfreulich Duves Weg in diese Richtung zu lesen. Im Grunde ergibt sich ein solcher Weg aufgrund von Informiertsein und deshalb wohl wird die Masse weiterhin Bigmacs und ähnlichem Müll verspeisen. Leider.
Aufklärung der Volksgesundheit zuliebe ist wichtiger denn je. Die Krankenkassenbeiträge könnten rapide sinken. Machen wir uns aber nichts vor, die Industrie- und Versicherungslobby wird alles tun, um Aufklärung breiter Schichten zu verhindern. Das dürfte jedem klar sein.
Empfehlenswert.

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Rezension: Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischanbeißern- Michaela Viser- Irmela Schautz

Die Autorin Michaela Vieser und die Illustratorin Irmela Schautz stellen in diesem Buch textlich und visuell (mittels witziger Illustrationen) ausgestorbene Berufe vor. Es handelt sich bei diesen Berufen um folgende: Abtrittsanbieter, Allesschlucker, Ameisler, Amme, Bänkelsänger, Fischbeinreißer, Fullone/Urinwäscher, Kafferiecher, Kammertürke, Hofmohr, Inselindianer, Köhler, Lichtputzer, Lithograph, Lumpensammler, Märbelpicker, Paternostermacher/Bernsteindreher, Quacksalber, Rohrpostbeamtin, Rosstäuscher, Sandmann, Scharfrichter, Sesselträger, Silhouettenschneider, Wanderprediger und Zeidler.

Frau Vieser beschreibt die jeweiligen Berufe mit knappen Worten, benennt deren wesentliche Kennzeichen und die aktive Zeit, in der die besagten Berufe ausgeübt wurden. Anschließend erzählt sie die Alltagsgeschichte der Berufe und fügt Anekdoten und Dokumente in diese Geschichten ein. Beigegeben ist immer eine farbige Illustration vom Irmela Schautz, die textlich kurz erläutert wird.

Die exotischen Lakeien an fürstlichen Höfen während der Barockzeit prägten die folkloristische Vorstellung im Hinblick auf Schwarze, Indianer und Türken in Europa für lange Zeit. Zur Entourage der barocken Fürstenhäuser zählten neben Zwergen und Riesen, Kammertürken, Hofmohren und Inselindianer. Die osmanischen Männer machte man zu "Kammertürken", die für das Sieden von Kaffee, das Bedienen bei Tisch, für Botengänge und dererlei Dinge zuständig waren. Man kleidete sie in Pluderhosen und Kaftan. Ähnlich wie mit den "Beutetürken" ging man mit den Schwarzen und Indianern vor. Die Autorin berichtet in diesem Zusammenhang von Angelo Soliman (1721-1796), dem wohl berühmtesten Hofmohr Wiens. Er war der Kammerdiener der Fürsten von Liechtenstein und begleitete seinen Herren auf Audienzen und Feldzügen. Soliman wurde 1781 sogar in die Wiener Freimauerer-Loge aufgenommen. Dieser Loge gehörte auch Haydn und Mozart an, (vgl.: S.87). Kammerdiener, Inselindianer und Hofmohren erhielten ein volles Gehalt für ihre Dienste und waren offenbar keine Leibeigenen. Immerhin.

Es führt zu weit, hier alle Berufe kurz zu skizzieren. Die Mentalität der Rosstäuscher hat sich bis zum heutigen Tag in anderen Berufen erhalten, nicht zuletzt in dem des windigen Verkäufers unterschiedlichster Produkte. Das Erkennungszeichen eines Rosstäuschers ist Redegewandtheit.

Sich in einer Sänfte von A nach B schleppen zu lassen, bedarf einer gewissen Mentalität, die Humanisten in allen Jahrhunderten fremd gewesen sein dürfte.

Eine kurzweilige Gute-Nacht-Lektüre, die verdeutlicht, dass die Zeiten sich zwar stets ändern, doch wir uns nicht immer mit ihnen, denn die Scharfrichter und die Rosstäuscher sind leider immer noch nicht wirklich ausgestorben, ebenso wenig wie die Quacksalber und die Allesschlucker...
Empfehlenswert.

Rezension: Frauen verstehen in 60 Minuten

Angela Troni hat einen witzigen Ratgeber verfasst, der einige Leute zur Weißglut bringen wird, sofern es ihnen an Humor fehlt und sofern sie von Ratgebern einfach zu viel erwarten. Wer Frauen kennt, weiß dass man in 60 Minuten über ihr Wesen und ihr Verhaltensmuster im Allgemeinen natürlich kaum etwas ergründen oder dieses gar verstehen kann und er weiß auch, dass es im realen Leben keine Frau gibt, die 100% einem bestimmten Typ zuzuordnen ist.

Troni skizziert dennoch charakteristische Typen: die Karrierefrau, den Vamp, das Girlie, die Glucke, die Prinzessin auf der Erbse, die Abenteurerin, die Blondine, das Shopping Victum, die Zicke, der Drache, die perfekte Hausfrau, die Feministin und die Romantikerin.

Hätte ich einen Lieblingsfeind, würde ich ihm einen "Drachen" an den Hals wünschen: So lese ich auf den Seiten 37-38 in Bezug auf einen solchen Drachen: (..)"Die Rolle der Bestimmerin ist ihr ebenso vertraut wie die der Kritikerin und Besserwisserin. Sie mischt sich grundsätzlich in alles ein, hat an allem etwas auszusetzen und tut ungefragt ihre Meinung kund - und wehe man schenkt ihr kein Gehör. Widerworte sind grundsätzlich nicht erlaubt, und diskutieren lässt es sich mit ihr auch nicht sonderlich gut.

Immerhin kann man sich jederzeit überall darauf verlassen, dass der Drache für Zucht und Ordnung sowie für die Einhaltung sämtlicher geltenden Regeln sorgt. Drachen fühlen sich für viele Dinge verantwortlich, um die sich niemand gerne kümmern mag- wenn auch manchmal ein bißchen zu engangiert..." Ich weiß nicht, weshalb mir bei der Beschreibung des "Drachen" sofort eine reale existierende Person in den Sinn kommt....!? Sind am Ende die Beschreibungen Tronis doch nicht so an den Haaren herbeigezogen, wie man vielleicht zunächst glaubt? Kennen Sie jemand, auf den die Drachenbeschreibung in ihrem realen Leben oder virtuell im Netz passen könnte? Stellen Sie sich vor, meine Herren, Sie wären mit einer Frau verheiratet, die pausenlos und gnadenlos für die Einhaltung sämtlicher Regeln im Zusammenleben sorgt und Ihnen sagt, wo es lang geht? Na, wie fühlt sich das an? grins

Sehr schön skizziert die Autorin im Anschluss an die Charakterisierungen bestimmte Verhaltensmuster von Frauen. Hätte ein Mann diese Beobachtungen niedergeschrieben, würden ihm zumindest die "Drachen" und "Zicken" unter uns den Hals umdrehen, aber Angela Troni ist eine Frau, die über sich und ihre Macken lachen kann. Sehr sympathisch, gewiss kein Drache.:-))

Ein kurzweiliges Büchlein, das ich Männern gerne empfehle, aber nur jenen, die nicht zuviel davon erwarten. Im Grunde ist es ja ganz einfach, je intelligenter eine Frau ist, um so einfacher ist sie zu verstehen, je komplexer sie strukturiert ist, um so weniger langweilig ist das Zusammenleben mir ihr.

Wer einst ein "Girlie" geheiratet hat und nun einen "Vamp" an seiner Seite weiß, hat nichts falsch gemacht, wer aber jetzt einen "Drachen" in seinen häuslichen vier Wänden beherbergt, hatte einst eine rosa Brille auf und ist insofern selbst Schuld. Kein wirkliches Girlie mutiert zu einem Drachen, nur Zicken werden später solche horrible Monster. Schade, dass ich keinen Lieblingsfeind habe, ich würde ihm nämlich zehn solcher Exemplare zur persönlichen Haremsgestaltung auf die Bettkante wünschen.:-))

Wem der Schuh passt, der darf ihn sich gerne anziehen :-))
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Rezension: Intrige- Regina Michalik

Es gibt nur wenige Bücher, die sich mit der Machtstrategie "Intrige" detailliert befassen, eines dieser Bücher habe ich bereits vor einiger Zeit rezensiert. Das vor mir liegende Buch der Diplompsychologin Regina Michalik ist noch aufschlussreicher als jenes von Thau und sehr hilfreich für all jene, die Intrigenspiele durchschauen und sinnvolle Abwehrmaßnahmen ergreifen möchten.

