Die Autorin
dieser tiefgründigen, spirituellen Parodien für Anfänger und
Fortgeschrittene ist die studierte Germanistin Christine
Keller. Die Schweizerin war lange pädagogisch und künstlerisch tätig und legt mit "Rent a Mantra" ihr
literarisches Debüt vor.
Dreißig satirische Texte warten darauf, gelesen zu werden. Dabei lassen die feinsinnigen Parodien sehr schnell erkennen, dass die Autorin sich intensiv mit esoterischen
Themen auseinander gesetzt hat und hier nun das Verhalten ihrer Protagonisten
wie auch den esoterischen Markt subtil persifliert, ohne allerdings dabei respektlos zu werden.
Was ist eine
Parodie? Wikipedia lässt uns
wissen, dass der Begriff aus dem
Griechischen stammt und dass man
darunter eine verzerrende, übertreibende
oder verspottende Nachahmung zu verstehen hat. Dabei soll die Verzerrung
nicht selten über eine komische Wirkung verfügen. Genau das ist bei Christine
Kellers Parodien erfreulicherweise der Fall.
Doch nicht nur dieser, sondern auch ein weiterer
Moment der Begriffserläuterung trifft zu, nämlich jener, dass eine Parodie nicht zwingend einen abwertenden
Charakter haben muss. Christine Kellers Texte wirken durchaus beinahe wie eine
Hommage des parodierten Gegenstandes und das ist sehr reizvoll. Diese
Tatsache dürfte dazu führen, dass all jene, die sich zwar mit spirituellen Themen
identifizieren können, aber dies mit einem entspannten Augenzwinkern
tun, viel Freude beim Lesen der Texte
haben werden.
Bei den
Texten handelt es sich um einen humoristisch-kabarettistischen Mix aus Prosa und
Dialogen, in denen die Beratungs- und Esoterikszene liebevoll auf die Schippe
genommen wird. Mit einem Dialog zwischen einer Anruferin und einer Hellseherin beginnt der Text- und wird
mit vielem fortgeführt, was zum Standartrepertoire der Esoterikszene
gehört, so etwa Channelling, Schwingungsebenen, Feng Shui und so weiter.
Im Glossar zum
Schluss findet man dann noch sehr witzige
Definitionen zu Begriffen, die
beim Lesen der spirituellen Parodien hilfreich sein können.
Parodien verkürzt wiederzugeben, halte ich für wenig sinnvoll. Damit Sie aber eine
konkrete Vorstellung davon erhalten, um was es in dem Buch geht, erlaube ich
mir den 3. Text des Werkes zu zitieren. Es handelt sich im Gegensatz zu allen weiteren Texten im Buch um einen sehr kurzen Beitrag, offenbar gedacht zum
Innehalten und Loslassen.
Leere Seite
Mit dieser
Seite hast du auch Leere gekauft - den Ursprung des
Kosmos.
Damit Du die
Leere überhaupt erträgst: Spüre dich einmal selbst-
SPÜÜÜÜÜREN meine ich.
Ja, dann
kannst Du dich wieder loslassen und der Leere übergeben.
Bleibe so lange in der
Leere, wie es für dich gut ist.
Wenn wieder
Wörter erscheinen- komme ganz vorsichtig zurück!
(Am Ende der
leeren Seite liest man dann):
So, ich
hoffe, du hast die Leere gut genutzt- für das, was noch auf
dich zukommt!
Ich kann
versichern, es ist viel Amüsantes, teilweise
fast Schwarzhumoriges, was noch auf den Leser zukommt, so u.a. festgehalten im Text "Spiritueller Lebenslauf" und dort beispielsweise in den Sätzen "Ich enterte eine Öko-Jacht und
dozierte fünf Monate auf hoher See, um
die Bosse der Weltwirtschaft zu zwingen, Fische, die zu mehr als fünfzig
Prozent aus Plastikabfällen bestanden, nicht wie bisher als Fische, sondern konsumfreundlicher als
Plastikfische zu deklarieren."
Allein schon diese Textstelle verdeutlicht die vielen Fragezeichen, die sich auftun, wenn wirkliche Probleme zu lösen sind. Genügt es dann Schwingungsebenen zu verändern oder mit Familienaufstellungen oder Feng Shui zu Felde zu ziehen?
Allein schon diese Textstelle verdeutlicht die vielen Fragezeichen, die sich auftun, wenn wirkliche Probleme zu lösen sind. Genügt es dann Schwingungsebenen zu verändern oder mit Familienaufstellungen oder Feng Shui zu Felde zu ziehen?
Wie auch immer, die Esoterik- und Beratungsszene hat eine wichtige Bedeutung in unserer Welt der vielen Fragezeichen. Genau das wird in diesem Buch deutlich, wenn auch anders als von dem ein oder anderen der Szene vielleicht erhofft.
Sehr
empfehlenswert.
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