Ihr Buch untergliedert die Autorin in:
Teil I: Intrigen erkennen
Teil II: Intrigen abwehren
Teil III: Vorbeuge ist besser als abwehren
Teil IV: Was sie noch wissen sollten.


Eine Intrige hat nach Michalik fünf Merkmale: Sie muss hinterhältig (1) und geplant (2) sein. Sie bedarf eines Motives (3) und muss folgerichtig (4) durchgeführt werden. Es müssen stets mindestens drei Akteure (5) beteiligt sein. Die Autorin hält fest, dass es neben dem Täter oder der Täterin, eine oder mehrere Opfer gibt und als Dritte einen oder mehrere Verbündete, hinzu kommt nicht selten eine vierte Akteurgruppe, so genannte Stakeholder, sprich Mitinteressenten oder Mitprofiteure. Eine Intrige ohne Opfer oder Verbündete gibt es nicht. Die Verbündeten können sich zu Mitwissern, Handlangern oder Vollstreckeren entwickeln, während Mitprofiteure zumeist nicht aktiv zur Intrige beitragen aber dennoch einen Nutzen von der Intrige haben, zum Teil ohne dies bewusst zu wollen, (vgl.: S.17).
Die Autorin wartet in ihrem Buch immer wieder mit sehr aufschlussreichen Beispielen auf. Intriganten möchten stets den anderen schaden und sich selbst nutzen. Die drei Grundmotive, die sich durchaus ineinander verschränken können lauten: Liebe, Geld und Macht, (vgl.: S.27).

Die Psychologin lässt den Leser wissen, dass die Intrigenkompetenz bei Frauen nachweisbar geringer ist als bei Männern. Dies hängt damit zusammen, dass Frauen weniger geneigt sind, strategisch vorzugehen. Frauen spekulieren seltener auf den zukünftigen Nutzen, (vgl.: S.41). Dieses wissenschaftlich nachgewiesene Ergebnis deckt sich mit meinen Lebenserfahrungen. Grund genug, sich mit den männlichen Machtspielen intellektuell zu befassen, um sich dagegen schützen zu können.

Intrigentäter verfügen über genügend Macht, um andere zum Mitmachen zu motivieren, jedoch zu wenig, um ihre Ziele offen und direkt zu erlangen, (vgl.: 42). Michalik erklärt sehr gut nachvollziehbar, dass Intriganten Personen mit sozialer und analytischer Kompetenz sind und demnach soziale Analphabeten sich für Intrigen als wenig tauglich erweisen. Es sind diejenigen, die logisch denken können und Durchhaltevermögen besitzen, die "Schachspieler", die sich dazu eignen, Intrigen zu spinnen, (vgl.: S.42-43).

Auf Seite 61 schreibt die Autorin: "Der moderne Intrigant tarnt sich auch elektronisch durch Anonymisierungsdienste und ausländische Provider oder durch Fälschungen elektronischer Signaturen, von Mail- und www-Adressen; häufig benutzt er auch reale Identitäten von anderen und verschickt beispielsweise Mails von fremden Accounts", (Zitat: S. 61). Dieses Zitat habe ich bewusst hier eingefügt, weil ich meine, dass es zum Nachdenken anregt und gewisse Tatsachen im Netz mit wenigen Sätzen sehr gut auf den Punkt bringt.

Merken sollte man sich, dass Informationen ein zentraler Machthebel und damit letztlich ein taugliches Intrigenwerkzeug darstellen, (vgl.: S.67). In welcher Weise Menschen mit Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, umgehen, sollte man sich also genau ansehen. Wer Informationen hat, kann diese auch verkaufen und wird auf diese Weise zum Handlanger eines Intriganten. Agiert wird nicht selten mit Gerüchten, weil der betreffende Personenkreis auf diese Weise strafrechtlich schwerer zu belangen ist, auch wird verschleiert und es werden Informationen vorenthalten. Michalik macht aber klar, dass Verleumdung und Verunglimpfung, Diffamierung und Beleidigung strafrechtlich verfolgt werden können, (vgl.: S. 69).

Das klingt alles sehr nach Mobbing, aber Mobbing und Intrige sind nicht dasselbe. Mobbing ist ein emotionales Verhalten, während eine Intrige auf Berechnung beruht. Mobber können von einem Intriganten geschickt eingesetzt werden, um die Intrige noch erfolgreicher zu gestalten.

Die Autorin reflektiert ausführlich das Phänomen des Gerüchtes, das im Kommunikationsprozess stets die Emotionen Dritter bedient. "Je häufiger ein Gerücht dann noch öffentlich und scheinbar seriös zitiert wird, desto plausibler erscheint es und umso weiter wird es verbreitet und wieder zitiert,(Zitat: S. 72). Immer dort, wo vorausschauend und offen kommuniziert wird, haben Gerüchte keine Chance,(vgl.: S.73).

Wer kennt sie nicht die Personengruppe, deren Tagwerk die Befriedigung ihrer Lust am Klatschen ist? Solche Menschen werden zu Handlangern eines raffinierten Intriganten, der sie für seine Zwecke mit Kalkül einsetzt. Mobbing sei stets eine direkte interaktive Beziehung, so die Autorin, während Intrigen auch durchgeführt werden können, ohne dass der Intrigant seinem Opfer jemals begegnet ist, (vgl.: S. 77).

Nicht nur Mobbing ist ein wichtiges Intrigenwerkzeug, sondern auch Stalking kann Teil einer Intrige sein. Stalker lassen sich bestens in Intrigen einsetzen, um das Opfer zu zermürben, (vgl.: S.78). Intrigen leben vom Publikum. Das Internet mit seinen Foren ist also ein idealer Ort für Intriganten, um ihr Spielchen zu treiben. Intrigenspiele werden solange fortgeführt bis das Publikum sich gelangweilt abwendet. Also wird der Intrigant alles versuchen, um das Spiel immer wieder neu zu befeuern.

40 % der Frühverrentungen gehen mittlerweile auf psychische Erkrankungen zurück. Das sollten sich Arbeitgeber bewusst machen, die in ihren Betrieben das Tun von Intriganten, Mobbern und Stalkern fördern, anstelle es zu unterbinden. Verantwortung des Führungspersonals ist gefragt, aber und das muss auch gesagt werden: nicht selten sind Intrigen Bestandteil der Personalpolitik, (vgl.: S.85).

Intriganten wollen sich mit anderen messen, sie wollen mit dem Glück spielen, haben Lust auf Verstellung und Lust auf Rausch, (vgl.: S.93) Intriganten sind also demnach häufig Suchtmenschen und Spieler mit mangelnder Empathie, deren Hauptmerkmal Berechnung ist.

Ganz hervorragend erklärt die Autorin im Rahmen eines Zehn-Punkte-Programms wie man Intrigen abwehrt. Einer der Punkte, den sie nennt, heißt cool zu bleiben, d. h. sich nicht provozieren zu lassen, denn Intriganten versuchen immer die Achillesverse des Opfers zu erwischen, damit sie es anschließend, sobald es wütend ist, dem gaffenden Publikum vorführen können. Ein Intrigant möchte immer sein Opfer destabilisieren, das muss klar sein.

Die Psychologin zeigt, wie man Gerüchte abwehrt und macht immer wieder klar, wie eine Intrige funktioniert: Billardstoß, Angriff auf die Achillesferse und das Komplott. Fast jede Intrige stellt ein Komplott dar, im Sinne eines Angriffs durch eine Gruppe. Es ist also wichtig, ein "Intrigogramm" aufzustellen, um die Gruppe im Detail zu analysieren. Jeden einzelnen muss man unter die Lupe nehmen und eruieren, wer die Schlüsselpersonen sind. In gleicher Weise muss man die Gruppe der Bündnispartner, Stakeholder und Mitläufer analysieren, (vgl. S.146). Je mehr Personen an einer Intrige beteiligt sind, desto größer ist die Chance eine Person aus dem Verbund herauszulösen, (vgl.: S. 149).

Diejenigen, die sich mit Intrigen befassen, müssen sich mit Macht beschäftigen. Dort, wo man Macht leugnet, haben Intrigen eine besonders große Chance, (vgl.: S. 162). Die Autorin befasst sich deshalb in ihrem Text nicht grundlos mit Macht und ihren Symbolen.

Ich empfehle allen, die von Intriganten behelligt werden, diesen Teil des Buches besonders gut durchzulesen und auch jenen über Netzwerke sowie Seilschaften und daraus zielführende Schlüsse zu ziehen.

Dass Vorbeugen weitaus besser ist als abwehren, dürfte jedem eingängig sein. Auch hier erhält man im Rahmen eines 10 Punkte Programms sehr gute Tipps, welche vorbeugenden Maßnahmen man ergreifen kann. Hinter Intrigen stecken immer Ressourcenkonflikte, (vgl.: S. 199). Ein typisches Beispiel für intrigengefährdete Ressoursenkonflikte sind undurchschaubare Hierarchien, wie etwa Ranglisten. Wie eingangs bereits erwähnt, besitzen Intrigentäter keine ausreichende Macht, um ihre Ziele offen und direkt zu erlangen, deshalb versuchen sie es über bösartige Intrigen.

Wichtig ist cool zu bleiben, sich mental zu stärken, sich nicht aushorchen zu lassen, denn der Intrigant ist stets auf der Suche nach wunden Punkten und vermeintlichen Fehlern, die er an die große Glocke hängen möchte, um sein Opfer zu destabilisieren.

Gefallen hat mir, dass die Autorin im letzten Teil des Buches mit einer nichtintriganten Organisationsarchitektur aufwartet, die ich Führungspersonal, die an einer gesunden Personalstruktur in ihren Unternehmen interessiert sind, dringend zu lesen empfehle. Die sechs Säulen lauten:

- Transparenz - Klarheit - Information
- Mitbestimmung und Mitentscheidung
- Konfliktkultur
- Konstruktive Konkurrenz und Kooperation
- Hilfe und Fehlerkultur
- Achtsamkeit und Emotionsmanagement

Diese Säulen werden ausführlich und sehr gut erläutert.

Dieses Buch empfehle ich nicht nur Intrigenopfern, sondern hauptsächlich Führungspersonal in Firmen, die zum Wohle ihres Personals und ihrer Kunden Maßnahmen ergreifen möchten, um Intriganten, die enormen materiellen und immateriellen Schaden verurachen können, frühzeitig das Handwerk zu legen.


Empfehlenswert.

Rezension: Gerechtigkeit siegt- Rudolf Taschner

Prof. Dr. Rudolf Taschner zeigt in diesem Buch die Kluft zwischen Recht und Gerechtigkeit auf, die sich seit Jahrhundert letztlich nicht schließen lässt. Der Autor weiß, dass Gleichheit, Generation, Gesetz, Geschichte, Geschäft, Gestaltung, Gewissen, Gnade kaum mit dem Begriff Gerechtigkeit in Einklang zu bringen sind. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Das zeigt der Wissenschaftler gut nachvollziehbar an vielen Beispielen.

In diesem Buch wird der Begriff "Gerechtigkeit" aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Schon im Prolog macht Prof. Dr. Taschner klar, dass es auf Erden bislang keine Gerechtigkeit gibt, sondern nur eine Sehnsucht nach ihr.

Der Autor hat sich mit vielen klugen Köpfen aus vorangegangener Zeit befasst und auch mit Veränderungen im Laufe der Geschichte. Er zeigt wie alter Standesdünkel aufgehoben wurde, aber alsbald wieder neuer entstand. Der Egoismus vieler Menschen lässt offenbar selten anderes zu, als Eigeninteressen den Vorrang zu geben. Man erfährt Näheres über Mozarts Entwicklung, der aufgrund seiner Begabung auch ein hervorragender Mathematiker hätte werden können, aber Musiker wurde, weil sein Vater es bereits war und sein Schicksal in der damaligen Ständegesellschaft nichts anderes zuließ, (vgl.: S. 14 ff).

Carl Friedrich Gauß, ein hochbegabtes Kind armer Eltern, hatte Glück, dass er in eine Zeit geboren wurde, in der der Mensch bereits als autonomes Wesen betrachtet wurde. Er erhielt eine Chance, seiner Begabung gemäß zu arbeiten, weil ein kluger Lehrer ihn gefördert hat und er schließlich ein Stipendium am Martino-Katharineum-Gymnasium bekam, (vgl.: S.17).

Prof. Dr. Taschner macht klar, dass Fortune bei solchen Entwicklungen immer Pate steht und sie im Grunde bis ins Heute hinein nichts mit gerechteren Strukturen zu tun haben.

Thematisiert wird die Tatsache, dass mit dem Verschwinden alter Privilegien und des hohen Klerus sich eine neue Gesellschaftsschicht- das Bildungsbürgertum- entwickelte. Auch diese Kaste achtete darauf, dass ihre Nachfahren wichtige politische Positionen besetzten oder zumindest auf deren Inhaber Einfluss nehmen konnten, (vgl.: S.23). Auch sie waren nicht an fairen Verhältnissen interessiert.

Zur Sprache kommt die "Französische Revolution" und deren Idealbild des Citoyen, auch Thomas Jefferson wird nicht vergessen und auf Theoretiker wie John Rawls wird hingewiesen. Rawls hat in seiner "Theorie der Gerechtigkeit" 1971 gefragt, auf welche sozialen, ökonomischen und politischen Grundregeln für eine Gesellschaft sich vernünftige Personen im Voraus einigen würden, sofern sie nicht wüssten, welche Stellung sie selbst in dieser Gesellschaft haben werden, (vgl.: S.29). Man erfährt, dass Rawls aufgrund seines Gedankenexperiments zwei Grundsätze für Gerechtigkeit forderte, die man bei Taschner gut zusammengefasst nachlesen kann. Nachlesen kann man auch die Schwachstellen in dem gedanklichen Konzept von Rawls. Taschner zieht schließlich das wohl berechtigte Fazit, dass eine gerechte Welt im Sinne von Rawls statisch sei, (vgl.: S.30)

Der Autor schreibt auch von Olympe de Gouges, die zu Zeiten der französischen Revolution den Keim zum Frauenwahlrecht und damit zur Anerkennung der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau legte, (vgl.:S.34), erwähnt wird auch die Präambel zu Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, Calvin, Thomas Hobbes, Thomas Morus und wie sie alle hießen, die jeder auf seine Art über die Umsetzung von Gerechtigkeit von nachdachten.

Der Autor fragt u.a, ob Vergessen oder Erinnern der Gerechtigkeit diene, auch über Kants Reflektionen zum "ewigen Frieden" liest man im Hinblick auf Gerechtigkeit Wissenswertes. Eine Fülle von Informationen fließt auf den Leser ein und es hat mich gefreut, endlich auf Seite 185 zu den "kategorischen Imperativ" von Kant zu finden, der meines Erachtens, wenn jeder ihn in all seinem Tun anwenden würde, ein Garant für Fairness darstellen könnte.

Taschner titelt auf Seite 188 "Das Gewissen ist die einzige Instanz wahrer Gerechtigkeit". Dieser These schließe mich an. Schade, dass nicht alle Menschen auf ihr Gewissen hören, sondern sich lieber vorteilsbezogen verhalten. Dieses Verhalten vereitelt faire, gerechte Verhältnisse. Nach meiner Ansicht ist das Problem ungerechter Strukturen und Verhaltensmuster nur auflösbar, wenn man die Gedanken von Weisheitslehrern wie E. Tolle umsetzt, die verdeutlichen, dass Egomanie die Ursache für den wenig paradiesischen Zustand unserer Erde darstellt.

Gerechtigkeit heißt meines Erachtens, dass man fair miteinander umgeht, dass Menschen ihren Begabungen gemäß arbeiten und leben können, dass weder Korruption noch Vetternwirtschaft die aufrichtigen Bemühungen eines Menschen zu unterminieren vermögen, dass man gegen solche Machenschaften in Gemeinschaften rigoros vorgeht und das Streben nach Glück der Einzelnen nicht durch selbstsüchtige Machthaber im Keim erstickt werden kann. Gerechtigkeit ist m.E. nur in demokratischen Strukturen umsetzbar und zwar nur dann, wenn jeder gemäß Kants "kategorischen Imperativ" agiert. Gerechte Strukturen setzen voraus, dass man respektvoll miteinander umgeht und respektvolle Kommunikation nicht unterbindet. Prof. Dr. Taschner hat leider recht. "Es gibt sie nicht auf Erden, - die Gerechtigkeit."

Lesenswert.
Helga König

Rezensension - Sich Durchsetzen aber richtig - Dale Carnegie-Training

Mit weit mehr als sieben Millionen Teilnehmern zählt das "Dale Carnegie Training" heute weltweit zu den führenden Trainingsunternehmen." Das vorliegende, von Carolin Skiba aus dem Amerikanischen übersetzte Buch wartet mit 5 effektiven Durchsetzungsstrategien für mehr Erfolg im Beruf auf.

Durchsetzungsvermögen, so erfährt der Leser, liegt zwischen zwei Extremen: rücksichtslose Aggressivität und defensive Passivität. Tatsächlich durchsetzungsfähige Personen leben keines der beiden Extreme aus. Aggressive Charakter, so wird unterstrichen, verhalten sich Dritten gegenüber egoistisch, rücksichtslos, unfreundlich und fordernd. Passive Menschen hingegen sind schwach, beugen sich dem Willen ihrer Gegenüber und stellen ihre persönlichen Interessen zurück. Durchsetzungsfähige Zeitgenossen wählen den Mittelweg, (vgl.: S.12).

Durchsetzungskraft ist ein gutes Heilmittel gegen Angst, Schüchternheit und Wut. Dies sind kindliche Emotionen, die man im Erwachsenenalter unter Kontrolle bringen sollte, (vgl.: S. 12) Erklärt werden zunächst die vier Schritte zu mehr Durchsetzungsfähigkeit: Untergliedert sind diese in: 1. Ursachenforschung, 2. Ehrliche Selbsteinschätzung, 3. Den Blick nach außen richten, 4.Jetzt geht`s los. Unmissverständlich wird gezeigt, dass Durchsetzungsfähigkeit auch bedeutet, seinen Mitmenschen nicht zu drohen, weil Drohungen unweigerlich persönliche Konflikte hervorrufen, (vgl.: S.20). Drohungen haben letztlich Feindschaften zur Folge und zeigen, dass der Drohende nicht fähig ist, sich souverän durchzusetzen. Drohung ist Durchsetzungsschwäche und nicht zielführend.

Durchsetzungsfähige Menschen reagieren nicht auf Aggression. Besser ist es dem Aggressor klar zu machen, dass man versteht, wie er fühlt. Dies minimiert in der Regel Aggressionen. In Aktionsschritten lernt der Leser nach jedem Kapitel, sich zu verändern und an seiner Durchsetzungsfähigkeit zu arbeiten.

Die Zauberformel für mehr Durchsetzungsfähigkeit im Hinblick auf die eigene Meinung lautet:
"1. Fassen Sie die Fakten zusammen.
2.Drücken Sie Ihre Gedanken und Gefühle aus.
3. Sprechen Sie klar über Ihre Wünsche und Bedürfnisse und über den Nutzen für Ihren Gesprächspartner." (Zitat S.25)

Durchsetzungsfähigkeit hat generell nichts mit Macht zu tun, sondern nur etwas mit Selbstachtung und der Achtung anderer Personen. Hat man es mit Menschen zu tun, die sich ignorant gegenüber unseren Willensäußerungen zeigen, sollten wir uns fragen, ob man die eigene Botschaft noch deutlicher machen und sich noch klarer ausdrücken könnte und sollte sich überlegen, wie man es vermeidet, dass der andere vom Thema ablenkt, (vgl.:S.29). Wichtig ist immer auf die eigene Körpersprache zu achten sowie in der ersten Person und in direkten Rede mit dem anderen zu sprechen. In Gesprächen ist es stets wichtig, ruhig zu bleiben, erst zu denken und dann zu sprechen und eine aufrechte Sitzhaltung zu bewahren, (vgl.: S. 33). Gespräche sollten immer positiv begonnen werden, Fehler sollten indirekt angesprochen werden, generell sollte man Vorschläge machen und nicht befehlen und ein Gespräch positiv beenden, (vgl.: S. 34-37).

In der Folge wird gezeigt, wie man Widerstände überwindet, bevor man erlernt, wie man positive Beziehungen aufbaut. Es muss klar sein, dass aggressive Menschen, die andere in eine Handlung drängen möchten, häufig unsicher sind. Wir müssen uns von solchen unsicheren Zeitgenossen nicht beeindrucken lassen. "Tyrannen sind eine ganz spezielle Art dominanter Personen. Es sind Menschen, die in ihrem tiefsten Innersten zutiefst verunsichert sind. Sie dominieren, weil sie es nicht schaffen, anderen Einfluss und Verantwortung zuzugestehen", (Zitat. S. 46). Verhalten dieser Art stammt aus der Kindheit. Reaktionen unsicherer, nicht durchsetzungsfähiger Menschen verstärken das Verhalten von Tyrannen, dennoch funktioniert tyrannisches Verhalten stets nur eine Zeit lang, (vgl.: S. 46). "Tyrannen wollen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen, andere kontrollieren, ihren Status sichern, ihre Mitmenschen manipulieren, Entscheidungen treffen, ihren Machtbereich ausbauen, materielle Zeichen für Erfolg und Wohlstand anhäufen, indem sie dafür sorgen, dass ihnen blindlings gefolgt wird", (Zitat.S. 47). Wer sich in einem solchen Verhalten üben möchte, wird im vorliegenden Buch keinen Rat finden.
Wichtig: Tyrannen muss man immer dominant entgegentreten und darf sich nicht einschüchtern lassen.

Gute Beziehungen sind ein Schlüssel für ein positives Arbeitsumfeld. Eine Beziehung wird im Buch definiert als: "Eine emotionale Verbindung oder ein freundschaftlicher Umgang zwischen zwei Menschen auf der Grundlage von gegenseitiger Sympathie und Vertrauen sowie dem Gefühl, dass die andere Person die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Sorgen versteht, (Zitat: S.49). Im Umgang mit sich selbst und mit Dritten sollte man generell das Lächeln nicht vergessen. Lächeln öffnet immer Türen, es ist die beste Methode andere für sich zu gewinnen, sofern das Lächeln ehrlich ist. Die Fähigkeit sich klar, kraftvoll, diplomatisch und taktvoll zu artikulieren, ist die Basis für den Aufbau von Beziehungen, (vgl.: S.52).
Man soll sich generell immer den Unterschied zwischen aggressivem und durchsetzungsfähigem Verhalten vor Augen halten. Stets gibt es drei Möglichkeiten, mit anderen Menschen umzugehen: passiv, aggressiv und durchsetzungsfähig, (vgl.: S. 56). Anhand von 15 Punkten werden hilfreiche Tipps aufgelistet, wie man in Gesprächen, Diskussionen und Verhandlungen erreichen kann, dass andere Personen ihr Verhalten ändern. Merken sollte man sich, dass ohne Respekt ein Gespräch niemals erfolgreich sein kann.

Thematisiert wird, wie man seine Beziehungen stärken kann. Das Schlüsselwort ist Wertschätzung.Vier Persönlichkeitstypen werden ausgelotet. Es handelt sich um, den Karrieristen, den Geheimagenten, den Streber, den Ausgebrannten. Erklärt wird sehr genau, wie man mit Menschen des jeweiligen Typus umgehen soll.

Einen Merksatz, den ich für sehr wichtig erachte, möchte ich zitieren; "Zwei Menschen leben niemals in ein und derselben Welt. Menschen, die gut mit anderen kommunizieren können, haben verstanden, dass ihre Sicht der Dinge nicht die gleiche sein muss wie die ihres Gesprächspartners." (Zitat: S. 79)

Positive Neugierde ist ein großes Thema im Buch. Näher erläutert wird, weshalb Neugierde Begeisterung ist, warum man unter Neugierde lernen und lehren versteht, weshalb Neugierde interaktiv zuzuhören, aber auch Spontanität, Lebendigkeit sowie Humor bedeutet und wieso Neugierde heißt, andere neugierig zu machen, wieso Neugierde Spaß machen soll und immer auch Unternehmens- und Chefsache ist, (vgl.: S. 90 -98). Mittels vier nützlicher Strategien erlernt man Maßnahmen zu ergreifen, für mehr Neugierde im Unternehmen.

Wer sich besser durchsetzen möchte, sollte folgende Kriterien im Umgang mit seinen Mitmenschen beachten:
- Sprechen Sie andere Personen mit deren Namen an.
- Geben sie zu, wenn sie unrecht haben.
- Verdeutlichen Sie, dass Sie andere wertschätzen.
- Bekunden Sie aufrichtiges Interesse.
- Schenken Sie Ihrer Mitmenschen aufrichtiges Lob und Anerkennung.
- Halten Sie stets das, was Sie versprechen.
- Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit.
- Versetzen Sie sich in die Lage ihres Gegenübers.
- Helfen Sie Ihren Mitmenschen ohne zu zögern.
- Erkennen Sie, dass es sinnvoll ist, bescheiden zu sein.
- Lassen Sie ihre Gegenüber ihr Gesicht wahren.
(vgl.: S. 115-119)

Gefallen haben mir u.a. die Ausführungen zum Business-Knigge. Höfliches Benehmen ist gar nicht zu schwierig. Stoffel und Rüpel setzen sich langfristig nirgendwo durch. Früher oder später werden ihnen die Grenzen aufgezeigt.

Die Überzeugungs- und Verkaufsstrategien sind im Buch gut abgehandelt und auch, wie wichtig in einem Gespräch der Augenkontakt ist.

Der Leser erlernt in diesem Buch u.a. verschiedenen Fragetechniken und welche Strategie man damit verfolgt. Verdeutlicht wird des Weiteren, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht und wie man richtig zuhört, auch wie man positiven Ehrgeiz weckt und schließlich wie an Durchsetzungsfähigkeit auch in Konfliktsituationen bewahrt. Die vielen Aktionsschritte im Buch erachte ich als überaus hilfreich, um das Ziel "sich durchzusetzen", besser realisieren zu können.
Ich möchte zu Ende dieser Rezension den 1955 verstorbenen Dale Carnegie zu Wort kommen lassen, dessen Bücher weltweit über 55 Millionen mal verkauft sowie in 38 Sprachen übersetzt worden sind und der der Vater des "Dale Carnegie Trainings" ist:

"Wenn wir wütend auf andere Menschen sind, dann lassen wir zu, dass sie Macht über uns haben. Macht über unseren Schlaf, unseren Appetit, unseren Blutdruck, unsere Gesundheit und unsere Gesundheit. ..." (Auszüge aus einem Zitat von Dale Carnegie. Seite 253)."Schöpfen Sie Kraft aus den positiven Dingen und lassen Sie sich von den negativen nicht entmutigen."(Zitat: Dale Carnegie: Seite 9)
Empfehlenswert.


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Rezension: Berthold Gunster: Ja- aber was, wenn es klappt?

Dem Klappentext dieses lesenswerten Buches habe ich entnommen, dass der Autor Berthold Gunster der Begründer und "Vater" der "Ja-aber-Philosophie" ist, deren Ziel darin liegt, Probleme zu Möglichkeiten zu machen. Der Autor verdeutlicht gleich zu Beginn des Buches, dass all "Ja-abers" das Gefühl vermitteln, jeder Erneuerungs- oder Veränderungsversuch versinke in einem Sumpf von Argumenten, gut gemeinten Warnungen und verständisvoller Kritik. Für den Autor ist "Ja-aber" eine geschlossene Lebenseinstellung, ein Denken in Beschränkungen, Ängsten und in Schwarzmalerei, welches Ausbremsen, Erstarren und Stillstand zum Ergebnis hat, (vgl.: S. 7).

Im Gegensatz zu dieser "Ja-aber" - gibt es allerdings auch noch die "Ja-und-Lebenshaltung", die nicht mit einem Urteil, sondern stets mit einer Frage beginnt. Der Niederländer Berthold Gunster lässt nicht unerwähnt, dass viele Deutsche auf einem "Ja-aber" Hintergund agieren, weil ihre Mentalität (Kontrolle, Kontrolle und abermals Kontrolle) sie diesbezüglich konditioniert hat.

"Ja-aber-Sager" vernichten nicht nur jede Idee, sie ruinieren ganze Betriebe und komplette Industriezweige."

"Ja-und-Sager stellen die Fragen. Sie sehen das Haar und die Suppe."

Das sind erhellende Zitate aus dem vorliegenden Buch, wie ich finde.

Gunster bleibt in seinem Text lebensnah und führt immer wieder Beispiele an, die ich an dieser Stelle allerdings nicht wiedergebe, weil dies den Rahmen der Rezension sprengen würde. Das "Ja-und" ist kein Sich-abfinden, sondern ein Akzeptieren und dieses ist eine aktive Tat des Hingebens. Jeder, der die Wirklichkeit akzeptiert, hat kein Problem mit ihr. Je besser man Tatsachen akzeptiert, um so besser lassen sich Situationen beeinflussen. Auf diesem vordergründig widersprüchlichen Gedanken beruht die Grundidee des Buches, (vgl.: S.19).

"Ja -aber"-Menschen sind laut Gunster nie wirklich für etwas, doch auch niemals wirklich gegen etwas. Im Grund genommen stehen solche Menschen nicht im Leben, sondern sie betrachten es nur. Der Autor unterstreicht, dass Personen dieser Art in ihrer schlimmsten Form Besserwisser und Rechthaber - im Nachhinein sind, (vgl.: S. 20). Menschen, die mit einer "Ja-aber"- Verhaltensweise durchs Leben gehen, haben hohe Erwartungshaltungen und sie nehmen die Realität, erdrückt von Erwartungen, nur bedingt wahr, übersehen Chancen und Möglichkeiten, tun sich mit Entscheidungen nicht leicht und treffen intuitiv zumeist die falsche, stürzen sich sogleich in Aktionismus und gehen übergangslos in die Evaluierung über, (vgl: S. 24). Ja-aber-Haltungen sind die Basis für Berufe wie etwa dem des Buchhalters oder auch des Rechnungsprüfers. Kreativ sein kann man mit einer solchen Haltung nicht.

Ursprung der "Ja-aber"-Haltung ist stets die Angst. Für die "Ja-und"-Haltung hingegen sind Vertrauen sowie Liebe die Basis und Voraussetzung für "Nein-weil" sind es Kontrolle, Misstrauen und ebenfalls Angst. Das Festhalten an Vorschriften (Normen, Absichten, Vereinbarungen) stellt ein typisches Merkmal einer "Ja-aber"-Verhaltensweise dar. Es ist hier nicht die Logik oder der gesunde Menschenverstand, der eine Entscheidung antreibt, sondern es sind die Vorschriften, (vg.: S.36)

Ein weiteres Merkmal ist die Angst vor sozialem Ausschluss, sprich vor Gruppenausschluss. Wer bereit ist, sich nicht immer vor alle fiktiven Risiken zu schützen, gelangt leichter zu einer Ja-und- Haltung und kann sich vollständig den Aufgaben im Hier und Jetzt hingeben. Der Autor fragt: "Kann man aus vollem Herzen Ja zu dem Leben sagen, als ob Sein und Tun dasselbe ist? (S. 59) Man kann. Die Ergebnisse sind mehr als zufriedenstellend.

Das Ja-Gebäude von Berthold Gunster besteht aus 10 Stockwerken:

1) Sag Ja zum Sein
2) Sag Ja zur Wirklichkeit
3) Sag Ja zu diesem Leben
4) Sag Ja zu deiner Intuition
5) Sag Ja zu deinen Fähigkeiten
6) Sag Ja zu deinen Wünschen
7) Sag Ja zu deinen Zielen
8) Sag Ja zu anderen
9) Sag Ja zu allem, was geschieht
10) Sag Ja zum Handeln.


Wir alle wissen, dass am Ende im Leben nichts bleibt. Diese Tatsache ist möglicherweise der Grund, weshalb viele Menschen im "Ich bin" verharren und sich auf diese Weise definieren. Unsere Welt ist nicht statisch. Ein Festhalten am "Ich bin" schafft anhaltendes Leid, weil man auf diese Weise in der eigenen Sinngebung gefangen ist, der Vorstellung von dem, was ist ist. Für Gunster besteht die Kunst jedoch darin, Abstand von sich zu nehmen, ab und an über sich selbst zu schweben und einzusehen, dass wir dieses irdische Leben wie ein großes Spiel mit uns selbst und dem Universum spielen und auch gestalten, (vgl.: S.73).

Der Autor hebt hervor, dass die Basis einer "Ja-und"-Verhaltensweise ein klares Ja zur Wirklichkeit ist. Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, bedeutet für ihn sie wahrzunehmen und die Realität des Moments als Tatsache zu akzeptieren. Wenn wir emotional beteiligt sind, nehmen wir schlechter wahr. Das haben Untersuchungen ergeben, (vgl.: S.89). Jeder weiß, was es bedeutet durch die rosa Brille des Verliebtsein zu sehen. :-))

Schritt für Schritt geht Gunster mit dem Leser diese zehn" Sag-Ja-Stockwerke" hinauf. Sehr gut gefallen haben mir seine Ausführungen in puncto Intuition und seine Aussage "Von allen Arten unserer Intelligenz ist Intuition die hervorragendste" (Zitat: S. 127). Natürlich begründet der Autor diese Aussage: "Mit Logik können wir schlussfolgern, technische Probleme lösen oder fehlerfrei eine Überweisung tätigen, aber nur, wenn wir auf unserer Gefühl hören, eine entspannte Haltung annehmen und offen für die - oftmals subtilen- Signale unseres Unterbewusstseins sind, können wir komplexe Fragestellungen intuitiv lösen." ( Zitat.: S. 127)

Alles, was Gunster schreibt, kann ich im Grund nur abnicken. Er hat einfach recht, auch dann, wenn er sagt, dass die Menschen, die ihr Augenmerk mehr auf ihr Potenzial legen als auf ihre Schwächen, eher wachsen können.

Sehr wichtig ist es, andere zu akzeptieren. Je mehr man sich von der Vorstellung verabschiedet, wie die Beziehungen zu unseren Mitmenschen auszusehen haben, gelingt es uns zu begreifen, wie andere sind und genau mit diesem Wissen in der Interaktion mit den jeweiligen Gegenübern zu agieren.

Wer sich entschließt, sich auf die Ja-und Verhaltensmuster einzulassen, wird sehen, dass er weitaus kreativer und effizienter ist als mit Ja-aber-Verhaltensmustern. Die Chance auf Glück und Erfolg nehmen zu. Grund genug sich von "Ja-aber" zu verabschieden, der Wirklichkeit, wie sie ist ins Auge zu sehen und das Beste daraus zu machen.

Goethe brachte es auf den Punkt: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Empfehlenswert, weil das Ja-und-Denken eine wirklich gute Lebenshilfe darstellt.
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Rezension: Geschenke aus dem Garten selbst gemacht

Die Autorin Claudia Költringer hat gemeinsam mit der Fotografin Anneliese Kompatscher ein sehr schönes, reich bebildertes Buch auf den Weg gebracht, mittels dem sie ihre Leser anleiten Geschenke aus dem Garten zu kreieren.

Das Buch ist untergliedert in die Oberbegriffe:
Leckere Geschenke aus dem Garten
Pflegende Geschenke
Kräuter-Porträts

Die leckeren Geschenke unterteilt sie dann abermals in:

Likör und Schnaps
Süße Leckereien
Tee
Essig, Öl und Co.

Die Zubereitung dieser Geschenke wird sehr gut erklärt. Man lernt beispielsweise verschiedene Liköre selbst herzustellen. Bei den Likören handelt es sich um Leckereien wie etwa "Löwenzahn-Orangenlikör", "Rosenblüten-Himbeerlikör", "Holunderblütenlikör" oder "Pflaumen-Zimtlikör". Letzterer ist ein altes Familienrezept. Der Likör eignet sich m.E. als Mitbringsel in den Wintermonaten, weil die Aromen der der kalten Jahreszeit angemessen sind. Plätzchen und Schokolade, in denen der Garten sich spiegelt, lernt man ebenfalls zuzubereiten. Hier gefällt mir die "Veilchenschokolade" sehr gut, die ein hübsches Mitbringsel in der Frühlingszeit darstellt, ein beinahe romantisches wirkendendes Geschenk, wenn man es so verpackt, wie die Autorin es vorschlägt.

Gut gefallen mir die Honig-Kreationen, sprich der Vanillenhonig und der Rosenhonig, die im Glas ein echter Hingucker sind. Neben einigen geschmackvollen Marmeladen gefallen mir auch die Teemischungen und das Glühweingewürz sehr gut. Das Bratkartoffelgewürz habe ich mir selbst zum Geschenk gemacht, allerdings noch etwas getrockneten Knoblauch darunter gemogelt. Die Mischung ist geschmacklich gelungen.

Freunde der mediterranen Küche freuen sich gewiss über "Blütenkräutersalz" als Mitbringsel bei einer Abendeinladung, zumal wenn man dieses hübsch verpackt präsentiert. Ein "Kräuterbuttergewürz" ist das ideale Geschenk für einen Grillabend, an dem mal durchaus auch ein "Rosmarin-Chiliöl" verschenken kann.

Sehr dekorativ sind Glasflaschen mit "Zimtöl mit Orangen" oder "Rosenblütenessig mit frischen Himbeeren" und ein absolutes Highlight sehe ich im "Tomaten-Bärlauchrelish", das aus Tomaten, Rotwein, Zucker, Zitronensäure, Bärlauch, Pfeffer, Thymian und Oreganoblättchen hergestellt wird. Die Autorin sieht in dem Relish eine interessante Beigabe zu Fleisch. Ich finde aber, dass das Relish auch sehr gut zu Frischkäse passt.

Bei den pflegenden Geschenken hat mir das Rezept für "Ringelblumenseife" gefallen, wobei ich zugeben muss, dass mir der Nerv für die Zubereitung von Seifen fehlen würde. Schon eher würde ich die Ringelblumenalbe herstellen, die bei kleinen Hautverletzungen helfen soll. Hübsch sieht ein selbst gemachtes Kirschkernkissen aus, das man bei Magenschmerzen verwenden soll.
Lobend erwähnen möchte ich die 24 Kräuterporträts. Man erfährt jeweils Näheres zu den fokussierten Kräutlein, die in den Geschenken eine Rolle spielen. Beschreibung, Standort, Blüte, Ernte und Verwendung werden thematisiert, so dass man den Beschenkten über das, was ihn gesundheitlich erwartet, gut aufklären kann.

Schenken Sie ihrer liebsten Freundin eine "Sahne-Honigbadecreme". Sie wird sich nach einem anstrengenen Arbeitstag freuen.
Empfehlenswert.


Entweder Broder- Henryk M. Broder, Hamed Abdel-Samad

Dieses wunderbare Buch enthält ein Reihe von Realsatiren, die von dem Journalisten und Schriftsteller Henryk Broder und dem Wissenschaftler Hamed Abdel-Samad in kurzweilig zu lesenden, hintersinnigen Dialogen dem Leser entgegen gebracht werden.

Broder gehört bekanntermaßen dem jüdischen und Abdel-Samad dem muslimischen Glauben an. Beide besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Gemeinsam mit Broders Drahthaar-Foxterrier Wilma begeben sich die Herren auf eine Deutschland-Safari und zwar mit einem alten Volvo, den sie Kurt nennen und der einer bunt bemalten Affenschaukel gleicht.

Auf ihrer Reise fühlen sie mit subtiler Fragetechnik den unterschiedlichsten Leuten auf den Zahn und zeigen das gerüttelte Maß an Vorurteilen und fragwürdiger Ethiknabelschau von Selbstdarstellern auf, die ihnen überall im Land fast die Schamröte ins Gesicht treibt.

Das Buch ist übrigens mit vielen Fotos bestückt, die diese Safari visualisieren.

Wikipedia schreibt im Hinblick auf den Begriff "Safari" u.a. Folgendes: "Safari" ist der gängige Begriff der Swahili-Sprache für eine Reise jeglicher Art. Er fand seit der Kolonialzeit Eingang in die deutsche und englische Sprache der einstmaligen Kolonialherren und wurde dann vor allem zur Bezeichnung einer Jagdreise in Ostafrika verwandt, bei der gewöhnlich Großwild erlegt wurde." (Zitat: Wikipedia)

Tiere wurden auf der Reise nicht erlegt, aber Fotos geschossen und es wurde der ganz normale Wahnsinn, der in der Bevölkerung unseres Landes zu diagnostizieren ist, an netten kleinen Bespielen gut nachvollziehbar skizziert. In Berlin-Rudow erlebt man eine " Polit-Putze", - sie nennt sich selbst so -, die mittels Spraydosen rechtsradikale Symbole und Sprüche auf Hauswänden unleserlich, sich aber damit letztlich der Sachbeschädigung strafbar macht. Ihr Beispiel zeigt, dass es vollkommen sinnlos ist, sich an den Symptomen jedwelcher Art zu schaffen zu machen.

Eine Fete anlässlich des fünften Jahrestages der Eröffnung des "Berliner Holocaust-Mahnmals" lässt Broder nicht zu Unrecht unpässlich reagieren. Es gibt Anlässe, bei denen Feststimmung nicht angesagt ist. Broders Eltern waren in Auschwitz. Wenn er sehr ungehalten bekundet: "der letzte Holocoust ist mittlerweile das Aufmarschgebiet für Adabeis, Busybodies, Partypupser und Wichtigtuer aller Disziplinen", kann ich ihn verstehen und wenn er zynisch fragt: "Also gehen wir jetzt zu der Party oder gehen wir zu meinem Therapeuten", hat er genau den Nerv getroffen, der das Nachdenken anregt.

Beim türkischen Bäcker verwickelt Broder diesen in ein Gespräch, das deutlich macht, dass die jungen türkischen Männer einerseits für sich die westliche Art zu leben gut heißen, aber ihren Schwester dieses freiere Leben nicht gestatten wollen. Broder fasst im Hinblick auf den Bäcker zusammen "An ihm ist einfach nichts mehr muslimisch, er trinkt, er raucht, er hat Sex vor der Ehe, er fährt nicht nach Mekka, er betet nicht". Hamed resümiert: "Aber der Chip ist noch drin." Broder erwidert: "Der Chip ist drin und das Programm auch. Mir kommt es ein bisschen so vor, als hätte man einen neuen Apple- Laptop und der läuft mit einem Betriebssystem von Atari aus dem Jahre 1970."

Dieser Eindruck entsteht noch öfter auf der Reise, ob nun bei Eingeborenen oder bei Zugereisten in unserem Land. In Bayern fotografiert Broder ein Straßenschild auf dem vor einem Pfarrer mit zwei seiner Pfarrkinder gewissermaßen gewarnt wird. Völlig aberwitzig. Hier auch erleben die beiden das Aufstellen des Fruchtbarkeitssymbols "Maibaum" seitens junger, bayrischer Männer und auf dem Oktoberfest sammeln sie Eindrücke im Hinblick auf Toleranz durch ein entsprechend provokatives Outfit.

Hamed Abdel-Samad fragt sich am Ende der Safari, was Stasi-Leute, Neonazis, Friedensbewegte, Christiania-Bewohner und muslimische Fundis gemeinsam haben und liefert dazu eine Antwort, der ich beipflichte. Broder witzelt, dass jetzt ein Preis für Toleranz und respektvollen Umgang fällig sei, weil ein Jude und ein Moslem es 30 000 Kilometer gemeinsam in einem Auto ausgehalten haben

Was die beiden können, müssten andere doch auch schaffen. So schwierig dürfte dies doch letztlich nicht sein, oder? Mit ein wenig Toleranzbereitschaft ist alles möglich. Vor allem Frieden.

Empfehlenswert.



Rezension: Trends und Lifestyle- Holsteinische Schweiz- Probstei -Wagrien-Insel Fehmarn

Der Mittelstand in unserem Land muss gefördert werden, weil dieser für viele Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sorgt und durch die Bankenkrise arg gebeutelt worden ist. Ich lese und rezensiere gerne Bücher der Serie "Trends und Lifestyle", weil in diesen Büchern nicht nur bestimmte Ferienregionen sehr gut beschrieben werden, sondern der Leser auch bestens über hervorragende, kleine, mittelständische Betriebe informiert wird, die keinen großen Ketten angehören und für die es nicht leicht ist, von Reisenden gefunden zu werden.

Der Autor des Buches ist Herbert Hofmann aus Pohnsdorf-Sieversdorf. Die vielen schönen Fotos wurden von Dirk Fellenberg realisiert.

Zu Sprache kommen die Probstei an der Kieler Förde, die Hohenwachter Bucht, der Naturpark Westensee und das Wankendorfer Seengebiet, die Holsteinsche Schweiz, die Lübecker Bucht und Insel Fehmarn.

Ich selbst war einige Male in dieser Region, weil ein Teil meiner Verwandtschaft und ein Freund meines Gatten dort lebt und empfehle einen Besuch diese Gegend gerne. Es ist schön dort.

Gleich zu Beginn liest man von der Probstei an der Kieler Förde, deren Landschaft durch die Kraft der Gletscher geprägt worden ist. Die Gegend zeichnet sich durch sanfte Hügel, idyllische Seen und malerische Dörfer aus. Da die Böden dort sehr fruchtbar sind, konnte sich hier die Kornkammer Schleswig-Holstein entwickeln. Erwähnt wird der breite, flache Sandstrand der Kieler Förde, wo man an Orten wie Laboe dem Badevergnügen nachgehen kann. In der genannten Region lernt man u.a. einen Obstbauern mit Hofladen, auch eine Goldschmiedin, die in Kiel ihr Atelier betreibt und immer wieder Gehöfte, die hochwertige Produkte erzeugen und in Hofläden selbst vermarkten, kennen.

Interessant auch ist die die Region "Hohenwachter Bucht", mit dem Seebad Hohenwacht und dem historischen Naturreservat "Village Schloss Weissenhaus". Hier finden unterschiedliche Musikfestivals statt. Tausende von Musikliebhabern treffen sich dort, um bei gepflegtem Ambiente Musik zu hören. In jener Region lernt man u.a. das Atelier des Malers Henning Rethmeier näher kennen, für den seine Abkehr von der gegenständlichen Malerei als Drang in die Farbe hineinzugehen, interpretiert wird.

Im "Naturpark Westensee und Wankendorfer Seengebiet" habe ich in den 1970er Jahren gemeinsam mit meinem Cousin und dessen Freunden Silvester gefeiert. Daran erinnere ich mich sehr gerne. Das Naturgebiet Westensee liegt sehr abgeschieden und ist wirklich ein Geheimtipp, wenn man die Ruhe sucht. Ich lese, dass im beschaulichen "Wankendorfer Seengebiet" sich die ZEN -Verreinigung Deutschland ihr Refugium gesucht hat. Das kann ich gut verstehen.

Wer Kinder hat, sollte es nicht verabsäumen, das Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen in Warder zu besuchen. Dieses Zentrum ist eine Arche für 700 Tiere. Der leidenschaftliche Tierschützer Dr. Dr. Kai Frölich möchte ein "Europäisches Wissenszentrum für die Entwicklungsgeschichte der Haustiere " aufbauen.

Die Holsteinische Schweiz lernt man kennen und erfährt, dass sich dort die Orte Bosau, Bösdorf, Dersau, Eutin, Grebin und Plön zur "Tourismuszentrale Holsteinische Schweiz" zusammengeschlossen haben. Die Natur in der Region wird geprägt von Seen, die vor 12 000 Jahren entstanden sind und von Flüssen und Bächen, Auen sowie Wäldern, das ein Paradies für Fahrradfahrer darstellt. Auf dem Heuboden des Anwesens von Brigitte und Hans Weiß in Wahlsdorf finden hochkarätige Konzerte und Veranstaltungen statt. Informiert wird man auch über den Künstler Jens Peter Mardersteig, dessen Vielseitigkeit sich in einem komplexen Oeuvre zeigt. Genannt werden: Poetische Texte, theoretische Texte, ungegenständliche "neokonkrete" Malerei und gegenständliche Arbeiten auf Papier, (vgl.: S.80).

"Gut Immenhof" in Bad Malente lernt man kennen, auf dem in den 1950er Jahren der Film "Die Mädels vom Immerhof" gedreht wurde und auch die Stadtbäckerei Eutin sowie die Johannisloge "Zum Goldenen Apfel" in Eutin, die 1771 gegründet wurde. In diesem Zusammenhang erfährt man Näheres über die Freimaurer und deren Ziele, die in Selbstvervollkommnung, das bewusste Auf-sich-Achten, beispielsweise bei Gesprächen und der Förderung von ethischen Werten als Grundlage des menschlichen Miteinanders gilt.

Es werden einige schöne Hotels vorgestellt und man wird auch über die Lübecker Bucht informiert, bevor man die Insel Fehmarn näher kennenlernen darf und dort auch das Meereszentrum.
Das Buch ist eine sehr schöne Erweiterung zu herkömmlichen Reiseführern und wird kleinen mittelständischen Unternehmern und Künstlern gerecht, die man, wie ich meine, beim Shoppen als Urlauber eher unterstützen sollte als die großen Ladenketten auf der vormals grünen Wiese, durch die die Innenstädte und Dörfer immer mehr an Reiz verlieren.

Empfehlenswert.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Rezension: Früher war alles besser. Ein rücksichtsloser Rückblick

Das vorliegende Buch enthält Texte (Begriffsdefinitionen) von Henryk M. Broder, Josef Joffe, Dirk Maxsteiner und Michael Miersch. Diese alphabetisch geordneten, beinahe in Form von Essays gestalteten Begriffsdefinitionen befassen sich mit Personen, Dingen, Sachverhalten und Denkkonstrukten, welche Personen, die älter als 50 Jahre sind, noch gut in Erinnerung haben, sofern sie nicht an Gedächtnisschwund leiden. Die Texte zeichnen sich durch Toleranz und Augenzwinkern aus und sind frei von Zynismus oder Sarkasmus gegenüber Absonderlichkeiten vergangener Tage, die gottlob ohne Wehmut betrachtet werden. Werturteile werden großzügig dem kleingeistigen Leser überlassen.

Die Lebenseinstellung der Vorachtundsechziger macht sich nicht zuletzt am Begriff "Ehehygiene" fest, die natürlich mit der sexuellen Revolution beantwortet werden musste. Broder, Jahrgang 1946, berichtet von einer Zeit, wo selbst unter Eheleuten nicht über Sex gesprochen wurde, sich dieser im Dunkeln und zwar in tiefgekühlten Schlafzimmern ereignete. Wollte man etwas über Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung erfahren, war man auf die wenigen Aufklärungsbücher angewiesen, die sich mit dem Paarungsverhalten von Bienen, Barschen und Quallen auseinandersetzten, (vgl.: S.56). Ich war 1967 noch ein Kind und durfte den Film "Helga - Vom Werden des menschlichen Lebens" noch nicht sehen, den Broder erwähnt, erinnere mich aber wie über den Film gesprochen wurde, weil die "Film- Helga" eine Namensvettern von mir war und man in der Verwandtschaft Bedenken anmeldete, was aus mir bei diesem gebrandtmarkten Namen später mal werden würde. Nachdem ich im Rahmen des Begriffs "Ehehygiene" lese, worum es in dem Streifen ging, muss ich mich sehr über die Aufgeregtheiten wundern. Übrigens gelingt es Broder auf zwei Seiten sehr gut die Einstellung zur Sexualiät, die bis in die 70er Jahre hineinreichte, zu skizzieren, ohne sie als solche zu werten.

Man liest auch immer wieder von Speisen aus längst vergangenen Tagen, wie etwa "Falscher Hase", "Fondue", "Toast Hawaii", "Kalter Hund", "Käse-Igel", "Ragout fin", "Soleier" und von der Bezeichnung "Fräulein", die von den Feministinnen abgeschafft wurde und die einst im Büro mit Vorliebe eine "Klappstulle" aß. Josef Joffe schreibt davon, dass es ein emanzipatorisches Wagnis (feststellend nicht wertend) war, als Frau in den 50er und 60er Jahren Hosen zu tragen und Franke Levi Strauss mit den Jeans, die nach 1945 die Welt überschwemmten, letztlich der wahre Vater der Emanzipation sei. Ein bemerkenswertes Deutungsmuster. :-))

Gefallen hat mir Josef Joffes Begriffsdefinition für "Hüft- oder Strumpfhalter" (heute : Strapse), dem man- das schreibt Joffe allerdings nicht-, bereits als Kind in Form eines "Leibchens" trug, welches mich zumindest furchtbar abnervte. Ich zitiere: "...damals physikalisch notwendiges Accessoire, das die Strümpfe hochhielt, heute frauliche Konzession an Männerphantasien. Die die Trägerin als lästig und ebenso drückend empfindet." Herr Joffe scheint wirklich ein Frauenversteher zu sein. :-))

Michael Miersch kündigt das Aussterben der Intellektuellen in unserem Lande an, die ihren Status jahrelang damit rechtfertigten, Wächter zu sein, die aufpassen, dass die Deutschen nicht wieder durchdrehen und zur braunen Horde redigieren. Er konstatiert, dass der Wächterjob nicht mehr viel hergibt, seit die Mehrheit der Bevölkerung friedlich, tolerant und demokratisch geworden ist und sich bei den Themen, die heute für neue Erregungsmomente sorgen, die Reihen immer mehr lichten. (vgl.: S.98 -99). Dass der Kulturverfall nur wenige selbst ernannte Intellektuelle berührt, kann ich, dies nicht werten wollend, bestätigen.

Josef Joffe vergisst nicht zu erwähnen, dass es heutzutage in Deutschland keine Kindergärten mehr gibt, man diese nur noch im Ausland begrifflich vorfindet. In unserem Land gibt es nunmehr "Kitas". Die Kinder sind begrifflich verschwunden. Nicht zu Unrecht fragt Joffe: "Was kann schöner sein als die Kombo von Kind und Garten?"(vgl.: S. 105).

Broders Definition des "Liedermachens" finde ich überaus amüsant. Er vermutet, dass der erste Liedermacher Walter von der Vogelweide war und begründet dies auch. Anschließend schreibt er weiter: "Nach Walther von der Vogelweide war erst mal Pause, denn die Welt hatte Wichtigeres zu tun, als Minnegesängen zu lauschen. Erst musste Amerika entdeckt, der Buchdruck erfunden, der Dreißigjährige Krieg ausgefochten, die Französische Revolution zu Ende gebracht und das Wiener Schnitzel patentiert werden, bevor es mit den Liedermachern weitergehen konnte" (S.121). Später erinnert Broder an die Liedermacher auf "Burg Waldeck" in den 60er Jahren und zitiert das österreichisches Original Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendter, von dem der Satz stammt: "Die Maturantinnen sind alle Masturbantinnen." Nun ja, Sexreporte aus jenen Tagen kommen zu anderen Ergebnissen. Der Vielfachdoktor hatte offenbar Zukunftsvisionen. :-))
Der "Pettycoat" und der "Minirock" sind Themen im Buch, auch das Poesiealbum, das heute durch Facebook ersetzt worden ist und schließlich auch die "Prügelstrafe", die in Westdeutschland erst 1973 gesetzlich abgeschafft wurde. Allerdings erklärte das Bayrische Oberste Landgericht "ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht" weiterhin für legal. Man schrieb bereits das Jahr 1980 als der letzte bayrische Lehrer auf die Watschn als pädagogisches Instrument verzichtete (vgl.: S.150). Miersch schreibt zu Recht, dass sich diesbezüglich die Zeiten gebessert haben. "Niemand hat heute noch Verständnis für Sadisten im Schuldienst und prügelnde Eltern." (S.151).

Schallend gelacht habe ich als ich Broders begriffliche Ausführungen zu Marcuses "Repressiver Toleranz" gelesen habe, von der er mutmaßt, dass es sich um einen bloßen Vertipper handelt und eigentlich "Depressive Toleranz" heißen sollte. Broder zeigt sehr schön an Beispielen auf, wie die Vertreter der "Frankfurter Schule" in ihren Betrachtungen mit zweierlei Maß gemessen haben und dass ihnen sophistische Deutungsmuster nicht fremd waren. Seine Begründung, weshalb sich im Hier und Heute die "Repressive bzw. Depressive Toleranz" vermutlich vollständig durchgesetzt hat, können sie auf Seite 160 nachlesen. Lach.

Sehr gelungen auch ist die Begriffsdefinition zum "Deutschen Schäferhund", zur "Sonntagskleidung", zum "Tropfenfänger" und zum "Wohlstandbauch", der heute eine soziale Provokation darstellt, wie jeder weiß. Das aber war nicht immer so. Essen ist halt mittlerweile zu einem "falschen Bedürfnis" geworden.

Empfehlenswert.



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